Karl der Fünfte von Frankreich

Karl der Fünfte von Frankreich
Karl V. von Frankreich
Karl V. von Frankreich empfängt Kaiser Karl IV.
Karl V. überreicht Bertrand du Guesclin das Schwert des Connétable

Karl V. der Weise, franz. Charles V le Sage; (* 21. Januar 1338 in Vincennes; † 16. September 1380 im Schloss Beauté-sur-Marne bei Paris) war von 1364 bis 1380 König von Frankreich. Er gilt als einer der großen Könige des französischen Mittelalters.

Leben

Karl V. war der älteste Sohn von Johann II. von Frankreich und dessen erster Gemahlin Jutta von Luxemburg. Er war der dritte König aus der Linie der Valois, der noch heute existierenden Dynastie der Kapetinger.

Er erhielt schon als Kind von seinem Vater das Fürstentum Dauphiné mitsamt dem traditionsreichen Titel Dauphin verliehen, nachdem 1343 der erbenlose Dauphin Humbert II. Mönch geworden war und sein Territorium (das eigentlich zum Römischen Reich deutscher Nation gehörte) der französischen Krone vermacht hatte.

Am 8. April 1350 wurde Karl mit Johanna von Bourbon verheiratet.

Als 1356 Johann II. in der Schlacht bei Maupertuis gegen englische Truppen in Gefangenschaft geriet, übernahm der 18-jährige Karl als Regent die Herrschaft. Er hatte anfangs einen schweren Stand: Die Großen im Königreich versuchten die Abwesenheit des Königs zu nutzen, die Macht der Krone einzuschränken (und führten z.T. Bürgerkriege, wie den bretonischen Erbfolgekrieg); auch die Stadt Paris unter Étienne Marcel übte sich 1357 in Obstruktion und lehnte sich 1358 offen auf; im selben Jahr revoltierten in einigen Provinzen die Bauern (die sog. Jacquerie).

Karl schaffte es jedoch, mit Diplomatie und Militäreinsatz die Ruhe im Innern wiederherzustellen. Auch gelang es ihm 1360 mit England den allerdings unvorteilhaften Frieden von Brétigny zu schließen, bei dem er seinen Vater Johann für 3 Millionen Livres freikaufen und der englischen Krone ihre Eroberungen in Frankreich bestätigen musste.

1363 wurde er erneut Regent, als Johann sich anstelle seines aus englischer Geiselhaft geflüchteten Sohnes Ludwig selbst als Geisel nach London begab, wo er am 8. April 1364 starb.

Da er wenig soldatisch war und auch oft kränkelte, nahm Karl nach seiner Thronbesteigung den genialen Feldherrn Bertrand du Guesclin in seine Dienste. Diesen schickte er schon im Mai 1364 erfolgreich gegen seinen Verwandten und Thronrivalen Karl von Navarra ins Feld, dessen von England unterstützte Ansprüche auf die französische Krone er dank eines Sieges in der Schlacht von Cocherel militärisch abwehren konnte und den er im Folgejahr auch vertraglich zum Aufgeben zwang.

1365 beauftragte er Du Guesclin, die Söldnerbanden zu sammeln, die nach Brétigny beschäftigungslos im Land marodierten, und sie nach Spanien zu führen. Dort sollten sie den kastilischen Thronprätendenten Heinrich von Trastámara gegen seinen Halbbruder Peter den Grausamen von Kastilien unterstützen, der seinerseits mit den Engländern verbündet war. Hintergrund der Hilfeleistung Karls an Heinrich war, dass Kastilien damals die größte Kriegsflotte in Westeuropa besaß, die nach Peters schließlicher Niederlage und Ermordung 1369 und der anschließenden Thronbesteigung Heinrichs in der Tat Frankreich gegen England unterstützte.

Als Du Guesclin (der in Spanien 1367 in englische Gefangenschaft geraten war und teuer hatte freigekauft werden müssen) 1370 nach Frankreich zurückkehrte, beförderte Karl ihn zum Connétable von Frankreich und machte ihn zum Oberbefehlshaber seiner Truppen im Krieg gegen die Engländer, der 1368 wieder aufgeflammt war. Dank Du Guesclins militärischem Genie schaffte es Karl bis zu seinem Tod, praktisch ganz Frankreich wieder fest in den Griff zu bekommen und die Besitzungen zurückzuerobern, die er der englischen Krone in Brétigny hatte bestätigen müssen.

Schon 1367 hatte Karl, der sich mit guten Beratern zu umgeben verstand, ein Landfriedensgesetz erlassen, das eine größere Sicherheit der breiten Bevölkerung gewährleisten sollte. Er stabilisierte den Geldwert und zog durch Handelsbegünstigungen auch Fremde ins Land. Er förderte die Künste und Wissenschaften und stiftete die königliche Bibliothek in Paris. Er erweiterte den Louvre und setzte die Pariser Befestigungsanlagen wieder instand, wobei er die Bastille erbaute. Allerdings erregte er durch seine starke Zentralisierung und durch harten Steuerdruck auch Unzufriedenheit, so dass 1379 in der Bretagne, in Flandern und im Languedoc Aufstände ausbrachen, die bei seinem Tod noch nicht beendet waren.

Karl fand 1404 eine dankbare Biografin in Christine de Pizan, deren Vater Tommaso er als Leibarzt und Hofastrologen von Venedig nach Paris geholt hatte.

Nachfahren

Aus seiner Ehe mit Johanna von Bourbon (1338–1378) gingen folgende Kinder hervor:

  • Johanna, (September 1357-21. Oktober 1360)
  • Johann, (1358-1358)
  • Bonne, (1360-7. November 1360)
  • Johanna, (7. Juni 1366-7. Juni 1366)
  • Karl VI., (3. Dezember 1368–21. Oktober 1422) ∞ 17. Juli 1385 Isabeau
  • Marie, (27. Februar 1370-Juni 1377)
  • Ludwig I., (13. März 1372–23. November 1407) ∞ 17. August 1389 Valentina Visconti von Mailand
  • Isabelle, (24. Juli 1373-13. März 1377)
  • Katharina, (4. März 1377-August 1388) ∞ 5. August 1386 Johann II., Herzog von Berry

Zudem war er noch Vater der unehelichen Söhne Oudard d'Attainville (1360-1415), und - aus seiner Beziehung mit Biette Cassinel - Jean de Montaigu (1363-17. Oktober 1409).

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