KarstadtQuelle AG

KarstadtQuelle AG
Arcandor AG
Arcandor-Logo
Unternehmensform AG
ISIN DE0006275001
Gründung 1999 (1881)
Unternehmenssitz Essen, Deutschland
Unternehmensleitung
Mitarbeiter 70.637 (30. Sept. 2007)
Umsatz 14,3 Mrd. € (2007)
Branche Warenhaus- und Versandhandel, Touristik
Website

www.arcandor.com

Die Arcandor AG (früher KarstadtQuelle AG) ist ein Handels- und Touristikkonzern mit Unternehmenssitz in Essen und den drei Kerngeschäftsfeldern Einzelhandel, Versandhandel und Tourismus.

Inhaltsverzeichnis

Kennzahlen

Vor der Restrukturierung des Konzerns wurde im Jahr 2004 mit über 100.000 Mitarbeitern ein Umsatz von 15,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Arcandor AG erreichte im 2. Quartal 2007 eine Umsatz- und Ergebnissteigerungen um 73 % auf 4,37 Mrd. €. Der Geschäftsbereich Warenhaus erzielte im II. Quartal einen Umsatz von 917,3 Mio. € und machte damit ca. 21 % des Konzernumsatzes aus. Die Versandhandelssparte Primondo erzielte einen Umsatz von 888,2 Mio. € und trägt zu ca. 20 % zum Konzernumsatz bei. Der Touristik-Bereich Thomas Cook erzielte 2,5 Mrd. € und macht damit ca. 58 % des Konzernumsatzes aus. Der Konzern ist beim Aktienindex MDAX notiert.

Bereiche Mitarbeiter Mitarbeiter Umsatz
in Mio.
Umsatz
in Mio.
2007 2006 2007 2006
Thomas Cook 32.286 11.237 8.447,8 8.523,0
Primondo 21.332 22.848 2.889,4 2.778,0
Karstadt 33.682 35.460 2.861,6 2.940,4
sonstige 472 1.576 192,9 213,1
Summenlauf 87.772 71.121 14.391,7 14.454,5

Stand: 30. September 2007

Geschäftsfelder

Die Geschäftsfelder des Arcandor-Konzerns sind:

Stationärer Einzelhandel in Deutschland
Versandhandel
Touristik
(seit dem 22. Dezember 2006 50-Prozent-Beteiligung: „Der Handelskonzern KarstadtQuelle kauft die 50-Prozent-Beteiligung der Lufthansa an Thomas Cook für 800 Mio. Euro.“ Quelle: n-tv.de) (Nach der Fusion mit der My Travel Group 2007 hält KarstadtQuelle noch 52 % am mittlerweile an der London Stock Exchange gelisteten Unternehmen.)

Geschichte

Logo der ehemaligen KarstadtQuelle AG

Arcandor entstand 2007 aus der Umfirmierung der KarstadtQuelle AG. Diese entstand wiederum 1999 durch die Fusion des Warenhauskonzerns Karstadt AG mit dem Versandhaus Quelle Schickedanz AG & Co. Der erste Vorstandschef des vereinigten Konzerns war damals Walter Deuss.

Krise und Konsolidierung (Juli 2000 - März 2007)

Im Juli 2000 legte Vorstandschef Walter Deuss nach Kritik an seiner Arbeit sein Amt nieder. Nachfolger wurde Wolfgang Urban. Neckermann feiert im Jahr 2000 sein 50-jähriges Jubiläum.

Im Januar 2001 kündigte Karstadt an, bis zu 7000 Stellen zu streichen. Der Konzern kaufte die Textilkette SinnLeffers. Im November 2001 wurde Christoph Achenbach Chef der Konzerntöchter Quelle und Neckermann. Aus der C & N Touristik AG wird die Thomas Cook AG, an der KarstadtQuelle gemeinsam mit der Lufthansa zu je 50 % beteiligt ist. Die Touristik ist damit ein wichtiger Bestandteil des Konzerns geworden. Im Oktober erfolgte die Gründung der KarstadtCoffee GmbH, ein gemeinsames Joint Venture mit Starbucks.

Zwischen 2002 und 2004 kam es zu Umsatzrückgängen und einem Einbruch beim Jahresüberschuss. Im Jahr 2002 feierte Quelle sein 75jähriges Jubiläum und aus den Quelle Versicherungen werden die KarstadtQuelle Versicherungen. Im Jahr 2004 startete Quelle den landesweiten Versand in Russland.

Im Mai 2004 musste Vorstandschef Wolfgang Urban – dem wie seinem Vorgänger eine verfehlte Unternehmenspolitik vorgeworfen wurde – das Unternehmen verlassen (offiziell aus gesundheitlichen Gründen). Im Juni 2004 wurde Christoph Achenbach Konzernchef, Thomas Middelhoff wurde Aufsichtsratsvorsitzender.

KarstadtQuelle kämpfte mit den Problemen des gesamten Einzelhandels, aber auch hausgemachten Problemen. So hielt man entgegen dem Markttrend an dem umfangreichen Sortiment fest. Kritiker bemängeln, die Einrichtung sei nicht mehr zeitgerecht, das Programm nicht kundengerecht. Auch bei Quelle sei das Katalogkonzept überholt, die Marke müsse neu positioniert werden.

Im Oktober 2004 wurde bekannt, dass sich der KarstadtQuelle-Konzern in dramatischen finanziellen Schwierigkeiten befand. Nach mehreren verpassten Chancen zur Sanierung und Restrukturierung des Konzerns und auf Grund der anhaltenden Einzelhandelsflaute wurde angekündigt, 8500 Stellen abzubauen sowie 77 der 189 Warenhäuser (alle, die weniger als 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche aufweisen) in Deutschland, einen Großteil der Beteiligungen des Konzerns (Facheinzelhandel, Anteile an der Thomas Cook AG und dem DSF) zu verkaufen, um das Unternehmen zu retten.

Im November 2004 wurde veröffentlicht, dass im dritten Quartal 2004 ein Verlust von 1,1 Milliarden Euro entstanden sei. Der Konzern vollzog daraufhin die Trennung von Starbucks. Der Gesamtverlust 2004 betrug 1,625 Milliarden Euro.

Nach Abschluss eines Solidarpaktes zwischen Arbeitnehmern, Management, Anteilseignern und Banken erfolgt die Umsetzung des Konzeptes zur Restrukturierung und Neuausrichtung des KarstadtQuelle-Konzerns. Diese Neuausrichtung sah die Konzentration auf das Kerngeschäft und die Trennung von Randaktivitäten vor. Die Trennung von Starbucks war eine der ersten großen Veräußerungen des Konzernportfolios. Die Anteile am DSF wurden im Januar 2005 an EM. TV abgegeben. Im August 2005 wurden 75 Karstadt-Filialen (Karstadt Kompakt GmbH & Co.KG), 51 SinnLeffers-Modehäuser sowie die Fachhandelskette Runners Point verkauft. Für Quelle und Neckermann wurde die Neupositionierung auf neue Zielgruppen angestoßen. Die Anzahl der Kataloge pro Jahr wurde für beide Marken erhöht.

Seit März 2005 hält ein Aktionärspool um Madeleine Schickedanz über 50 Prozent der Aktien. Im Mai 2005 wurde Dr. Thomas Middelhoff nach Bitten von Quelle-Erbin und Großaktionärin Madeleine Schickedanz Vorstandschef. Zugleich verlor die AG in einem Musterprozess einen Vermögensstreit mit den Erben des Wertheim-Konzerns, die durch die Jewish Claims Conference vertreten waren. Die Aktie fiel um acht Prozent, da weitere Verluste in Höhe von 150 Millionen Euro im Rechtsstreit um das Grundstück Lenné-Dreieck am Potsdamer Platz möglich waren. Für 4,5 Milliarden Euro verkaufte KarstadtQuelle inzwischen 51 Prozent seines Immobilienbestandes an Goldman Sachs, mit dem die AG nun zusammen den Immobilienfonds Withehall hält.

2006 wurden im Zuge der Konsolidierung des Konzerns wichtige Importdienstleistungen der zum Konzern gehörenden Marken Karstadt, Quelle, neckermann.de und weiterer Spezialversender an das Handelshaus Li & Fung aus Hongkong übertragen, anstatt der bisherigen in Deutschland ansässigen Importhäuser. Eine Einkaufspreisreduktion um zehn Prozent und ein Importvolumen von über zwei Milliarden Euro pro Jahr wird angestrebt. Künftig sollen durch Li & Fung bei Arcandor bis zu zwölf Kollektionen im Jahr möglich werden. Zudem werde sich nach Angaben von Arcandor das benötigte Betriebskapital für Arcandor um eine halbe Milliarde Euro verringern, da Li & Fung gegenüber den Lieferanten ein längeres Zahlungsziel besäße, als es Arcandor oder die frühere KarstadtQuelle AG bisher hatte. Die bisherige Einkaufstochterfirma KarstadtQuelle International Services AG (KQIS, St. Gallen) wurde mitsamt 1100 Mitarbeitern für 60 Millionen Euro an die Li & Fung Ltd. verkauft. Li & Fung übernimmt insbesondere die Musterung und Qualitätssicherung der lohngefertigten Ware vor Ort und wickelt künftig den Zahlungsverkehr des weltweiten Importgeschäftes von Arcandor ab. Die Entwürfe für die Eigenmarkenkollektionen sollen jedoch durch den Aufbau eigener Designcenter in London und Asien in der Hand von Arcandor bleiben, ebenso die Konditionenverhandlungen mit den einzelnen Lieferanten.

Im Mai 2006 kündigte das Unternehmen an, für die Konzern-Holding einen neuen Namen zu suchen, da die große Bedeutung der Touristiksparte nicht im alten Namen berücksichtigt ist und der internationaler klingen soll. Nach den Schwierigkeiten der vergangenen Jahre und einer Umbruchphase befand sich der Konzern zur Jahresmitte 2006 erstmals wieder in der Gewinnzone. Im Herbst 2006 feierte das Unternehmen sein 125-jähriges Jubiläum. Ende November 2006 wurde bekannt, dass sich KarstadtQuelle von seinem Versandhaus neckermann.de trennen will.

2007 schuf das Unternehmen das weltweit drittgrößte Touristikunternehmen, indem es seine Tochterfirma Thomas Cook mit der britischen MyTravel plc fusionierte.

Ende März 2007 gab KarstadtQuelle in einer Pressemitteilung bekannt, dass nach einem Verlust von 316 Millionen Euro im Jahr 2005 im Jahr 2006 ein Gewinn von 346 Millionen Euro erwirtschaftet wurde und somit erstmals seit der Krise wieder schwarze Zahlen geschrieben wurden.

Die Ära Arcandor (ab März 2007)

Am 29. März 2007 kündigte das Unternehmen an, dass die Holding des KarstadtQuelle-Konzerns künftig unter dem Namen Arcandor firmieren wird. Die Umbenennung kündigte der Vorstandsvorsitzende Middelhoff auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in Düsseldorf an.[1]

Die endgültige Bestätigung des neuen Namens der Holding fiel auf der Hauptversammlung des Unternehmens am 10. Mai 2007. Zudem kündigte Konzernchef Middelhoff an, dass er KarstadtQuelle Ende 2008 nach erfolgreicher Sanierung des Unternehmens verlassen wird. Am 23. April 2008 verlängerte er jedoch seinen Vertrag bis mindestens Jahresende 2009. Der neue Name Arcandor gilt seitdem jedoch nur für die Konzern-Holding. Die Traditionsnamen Karstadt für die Warenhäuser, Quelle für den Versandhandel und Thomas Cook für das Reisegeschäft sollten erhalten bleiben.

Im Mai 2007 wurde der Fernsehsender Home Shopping Europe (HSE24) gekauft. Der Handels- und Touristikkonzern zahlt dafür rund 200 Millionen Euro. Die Vereinbarung wurde mit dem Eigentümer des Senders, InteractiveCorp abgeschlossen.

Erneut in negative Schlagzeilen geriet der Konzern im September 2008, als der Kreditversicherer Euler Hermes, aufgrund gestiegener Risiken durch die mittlerweile auf 1,5 Mrd. Euro angewachsene Verschuldung des Konzerns, die Ausfallgarantien für Warensendungen beschränkte[2]. In der Zwischenzeit konnte sich Arcandor mit den Banken über eine Refinanzierung seiner Kredite einigen. Die vorübergehende Deckelung der Ausfallgarantien wurde daraufhin aufgehoben [3].

Ende September führte Arcandor eine Kapitalerhöhung von 10% des Grundkapitals durch, die vollständig von der Privatbank Sal. Oppenheim gezeichnet wurde. Zusätzlich übernimmt Sal. Oppenheim von der bisherigen Großaktionärin von Arcandor, Madeleine Schickedanz, einen Anteil in Höhe von 19,5%. In Folge beider Maßnahmen hält die Privatbank künftig eine Beteiligung in Höhe von rund 29,5% an dem Handelskonzern. Schickedanz hielt bisher 53,3% an Arcandor. Medienberichten zufolge hatte sie sich in der Vergangenheit für die Aufstockung ihrer Arcandor-Beteiligung bei Sal. Oppenheim verschuldet [4].

Am 2. Dezember 2008 wurde bekannt, dass Middelhoff im Frühjahr 2009 den Vorstandsvorsitz an Karl-Gerhard Eick abgeben wird, bisher Finanzvorstand der Deutschen Telekom.[5]. Middelhoff erhielt, so Recherchen der Redaktion der Sendung "Hart aber fair" (ARD, 25. März 2009), eine Abfindung in Höhe von 2.300.000 Euro zu einem Zeitpunkt, an dem der Aktienkurs auf einem historischen Tiefpunkt angekommen war.

Krise ab März 2009

Nach Übernahme des Vorstandsvorsitzes durch Karl-Gerhard Eick Mitte Februar 2009 sprach dieser von einer Krise bei Arcandor und schlug einen Sanierungsplan vor. Arcandor habe Schulden von über 2,6 Milliarden Euro, von denen im Juni 2009 alleine 650 Millionen Euro fällig werden. [6]Arcandor müsse Mietzahlungen von ca. 350 Mio. Euro jährlich zahlen. [7] Dabei sollen die Luxus-Kaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München verkauft werden. [8] Dabei werden auch staatliche Bürgschaften des Bundes (über die KfW Bankengruppe) und des Landes Nordrhein-Westfalen nicht mehr ausgeschlossen. [9][10]

Arcandor hat seinen Großaktionär, die Privatbank Sal. Oppenheim, die 28,6 Prozent an Arcandor hält, offenbar überzeugt, kurzfristig eine Kapitalerhöhung um min. 100 Mio. Euro durchzuführen. [11][12]

Kritik

Am 23. März 2009 veröffentlichte die Zeitschrift Manager Magazin eine Studie, die der Deutsche Führungskräfteverband durchgeführt hat. 1.000 Fach- und Führungskräfte waren aufgefordert, die bekanntesten Arbeitgeber Deutschlands zu bewerten. Arcandor ist dieser Studie zufolge der unfairste Arbeitgeber in Deutschland.[13]

Vorstandsvorsitzende der KarstadtQuelle bzw. Arcandor AG

Anteilseigner

Literatur

  • Joachim Zentes: Faszination Handel. 50 Jahre Saarbrücker Handelsforschung. Deutscher Fachverlag, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-86641-088-6, S. 57-74

Quellen und Einzelnachweise

  1. 29. März 2007 Aus KarstadtQuelle wird Arcandor
  2. Handelsblatt vom 15. September 2008 (Seite 11)
  3. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,580092,00.html
  4. http://de.reuters.com/article/companiesNews/idDEBEE48S0QK20080929
  5. http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~EB5ABC07FF1504FD0B685644F9F2E4C45~ATpl~Ecommon~Scontent.html|faz.net vom 2. Dez. 2008.
  6. Bild.de - „Wir sind in einer schweren Lage“ vom 19. April 2009
  7. faz.net - Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick - „Mein Adrenalinspiegel ist wie nach drei gehaltenen Elfmetern“ vom 27. April 2009
  8. Netzeitung - Die drei Warentempel aus dem Hause Arcandor vom 20. April 2009
  9. aktiencheck.de - Presse: Arcandor soll Staatshilfen von NRW erhalten vom 24. April 2009
  10. Handelsblatt - Arcandor - Sanierung ohne Ende bei Arcandor vom 21. April 2009
  11. ftd.de - Arcandor überzeugt Großaktionär vom 29. April 2009
  12. ftd.de - Alles oder nichts für Arcandor vom 30. April 2009
  13. manager-magazin.de: So fair sind Deutschlands Arbeitgeber Abgerufen: 1. April 2009
  14. ftd.de - FTD Illustration - Aktionärsstruktur der Arcandor AG vom 30. April 2009

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