Karstadt

Karstadt
Karstadt Warenhaus GmbH
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Rechtsform GmbH
Gründung 14. Mai 1881
Sitz Essen, Deutschland
Leitung Andrew Jennings[1]
Mitarbeiter 25.000 (2009/2010) [2]
Umsatz 3,376 Mrd. Euro (2009/2010) [2]
Branche Warenhaus/Einzelhandel
Website www.karstadt.de
Karstadt-Stammhaus in Wismar
Karstadt Warenhaus in Hamburg-Wandsbek
1904 in Dortmund errichtete Filiale der Warenhauskette Althoff, die 1920 von Karstadt übernommen wurde

Die Karstadt Warenhaus GmbH mit Sitz in Essen ist eine deutsche Warenhauskette.

Bis zum 30. September 2010 war sie eine Tochtergesellschaft der Arcandor AG (bis 30. Juni 2007 KarstadtQuelle AG) und innerhalb des Konzerns für das Geschäftsfeld stationärer Einzelhandel zuständig.

Am 9. Juni 2009 ordnete das Amtsgericht Essen auf Grund eines Antrages auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens die vorläufige Vermögensverwaltung und Sicherungsmaßnahmen an. Außerdem bestimmte es einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. September 2009 eröffnet. Am 7. Juni 2010 wurde vom Gläubigerausschuss beschlossen, die Karstadt Warenhaus GmbH an den Investor Nicolas Berggruen zu verkaufen.[3] Berggruen hat zum 1. Oktober 2010 alle Karstadt-Geschäfte übernommen. Dies wurde am 3. September 2010 vom Amtsgericht Essen entschieden.

Zu Karstadt gehören heute 89 Waren- sowie 27 Sporthäuser,[4] darunter das größte deutsche und zugleich zweitgrößte europäische Warenhaus Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin mit 60.000 m² Verkaufsfläche und das Alsterhaus in Hamburg mit 24.000 m².

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Karstadt AG bis zur Fusion mit Quelle

Am 14. Mai 1881 gründete Rudolph Karstadt sein erstes Geschäft in Wismar unter dem Namen „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt“. Karstadt hatte von Anfang an Erfolg mit günstigen Festpreisen anstelle des sonst noch üblichen Handelns, sodass schnell Filialen in 24 Städten Norddeutschlands eröffneten. Das zweite Karstadt-Haus wurde 1884 in Lübeck eröffnet. Kunden der ersten Stunde waren Thomas Mann und sein Bruder Heinrich. Weitere Filialen entstanden in Neumünster (1888), Braunschweig (1890), Kiel (1893), Mölln (1895) und Eutin (1896). Im Jahr 1900 übernahm Rudolph Karstadt 13 Geschäfte seines hoch verschuldeten Bruders Ernst Karstadt in Anklam, Dömitz, Friedland, Greifswald, Güstrow, Hamburg (Röhrendamm), Ludwigslust, Neubrandenburg, Schwerin, Stavenhagen, Wandsbek (Lübecker Straße), und Waren (Müritz). Weitere Filialeröffnungen folgten in Bremen (1902), Hamburg-Eimsbüttel (1903), Altona (1903), Hannover (1906) und Wilhelmshaven (1908). Einen ersten Höhepunkt bildete das 1912 an der Mönckebergstraße in Hamburg eröffnete erste Großstadt-Warenhaus in Deutschland mit einer Verkaufsfläche von rund 10.000 m². Daneben setzte Karstadt zunehmend auf Eigenfabrikation von Bekleidung. Hierzu errichtete man 1911 ein großes Stofflager und ein Jahr später eine Wäschefabrik in Berlin. Außerdem wurde 1919 eine Herrenkleiderfabrik in Stettin eröffnet.

1920 wurde die Firma Althoff des Dülmeners Theodor Althoff von Karstadt übernommen und der gesamte Konzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit war der Karstadt-Konzern nun auch mit Althoff-Filialen in Dülmen (eröffnet: 1885), Rheine (1889), Borghorst (1889), Bottrop (1893), Bocholt (1893), Recklinghausen (1893), Essen (1894), Münster (1896), Duisburg (1899), Gladbeck (1901), Lippstadt (1901), Coesfeld (1902), Remscheid (1901), Dortmund (1904) und Leipzig (1914) vertreten. Die Althoff-Warenhäuser wurden jedoch erst viel später (1963) in Karstadt umbenannt. Das Filialnetz war dadurch auf 44 gewachsen und erhöhte sich bis 1931 auf 89. Karstadt expandierte nach dem Ersten Weltkrieg rasch und gründete im Juli 1926 die EPA-Einheitspreis-Aktiengesellschaft, mit der Karstadt ein Filialnetz von Niedrigpreis-Warenhäusern aufbaute. Bis 1932 entstanden 52 EPA-Filialen. Darüber hinaus erwarb Karstadt weitere Produktionsbetriebe, um unabhängiger von Zulieferern zu werden. Zu diesen Betrieben zählten Webereien, Einrichter, Druckereien und Schlachtereien.

1929 wurde in Berlin-Neukölln am Hermannplatz eines der damals größten Warenhäuser der Welt eröffnet. Auf neun Stockwerken mit insgesamt rund 72.000 m² Nutzfläche (das KaDeWe besaß damals weniger als 30.000 m²) waren anfangs rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Monumentalbau besaß außerdem zwei 56 Meter hohe Türme, eine 4.000 m² große Dachterrasse, mehrere Lkw-Aufzüge sowie einen eigenen Zugang vom U-Bahnsteig. Doch schon bald erwies sich das Gebäude als überdimensioniert. Durch die Wirtschaftskrise bedingt standen 1932 mehrere Stockwerke leer. 1945 wurde das Gebäude von SS-Leuten gesprengt.

1932 schied Rudolph Karstadt aus der Unternehmensführung aus, nachdem das Unternehmen während der Weltwirtschaftskrise einen dramatischen Absatzrückgang hatte. In einem Sanierungsplan wurden unter anderem das Aktienkapital herabgesetzt, zahlreiche Filialen und Produktionsbetriebe geschlossen; die Epa AG wurde verkauft.

Plakat zur Enteignung des Warenhauses in Leipzig, 1948

In den 1930er-Jahren musste das Unternehmen unter den ideologischen Vorbehalten des Nationalsozialismus gegen Warenhäuser leiden. Warenhäuser allgemein wurden als „jüdische Erfindung“ angesehen und zahlreichen Repressionen ausgesetzt. Die Karstadt AG musste 830 jüdische Angestellte entlassen, darunter vier Vorstandsmitglieder und 47 Geschäftsführer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte des Konzerns. Die Häuser in den Ostgebieten jenseits von Oder und Neiße waren verloren. Betroffen waren die Filialen in Königsberg (Ostpreußen), Cranz (Ostpreußen), Neustettin (Pommern), Stettin (Pommern) und Guben (Ost-Brandenburg). Die Filialen in der Sowjetischen Besatzungszone (darunter Schwerin, Leipzig, Potsdam, Halle und Görlitz) wurden enteignet. Mehr als 30 der verbliebenen 45 Standorte in den Westzonen waren zerstört oder schwer beschädigt, darunter auch die damaligen „Flaggschiffe“ in Berlin-Kreuzberg (Hermannplatz) und Hamburg (Mönckebergstraße).

Am Aufschwung des „Wirtschaftswunders“ der Nachkriegsjahre partizipierend erholte sich der Konzern und begann schon Anfang der 1950er-Jahre zu expandieren. Einige Übernahmen folgten, wie beispielsweise die der Grimme-Warenhäuser in Schleswig-Holstein 1970.[5]

1977 erwarb Karstadt zunächst eine Mehrheitsbeteiligung an der Neckermann Versand AG und wurde mit einem Jahresumsatz von 10,620 Mrd. DM zum größten Handelsunternehmen in der Bundesrepublik. Im selben Jahr wurde die Auflösung der als Niedrigpreissparte fungierenden Kette Kepa beschlossen. 1984 erfolgte die komplette Übernahme von Neckermann und die Eingliederung in die Konzernstruktur.

Centrum Warenhaus in Magdeburg, kurz nach der Übernahme durch Karstadt, 1991
Karstadt Essen (Stammsitz) am Limbecker Platz, Neubau, rechts ehemaliges Althoff-Gebäude (abgerissen im Mai 2008)
Karstadt Sport-Filiale in Dortmund

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden in Brandenburg an der Havel, Dresden, Halle, Magdeburg, Wismar und Görlitz ehemalige Centrum-Warenhäuser übernommen. 1994 wurden die Hertie-Kaufhäuser (darunter auch das KaDeWe) von Karstadt übernommen. Die Hertie-Warenhäuser wurden zunächst parallel weiterbetrieben. Später wurden sie nach und nach in Karstadt-Häuser umgewandelt oder geschlossen. Mit der Hertie-Übernahme wurde Karstadt auch Eigentümer mehrerer Grundstücke des jüdischen Kaufhausgründers Wertheim, den die Nationalsozialisten enteignet hatten. 2005 wurde die KarstadtQuelle AG vom Berliner Verwaltungsgericht zu einer Entschädigung der Erben verurteilt.

1999 fusionierten die Karstadt AG und das Versandhaus Quelle zur KarstadtQuelle AG.

Karstadt-Warenhäuser nach der Fusion mit Quelle

Seit der Fusion mit Quelle werden die Warenhäuser der vormaligen Karstadt AG von der Karstadt Warenhaus GmbH (bis 2006 Karstadt Warenhaus AG), einer 100%igen Tochtergesellschaft der KarstadtQuelle bzw. Arcandor AG betrieben.

Im Oktober 2004 wurde bekannt, dass sich die Karstadt Warenhaus AG wie auch der gesamte KarstadtQuelle-Konzern in dramatischen finanziellen Schwierigkeiten befand. Karstadt kämpfte mit den Problemen des gesamten Einzelhandels, aber auch hausgemachten Problemen. So hielt man entgegen dem Markttrend an einem Gemischtwarenprogramm fest. Kritiker bemängelten, die Einrichtung sei zu altmodisch, das Programm nicht kundengerecht.

Seit 1. Januar 2005 wurden die Lebensmittelabteilungen in derzeit 67 (anfangs 72) von 90 Karstadt-Kaufhäusern durch ein Joint Venture mit dem Namen Karstadt Feinkost GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln geführt, an dem Karstadt mit 74,9 % und die Rewe Group mit 25,1 % und je einem Geschäftsführer beteiligt ist. Karstadt brachte Waren und Liegenschaften für etwa 50 Mio. Euro und Rewe neues Kapital in gleicher Höhe in die Gesellschaft ein. Karstadt Feinkost hatte zu Beginn rund 3700 Mitarbeiter, die hauptsächlich vom KarstadtQuelle-Konzern gestellt wurden, die einen jährlichen Umsatz von etwa 500 Mio. Euro erwirtschafteten[6]. Bis 2007 erzielte das Gemeinschaftsunternehmen jedes Jahr Verluste vor Steuern in insgesamt zweistelliger Millionenhöhe. Nach und nach wurden seit Gründung der Karstadt Feinkost die Abteilungen nach Umbau auf die neue Marke Perfetto mit verändertem Sortiment umgestellt.[7]

Aufgrund der anhaltenden Krise wurden im August 2005 74 Karstadt-Filialen mit Verkaufsflächen unter 8.000 m² (Karstadt Kompakt, später Hertie GmbH und nach Insolvenz geschlossen), 51 SinnLeffers-Modehäuser sowie die Fachhandelskette Runners Point verkauft.

Die noch im Eigentum von KarstadtQuelle verbliebenen Immobilien der Karstadt-Warenhäuser wurden 2006 zunächst an das Highstreet-Konsortium verkauft, an dem der Handelskonzern selbst zu 49 % und der Whitehall Fonds zu 51 % beteiligt waren. 2008 verkaufte die KarstadtQuelle AG ihren 49 %igen Anteil an ein Konsortium, dem unter anderen die Borletti Group, die Generali-Gruppe, Pirelli RE und RREEF Alternative Investments angehörten.[8]

Zum 125-jährigen Bestehen brachte Karstadt im Jahr 2006 ein Jubiläumsbuch mit dem Titel Schaufenster Karstadt – Einblicke in 125 Jahre heraus, in dem die Geschichte des Unternehmens dargestellt wird.[9]

Die Buchhandelsflächen bei Karstadt betreibt seit April 2008 die DBH Warenhaus (Verlagsgruppe Weltbild/Hugendubel) als „Shop-in-Shop“. In Karstadt-Premiumhäusern firmieren die Buchflächen unter dem Namen Hugendubel (unter anderem im Berliner KaDeWe, oder im Karstadt am Berliner Hermannplatz), in allen anderen unter dem Namen Weltbild. Auch WMF, Rosenthal-Porzellan, der Drogeriemarkt Müller und andere Unternehmen sind Mieter bei Karstadt, arbeiten auf eigene Rechnung und mieten auch das Kassen-/Bezahlsystem von Karstadt. Im Oktober 2007 meldete das Handelsblatt, der Konzern prüfe, die Kaufhof-Warenhäuser von der Metro AG zu übernehmen: Man wäre damit der zweitgrößte Kaufhauskonzern Europas nach dem spanischen El Corte Inglés. 2008 gab Gravis bekannt, dass die Zusammenarbeit mit Karstadt in zwei Pilot-Filialen in Düsseldorf und Lübeck aufgegeben wird, die ursprünglich für alle 90 Filialen vorgesehen war, weil sie nicht profitabel ist. Im selben Jahr begann Karstadt eine Kooperation mit den Modedesignern Kaviar & Gauche und Kostas Murkudis.[10]

Im Mai 2009 wurde bekannt, dass die Kaufhof AG des Metro-Konzerns 60 der 90 Karstadt-Kaufhäuser übernehmen wolle. Überdies leistete die Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor aufgrund von Liquiditätsproblemen die Mietzahlung nicht mehr an den Eigentümer der Kaufhausimmobilien, das Highstreet-Konsortium.[11]

Am 9. Juni 2009 stellte Arcandor den Insolvenzantrag.[12]

Am 12. April 2010 stimmte die Gläubigerversammlung dem von Insolvenzverwalter Klaus Hubertus Görg vorgelegten Insolvenzplan zu, der einen Verkauf der Karstadt-Warenhäuser als Ganzes an einen Investor sowie einen weitreichenden Verzicht der Gläubiger auf ihre Forderungen vorsah. Zunächst weigerten sich einige Kommunen, dem geforderten Verzicht auf die Gewerbesteuer zuzustimmen. Es gab vier Interessenten für einen Kauf der Karstadthäuser, nämlich die deutsch-schwedische Investorgruppe Triton, Whitehall zusammen mit der Borletti Gruppe sowie der deutsche Finanzinvestor Nicolas Berggruen. Dazu kam die Metro AG, die allerdings nur an einzelnen lukrativen und strategisch interessanten Karstadt-Häusern interessiert war, um sie mit ihren eigenen Kaufhof-Häusern in eine „Deutsche Warenhaus AG“ einzubringen.

Am 7. Juni 2010 erteilte der Gläubigerausschuss von Karstadt mit neun von elf Stimmen der Berggruen Holding den Zuschlag – allerdings unter dem Vorbehalt (closing conditions, d. h. aufschiebende Bedingungen), dass das Highstreet-Konsortium bei den Mietforderungen nachgibt. Berggruen unterzeichnete am 8. Juni 2010 den Kaufvertrag, der vor allem an die Bedingung einer Einigung mit dem Hauptvermieter Highstreet geknüpft war. Als Kauf- und Investitionspreis wurde die Summe von 70 Mio. Euro genannt, in den nächsten drei Jahren sollen weitere 240 Mio. Euro investiert werden, wofür Berggruen kein Fremdkapital benötigt.[13] Am 30. Juni 2010 genehmigte das Bundeskartellamt die Übernahme der Warenhauskette.[14] Die Einigung mit dem Highstreet-Konsortium über die Mieten erfolgte nach zähen Verhandlungen Anfang September 2010.[15]

Berggruen kündigte an, Karstadt in eine Dachgesellschaft und drei weitere Untergesellschaften rechtlich aufzuteilen, nämlich in die Sparten Sporthäuser, Premiumhäuser und sonstige Warenhäuser.[16] Kleine Geschäftsbereiche seien leichter zu managen und könnten schneller reagieren.[16] Außerdem könnten damit besser strategische Partner und Kooperationen für die jeweiligen Gesellschaften gewonnen werden. Die Gewerkschaft ver.di stimmte Berggruens Plan mit einer entsprechenden Änderung des Sanierungstarifvertrags zu.[17]

Der Logistik-Zweig des Unternehmens, "KarstadtQuelle Beschaffungslogistik", wird unter dem Namen Corporate Service (Germany) GmbH weiter geführt. Die Firma bietet Servicedienstleistung für den internationalen Einkauf an, und ist besonders in Supply-Chain-Lösungen gefragt. Geschäftsführer der CSG sind Marc Baeuerle und Stefan Graetz, der Hauptsitz befindet sich in Düsseldorf.[18]

Firmensitz

Karstadt-Hauptverwaltung 1925-36 in der Steinstraße 10 in Hamburg – seither Finanzamt

Der Firmensitz lag zunächst in Wismar und wurde 1893 nach Kiel verlegt. 1912 wurde auch die Hauptverwaltung von Kiel nach Hamburg in die Steinstraße verlegt. 1932 verlegte man die HV nach Berlin in den Neubau in der damaligen Königstraße (Nähe Alexanderplatz), 1936 von dort aus zur neuen "maßgeschneiderten" HV am Fehrbelliner Platz. Nach Kriegsende wurde ein Teil nach Hamburg, ein weiterer nach Recklinghausen verlegt, ein Teil zum Limbecker Platz in Essen. Nach dreijähriger Bauzeit wurde die Hauptverwaltung 1969 nach Essen-Bredeney – neben der A 52 – verlegt.

Mitbewerber

Karstadt Frankfurt, Zeil. Das ehemalige „Flaggschiff“ von Hertie
Der Oberpollinger in München gehört ebenso wie das KaDeWe und das Alsterhaus zur Karstadt Premium Group 48.13877711.56765

Der wichtigste Mitbewerber der zum Arcandor-Konzern gehörenden Karstadt-Warenhäuser ist die Metro AG mit ihren Kaufhof-Filialen. Frühere direkte Konkurrenten waren auch die Hertie- und Horten-Warenhäuser.

Innenstädtische Mitbewerber in Bereich Bekleidung und Technik bilden Kaufhäuser wie C&A, Peek & Cloppenburg, Saturn und die ehemaligen Brinkmann-Kaufhäuser.

Die Mitbewerber sind seit den 1960er- und 1970er-Jahren zunehmend auf der „grünen Wiese“, das heißt am Stadtrand oder in den Vororten aktiv. Insbesondere die Selbstbedienungs-Warenhäuser wie real, Famila, Plaza und andere sowie Fachmärkte (Adler, Vögele, Vobis, Media Markt) haben stark expandiert. Versuche in den 1970er-Jahren, eine eigene Selbstbedienungs-Schiene einzurichten, scheiterten.

Filialen

Karstadt München im Weihnachtsschmuck 48.13958811.564001

Anfang 2009 existierten in Deutschland 90 Karstadt-Filialen; zwei Schaulandt-Filialen gehörten ebenfalls zu Karstadt. Zu den bedeutendsten Warenhäusern gehören das KaDeWe (etwa 60.000 m²) in Berlin, der Oberpollinger (etwa 33.000 m²) in München und das Alsterhaus (etwa 24.000 m²) in Hamburg. Das Stammhaus in Wismar ist mit etwa 3.100 m² die kleinste Filiale.

Die 180 Fox-Märkte, in denen Restmengen von Karstadt und Quelle verkauft wurden, wurden zur Jahreswende 2007/2008 geschlossen.[19] Restposten werden in Karstadt-Schnäppchencenter verkauft, die teils ehemalige Filialen sind oder zugemietet werden.

Am 10. November 2009 wurde die Schließung der Karstadt-Filialen in Dortmund (Kampstraße), München (am Dom) und im Hamburger Elbe-Einkaufszentrum bekanntgegeben. Außerdem schlossen eine Schaulandt-Filiale in Braunschweig, eine WOM-Filiale in Stuttgart sowie der Karstadt Multimedia-Fachmarkt in Berlin-Biesdorf.

Zum 1. Oktober 2011 sind sämtliche Filialen von Karstadt-Sports bzw. das KaDeWe Berlin, Alsterhaus Hamburg und Oberpollinger München in der KARSTADT Sports GmbH bzw. KARSTADT Premium GmbH aufgegangen. Somit sind die Sports-Filialen sowie die drei Premium-Filialen kein bestandteil mehr der KARSTADT Warenhaus GmbH

Dokumentarfilm Karstadt – Der große Schlussverkauf

Der Dokumentarfilm Karstadt – Der große Schlussverkauf des WDR beleuchtete 2010 die Hintergründe der Quelle-Insolvenz.[20] Darin wurden dem Bauunternehmer Josef Esch, Vermögensverwalter von Großaktionärin Madeleine Schickedanz, Matthias Graf von Krockow, Unternehmenssprecher des Bankhauses Sal. Oppenheim und Leo Herl, Mitglied im Aufsichtsrat des Unternehmens und Ehemann von Madeleine Schickedanz, vorgeworfen, den Konzern in die Pleite getrieben zu haben. Laut Dokumentation stellte sich der Sachverhalt wie folgt dar:

Im Oktober 2002 wurde die Vereinbarung getroffen, einen Großteil der Aktien von Madeleine Schickedanz zu verkaufen, mit dem Ziel, den Aktienkurs hochzutreiben, und vorher günstig weitere Aktienanteile über neu zu gründende Kleinunternehmen zu kaufen. Josef Esch bestätigte, es habe solche Überlegungen gegeben. Investor Thomas Middelhoff, später als Vorstandsvorsitzender der KarstadtQuelle AG eingesetzt, soll dabei mit rund 15 Mio. Euro maßgeblich als Geldgeber beteiligt gewesen sein.

Middelhoff soll nach Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes bewusst die Lage des Unternehmens negativ dargestellt haben, um so den Aktienkurs in den Keller zu treiben. Über in der Zwischenzeit gegründete Firmen konnte, so wird in Wirtschaftskreisen spekuliert, Oppenheim/Esch große Anteile billig einkaufen. Madeleine Schickedanz hielt im Mai 2005 schließlich die Mehrheit an KarstadtQuelle.

Mit Hilfe weiterer Investoren kaufte Oppenheim/Esch einzelne Immobilien des Konzerns günstig, ließ sie sanieren und vermietete sie überteuert an Karstadt zurück. In einer firmeninternen Wirtschaftsprüfung und mehreren Rechtsgutachten wurde später festgestellt, der Verkauf sei „an den Kontrollgremien vorbei“ durchgeführt worden. Zitat aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: „Wesentliche Teile der Kooperationsvereinbarung zwischen KarstadtQuelle und der Oppenheim/Esch-Gruppe wurden nur mündlich geschlossen.“

Middelhoff wurde von der Aktionärin Schickedanz nun als Vorstandsvorsitzender eingesetzt und soll unter anderem über eine private Chartergesellschaft von Oppenheim/Esch ungerechtfertigte und überteuerte Flüge für insgesamt mehr als 4,6 Mio. Euro gebucht haben. Durch Mitarbeiterentlassungen, Streichung von Betriebsrenten (hier für allein eine Milliarde Euro) und Forderung auf Lohnverzicht sowie den Verkauf eines Großteils der Immobilien trieb er den Aktienkurs in den Jahren 2005 bis 2007 in die Höhe. Am Immobilienkauf soll auch Goldman Sachs (Highstreet-Konsortium) maßgeblich beteiligt gewesen sein. Die Autoren der Dokumentation sprechen davon, dass im Rahmen der Transaktionen „offenbar Millionenbeträge in unbekannte Kanäle geflossen“ sind. Die Immobilien wurden an Karstadt zurückvermietet; die Mieten wurden dabei bis 2008 um insgesamt 27,1 Mio. Euro erhöht. Thomas Middelhoff soll entgegen seiner Aussage, auf 30 % seiner Bezüge zu verzichten, doch sein volles Gehalt und eine mehr als 5 Mio. Euro hohe Abfindung erhalten haben. Interne Berichte nennen ein Ruhegehalt von über 12.000 Euro ab Januar 2011.

In einem Brief an die Vorstandsvorsitzenden vom 26. Februar 2009 schrieb Middelhoff kurz vor seinem Ausscheiden: „Rückblickend steht fest, dass das Ziel, den Konzern zu retten und auf eine tragfähige Basis zu stellen, erreicht wurde.“ Drei Monate später musste sein Nachfolger Karl-Gerhard Eick die Insolvenz beantragen.[21]

Literatur

  • Hagen Seidel: Arcandors Absturz. Wie man einen Milliardenkonzern ruiniert: Madeleine Schickedanz, Thomas Middelhoff, Sal. Oppenheim und KarstadtQuelle. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010, gebunden, ISBN 978-3-593-39249-3, Leseprobe, Rezension, Besprechung.
  • Gerd Giese: Karstadt in Wismar. Hinstorff Verlag, Rostock 2006.
  • Karstadt Warenhaus GmbH (Hrsg.): Schaufenster Karstadt - Einblicke in 125 Jahre. Margreff, Essen, o. J. (2006), 190 S.
  • Hans-Georg Schriever-Abeln: Ein gutes Stück Bremen: hundert Jahre Karstadt in Bremen. 1902 - 2002. Edition Temmen, Bremen 2002, 173 S., zahlreiche Ill., ISBN 3-86108-675-1.
  • Andreas Bednarek, Hans-Jürgen Treppe: Historisches Warenhaus Karstadt, Görlitz. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 1996.
  • Rudolf Lenz: Karstadt. Ein deutscher Warenhauskonzern 1920–1950. DVA, München 1995, ISBN 3-421-06703-1.
  • Philipp Schaefer: Neue Warenhausbauten der Rudolph Karstadt A.-G. Mit einer Einleitung von Werner Hegemann. Hübsch, Berlin, Leipzig, Wien 1929.

Filme

  • Mitarbeiter feiern Karstadt-Rettung. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2010, 1:34 Min., Produktion: n-tv, Veröffentlichung: 3. September 2010.[22]
  • Karstadt – Der große Schlussverkauf. Wie das Warenhaus in die Pleite geriet. Dokumentarfilm, Deutschland, 2010, 45 Min., Buch und Regie: Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann, Produktion: WDR, Erstausstrahlung: 24. Februar 2010, 23:30 Uhr in Das Erste.[23]
    Die Dokumentation wurde mit dem Deutschen Wirtschaftsfilmpreis 2010 ausgezeichnet.[24] Der Film zeigt, „dass die Beziehungen zwischen privaten Investoren und Managern enger und weitreichender waren als bekannt – und welchen Einfluss dies auf das Ende des Unternehmens hatte.“[25]
  • Die Karstadt-Story. Dokumentarfilm, Deutschland, 2004, 45 Min., Buch und Regie: Daniel Hechler, Stefan Tiyavorabun, Produktion: SWR, Report Mainz, Erstausstrahlung: 10. November 2004 in Das Erste.[26]

Weblinks

 Commons: Arcandor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Meldung auf faz.net vom 23. November 2010, abgerufen am 1. Januar 2011
  2. a b http://www.karstadt.de/redmedia/unternehmen/de/presse/141.htm
  3. Kaufvertrag für Karstadt unterzeichnet (nicht mehr online verfügbar), Tagesschau.de, 8. Juni 2010
  4. Karstadt Daten und Fakten
  5. für Rendsburg siehe [1]
  6. Netzeitung, 29. Juni 2004
  7. Capital, Heft 1/2007
  8. Handelsblatt: „Konsortium mit Goldman Sachs – Karstadt verkauft seine Warenhäuse“, 27. März 2006
    Handelsblatt: „Verkauft Karstadt endlich seine Immobilien?“ 3. Dezember 2007
    Arcandor-Pressemitteilung: „Arcandor schließt Verkauf der Warenhaus-Immobilien erfolgreich ab“, 28. Juli 2008
  9. Die Geschichte der Karstadt-Warenhäuser
  10. Melanie Bartels: Marketingkooperationen und Sponsoring im Vergleich, Eul, Lohmar 2009, ISBN 978-3-89936-863-5, S. 16, Online-Text
  11. „Medienberichte über Mahnverfahren – Arcandor stellt Mietzahlungen für Warenhäuser ein“ (nicht mehr online verfügbar), tagesschau.de, 5. Juni 2009
  12. vgl. Arcandor
  13. R. Landgraf und C. Schlautmann: „Mietstreit gefährdet Karstadt-Deal“, Handelsblatt, 8. Juni 2010
  14. „Grünes Licht aus dem Kartellamt: Berggruen bekommt Karstadt“, n-tv, 30. Juni 2010
  15. „Karstadt ist gerettet“, FAZ 2. September 2010
  16. a b David C. Lerch: „Karstadt wird zerlegt“, Der Tagesspiegel, 23. Juni 2010
  17. „Verdi gibt grünes Licht für Karstadt-Konzept“, dpa / Stern, 9. Juli 2010
  18. www.csg-ger.com Firmenwebsite Corporate Service (Germany) GmbH.
  19. Fox Markt am Busbahnhof schließt. Ruhr-Nachrichten, 2008, abgerufen am 6. August 2009 (deutsch).
  20. Karstadt – Der große Schlussverkauf. Wie das Warenhaus in die Pleite geriet, DasErste.de (WDR), 24. Februar 2010
  21. Brigitte Koch: „Die Scherben der Ära Middelhoff“, FAZ, 24. Mai 2009
  22. Online-Video
  23. Inhaltsangabe
  24. „Karstadt-Dokumentation erhält Deutschen Wirtschaftsfilmpreis“, dapd / Freie Presse, 17. November 2010.
  25. Verena Mayer: „Spannende und witzige Geschichten“, Stuttgarter Zeitung, 17. November 2010, Interview mit dem Jury-Vorsitzenden Stefan Schnorr.
  26. Inhaltsangabe

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