- Kartengestaltung (Schule)
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Karten für die Schule sollten lehrplan-/rahmenplanadäquat, altersgemäß, übersichtlich und anschaulich gestaltet werden. Schulkarten sind in erster Linie maßstäblich verkleinerte, vereinfachte und verschlüsselte Draufsichtsabbildungen von Strukturen und Prozessen in Erdräumen, sollen der georäumlichen Vorstellungsbildung dienen und den Schülern Informationen über georäumliche Komponenten der Natur und der Gesellschaft vermitteln. Sie dienen also nicht vorrangig lexikalischen Zwecken, auch wenn sie Demonstrations-, Kommunikations- und Erkenntnismittel des Unterrichts sind. Karten für den Schulunterricht müssen in starkem Maße nutzerorientiert bzw. zielgruppenorientiert sein. Mediendeterminismus ("Hier ist das Produkt - schauen wir mal...") ist zu vermeiden. Daher gilt für ihre Gestaltung als Printmedium unter anderem:
- Der Titel einer Karte umfasst: Darstellungsthema und abgebildete Region.
- Jede Karte sollte den Zahlenmaßstab und einen Linearmaßstab (Maßstabsleiste)als Angaben im Kartenrand oder in der Legende enthalten.
- Jede Schulkarte sollte eine vollständige Legende oder Hinweise auf eine entsprechende Sammellegende bzw. Generallegende enthalten.
- Die inhaltliche und grafische Belastung der Karten muss dem Abstraktions- und Aufnahmevermögen der Schülerzielgruppe angepasst sein.("Weniger ist mehr" - diese Faustregel gilt besonders für die unteren Klassenstufen).
- Niveaugestufte Kartengestaltung (im Inhalt und in der Grafik) muss zwecks Steigerung des Abstraktionsvermögens der Schüler und ihrer Leistungen bei der Kartennutzung (beispielsweise Klasse 5 - Klasse 10) beachtet werden.
- Aus den beiden letztgenannten Grundsätzen leitet sich die Notwendigkeit von "Stufenatlanten" ab; auch Verschleißgründe sprechen für sie.
- Die "Namenplatte" ist so zu gestalten, dass ohne großes Legendenstudium Wesentliches von Unwesentlichem und Bedeutendes von Unbedeutendem grafisch abgesetzt ist.
- Die Signaturen sollten weitgehend für sich selbst sprechen, nicht ausschließlich durch den "Geheimschlüssel" der Legende dekodiert werden.
- Die Unterscheidbarkeit bzw. Differenzierung der Signaturen und Farben sollte semantisch und optisch deutlich sein.
- Zwecks Assoziationsförderung ist bei der Signaturenausprägung eine bildhafte Gestaltung zu beachten.
- In der Legende ist Signaturengruppenbildung zu berücksichtigen (Leitfarben und Leitformen); das Prinzip von Primär- und Sekundärsignaturen ist anzuwenden.
- Frontale Medien (z.B. Schulwandkarten) sollten mit entsprechenden Schülerarbeitsmitteln (z.B. Schulatlanten) im Regionalausschnitt und in der Grundanlage des Zeichenschlüssels möglichst übereinstimmen.
- Die frontalen Unterrichtsmittel sollten wegen notwendiger Fernwirkung noch stärker als die Schülerarbeitsmittel Wesentliches grafisch betonen, Unwesentliches zurücktreten oder entfallen lassen
- Die Anordnung der Karten im Atlas sollte der regionalen Abfolge des Lehrplans entsprechen.
- Im Atlas beginnt jede Region mit Gesamtübersichtsdarstellungen (Hauptkarten), denen als Nebenkarten regionale und thematische Beispiele folgen.
Schon auf der IV. Generalversammlung der IKV (Internationalen Kartographischen Vereinigung) im Jahre 1972 wurde den Beziehungen zwischen Kartenhersteller und Kartennutzer besondere Beachtung beigemessen. Nur so sei die Bestimmung der Wirksamkeit und der Leistungsfähigkeit der Informationen mit Hilfe der Karte auf unterschiedliche Gruppen von Kartennutzern möglich. Kartengestaltung und Kartennutzung sind wechselseitig einwirkende Komponenten des kartografischen Kommunikationsprozesses und müssen dementsprechend auch gleichrangig bearbeitet werden. Dies gilt besonders für die Schulkartografie, die altersgemäße Verständlichkeit und zweckdifferenzierte Anlage der kartographischen Darstellungsweisen sowie Befähigungen für Verfahrensweisen differenzierter Kartennutzung zu lenken hat.
Die Schulkartografie ist somit ein wichtiges Brückenglied zwischen der Schulpraxis als Kartennutzer und der praktischen Kartografie als Kartengestalter.
Es würde den Rahmen innerhalb dieser Enzyklopädie sprengen, wenn detailliert auf einzelne Kartenformen und Kartentypen eingegangen wird. Daher verweisen wir auf weiterführende Spezialliteratur.
Literatur
- Altemüller, Frithjof: Atlas - Wandkarte - Schulbuchkarte. In: Geographie und Schule, H. 2/1992, S. 18-22.
- Breetz, Egon: Die Reliefdarstellung auf allgemein-geographischen und ausgewählten thematischen Karten für den Geographieunterricht. Potsdamer Forschungen, Reihe C, H. 12, PH Potsdam 1973, 86 S..
- Breetz, Egon: Gestaltungsprobleme ökonomisch-geographischer Atlas- und Wandkarten für den Geographieunterricht. In: Wiss. Zt. d. PH Potsdam, H. 3/1978, S. 371-390.
- Breetz, Egon: Gestaltung und Nutzung geographischer Karten als gleichrangige Hauptglieder der schulkartographischen Kommunikationskette. Potsdamer Forschungen, Reihe C, H. 64, PH Potsdam 1986, 119 S..
- Gebhardt, Frieder: Gestaltungsgrundsätze von Wandkarten und Transparenten. In: Schr. zur Geogr. u. Kartogr., Bd. 5, Wien 1992, S. 242-251.
- Laufmann, Manuela und Raum, Bernd: Auffassungen zur Gestaltung von kartographischen Arbeitsheften für jüngere Schüler (Klassen 5 und 6). In: Kartogr. Schr., Bd. 8, Bonn 2003, S. 101-117.
- Mayer, Ferdinand: Kontinuität und Wandel in der Schulkartographie. In: Geographie und ihre Didaktik. Festschrift für Walter Sperling.= Materialien zur Didaktik der Geographie, H. 16, Trier 1992, S. 283-304.
- Ogrissek, Rudi: Die Karte als Hilfsmittel des Historikers.= Geogr. Bausteine, Neue Reihe, H. 4, Gotha/Leipzig 1968. 102 S..
- Plapper, Wolfgang: Zur Wahrnehmbarkeit von Wirtschaftssignaturen in Schulatlanten. In: Intern. Jahrb. f. Kartogr. 22 (1982), S. 154-167.
- Sperling, Walter: Typenbildung und Typendarstellung in der Schulkartographie. In: Untersuchungen zur Them. Kartogr., Teil 3, Hannover 1973, S. 179-194
- Zahn, Ulf: Die Karte als Unterrichtsmedium. In: Brucker, A.(Hrsg.): Handbuch Medien im Geographieuntericht. Düsseldorf 1986, S. 130-144.
Siehe auch:
Allgemein-geographische Karte
Bezirkskartenwerk
Kartenverständnis und Kartennutzung (Schule)
Schulkarten (Einteilung)
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