Katharina Schütz

Katharina Schütz

Katharina Zell, geborene Schütz (* um 1497 in Straßburg; † 5. September 1562 ebenda) war eine theologische Autorin und Reformatorin.

Leben

Katharina Schütz wurde als Tochter eines Schreinermeisters zwischen dem 15. Juli 1497 und dem 15. Juli 1498 in Straßburg geboren. Bereits als junges Mädchen war sie mit den religiösen Fragen beschäftigt, besuchte intensiv den Gottesdienst und hat, wie sie einmal selbst meinte, "Alle Pfarherr vnnd kirchen verwandten geliebt vnnd geförchtet". Bereits 1521 predigte Matthäus Zell im Straßburger Münster im Sinne der Reformation. Katharina gehörte zu seinen Zuhörern und M. Zell wurde auf sie aufmerksam. Zum Beginn der Reformation in Straßburg hatte sich Katharina in die öffentliche Auseinandersetzungen eingemischt und schrieb dem Straßburger Bischof Wilhelm von Hohestein „rauhe Briefe“.

Am 3. Dezember 1523 heiratete sie Matthäus Zell. Die Ehe wurde von Martin Bucer eingesegnet. An der Seite ihres Mannes wurde sie ihm ein hilfreicher Partner in seinem Amt und verfasste ab 1524 ihre ersten literarischen Werke. Sie kümmerte sich um Arme, Kranke, Leidtragende und Gefangene. An der Seite ihres Mannes bemühte sie sich um ein gastfreies Pfarrhaus. Das große Münster-Pfarrhaus glich oft einer Herberge für Schutzsuchende und Notleidende. In den Tagen des Bauernkrieges und der Hungersnot waren es oft an 100 Menschen, die hier versorgt wurden. Zwei Straßburger Witwen und ein Almosenpfleger halfen dabei. Auch der armen Schüler nahm sie sich an und wirkte 1543 für die Errichtung des Wilhelmerstiftes. Aber auch in seelischen Nöten wusste sie zu helfen; bekannt ist ihr Trostschreiben: „An die leidenden christgläubiben Weiber der Gemeinde zu Kenzingen“. Mit den Gelehrten ihrer Zeit pflegte sie Umgang und Briefwechsel. Mehrfach schrieb sie an Luther und erhielt Antwort von ihm. Als die Schweizer Theologen auf dem Wege zum Marburger Religionsgespräch sich in Straßburg aufhielten, war es ihr eine Ehre, ihnen Magd und Köchin zu sein. Als die Wogen des Abendmahlstreites sich zu legen begannen, legte Martin Luther ihr nahe, mitzuhelfen, „daß Frid und Einigkeit erhalten werden“.

Nach 1538 begleitete sie ihren Gatten nach Wittenberg, wo sie mit ihrem Mann und Martin Luther über die Fragen der Abendmalskonkordie sprach. Wie ihr Mann war auch sie weitherzig genug, neben Luther auch Ulrich Zwingli, Kaspar Schwenckfeld und die Täufer gelten zu lassen. In ihrem Vorwort zu Michael Weißes Gesangbuch wünscht sie diesen Liedern, „daß sie der Handwerksgesell ob seiner Arbeit, die Dienstmagd ob ihrem Schüsselwaschen, der Acker- und Rebmann auf seinem Acker und die Mutter dem weinenden Kinde in der Wiege singe“. Bei dieser weitherzigen Haltung ist sie auch nach dem Tode ihres Mannes, dem sie selbst die Grabrede gehalten hat, verblieben. Freilich blieb sie wegen ihres freundschaftlichen Verhältnisses zu Schwenckfeld nicht unangefochten. Gegenüber den Angriffen von Ludwig Rabus wusste sie sich aber zu wehren und setzte auch in späteren Jahren, obwohl mittellos, ihren Dienst in der Gemeinde allenthalben fort.

Werke

Sämtliche hier aufgeführten Werke sind in der von Elsie A. McKee herausgegebenen Werkausgabe (siehe unten) erschienen:

  • Den leydenden Christglaubigen weybern der gemein zů Kentzigen minen mitschwestern in Christo Jesu zů handen (1524, Trostschrift für Frauen von Glaubensflüchtlingen aus Kenzingen im Breisgau)
  • Den Psalmen Misere (1558, Trostschrift für Felix Armbruster)
  • Entschuldigung Katharina Schützinn (1524, Verteidigungsschrift für den Ehemann Matthäus Zell)
  • Ein Brieff an die gantze Burgerschafft der Statt Straßburg (1557, Traktat in Briefform als Antwort auf Ludwig Rabus)
  • Klag red und ermahnung Catharina Zellin zum volk bey dem grab m: Matheus Zellen pfarer zum münster zu Straßburg (1548, Mitschrift der Grabrede, Quelle ungesichert)
  • Von Christo Jesu unserem saeligmacher (1534-1536, Gesangbuch mit Vorwort, Liedtexte nicht in Edition enthalten)
  • außerdem diverse Briefe, u.a. 1553 an Kaspar Schwenckfeld

Literatur

  • Roland H. Bainton: Frauen der Reformation. Von Katharina von Bora bis Anna Zwingli. Zehn Portraits. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1996, ISBN 3-579-01442-0.
  • Roland H. Bainton: Katherine Zell. In: Paul M. Clogan (Hrsg.): Medievalia et humanistica. In: Studies in medieval and renaissance culture/New Series, Nr. 1, (1970)
  • Andrea Christmann: Autorinnen der Frühen Neuzeit. Katharina Schütz-Zell und Caritas Pirckheimer. Dissertation, Universität Mannheim 2005 (abrufbar unter [1])
  • Gabriele Jancke: Prophetin, Pfarrfrau, Publizistin. Die Straßburger „Kirchenmutter“ Katharina Zell. In: Evangelisches Predigerseminar Lutherstadt Wittenberg (Hrsg.): Frauen mischen sich ein. Katharina Luther, Katharina Melanchthon, Katharina Zell, Hille Feicken und andere. Drei-Kastanien-Verlag, Wittenberg 1997, ISBN 3-9804492-2-X, S. 55-80.
  • Martin H. Jung: Katharina Zell, geb. Schütz (1497/98-1562). In: Zeitschrift für Kirchengeschichte, Bd. 10 (2003), S. 145-178.
  • Thomas Kaufmann: Pfarrfrau und Publizistin. Das Reformatorische „Amt“ der Katharina Zell. In: Zeitschrift für Historische Forschung, Bd. 23 (1996), S. 169-218.
  • Inge Mager: Katharina Zell. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bd. 14 (1998), Sp. 380-383.
  • Elsie A. McKee (Hrsg.): Katharina Schütz Zell. Brill, Leiden 1998
    • Vol. 1 The life and thought of a sixteenth-century reformer (Studies in medieval and reformation thought; Bd. 69), ISBN 90-04-11125-5
    • Vol. 2 The writings. A critical edition (Studies in medieval and reformation thought; Bd. 69); ISBN 90-04-11126-3.
  • Carolin Zeiher: Vom christlichen Umgang miteinander. Rhetorik und Polemik in Katharina Zells Schrift „Ein Brieff an die gantze Burgerschafft der Statt Straßburg“. In: Britt-Marie Schuster, Ute Schwarz (Hrsg.): Kommunikationspraxis und ihre Reflexion in frühneuhochdeutscher und neuhochdeutscher Zeit. Festschrift für Monika Rossing-Hager zum 65. Geburtstag. Olms, Hildesheim 1998, ISBN 3-487-10713-9, S. 135–156.

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