- Katholische Kirche in Tschechien
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Die römisch-katholische Kirche in Tschechien gliedert sich in zwei Kirchenprovinzen, welche im Wesentlichen den historischen Ländern Böhmen und Mähren (mit Mährisch Schlesien) entsprechen. Diese Kirchenprovinzen sind wiederum in insgesamt acht Diözesen untergliedert.
Inhaltsverzeichnis
Katholiken in Tschechien
In der Tschechischen Republik bekennen sich nach Angaben des tschechischen Statistikamts 2,7 Millionen Einwohner zur römisch-katholischen Kirche (Census 2001), das heißt 26,8 Prozent aller Tschechen. Zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (etwa 120.000 Kirchenmitglieder) und zur Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche bekannten sich nur jeweils 1 Prozent der Bevölkerung. Ein Großteil der Bevölkerung, insgesamt 59%, ist konfessionslos.[1]
Geschichte in Schlaglichtern
Nach der Christianisierung der Böhmen im 10. Jahrhundert wurde das Erzbistum Prag errichtet, welches damals dem Metropolitan von Mainz unterstand. Zweiter Erzbischof von Prag wurde der einer der späteren Landesheilige Adalbert von Prag (svatý Vojtěch z Prahy).
Im Jahr 1344 wurde das Bistum Litomeischl gegründet, welches aber 1474 im Nachgang der Hussitenbewegung unterging und das Territorium wieder Prag unterstellt wurde.
Durch den Erzbischof Ernst Adalbert von Harrach wurde die katholische Kirche im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges geprägt.
Ende des 19. Jahrhunderts ermahnte Papst Leo XIII. in einer Enzyklika "Quae ad nos" die katholische Kirche in Böhmen und Mähren.
Nach der Gründung der Tschechischen Republik 1993 wurde durch ein Konkordat die Kirchenlandschaft in Tschechien neu geordnet. Hierbei wurden die zwei Bistümer Pilsen und Troppau-Ostrau neu gegründet, indem sie aus anderen Bistümern herausgelöst wurden.
Bis heute wurde zwischen der Tschechischen Republik und dem Vatikan kein Vertrag geschlossen, welche die Rechtsstellung der römisch-katholischen Kirche in Tschechien regelt. Hierüber soll 2009 erneut verhandelt werden. Im September dieses Jahres ist ein Besuch von Papst Benedikt XVI. in Tschechien geplant. [2]
Struktur
Die katholische Kirche Tschechiens ist territorial in zwei Kirchenprovinzen, 2 Erzbistümer und 6 Bistümer eingeteilt:
Kirchenprovinz Böhmen:
- Erzbistum Prag (Praha) (973 von Regensburg aus errichtet)
mit den Suffraganbistümern:
- Bistum Budweis (České Budějovice) (1785)
- Bistum Königgrätz (Hradec Králové) (1664)
- Bistum Leitmeritz (Litoměřice) (1655)
- Bistum Pilsen (Plzeň) (1993)
Kirchenprovinz Mähren:
- Erzbistum Olmütz (Olomouc) (gegründet 1063, zum Erzbistum erhoben 1777)
mit den Suffraganbistümern:
- Bistum Brünn (Brno) (1777)
- Bistum Ostrau-Troppau (Ostrava-Opava) (1996)
Weiterhin existiert seit 1996 in Prag ein Apostolisches Exarchat in der Tschechischen Republik für Katholiken der Griechisch-Katholischen Kirche.
Die katholische Militärseelsorge ist einem Militärvikariat zugeordnet.
Das untergegangene Bistum Leitomischl (Litomyšl) wird heute lediglich als Titularbistum verwendet, derzeitiger Titularbischof von Leitomischl ist der emeritierte Prager Weihbischof.
Tschechische Bischofskonferenz
Die Bischofskonferenz besteht aus den 8 römisch-katholischen Diözesanbischöfen (davon zwei Erzbischöfen), den 5 Weihbischöfen, drei emeritierten (Weih-)Bischöfen. Mitglied sind zudem auch die drei griechisch-katholischen Bischöfe. Der Prager Erzbischof Miloslav Vlk ist der einzige Kardinal Tschechiens, der Olmützer Erzbischof Jan Graubner fungiert als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Deren Sitz befindet sich in Prag.
In der Bischofskonferenz existiert neben dem Vorsitz ein Ständiger Rat, 7 bischöfliche Kommissionen für Glaubensausübung, Katechese, Priester, katholische Bildung sowie für wirtschaftliche Angelegenheiten; Öffentlichkeitsarbeit und Ordensleben. Weiters stehen der Bischofskonferenz 16 Arbeitskreise für verschiedene Themen zur Verfügung.
Jeweils ein Bischof ist neben seinen Diözesan-Agenden für die landesweiten Aufgaben den Bereichen Bildung, Caritas und Soziales, Jugend, Familie, Mission, Medien, Auslandsseelsorge zugeordnet. Die Bischofskonferenz unterhält mit dem "Nepomucenum" ein tschechisches Priesterseminar in Rom.
Apostolische Nuntiatur
Der Vatikan unterhält seit 1920 eine Apostolische Nuntiatur für diplomatische und kirchliche Belange zunächst für die Tschechoslowakei, seit 1993 nur noch für die Tschechische Republik. Nuntius ist seit 2004 der Italiener, S.E. Erzbischof Diego Causero. Vorgänger ab 2001 war Erzbischof Erwin Josef Ender.
Wallfahrten
Größter Marien-Wallfahrtsort der Tschechischen Republik ist das Kloster Svatá Hora nahe Příbram. Zu diesem pilgern nicht nur tschechische Gläubige, sondern auch seit dem Fall des Eisernen Vorhangs auch wieder deutsche und österreichische Gläubige.
Literatur
- Ferdinand Seibt (Hrsg.): Bohemia sacra. Das Christentum in Böhmen 973 - 1973. 2 Bde. Düsseldorf 1974 ISBN 3-590-30247-X
- Jaroslav Kadlec: Přehled českých církevních dějin. Praha 1991.
- Milan M. Buben: Encyklopedie řádů, kongregací a řeholních společností katolické církve v českých zemích. 5 Bde. Praha 2002-2006. ISBN 80-7277084-5
- Kurt Augustinus Huber: Katholische Kirche und Kultur in Böhmen. Ausgewählte Abhandlungen, hrsg. von Joachim Bahlcke. Münster 2005. ISBN 3-8258-6687-4
- Pavel Marek: Církevní krize na počátku první Československé republiky (1918 - 1924). (= Edice Pontes pragenses. 36). Brno 2005. ISBN 80-8626357-6
- Ondřej Liška: Jede Zeit ist Gottes Zeit. Die Untergrund-Kirche in der Tschechoslowakei. 1948 - 1989. Leipzig 2003. ISBN 3-7462-1584-6
- Oto Mádr: Wie Kirche nicht stirbt. Zeugnis aus bedrängten Zeiten der tschechischen Kirche. Leipzig 1993. ISBN 3-7462-1086-0
Einzelnachweise
- ↑ CZSO, Census 2001 (das Bekenntnis ist in der Tabelle 5)
- ↑ Kardinal Vlk: Papst Benedikt will im September 2009 Tschechien besuchen
Weblinks
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