Kaufhaus Kortum

Kaufhaus Kortum
Das Kaufhaus Kortum in Bochum

Das Kaufhaus Kortum war ein traditionsreiches Warenhaus in Bochum.

Geschichte

Bauherr und ursprünglicher Eigentümer war die Gebr. Alsberg AG, die zum in Köln ansässigen Einzelhandelskonzern von Siegfried und Alfred Alsberg gehörte, nach einigen Jahren aber ihren offiziellen Sitz nach Bochum verlegte.

Das bis 1934 als Kaufhaus Alsberg bekannte Gebäude wurde von 1914 bis 1921 von den Düsseldorfer Architekten Walter Klose und Georg Schäfer errichtet. Der Rohbau war bereits 1915 fertig, doch unterbrach der Erste Weltkrieg die Baumaßnahmen und der Bau diente als Lebensmittellager. Im Oktober 1921 wurde das Kaufhaus Alsberg schließlich eröffnet.

Die Familie Alsberg wurde nach 1933 aufgrund ihrer jüdischen Abstammung bzw. Religionszugehörigkeit von den Nationalsozialisten im Zuge der Arisierung enteignet. Das Bochumer Kaufhaus Alsberg wurde bereits 1934 nach dem Arzt, Wissenschaftler und Dichter Carl Arnold Kortum in „Kaufhaus Kortum“ umbenannt. Ab dem 9. August 1935 stand die „Bescheinigung über den erfolgreichen Vollzug der Arisierung“ in einer Vitrine im Eingangsbereich des Hauses.

Alfred Alsberg, seine Frau und sein Bruder wurden 1941 in das Ghetto Łódź deportiert und wurden – vermutlich dort – ermordet.

Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt. Eine teilweise Wiedereröffnung fand 1946 statt. Das Haus und insbesondere die Fassade wurde von dem Bochumer Architekten Heinrich Kirchmeier von 1947 bis 1949 instandgesetzt.

Während des Wirtschaftsaufschwungs erfuhr auch das Kaufhaus Kortum eine Blüte. Auf den verschiedenen Geschossen wurden Bücher, Kleidung, Küchenbedarf und Lebensmittel verkauft. In einem Café-Restaurant sorgte eine Liveband für ständige Unterhaltung. Noch bis Ende der 1980er Jahre wurden in der Lebensmittelabteilung viele Artikel traditionell „lose“ verkauft und individuell abgepackt, so z.B. Butter, Mehl oder Plätzchen.

Ende der 1980er Jahre erfolgte der Umbau in ein Ladenzentrum. Der 1993 ausgestrahlte TV-Vierteiler Der große Bellheim, der sich mit wirtschaftlichen Problemen eines Warenhauses beschäftigt, wurde hier jeweils nach Ladenschluss gedreht.

Bald darauf geriet auch das reale Kaufhaus Kortum selbst in wirtschaftliche Not. Es wurde geschlossen und stand zwischenzeitlich leer, dann wurden Einzelhändler und Dienstleister Pächter der Räumlichkeiten.

Das seit 1996 unter Denkmalschutz stehende Kaufhaus Kortum wurde von 1996 bis 2000 vom Architekturbüro SchürmannSpannel AG aus Bochum (Architekt Thomas Schmidt) gesamtsaniert. Dabei wurden die historischen Charakteristika, wie etwa die Natursteinfassade und das historische Treppenhaus materialschonend erhalten. Nach der Sanierung wurde das Kaufhaus mit Läden, Büroflächen und Praxen als Geschäftshaus genutzt. Das Kaufhaus Kortum erhielt im Jahr 2000 beim BDA-Wettbewerb „Auszeichnung guter Bauten“ eine Anerkennung. 2003 wurde das Kaufhaus Kortum mit dem BHU-Bundespreis „für Denkmalschutz und Erhalt historischer Bausubstanz“ ausgezeichnet und unter 100 Wettbewerbsteilnehmern mit dem Sonderpreis der Wilhelm-Münker-Stiftung prämiert.

Die Bimbo-Box, ein Musikautomat mit einem Orchester aus Stofftier-Affen, das sich (nach Geldeinwurf) zur Musik bewegt und die vielen Kindern all die Zeit viel Freude machte, ist zwischenzeitlich im Haus Kemnade untergebracht. Ein baugleiches Exemplar kann in Köln (in der Severinstraße) besichtigt werden, ein weiteres wird im Automatenmuseum in der Fisherman's Wharf in San Francisco gezeigt.

Im Dezember 2007 zog nach durchgreifendem Umbau des Gebäudeinneren ein Elektrofachmarkt der Kette Saturn in das Gebäude ein. Das 1996 mit unter Denkmalschutz gestellte Treppenhaus und andere Teile der originalen Bausubstanz waren nach der Überzeugung des Bauherrn nicht in diese Umbau-Planung zu integrieren und wurden nach teilweiser Aufhebung des Denkmalschutzes abgerissen. Durch das zuvor nur teilweise genutzte Untergeschoss wurde eine Verbindung zum Parkhaus gebaut und die in dieser Ebene geschaffenen Verkaufsflächen an weitere Geschäfte verpachtet.

Literatur

  • Jan Gerdemann: Ein Warenhauskonzern im Ruhrgebiet. Das „Kaufhaus Alsberg / Kortum" in Bochum. Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung, Dortmund, Bochum 1999.

Weblinks

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