Kaumuskel

Kaumuskel

Zur Kaumuskulatur werden jene vier Paare Muskeln des Kopfes zusammengefasst, die den Unterkiefer in Richtung Oberkiefer bewegen und damit für den Kieferschluss (Okklusion), das Zubeißen und das Zermahlen der Nahrung ermöglichen (einschließlich seitwärts gerichteter Gleitbewegungen).

Beim Menschen und den übrigen Säugetieren besteht sie aus vier, jeweils paarig angelegten Muskeln:

  1. Musculus masseter („Kaumuskel“, für den Kieferschluss)
  2. Musculus temporalis („Schläfenmuskel“, für den Kieferschluss sowie Zurückziehen des Unterkiefers)
  3. Musculus pterygoideus medialis („innerer Flügelmuskel“, für den Kieferschluss)
  4. Musculus pterygoideus lateralis („äußerer Flügelmuskel“, zum Öffnen des Kiefers, Vorschieben des Unterkiefers sowie für Mahlgleitbewegungen von rechts nach links bzw. umgekehrt)

Entwicklungsgeschichtlich stammt die Kaumuskulatur vom ersten Kiemenbogen ab. Daher erfolgt die Innervation der Kaumuskeln durch Äste des ersten Kiemenbogennervs, des Nervus mandibularis, einem Ast des Nervus trigeminus (Hirnnerv V). Aufgrund der speziellen embryologischen Herkunft besitzen die Kaumuskeln eine spezifische Isoform des Myosins, der entsprechende Muskelfasertyp wird als Typ 2M bezeichnet.

Ein tonischer Krampf der Kaumuskulatur wird als Trismus bezeichnet. Die Totenstarre (Rigor mortis) der Skelettmuskulatur, eines der sicheren Todeszeichen, beginnt an der Kaumuskulatur.

Kaumuskulatur und Kiefergelenk werden als funktionelle Einheit betrachtet, Beschwerden in diesem Bereich sind mit einer Unzahl von Namensgebungen bedacht. Der Begriff „temporomandibuläre Störungen“ hat − zumindest im englischsprachigen Raum als temporomandibular disorder – die größte Akzeptanz gefunden. Im deutschsprachigen Raum werden Bezeichnungen wie Kraniomandibuläre Dysfunktion oder Myoarthropathien des Kausystems sowie viele andere mehr verwendet. Bei Haushunden kann eine Autoimmunerkrankung gegen das spezifische Myosin auftreten, die als Kaumuskelmyositis bezeichnet wird.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kaumuskel — ↑Masseter …   Das große Fremdwörterbuch

  • Kaumuskel — Kau|mus|kel 〈m. 5; Anat.〉 bei Wirbeltieren u. bei Menschen Muskel zur Bewegung des Unterkiefers * * * Kau|mus|kel, der: Muskel, mit dem beim Kauen der Unterkiefer bewegt wird. * * * Kau|mus|kel, der: Muskel, mit dem beim Kauen der Unterkiefer… …   Universal-Lexikon

  • Kaumuskel — Kau|mus|kel …   Die deutsche Rechtschreibung

  • den Kaumuskel betreffend — mastikatorisch (fachsprachlich) …   Universal-Lexikon

  • Masseter — Mas|se|ter 〈m. 3; Anat.〉 Kaumuskel [<grch. maseter, masseter „der Kauende“] * * * Masseter   [griechisch »der Kauende«] der, s/ , Mụsculus masseter, paariger Kaumuskel bei Säugetieren (einschließlich Mensch), der vom Jochbogen zum… …   Universal-Lexikon

  • Fischschädel — Schematischer Bau des Tiefseefisches Anoplogaster cornuta (Anoplogastridae). Skelettteile nach einem Radiogramm: 1 Radien der Schwanzflosse, 2 der Rückenflosse, 3 Wirbel, 4 Schultergürtel, davor (hell) der schmale Kiemendeckel, (dunkel) der… …   Deutsch Wikipedia

  • Muskel — Mụs|kel [aus lat. musculus, Gen.: musculi (Verkleinerungsbildung zu lat. mus = Maus) = Mäuschen; Muskel] m; s, n, in fachspr. Fügungen: Mụs|culus m; , ...li: aus kontraktilen Faserbündeln bestehendes Gewebsorgan mit der Fähigkeit, bei… …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Allerwertester — Männliches Gesäß weibliches Gesäß Das Gesäß (anatomisch nates, clunium, gluteus, regio glutealis) ist ein nur bei Menschen und ansatzweise bei Affen ausgep …   Deutsch Wikipedia

  • Arcus zygomaticus — Jochbogen (gelb markiert) eines Hundes (Deutscher Boxer). 1 Schläfenbeinfortsatz, 2 Jochbeinfortsatz, 3 Stirnfortsatz, 4 Naht zwischen 1 und 2, 5 äußerer Gehörgang, 6 Crista supramastoidea. Der Jochbogen (lat. Arcus zygomaticus) ist eine kräftige …   Deutsch Wikipedia

  • Arschbacke — Männliches Gesäß weibliches Gesäß Das Gesäß (anatomisch nates, clunium, gluteus, regio glutealis) ist ein nur bei Menschen und ansatzweise bei Affen ausgep …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”