Kavalek

Kavalek
Lubomir Kavalek, 1980

Lubomir (Lubosh) Kavalek (eigentlich Lubomír Kaválek; * 9. August 1943 in Prag) ist ein US-amerikanischer Schachgroßmeister tschechischer Herkunft.

Leben

Lubomir Kavalek wurde 1965 von der FIDE zunächst der Titel Internationaler Meister, dann, im selben Jahr, der Titel Großmeister verliehen. Er gewann 1962 und 1968 die Meisterschaft der Tschechoslowakei, die er im August 1968, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings verließ. Er setzte sich nach einem Turnier in Polanica-Zdrój (Polen), bei dem er Zweiter wurde, in die Bundesrepublik Deutschland ab. 1970 zog er nach Washington (D.C.) in den USA und wurde später auch US-Bürger. Seit seinem Aufenthalt in der BRD war er Mitglied des Bundesligaklubs Solinger SG 1868, mit dem er mehrfach deutsche Mannschaftsmeisterschaften gewann. Kavalek versuchte nach seiner Emigration in die USA zunächst ein Auskommen als Angestellter bei Radio Free Europe in Washington zu finden, doch wurde er kurze Zeit darauf Profischachspieler.

1973 gewann Kavalek (geteilt mit John Grefe) erstmals die US-Meisterschaft, 1978 erneut. Er nahm insgesamt an neun Schacholympiaden teil: zweimal für die Tschechoslowakei, sieben Mal für die USA und gewann dabei eine Gold- und fünf Bronze-Medaillen. 1967 (in Sousse) und 1976 (in Manila) nahm er an Interzonenturnieren teil, qualifizierte sich allerdings nicht für das Kandidatenturnier. Kavalek gewann im Laufe seiner Karriere eine Vielzahl internationaler Turniere: 1965 und 1967 (1.-3.) in Warna, 1968 in Amsterdam und Caracas (1.-3.), 1971 in Netanya, 1973 in Montilla-Morales und Banang (Philippinen), 1974 in Solingen (geteilt mit Lew Polugajewski), 1981 in Bochum. 1969 besiegte er in Eersel den Niederländer Hans Ree mit 6,5-2,5 (+4, =5, -0), 1978 in Washington den Schweden Ulf Andersson mit 6,5-3,5 (+3, =7, -0), 1977 unterlag er Ex-Weltmeister Boris Spasski in Solingen mit 2-4 (+1, -3, =2).

Er gilt als brillanter Taktiker und war auch als Trainer sehr erfolgreich. Er arbeitete unter anderem mit Yasser Seirawan und Robert Hübner zusammen. Anfang der 1990er Jahre war er Sekundant von Nigel Short, dem er bei seinen Kandidatenkämpfen assistierte und ihm zur Qualifikation zum WM-Wettkampf gegen Garri Kasparow verhalf. Kavalek und Short beendeten 1993 ihre Zusammenarbeit. 1999 zog er sich mit einer Elo-Zahl von 2594 vom internationalen Schach zurück, spielt aber gelegentlich auf US-Turnieren. Seine beste Elo-Zahl war 2625 im Mai 1974, er zählte in seiner besten Zeit zu den Top Ten der Welt. Heute arbeitet er hauptberuflich als Journalist bei der Washington Post, für die er eine der angesehensten Schachspalten der Welt leitet.

Partiebeispiel

Gufeld - Kavalek, Mariánské Lázně 1962
a b c d e f g h
8 a8 b8 c8 d8 e8 f8 g8 h8 8
7 a7 b7 c7 d7 e7 f7 g7 h7 7
6 a6 b6 c6 d6 e6 f6 g6 h6 6
5 a5 b5 c5 d5 e5 f5 g5 h5 5
4 a4 b4 c4 d4 e4 f4 g4 h4 4
3 a3 b3 c3 d3 e3 f3 g3 h3 3
2 a2 b2 c2 d2 e2 f2 g2 h2 2
1 a1 b1 c1 d1 e1 f1 g1 h1 1
a b c d e f g h
Stellung nach 27. Lf8-c5

Eine bemerkenswerte Partie gewann Kavalek bei der Studentenolympiade 1962 in Mariánské Lázně mit den schwarzen Steinen gegen den sowjetischen Großmeister Eduard Gufeld. Er brachte neben einem Figurenopfer gleich zwei Qualitätsopfer (im 23. und 27. Zug), wonach sich die weißen Türme als hilflos gegen die verbundenen schwarzen Freibauern erwiesen.

Eduard Gufeld - Lubomir Kavalek

1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-b5 Lf8-c5 4.c2-c3 f7-f5 5.d2-d4 f5xe4 6.Sf3-g5 Lc5-b6 7.d4-d5 e4-e3 8.Sg5-e4 Dd8-h4 9.Dd1-f3 Sg8-f6 10.Se4xf6+ g7xf6 11.d5xc6 e3xf2+ 12.Ke1-d1 d7xc6 13.Lb5-e2 Lc8-e6 14.Df3-h5+ Dh4xh5 15.Le2xh5+ Ke8-e7 16.b2-b3 Le6-d5 17.Lc1-a3+ Ke7-e6 18.Lh5-g4+ f6-f5 19.Lg4-h3 Th8-g8 20.Sb1-d2 Ld5xg2 21.Lh3xg2 Tg8xg2 22.Th1-f1 Ta8-d8 23.Kd1-e2 Td8xd2+ 24.Ke2xd2 e5-e4 25.La3-f8 f5-f4 26.b3-b4 Tg2-g5 27.Lf8-c5 Tg5xc5 28.b4xc5 Lb6xc5 29.Ta1-b1 f4-f3 30.Tb1-b4 Ke6-f5 31.Tb4-d4 Lc5xd4 32.c3xd4 Kf5-f4 0-1

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