Kernkraftwerk Krško

Kernkraftwerk Krško

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Kernkraftwerk Krško
Blick auf das Kernkraftwerk Krško
Blick auf das Kernkraftwerk Krško
Lage
Kernkraftwerk Krško (Slowenien)
Kernkraftwerk Krško
Koordinaten 45° 56′ 18,3″ N, 15° 30′ 55,7″ O45.93841388888915.515469444444Koordinaten: 45° 56′ 18,3″ N, 15° 30′ 55,7″ O
Land: Slowenien
Daten
Eigentümer: GEN energija d.o.o,
Hrvatska Elektroprivreda
Betreiber: Nuklearna elektrarna Krško
Projektbeginn: 1975
Kommerzieller Betrieb: 1. Jan. 1983

Aktive Reaktoren (Brutto):

1  (730 MW)
Eingespeiste Energie im Jahre 2010: 5.380,7087 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 133.735,9505 GWh
Website: http://www.nek.si/en/about_nek/
Stand: 7. Juni 2011
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Krško [ˈkrʃkɔ] (slowenisch Jedrska elektrarna Krško (JEK), auch Nuklearna elektrarna Krško (NEK), kroatisch Nuklearna elektrana Krško) ist ein slowenisch-kroatisches Kernkraftwerk. Erbaut wurde es in den 1970er Jahren in Jugoslawien und gehört jetzt jeweils zur Hälfte zu Kroatien und Slowenien. Der Standort Krško liegt in Slowenien an der Save (Nebenfluss der Donau), etwa 20 km von der kroatischen Grenze entfernt. Das Kraftwerk hat eine elektrische Bruttoleistung von 730 MW.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kernkraftwerk während eines Savehochwassers 2010

Der Druckwasserreaktor der US-amerikanischen Firma Westinghouse wurde in den 1970er Jahren als 50:50-Projekt der beiden jugoslawischen Teilrepubliken Kroatien und Slowenien errichtet und 1981 in Betrieb genommen. Die Planung des Kraftwerks wurde von der amerikanischen Gilbert Associates Inc. geleistet. Die Bauausführung wurde von den jugoslawischen Unternehmen Gradis und Hidroelektra erbracht. Die Montage führten die ebenfalls jugoslawischen Unternehmen Hidromotaža und Đuro Đaković durch.

Das Kernkraftwerk Krško war das einzige Kernkraftwerk Jugoslawiens; es lieferte Ende der 1980er Jahre 20 % des Stromverbrauchs der SR Slowenien und 18 % des Stromverbrauchs der SR Kroatien, insgesamt entsprach dies 5 % des Gesamtverbrauchs von Jugoslawien.

Zwischen 1981 und 1989 wurde der Reaktorbetrieb mehr als 70 Mal unterbrochen. Eine Betriebserlaubnis soll 1989 noch nicht vorgelegen haben.[1]

Nach dem Zerfall Jugoslawiens (1992) kommt es regelmäßig zu Konflikten zwischen den nun selbstständigen Republiken über das Kraftwerk. 2001 werden rechtliche und betriebstechnische Fragen von den Regierungen geklärt [2]. Ab 2003 beliefert das Kraftwerk schließlich wieder beide Eigentümer.

Das Kraftwerk deckt ca. 25% des slowenischen und ca. 15% [3][4] des kroatischen Strombedarfs .

Der Reaktor ist ursprünglich für 40 Jahre Betriebszeit ausgelegt worden.[5]

Der Eigentümer des Kernkraftwerks möchte einen zweiten Reaktor am Standort errichten. Es wird dabei von Investitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro ausgegangen. Der Reaktor soll eine Leistung zwischen 1200 MW und 1500 MW haben. Der Block soll östlich des bestehenden gebaut werden. Im August 2009 wurde für den Bau des Blockes eine italienische Partnerschaft ins Gespräch gebracht, über das Projekt wird aber frühestens 2013 oder 2014 entschieden.[6] Für den bestehenden Block wurde vom Kraftwerksbetreiber eine Verlängerung der Betriebserlaubnis bis zum Jahr 2043 beantragt.[7]

Risiko

Das Kernkraftwerk ist bei den Kernkraftgegnern besonders deshalb umstritten, weil es in einem erdbebengefährdeten Gebiet steht. Nach dem PHARE-Abschlussbericht über die geophysikalische Untersuchung des Gebiets von Krško sind jedoch im „Standort des Kernkraftwerks keine größeren seismogenen Risikofaktoren festzustellen“[8]. Auch nach der IAEO entspricht die Sicherheit des Kernkraftwerks allen internationalen Standards und höchsten Sicherheitsforderungen.[9]

Jedoch werden unter anderem von der Wiener Umweltanwaltschaft schwere Bedenken zur seismischen Stabilität des Standortes geäußert. Insbesondere die zu erwartenden größten Magnituden übersteigen demnach die in der Planung berücksichtigten Werte.[10][11]

Nach dem Reaktorunfall in Fukushima (Japan) hat Greenpeace Slowenien eine Untersuchung in Auftrag gegeben, welche bestätigt, dass das AKW Krško einem starken Erdbeben, welches in Slowenien ca. alle 200 Jahre auftritt, nicht standthalten würde. In einem offenen Brief an den slowenischen Ministerpräsidenten Borut Pahor sprach sich Greenpeace gegen einen zweiten Reaktorblock (NEK 2) aus.[12]

Atomares Zwischenlager

Der Bau und die Sicherheit eines atomaren Zwischenlagers (slow. NSRO = Lager für niedrig- und mittel- strahlende radioaktive Abfälle) für abgebrannte Brennstäbe innerhalb des AKW Krško ist auch in Slowenien umstritten.[13]

Zwischenfälle

  • 1989 wurde als korrekte Reaktion auf eine betriebliche Störung ein Ventil zur Druckentlastung des Reaktorkreislaufs druckbedingt geöffnet. Nach Abbau der Druck-Transiente blieb es (wie vor dem Kernschmelzunfall 1979 in Three Mile Island) unvorgesehen in offener Stellung stecken. Aufgrund des damit verbundenen Kühlwasserverlustes schaltete sich die Notkühlung automatisch zu (sie wurde – hier im Gegensatz zu Three Mile Island – vom Personal nicht irrtümlich wieder abgeschaltet). Nach zirka fünfzehn Minuten schloss sich das Ventil doch noch und die Notkühlung hatte den Reaktorkreislauf einigermaßen nachgefüllt. Leicht radioaktives Wasser war nach dem Störfall durch Abgabe in den benachbarten Fluss Save aus dem Containment-Sumpf zu entfernen. (Quelle: SKI-Report IRS)
  • Am 25. September 1995 kam es durch Leittechnik-Fehler zu einem ungewollten Ventilschluss in einer der beiden Leitungen, die den erzeugten Dampf zur Turbine abführen. Dies führte zu einer nur kurzfristigen Störung des thermischen Gleichgewichtes im Reaktorkreislauf (mit kurzzeitiger Öffnung eines Druckentlastungs-Ventils), weil rund 1,3 Sekunden später die Reaktorschnellabschaltung wirksam wurde. Hätte diese allerdings gar nicht oder verspätet funktioniert, wären ernsthafte Probleme aufgetreten: Der genannte Leitungs-Verschluss verhindert nämlich die normale Vorwärmung des in den Dampferzeuger und via Wärme-Austausch dort in den Reaktorkreislauf führenden Speisewassers aus einem Abzweiger der Dampfleitung. Diese Abkühlung des Speisewassers hat kernphysikalisch zur Folge, dass die Reaktorleistung durch Überkritikalität brüsk gesteigert wird. Daraus kann sich ein auslegungsüberschreitender Unfall entwickeln.[14]
  • Bei einem Turbinenabschalttest unterliefen dem Personal am 10. April 2005 einige Fehler. Das verursachte einen Turbinenschnellschluss, was wiederum die Schnellabschaltung des Reaktors, die Speisewasserisolation mit Auslösung der Notspeisung und eine kürzerfristige Aktivierung der Hochdruck-Notkühlung zur Folge hatte.[15]
  • Am 4. Juni 2008 um 15:07 Uhr kam es zu einem Kühlmittelverluststörfall. Im Hauptkühlsystem (Primärkreislauf) war Kühlflüssigkeit ausgetreten und die Reaktorleistung daraufhin gedrosselt worden. Der Reaktor wurde heruntergefahren und um 20:10 Uhr komplett abgeschaltet, um die Ursache für das Problem untersuchen zu können.[16] Laut Angaben der slowenischen Atomsicherheitsbehörde wurde das ausgetretene radioaktive Wasser durch das so genannte Containment, einen Sicherheitsbehälter, aufgefangen. Es habe keinerlei Auswirkungen außerhalb des Kernkraftwerkes gegeben.[17] Der Vorfall wurde als „ungewöhnlich“, der niedrigsten Gefahrenstufe, eingestuft. Dabei habe keine Gefahr für das Personal des Kernkraftwerks bestanden. Das Leck befand sich im Isolationsventil einer Sammelleitung für Temperaturmeßstellen, nahe einer der beiden Hauptkühlmittelpumpen, und es traten dort etwa 3 m³/h aus.[18] Um es reparieren zu können, ist ein komplettes Abfahren in den kalten Zustand notwendig. Durch die anfallende Nachzerfallswärme und den anschließenden Anfahrvorgang wird die Stromproduktion für mehrere Tage unterbrochen sein.[19] Die slowenische Atomsicherheitsbehörde (SNSA) informierte noch im Laufe des Nachmittags die IAEO, das Notfallsystem zum Informationsaustausch bei radioaktiven Vorfällen ECURIE (European Community Urgent Radiological Information Exchange), sowie die Nachbarstaaten von dem Unfall.[19] Die europaweite Warnung erfolgte über ECURIE, ein europaweites Warnsystem, das die national zuständigen Behörden im Falle eines größeren Atomunfalles alarmiert.[20] Es war die erste Aktivierung dieses Informationssystems seit seiner Einführung nach der Katastrophe von Tschernobyl. Im „NEWS-System“ der IAEO hat Slowenien den Vorfall als ein meldepflichtiges Ereignis der Stufe 0 auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse eingestuft.[21] Verwirrung herrschte im Informationsfluss, denn während über ECURIE ein Störfall gemeldet wurde, wurden die Nachbarstaaten irrtümlich über einen Übungsfall informiert.[22]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Krško hat einen Block:

Reaktorblock[23] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Krško Druckwasserreaktor 666 MW 730 MW 30.03.1975 02.10.1981 01.01.1983 (2023 geplant)

Quellen

  1. Tschernobyl in Jugoslawien?. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1989, S. 165 (online).
  2. Olga Ramljak: Hrvatska Sloveniji oprašta 200 milijuna dolara duga (Croatian). 24. September 2001. Abgerufen am 13. Juli 2010. 
  3. Jahresbericht HEP Seite 33 (kroatisch)
  4. [1] (englisch)
  5. WNA Slovenia (englisch)
  6. Italien möglicher Partner für neues slowenisches AKW. Der Standard, 11. August 2009
  7. Kleine Zeitung - 16. Dezember 2009 - AKW Krsko soll bis 2043 in Betrieb bleiben (Quelle: APA)
  8. http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/e40110i.htm
  9. Kapitel NUCLEAR POWER SITUATION, Overview; 29. September 2007
  10. http://wua-wien.at/home/atomschutz/akw-in-europa/kkw-krsko-4
  11. http://www.unet.univie.ac.at/~a9406114/aai/akws/krsko/ksicherheit.html
  12. Greenpeace proti Nek2 (Greenpeace gegen einen Block 2 des AKW Krško) Dolenjski list vom 16. Februar 2011
  13. Strokovnjaki mirijo, pomisleki ostajajo (Fachleute beruhigen, Bedenken bestehen weiter) in Dolenjski list, S.1, 25. Februar 2010, Nr. 8
  14. http://www.djs.si/proc/port1996/1304.pdf
  15. http://www.hindawi.com/journals/stni/2008/745178.html
  16. vgl. Atom-Zwischenfall löst EU-weiten Alarm aus bei ftd.de, 4. Juni 2008 (aufgerufen am 4. Juni 2008)
  17. Slovenian Nuclear Safety Administration (englisch)
  18. WANO-Meldung vom 5. Juni 2008
  19. a b Slovenian Nuclear Safety Administration
  20. http://ec.europa.eu
  21. IAEO NEWS Events
  22. Wort "Übung" nicht gestrichen auf ORF vom 5. Juni 2008
  23. Power Reactor Information System der IAEA: „Slovenia, Republic of: Nuclear Power Reactors - Alphabetic“ (englisch)

Siehe auch

Literatur

  • Artikel Nuklearna elektrarna Krško, in: Enciklopedija Slovenije, Band 8, 1994
  • Artikel Jedrska energija, in: Enciklopedija Slovenije, Band 4, 1990
  • James P. Nichol u. Gordon L. McDaniel: Yugoslavia, in: Nuclear power in developing countries, hrsg. v. James E. Katz u. Onkar S. Marwah, 1982 (ISBN 0-669-04700-7), S. 345-367

Weblinks


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