Kiachta

Kiachta
Stadt
Kjachta
Кяхта
Wappen
Wappen
Föderationskreis Sibirien
Republik Burjatien
Rajon Kjachta
Bürgermeister Waleri Zyrempilow
Gegründet 1727
Stadt seit 1861
Fläche 28 km²
Höhe des Zentrums 760 m
Bevölkerung 18.841 Einw. (Stand: 2006)
Bevölkerungsdichte 673 Ew./km²
Zeitzone UTC+8 (Sommerzeit: UTC+9)
Telefonvorwahl (+7)30142
Postleitzahl 671840–671843
Kfz-Kennzeichen 03
OKATO 81 233 501
Geographische Lage
Koordinaten: 50° 21′ N, 106° 27′ O50.35106.45760Koordinaten: 50° 21′ 0″ N, 106° 27′ 0″ O
Kjachta (Russland)
DEC
Kjachta (Burjatien)
DEC
Republik Burjatien
Liste der Städte in Russland

Kjachta (russisch Кяхта; burjatisch Хяагта/ Chjaagta) ist eine Stadt in der Republik Burjatien (Russland) mit 18.841 Einwohnern (Berechnung 2006).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Stadt liegt im transbaikalischen Selengagebirge, etwa 235 km südlich der Republikshauptstadt Ulan-Ude, unmittelbar an der mongolischen Grenze. Jenseits der Grenze, die hier von der Fernstraße Ulan-Ude – SüchbaatarUlaanbaatar überquert wird, schließt sich der Ort Altanbulag im Selenge-Aimag an.

Die Stadt Kjachta ist Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons.

Geschichte

Als Gründungsjahr von Kjachta gilt 1727, als hier der erste Vertrag von Kjachta zwischen dem Russischen Reich und dem Kaiserreich China unterzeichnet wurde, welcher den Grenzverlauf südlich des Baikalsees und den Grenzhandel zwischen beiden Staaten regelte. Bezeichnet wurde der Ort nach dem gleichnamigen Flüsschen und der von ihm durchflossenen Senke, abgeleitet vom burjatisch-mongolischen Wort für queckenreichen Ort.

Der Vertrag legte Kjachta als Ort fest, über welchen der gesamte Handel zwischen Russland und China abgewickelt werden sollte. Im folgenden Jahr, 1728, entstand etwas weiter nördlich, näher an den Ausläufern des Selengagebirges, zum Schutz des Handelsweges die Festung Troizkosawsk, benannt nach der Dreifaltigkeit (russisch troiza) sowie dem Vornamen des russischen Diplomaten serbischer Abstammung Sawwa Lukitsch Ragusinski-Wladislawitsch (etwa 1670–1738), welcher den Vertrag von Kjachta ausgehandelt hatte.

Die südlicher in der Steppe beidseitig der Grenze gelegene Handelssiedlung (Sloboda) wurde ab 1743 angelegt, blieb formell selbständig und wurde mit dem alten Namen Kjachta bezeichnet. Mindestens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts behielt Kjachta-Troizkosawsk seine Bedeutung als wichtigstes Handelszentrum an der Grenze zu China. Der Ort bestand aus zwei Flecken, einer für die Chinesen und einer für die Russen, beide waren sie von Palisaden umgeben.

Der Handel vollzog sich im Tauschverkehr, da den Russen die Ausfuhr von Silber verboten war. Der Hauptexportartikel von Russland waren Pelzwaren, vor allem Seeotter- und Fischotterfelle, Biberfelle, Felle von Füchsen, Wölfen, Bären, Lämmern aus Buchara und Astrachan („Persianer“), Marder, Zobel, Hermelin und graue Eichhörnchen (Feh).[1] Aus China kam im Gegenzug rohe Baumwolle, Leinenstoffe, Leder- und Manufakturwaren, Seide, Brokat, Kunstgegenstände und vor allem Tee nach Russland und weiter nach Europa, weshalb diese Handelsroute auch „Teestraße“ genannt wurde. 1792 wurde die Zollstelle aus Irkutsk nach Kjachta verlegt. Die Gesamtausfuhr nach China wird für 1777 mit als 1,31 Millionen Rubel angegeben, von China nach Russland 2,87 Millionen. Daneben soll es einen starken Schmuggel gegeben haben, der auf 8 Millionen Rubel geschätzt wurde.[1]

1851 wurde Troizkosawsk Verwaltungszentrum eines Kreises (okrug, ab 1901 ujesd), 1861 erfolgte die offizielle Verleihung des Stadtrechts.

Mit der Entstehung und Verbesserung anderer Handelswege verlor Kjachta allmählich seine zentrale Bedeutung für den Handel mit China. Eine Rolle dabei spielten der Anschluss des Amurgebietes an Russland 1858 (Vertrag von Aigun), die Eröffnung des Sueskanals 1869 und schließlich der Chinesischen Osteisenbahn 1903. Der Ort blieb jedoch regionales Zentrum des Handels mit der Äußeren Mongolei und bedeutendes Kulturzentrum des Transbaikalgebietes. Bereits 1890 (nach anderen Angaben 1891) wurde ein Heimatmuseum eingerichtet. In Kjachta begannen oder endeten viele der Expeditionen russischer Forschungsreisender nach Zentralasien, so von Nikolai Prschewalski oder Wladimir Obrutschew.

Kjachta spielte auch eine bedeutsame Rolle in der Geschichte der Mongolei. 1915 wurde hier der zweite Vertrag von Kjachta unterzeichnet, welcher die Autonomie die Äußeren Mongolei regeln sollte, zunächst jedoch nicht umgesetzt wurde. 1920–21 war die Stadt Mittelpunkt der Tätigkeit von Damdin Süchbaatar und Chorloogiin Tschoibalsan; am 1. März 1921 fand hier der Gründungsparteitag der Mongolischen Revolutionären Volkspartei statt.

1934 erfolgte schließlich die Zusammenlegung der beiden Teilorte unter dem Namen Kjachta.

Einwohnerentwicklung

Wappen von Troizkosawsk (1846)
Jahr Einwohnerzahl Anmerkung
1897 9.700 Volkszählung (gerundet), davon 8.700 in Troizkosawsk
1959 10.300 Volkszählung (gerundet)
1979 15.000 Volkszählung (gerundet)
1989 18.300 Volkszählung (gerundet)
2002 18.391 Volkszählung
2006 18.841  

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In Kjachta ist eine Reihe größtenteils klassizistischer Вauten aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Dazu gehören die Dreifaltigkeitskathedrale (Троицкий собор/ Troizki sobor, 1812–17), die Auferstehungskirche (Воскресенская церковь/ Woskressenskaja zerkow, 1838), die Mariä-Entschlafens-Kirche (Успенская церковь/ Uspenskaja zerkow, 1857), der „Gasthof“ (1842) und die „Handelsreihen“.

Kjachta besitzt ein heute nach Wladimir Obrutschew benanntes Heimatmuseum. Eine ehemalige konspirative Wohnung von Damdin Süchbaatar wurde als Museum hergerichtet.

Wirtschaft

Kjachta ist auch heute hauptsächlich Zentrum des Grenzhandels zur Mongolei sowie für chinesische Waren. Daneben existieren Betriebe der Textil- und Lebensmittelindustrie.

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. a b Dr. Friedrich Lübstorff, Leipzig: Zur Geschichte des Rauchwarenhandels Chinas. In Das Pelzgewerbe, Hermelin-Verlag Paul Schöps, Berlin und Leipzig, 1953, Nr. 3/4, S. 8-9


Weblinks


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