Murmeltierfell

Murmeltierfell

Als Murmelfell wird das Fell der Murmeltiere bezeichnet. Dieser Artikel behandelt das Murmeltierfell im Zusammenhang mit dem Rauchwarenhandel und der Verarbeitung zu Pelzen. Außer dem Fell wurde vor allem in der Vergangenheit auch das Fett und das Fleisch genutzt.

Steppenmurmel
linkes Fell mit Jaguaraufdruck

Murmeltiere sind über Europa, Nordamerika und Asien verbreitet, sie unterscheiden sich in typischen Merkmalen je nach Lebensraum.

Das Himalaya-Murmeltier sowie das Langschwanzmurmeltier sind nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen Anhang III und EG Verordnung 1332/05 Anhang C geschützt, Erstlistung seit dem 13. Oktober 1977.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits im frühen Mittelalter sollen Murmelfelle von Polen nach Deutschland gekommen sein. Jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde es für lange Zeit zu einem Massenartikel der Rauchwarenwirtschaft.[2]

Der deutsche Naturwissenschaftler Georg Wilhelm Steller bereiste mit der „Großen Russischen Expedition“ zur Erforschung Sibiriens von 1741 bis 1744 die Halbinsel Kamtschatka. In seiner „Beschreibung von dem Lande Kamtschatka“ (Frankfurt und Leipzig 1774) schreibt er auf Seite 126, „daß die ‚Tapargannen oder Murmelthiere‘ auf der kleinen Insel Lopatka an der Südspitze Kamtschatkas sowie am Tigil-Fluß im Innern der Halbinsel vorkommen, die Bewohner sich aber nicht besonders um ihren Fang bemühen; sie schätzen mehr das Fleisch als das schlechte Fell.“[3]

Ein amerikanischer Naturwissenschaftler, Waldemar Jochelson, beobachtete ca. 1921 Tarbaganer Murmel in der Jakuten-Provinz, „eines vom Altai her im Flußgebiet der Lena weit nach Nordosten vorgedrungenen türkischen Reitervolkes“. „Daß dieser Volksstamm zur Anfertigung von Pelzen Murmeltierfelle bevorzugt, führt Jochelson darauf zurück, daß sie in früheren, weit südlicheren Wohngebiet diese Pelzträger bereits kannten und schätzten.“[4]

Im Jahr 1814 schreibt Schedels Waaren-Lexikon „Die Schweiz liefert zum Handel die Häute für die Rauchwarenhändler, und das Fell für die Apotheken.“ 1911 heißt es bei Brass, „Murmeltierbraten ist namentlich in der Schweiz sehr beliebt.“ Das Fett, „in den Alpenländern Mankeischmalz genannt“, galt außerdem als Heilmittel vor allem gegen Tuberkulose (Dr. F. Schmidt, 1970).[5][6][2]

H. Werner meint 1914:

„Der kanadische Murmel – Arctomys empetra – bewohnt die Hudsonländer und Kanada. Er ist dem Bobak sehr ähnlich und wie jener ein Höhlentier mit etwas härterem, buntgefärbtem Haar. Als sogenannter „Murmelramsch“ wird diese meist flache, schwartige Sorte zu Ostern in Leipzig angeboten. Zur Konfektionierung können diese Waren natürlich dort niemals in Betracht kommen, wo die Kürschnerfelle zu Millionen zu haben sind.“[7]

Emil Brass 1911 zum Alpenmurmel:

„Das Fell kommt nicht in den Welthandel, wird aber lokal zu Ranzen, Jagdtaschen, Mützen usw verarbeitet.“[6]

Dazu Dr. Fritz Schmidt 1970:

„Nur während des II. Weltkrieges stieg infolge der fehlenden Einfuhr an Fellen der Anfall in der Schweiz von durchschnittlich 2500 auf ca. 14.000 Stück im Jahr, die vorwiegend zu Mänteln verarbeitet wurden.“[2]

Das europäisch-amerikanische Murmel(tier)

Die Verbreitung des Alpenmurmeltiers erstreckte sich einst von den Pyrenäen bis zu den Ostkarpaten. Heute kommt es nur noch in den höheren Lagen der Alpen und einigen Teilen der Karpaten vor.

Das Fell ist ziemlich gedrungen, etwa 53 bis 73 cm lang, der kurze, dicht behaarte Schwanz beträgt nur ein Viertel der Körperlänge.

Fellstruktur: Die etwas grobe, sehr matte Behaarung ist mittellang, wellig und dicht. Herbstfelle sind etwas dunkler und seidiger als die etwas helleren und gröberen Frühjahrsfelle. Die Granne ist 27 bis 32 mm lang, die Leithaare bis 43 mm. Der Durchmesser der Granne beträgt 0,12 bis 0,14 mm. Beim Rückenhaar sitzt die Granne am Ende, beim Bauchhaar in der Mitte des Haares. Die Wollhaare sind 25 mm lang.[8]

„Der Pelz ist rauh und dicht und hat für den Fellhandel kaum Bedeutung, zumal es sich dabei stets um Sommerfelle handelt“[9], im Winter ist der Fang praktisch nicht durchführbar. Dies erklärt auch allgemein, warum Murmel aus vielen Gebirgsgegenden kaum genutzt werden.

Das Waldmurmeltier, auch Amerikanisches Murmeltier und weitere Namen, lebt in Nordamerika vom 35. bis 55. Grad nördlicher Breite, in Alaska, Labrador und British Columbia.

„Einige Bedeutung“ für den Fellhandel „haben die nördlichen Provenienzen des Waldmurmeltieres, die in den Auktionslisten der Hudson's Bay Company unter dem von den Cree-Indianern stammenden Namen Wheenusk geführt wurden. Färbung bräunlich mit gelbrötlichem bis grauschimmerndem Anflug. Die Population ist sehr stark, doch wird das Fell wenig genutzt, da die Behaarung ziemlich grob ist. Indianer verwendeten es einst als Futter zu ihrer Kleidung und zum Schmuck ihrer Trachten.“[9]

Ulu bzw. Ulo, „Weibermesser der Eskimos“

„So tragen die Eskimos auf Südalaska und auf den Aléuten ein Außenwams aus Murmelfellen. Sie ziehen diese vorher mittelst eines halbmondförmigen Weibermessers, Ulo genannt, ab, reinigen und schaben es, damit es von Aas befreit werde. Sie präparieren es auch mit Urin.“[10]

Die Rohfelle werden offen, nicht rund abgezogen, angeliefert.

Die auch in Nordamerika lebenden Spezies, das eisgraue Murmeltier und das gelbbäuchige Murmeltier werden von der Pelzwirtschaft nicht genutzt, ebenso das in Afghanistan lebende langschwänzige Murmeltier.

Das (asiatische) Steppenmurmeltier

Das Fell des Steppenmurmeltiers ist als Murmel, gelegentlich noch als Bobak im Handel. Seine Heimat ist der südliche Uralraum über Zentralasien (stärkste Verbreitung), das südliche Sibirien bis Ostasien.

Der Haarwechsel erfolgt wie bei den meisten Winterschlaf haltenden Tieren nur einmal, im Frühjahr. Kommen sie dann ans Licht, bleichen die Haare stark aus. Der Haarwechsel fängt in der Kreuzpartie an und setzt sich dann allmählich über Rücken, Schultern und Gliedmaßen fort.

Die Größe entspricht mit einer Felllänge von etwa 40 cm etwa der des Kaninchens, hinzu kommt der Schwanz mit etwas über 10 cm. Die Farbe ist glänzend, blass rostgelblich; der Rücken wirkt durch die einzelnen dunklen Haarspitzen schwärzer.

Fellstruktur: Die Grannenhaare sind 25 bis 55 mm lang, dick und glatt; die dünnen Wollhaare sind gekrümmt und nur etwa halb so lang wie die Grannen, aber in 10 mal größerer Dichte. Auf der Bauchseite ist die Haardichte 2- bis 3fach geringer als auf dem Rücken.[8]

Der Haltbarkeitskoeffizient wird mit 70 bis 80 % angegeben. [Anmerkung 1][11]

Nur die Felle, die keine Haarwirbel aufweisen, gelten in der Rauchwarenbranche als vollwertig. „Blues“, die blaue Herbstware mit vollem bläulichem Haar ist hochwertiger als „Yellows“, die gelbe Frühlingsware, die auch dünneres Haar aufweist und trocken im Leder ist.

Fellhandel in Nischni Nowgorod um 1900

Die Felle kommen aus vier Hauptgegenden: 1. dem Altai und den Sayanbergen; 2. der nördlichen Mongolei; 3. Nordwestchina und 4. Sinkiang. Daneben gibt es noch einige verstreute Vorkommen, namentlich Tibet, die westliche Mandschurei und die nachfolgend aufgeführten:[12]

  • Altai-Sayan Gegend:
    • Bijsk oder Beisk
  • Kobdo und Ulliasutai
  • Nördliche Mongolei:
    • Urga
  • Nordwestliches China:
    • Kansu und Innere Mongolei
  • Russland
  • Sinkiang
  • Mandschurai:
    • Hailar und Manchouli
  • Tibet

Der Handel unterscheidet vor allem folgende Qualitäten:[9]

  • Tarbagan (Tarbogan, Gebirgsmurmel) aus dem Altai, Semipalatinsk, Mittelsibirien, Ostsibirien.
    • Die Felle sind besonders groß (60 bis 70 cm) und voll im Haar (rauch), die graugelbe Unterwolle ist lang und sehr dicht. Die langen, sehr kräftigen Grannen sind gelblich gefärbt und haben einen guten Glanz, die Haarspitzen sind dunkelbraun. Ähnliche Felle kommen aus Ostsibirien und Kamtschatka.
    • Der türkische Name Tarbagan ist wahrscheinlich nach der Stadt Tarbacan benannt, obwohl verschiedene andere Provenienzen damit bezeichnet werden.[6]
  • Orenburger (Tschikalowa, Tschkalawa) aus der Kirgisensteppe.
    • Die Felle sind kleiner und schmaler als andere Sorten, halbrauch, ziemlich fein, gelblich. Sie werden besonders breit gespannt angeliefert. Sie galten als die gesuchtesten Qualitäten.
    • Der Name leitet sich vom ehemaligen Haupthandelsplatz ab, der Stadt Orenburg am Uralfluss, von wo aus die Felle ab Juni auf den Markt kamen und von meist deutschen Aufkäufern erworben wurden. „Der Rest kommt auf die Messe in Nishnij, wo die Felle aber meist nicht mehr so gut in Qualität sind wie die ersten Sendungen.“[6]. Die besten Sorten kommen aus dem Gebiet Orsk am Uralknie. Die Felle sind an ihrer langgestreckten Form erkennbar. Die Rohware enthielt ca. zehn Prozent „Schuss“ und einen kleinen Anteil an Mindelmurmeln, von denen zwei Felle für ein großes gerechnet wurden. Die Hauptsammelstelle für die Orenburger Murmelfelle war Moskau.[10]
  • Beisky (von den Nordabhängen des Altai bis Petropawlosk und Tomsk, nach Osten weniger vorkommend bis Jennisseisk)
    • Große Felle, recht kurzhaarig. Matt bis glänzendes Haar. „Blaue Beiskys“ sind etwas blaugrau getönt.
    • Beisky nach der am Oberlauf des Ob gelegenen Stadt Bijsk in der Nähe von Tomsk, über die sie hauptsächlich in den Handel kamen. Der ursprüngliche Handelsweg ging über Chailas und Wernehnae-Udinsk (= Werchne-Udinsk bzw. Ulan Ude?) nach der sibirischen Bahn nach Kalgan. Aus den Randgebieten der Mongolei gelangten die Rohfelle über Urga (heute Ulaanbaatar) nach Kiachta-Maimatschin.
    • 1909 brach unter den mongolischen Murmeln eine schwere Seuche aus, die fast zehn Jahre lang durch die entstandene Materialknappheit zu hohen Fellpreisen führte. Die Murmelpest griff auch auf den Menschen über, alles was mit den Tieren oder Fellen in Berührung kam verfiel der Krankheit, sie forderte etwa 100.000 Menschenleben.[10]

Emil Brass berichtet 1911 über Beisky-Murmel:

„Die Hauptjagdzeit für diese Tiere ist nicht das Frühjahr, wie bei den Orenburgern, sondern der Herbst und kommen die ersten frischen Sendungen im Dezember in Moskau auf den Markt. Die Hauptmenge dann auf der Messe zu Irbit. Im Ganzen kommen etwa 2 ½ Millionen Felle jährlich an den Markt, die stets etwa 10 Proz. billiger sind als Orenburger. Meist werden dieselben so gehandelt, dass 60 Proz. blaue und 40 Proz. gelbe zusammen genommen werden müssen, doch wechselt dieser Prozentsatz häufig.“[6]

Rauchwarenhändler Aladar Kölner 1930 in einem Vortrag anlässlich der IPA, der großen Internationalen Pelz- und Jagdausstellung in Leipzig:

„Die mandschurischen Murmel kommen vielfach mit Murmeln aus der inneren Mongolei gemischt über China in den Handel. Früher konnte man die sogenannten Beisky-Murmel von den mandschurischen schon durch die äußere Aufmachung unterscheiden, da nämlich die Beisky in der Mitte gebrochen verpackt wurden, während die mandschurischen in der ganzen Fläche offen in den Ballen gelegt wurden. Heutzutage werden die mandschurischen Murmel teilweise auch gebrochen verpackt, um sie den Beisky äußerlich ähnlich zu machen. Während aber die Beisky-Murmel ziemlich trockenes Leder haben, sind die mandschurischen fett, dabei etwas größer und im Haar kürzer, flacher.“[13]

  • Russische (Saratow)
    • Sind etwas kurzhaariger als Beisky, weniger Deckhaare.
    • Beim „russischen Standard“ werden die größeren, Tarbaganer Murmel als eigene Fellart besonderer Provenienz gehandelt. Es wird zwischen „Tarbaganer“ und „Murmel“ wie folgt unterschieden:
      • Tarbaganer: Altaier, Semipalatinsker, Mittel-Asien, Ferganer, Jakutsker
      • Murmel: Mongolen, Mandschuren, Petropawlowsker, Orenburger, Beisky, Russische
    • Der Anfall von rohverbrannten Fellen (durch Verwesung hart im Leder) und Ausschuss ist bei mittelasiatischen Sorten sehr hoch, da die Felle mit Aas verkauft werden, im Gegensatz zu den Altaiern und Semipalatinskern, die ohne Aas angeliefert werden (1998).[9]

Nach Größen werden unterschieden:

  • Krupny = groß (vollentwickelt
  • Kot(t)el = mittelgroß
  • Mendel, Mindel: kleine (Jungfelle)

Mongolei und China. Die Felle sind je nach Herkommen seidig gedrungen oder sehr flach, strohig mit wenig deckender Granne, oft mit Wirbeln. Sinkiang-Murmel haben sehr langes Haar und eine dunkle Farbe; jedoch oft rohverbrannt.

Die Rohfelle kommen ebenfalls aufgeschnitten in den Handel, sie werden vor dem Weiterverkauf an den Zwischenhandel oder die Kürschner jedoch fast immer bereits zu Platten zusammengesetzt (Marmotskin plates).

Brass berichtet von einem japanischen Murmeltier, das in den Gebirgen Hondos lebt, aus „dessen Felle in den Badeorten und Touristenplätzen, wie z. B. Nijkko und Mynoshita, zu Pantoffeln und allerlei kleinen Andenken verarbeitet, angeboten werden. Für den Pelzhandel haben sie keine Bedeutung.“

Dr. Fritz Schmidt sah 1970 in seinem Standardwerk „Das Buch von den Pelzen und Pelztieren“ die in der damaligen Sowjetunion getätigte Pflege der Gattung als ein Beispiel, wie „der Bedarf der Wirtschaft an einer bestimmten Fellsorte durchaus gedeckt werden kann, ohne dass dadurch die Bestände das betreffenden Pelztieres eine stärkere und zunehmende Dezimierung erfahren. Alles, was für dieses Vorhaben von Nutzen war und es förderte, hegerische Betreuung, elastisch gehaltene Lenkung des Fanges je nach Größe der Bestände, Neu- bzw. Wiederansiedlung früher bewohnter Plätze usw. wurde aufgegriffen und angewendet - und zweifelsohne und offensichtlich mit recht gutem Erfolg.“ Es ist zu vermuten, dass diese Hege in dem Umfang mit dem Ende des sozialistischen Systems nicht mehr stattfindet. Allerdings scheint das Murmeltier durch die Hinwendung der Mode insbesondere zum Zuchtnerz und der Abkehr von preisgünstigeren Nachahmungen anderer Pelzarten zumindest durch die Pelzjagd derzeit nicht bedroht.

Über den Jahresanfall waren 1987 keine genauen Zahlen bekannt. Jedoch „soll damals das Jahresaufkommen allein in der Mongolei bei ca. 2,5 Mio. Fellen gelegen haben, in der UdSSR bei 200.000 bis 300.000 Fellen.“

„In Leipzig und Leningrad, wo die Bobaks ausschließlich angeboten werden, wurden 1987 187.000 Felle versteigert.“[9] Derzeit werden sie in Deutschland in keiner erkennenswerten Menge mehr gehandelt.

Nerzmurmelfell.
Teil einer nerzgefärbten, grotzierten Murmeltafel. Man sieht die nicht dem natürlichen Fell entsprechenden dunklen Grotzen (Fellrücken).
Ca. 35 Jahre alt
Anzeige in der Kürschner-Fachzeitung

Veredlung, Verarbeitung

Die Haltbarkeit guter Murmelqualitäten ist im Vergleich zu anderen Fellen der Familie der Hörnchenartigen sehr gut.

Der schöne Glanz kommt erst nach dem Färben richtig zum Vorschein. Schon 1814 steht in Schedels Waaren-Lexikon: „Die Felle werden gemeiniglich schwarz gefärbt und geben ein gutes Pelzwerk ab.“[5] 1895 werden die Murmel bereits meist zobel- oder nerzfarbig gefärbt (Zobel-Murmel, Nerz-Murmel, auch Skunks-Murmel).[14] Diese Veredlung wurde fast ausschließlich von deutschen Firmen ausgeführt.

1902 erwähnt Larisch das „Grotzieren“ von Murmel; auf die zuvor nerzfarbig eingefärbten Felltafeln wird dabei die durch das Färben verloren gegangene dunklere Fellmitte wieder hervorgehoben. Nach Erfindung der Pelznähmaschine begann man Ende des 19. Jahrhunderts Felle auszulassen; mit den dadurch entstehenden schmalen Fellstreifen ließen sich neue modische Effekte erzielen, wie sie so wohl nur in der Kürschnerei denkbar sind. Dies versuchte man sehr schnell nachzuahmen, indem man die Grotzen auf preiswerteren Fellarten nicht mehr in der Fellmitte nur nachfärbte, sondern sie willkürlich in der Breite ausgelassen verarbeiteter Nerzstreifen auftrug. Larisch schreibt, „Für die Verarbeitung ist es jedoch ratsam Felle ohne Krotzenstreifen zu verwenden und dieselben mittels Schablonen erst auf den Gegenstand zu ziehen, wenn derselbe bereits gezweckt worden ist. Dadurch verschwinden die Quernäthe etwas leichter, und die Krotzen können der Form des Musters besser angepasst werden.“[15]

Manchmal auch bedruckt, werden Murmeltafeln zu Jacken und Mänteln, aber auch für Besätze, Kragen und Hüte verarbeitet.

Bis zum 2. Weltkrieg kamen Murmelfelle häufig noch als Felle und nicht als Halbfertigprodukte in Form von Tafeln zum Kürschner. Hermann Deutsch schreibt 1930:

„Früher wurden in der Hauptsache Kragen und Müffe daraus gefertigt, heute jedoch sind die Felle als Material für Mäntel und Jacken ein sehr begehrter Artikel. Die Felle werden zur Verarbeitung für Jacken und Mäntel fast ausschließlich halbiert verarbeitet, seltener ausgelassen, so daß jeweilig der Grotzen an eine Seite kommt. Durch diese Art der Zusammenstellung werden sehr schöne Effekte erzielt und das Pelzwerk erfreut sich durch seine Haltbarkeit und dadurch, daß die daraus gefertigten Stücke verhältnismäßig billig sind wieder zunehmender Beliebtheit.“[16]

Anmerkung

  1. Die angegebenen vergleichenden Werte (Koeffizienten) sind das Ergebnis vergleichender Prüfung durch Kürschner und Rauchwarenhändler in Bezug auf den Grad der offenbaren Abnutzung. Die Zahlen sind nicht eindeutig, zu den subjektiven Beobachtungen der Haltbarkeit in der Praxis kommen in jedem Einzelfall Beeinflussungen durch Gerbung und Veredlung sowie zahlreiche weitere Faktoren hinzu. Eine genauere Angabe könnte nur auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt werden.

    Die Einteilung erfolgte in Stufen von jeweils 10 Prozent, nur die schwächsten Arten bekamen die Wertklasse von 5 bis 10 Prozent. Die nach praktischer Erfahrung haltbarsten Fellarten wurden auf 100 Prozent gesetzt.

Siehe auch

Literatur, Einzelnachweise

  1. Wissenschaftliches Informationssystem zum Internationalen Artenschutz (Wisia) des Bundesamtes für Naturschutz
  2. a b c Dr. Fritz Schmidt: Das Buch von den Pelztieren und Pelzen, 1970, F. C. Mayer Verlag, München. S. 121–127
  3. Dr. Hans Damm, Leipzig: Murmeltiere in Nordsibirien. Das Pelzgewerbe, „Beilage zur Zeitschrift Hermelin“, Hermelin-Verlag, 1951, Nr. 1, Dr. Paul Schöps, Berlin, Leipzig. S. 27–28
  4. W. Jochelson: „The Yakuts“. Anthropological Papers of the American Museum of Natural History. New York, 1933, Part 2, S. 148 (Sekundärquelle: Dr. Hans Damm, Leipzig: Murmeltiere in Nordsibirien. Das Pelzgewerbe, „Beilage zur Zeitschrift Hermelin“, Hermelin-Verlag, 1951, Nr. 1, Dr. Paul Schöps, Berlin, Leipzig. S. 27–28)
  5. a b Prof. D. Johann Heinrich Moritz Poppe: Johann Christian Schedels neues und vollständiges Waaren-Lexikon, Zweiter Teil M bis Z, Vierte durchaus verbesserte Auflage, Offenbach am Mayn, Verlag Carl Ludwig Brede, 1814. S. 68
  6. a b c d e Emil Brass: Aus dem Reiche der Pelze, 1911, Verlag der „Neuen Pelzwaren-Zeitung und Kürschner-Zeitung“, Berlin. S. 589–594
  7. H. Werner: Die Kürschnerkunst, Verlag Bernh. Friedr. Voigt, Leipzig 1914. S. 72–73
  8. a b Prof. Dr. sc. nat. Dr. med vet. h. c. Heinrich Dathe, Berlin; Dr. rer. pol. Paul Schöps, Leipzig unter Mitarbeit von 11 Fachwissenschaftlern: Pelztieratlas, VEB Gustav Fischer Verlag Jena, 1986, S. 104-107
  9. a b c d e Christian Franke/Johanna Kroll: Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89, 10. überarbeitete und ergänzte Neuauflage, Rifra-Verlag Murrhardt. S. 168-170
  10. a b c Alexander Tuma: Pelz-Lexikon . Pelz- und Rauchwarenkunde. XX. Band. Verlag Alexander Tuma, Wien 1950. Seite 16-18
  11. Dr. Paul Schöps; Dr. H. Brauckhoff, Stuttgart; K. Häse, Leipzig, Richard König, Frankfurt/Main; W. Straube-Daiber, Stuttgart: Die Haltbarkeitskoeffizienten der Pelzfelle in Das Pelzgewerbe, Jahrgang XV, Neue Folge, 1964, Nr. 2, Hermelin Verlag Dr. Paul Schöps, Berlin, Frankfurt/Main, Leipzig, Wien, S. 56-58
  12. Max Bachrach: Fur. A Practical Treatise., Verlag Prentice-Hall, Inc., New York, 1936. S. 150-157 (engl.)
  13. Aladar Kölner in Fa. D. Kölner, Leipzig: Chinesische, mandschurische und japanische Pelzfelle, Rauchwarenkunde. Elf Vorträge aus der Warenkunde des Pelzhandels, Verlag Der Rauchwarenmarkt, Leipzig 1931. S. 106-107
  14. Heinrich Hanicke, Kürschnermeister: Handbuch für Kürschner, 1895, Verlag von Alexander Duncker in Leipzig
  15. Paul Larisch und Josef Schmid unter Mitarbeit hervorragender Fachmänner: Das-Kürschner-Handwerk III. Teil. Die Verarbeitung der Felle. 1. Jahrgang, Nr. 2, Paris, November 1902. S. 57
  16. Hermann Deutsch: Die moderne Kürschnerei. Handbuch für den Kürschner, Färber, Bleicher, Zuschneider und Konfektionär, A. Hartleben`s Verlag, Wien und Leipzig, 1930. S. 98-99

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