Kiebitzei

Kiebitzei
Schachblume
Schachblume (Fritillaria meleagris)

Schachblume (Fritillaria meleagris)

Systematik
Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae)
Ordnung: Lilienartige (Liliales)
Familie: Liliengewächse (Liliaceae)
Unterfamilie: Lilioideae
Gattung: Fritillaria
Art: Schachblume
Wissenschaftlicher Name
Fritillaria meleagris
L.

Die Schachblume (Fritillaria meleagris), auch Schachbrettblume oder Kiebitzei, ist eine beliebte Zierpflanze aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Der Beiname meleagris (= „Perlhuhn“) bezieht sich auf das typische Muster der Blüte. Sie wurde zur Blume des Jahres 1993 gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Illustration von Jacob Sturm (1796)
Blütenquerschnitt längs

Die Schachblume ist ein vorsommergrüner Geophyt und wächst aus einer runden Zwiebel von etwa 1 bis 2 cm Durchmesser. Im zeitigen Frühjahr treibt sie einen etwa 15 bis 20 cm langen unverzweigten und beinahe runden Stängel. An diesem stehen wechselständig vier bis fünf schmal-rinnige und graugrün gefärbte Blätter. Von April bis Mai entwickeln sich die meist einzeln stehenden glockenförmigen, nach unten hängenden Blüten. Selten werden zwei Blüten pro Pflanze ausgebildet. Die Blüten sind schachbrettartig purpurrot-weiß oder grünlich-weiß gefleckt. Selbst bei der völlig weißen Form Fritillaria meleagris f. alba ist die namensgebende Musterung noch schwach zu erkennen. Die fast geruchlose Blüte besteht aus sechs, etwa 4 cm langen Perigonblättern, deren stumpfe Spitze meist etwas umgebogen ist. Die sechs gelben Staubblätter werden deutlich von den Perigonblättern überragt. Der oberständige Fruchtknoten setzt sich aus drei Fruchtblättern zusammen und bildet eine kantige dreiteilige Samenkapsel mit zahlreichen Samen pro Fruchtfach aus. [1]

Verbreitung

Die Schachblume ist atlantisch-mediterran verbreitet. Nach Krausch erstreckt sich ihr natürliches Verbreitungsgebiet von der Normandie über Mittel- und Südfrankreich, die Vorländer der Alpen, Kroatien, Serbien, Ungarn und bis nach Rumänien. In Mitteleuropa dürfte die Art nicht ursprünglich sein und die Vorkommen auf Verwilderungen zurückgehen. Seit den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts wurde die Art als Gartenpflanze nach Mitteleuropa eingeführt. Die Schachblume wird auch heute noch, wenn auch wohl seltener als früher, in Gärten gezogen. Nach trockenen Sommern verschwindet sie häufig wieder.

In Deutschland findet sich das größte zusammenhängende Vorkommen in den Feuchtwiesen der beiden aneinander angrenzenden Naturschutzgebiete „Sinngrund“ bei Obersinn und „Sinnwiesen von Altengronau“ an der Sinn, einem kleinen Nebenfluss der Fränkischen Saale. Das größte Vorkommen östlich der Elbe findet sich in der unmittelbaren Nähe der Stadt Ziesar in Brandenburg. Daneben kommt die Schachblume in Deutschland nur noch an der unteren Elbe bei Hetlingen vor, dort stehen auf zwei Wiesen ca. 50.000 Exemplare[2] [3], am Elbzufluss Seeve, vereinzelt im Naturschutzgebiet Heuckenlock (an der Süderelbe bei Moorwerder) und Duvenstedter Brook und vereinzelt bei Sassenberg in Westfalen (Schachblumenwiesen) und am Main vor. Vorkommen an der Weser scheinen sich mittlerweile, aufgrund zurückgehender landwirtschaftlicher Nutzung, zu erholen. In Österreich findet sie sich beispielsweise in der Oststeiermark (Gemeinde Großsteinbach) und im Südburgenland (Hagensdorf).

In der Stadt Sassenberg im Münsterland hat das „Stadtprojekt Zollhaus“ zu diesem Thema recherchiert und im Frühjahr 2007 eine Ausstellung organisiert. Dies soll jährlich wiederholt werden.

Ökologie

Schachblumenwiese in Großsteinbach, Österreich

Die Schachblume ist eine Lichtpflanze, das heißt sie wächst in vollem Licht und erträgt nur in Grenzen eine Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf nassen, zum Teil überschwemmten, luftarmen mäßig stickstoffreichen neutralen Böden.[4]

Die Schachblume vermehrt sich über Samenbildung und vegetativ durch Brutzwiebeln. Die Schachblume ist ein Kaltkeimer. Die Bestäubung erfolgt über Insekten, wobei Hautflügler, wie Hummeln oder Bienen eine zentrale Rolle spielen.

Gefährdung

Die Schachblume ist in Deutschland stark gefährdet und gilt nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) als besonders geschützt. 1993 wurde sie als Blume des Jahres ausgewählt. Sie ist hauptsächlich durch die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume in Feucht- und Nasswiesen, Auwäldern und Überschwemmungsbereichen von Flüssen (Flussauen) bedroht. Weiter wirkt sich die anhaltende Eutrophierung der Böden durch Düngemittel ursächlich bestandsmindernd aus. In Österreich gilt die Schachblume als vom Aussterben bedroht.

Systematik

Es werden zwei Unterarten unterschieden[5]:

  • Fritillaria meleagris subsp. burnatii
  • Fritillaria meleagris subsp. meleagris

Giftigkeit

Wie die meisten anderen Fritillaria-Arten ist auch die Schachblume giftig. Vor allem die Zwiebel enthält eine Reihe von Alkaloiden, darunter das Imperialin. Vergiftungen äußern sich in Erbrechen, Krämpfen und Herz-/Kreislaufproblemen. Bei sehr hohen Dosen und bei Kindern droht mitunter Herzstillstand. Zur Behandlung werden Spasmolytika verabreicht.

Quellen und weiterführende Literatur

Einzelnachweise

  1. H. Heaupler und Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Stuttgart, 2000, ISBN 3-8001-3364-4
  2. Pinneberger Tageblatt (22. April 2008)
  3. Uetersener Nachrichten (April 2008)
  4. Heinz Ellenberg, H. E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18, Verlag Erich Goltze, 1992. ISBN 3-88452-518-2
  5. Royal Botanic Gardens, Kew - home page [1], abgerufen am 19. August 06

Weiterführende Literatur

  • Herbert Hollmann: Verbreitung und Soziologie der Schachblume Fritillaria meleagris L. (Abhandlungen und Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg, Neue Folge, Band 15). Hamburg/Berlin 1972
  • Heinz-Dieter Krausch: „Kaiserkron und Päonien rot...“ Von der Einführung und Entdeckung unserer Gartenblumen. München 2007, Seite 169–171

Weblinks

Verbreitungskarten


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