Kindelsbergturm

Kindelsbergturm

f1

Kindelsberg
Höhe 618,1 m ü. NN
Lage Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Gebirge Rothaargebirge, Siegerland
Geographische Lage 50° 59′ 23″ N, 8° 0′ 14″ O50.98988.0039277777778618.1Koordinaten: 50° 59′ 23″ N, 8° 0′ 14″ O
Kindelsberg (Nordrhein-Westfalen)
DEC
Kindelsberg
Kindelsbergturm
Historische Aufnahme aus dem Jahr 1906
Kindelsbergturm 2007
Aussicht vom Kindelsergturm auf die Stadt Kreuztal

Der Kindelsberg ist ein 617,9 m ü. NN hoher Berg in Kreuztal (Kreis Siegen-Wittgenstein).

Der Berg ist nach dem Hölzenberg und dem Hoher Wald der dritthöchste Berg des Stadtgebiets und gilt als das Wahrzeichen von Kreuztal. Aufgrund seiner Lage über dem Ort und dem Tal ist er schon von weitem sichtbar.

Der Kindelsberg ist ein westlicher Ausläufer des Rothaargebirges und gehört mit ihm zum Rheinischen Schiefergebirge.

Der Gipfel des Berges wird vom 22 Meter hohen, durch den SGV im den Jahren 1905 bis 1907 errichteten, Kindelsbergturm geschmückt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung des Kindelsbergturms

Im Jahr 1904 konstituierte sich ein Bauausschuss aus Mitgliedern des SGV. Dieser ließ 1905 einen älteren Plan für einen Holz- oder Eisengerüstturm fallen und entschied sich für einen Bruchsteinbau. Der Grundstein wurde am Himmelfahrtstag 1906 gelegt. Planung und Bauleitung oblagen dem Siegener Stadtbaurat Scheppig.

Alle Baumaterialien mussten mit Ochsen- und Pferdefuhrwerken auf den Berg gekarrt, die Bruchsteine in der Nähe aus einem felsigen Bergrücken herausgebrochen werden. Die Kosten wurden hauptsächlich durch Spenden aufgebracht.

Ende des 18. Jahrhunderts entstanden in Deutschland die ersten Aussichtstürme, deren Gestalt zunächst an mittelalterliche Warten erinnerten. Später gab es auch einfache Holz- und Eisenkonstruktionen. Eine starke „Seh-Sucht“ und das Verlangen nach ungezähmter Natur löste zu der Zeit einen regelrechten „Aussichtsturm-Boom“ aus. Es entstanden imposante Denkmäler, die auch an die großen Tage der deutschen Geschichte erinnern sollten, wie die „Kaiser-Wilhelm“- und „Bismarck“-türme.

Auch im Siegerland entstanden damals die ersten Aussichtstürme und -kanzeln. So wurde 1888 der Gilbergturm bei Siegen-Eiserfeld errichtet, 1892 folgte der Gillerturm bei Hilchenbach-Lützel und 1896 der Rabenhainturm bei Siegen-Volnsberg.

Seit 1896 wurde über den Bau eines Aussichtsturmes auf dem Kindelsberg gesprochen.

Historische Wallanlage

Aus alten Bruchsteinmauern und Erdwällen wurde eine Ritterburg, manche glaubten sogar römische Wallanlagen zu erkennen. Schließlich wurden noch die alten Kelten bemüht. Auf einer 1981 am Turm angebrachten Tafel wird sogar noch ein angeblich über Jahrhunderte besuchter Wallfahrtsort zur „Kindesverehrung“ (vom Namen „Kindelsberg“ hergeleitet) postuliert. 1998 erschien eine vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe herausgegebene Ausarbeitung von Philipp R. Hömberg auf der Basis von unveröffentlichten Unterlagen des Bodenforschers Heinz Behagels aus dem Jahr 1933. Danach befanden sich etwa zwei Meter vor der heutigen Wallkrone Reste einer bis zu drei Meter breiten Trockenmauer als Bestandteil der ehemaligen Wallfront. Zwischen der Mauer und dem Graben befand sich ein eingeebneter Streifen („Berme“). Im Burginneren fand man Holzkohlenreste und rot gebrannten Lehm, vermutlich die Reste eines verbrannten Holzbaus.

Berg und Turm heute

Der Kindelsberg, topografischer Mittelpunkt der heutigen Stadt Kreuztal, ist seit dem 19. Jahrhundert ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel mit eindrucksvoller Fernsicht - bei günstigem Wetter bis zum Siebengebirge bei Bonn. Auf dem Kindelsberg fanden viele Sänger- und Turnfeste statt. Auch ist er ein guter Nährboden für allerlei Sagenbildungen, was besonders auf die Ringwallanlage aus grauer Vorzeit zurückzuführen ist, deren ursprüngliche Bedeutung man wohl mehr erahnte als kannte.

Der 22 Meter hohe Turm war von einer eisernen „Laterne“ gekrönt und am Fuße von einem überdachten Rundgang mit kleinem Aufenthaltsraum umgeben. Am 26. Mai 1907 fand die Einweihung unter großer Teilnahme der Bevölkerung statt.

Zur besseren Betreuung der Wanderer wurde in den 1950er Jahren an Stelle einer kleinen Schutzhütte ein Blockhaus aus Fichtenstämmen mit Bruchsteinsockel errichtet. Da auch dieses den Ansprüchen der vielen Besucher bald nicht mehr genügte, wurde es in den Jahren 1968/69 zu einem großen, „in seiner Architektur am Blockhausstil der Alpenländer orientierten“ Rasthaus erheblich erweitert. Ein zweiter Bauabschnitt vollendete dann 1971 den Neubau. Es ist nun nicht mehr nur ein Wanderheim, sondern ein respektables Gästehaus für Wanderer und Touristen.

Allerdings ist der Turm nicht mehr in seiner ursprünglichen Form zu sehen. In den 1980ern wurde beispielsweise die offene Aussichtsplattform auf der Spitze des Turms durch einen kleinen, geschlossenen Rundgang ersetzt. Das damalige Aussehen lässt sich nur noch auf älteren Emblemen der Krombacher Brauerei erahnen, da der Berg und der Turm Bestandteil des Emblems der Firma sind. Der Turm selbst steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Lage in der Region

Einer Sage nach soll an der Stelle, wo sich heute der Turm befindet, einstmals eine Ritterburg, die Kindelsburg, befunden haben. Auf dem Berg selbst sind nur noch die Reste einer Wallburg zu finden.

Zwischen dem Kindelsberg und dem benachbarten Hölzenberg befinden sich die Überreste einer mittelalterliche Siedlung, die Bergbauwüstung Altenberg. An dieser Stelle wurde, wie Ausgrabungen aus den Jahren 1970 bis 1981 belegen, im Hochmittelalter Eisenerz abgebaut. Da das sogenannte Müsener Revier, das Gebiet um den Kindelsberg und der benachbarten Martinshardt in Hilchenbach, zu den wichtigsten im Siegerland zählten, ist der Berg von zahlreichen Stollen durchzogen. Bekanntester ist der Kaiser-Wilhelm-Erbstollen, welcher in der unmittelbaren Innenstadt von Kreuztal beginnt und sich bis weit unter den Berg erstreckt.

Der Kindelsberg ist für Wanderer gut erschlossen. Unterhalb des Turms befindet sich ein Wanderparkplatz, von dem aus ein steiler asphaltierter Weg zum Turm führt. Der Parkplatz selbst ist über eine schmale Privatstraße vom Ortsteil Littfeld aus zu erreichen. Zudem schließt sich am Turm eine Gaststätte an. Seitens der Stadt ist geplant, einen rund 14 Kilometer langen Kindelsbergpfad einzurichten.

Am 8. September 2007 wurde der Kindelsberglauf, der Teil der Rothaar-Laufserie ist, zum 25. Mal vom TV Eichen ausgerichtet. Die Strecke führt von Eichen aus hinauf auf den Berg.

Am 17. Mai 2007 wurde das 100jährige Bestehen des Kindelsbergturms gefeiert.

Sendeanlagen

Lange Zeit diente der Kindelsberg als wichtiger Umsetzer für das analoge Fernsehern. Bis zur Einstellung des Betriebes am 12. November 2007 sendeten hier drei analoge TV-Programme mit immerhin 500 kW je Kanal, wobei das Erste Programm zusätzlich noch einmal in VHF-III-Band gesendet wurde. Übrig blieb nur das UKW-Hörfunkprogramm des WDR 5, welches sich auf dem Turm des WDR befindet. Dieser wurde in den 1990ern errichtet und steht etwas unterhalb des Aussichtsturmes. Die anderen Hörfunkprogramme werden vom Sender Siegen (Giersberg) gesendet.

Analoges Radio (UKW)

Frequenz 
[MHz]
Programm RDS PS RDS PI Regionalisierung ERP 
[kW]
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
97,6 WDR 5 WDR_5___ D395 1 D (150°-190°) H

Am Sendeturm des WDR befinden sich noch Antennen für Richtfunkstrecken und Funkstrecken zu Handymasten, welche meist ehemalige TV-Umsetzer sind, in der ganzen Umgebung. Der Aussichtsturm hingegen wurde, bis auf die Versorgung von T-Mobile, weitgehend von Antenne befreit.

Weblinks


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