- Klavikula
-
Das Schlüsselbein (lateinisch die Clavicula, eingedeutscht auch Klavikula) ist einer der drei ursprünglichen Knochen des Schultergürtels bei Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Bei Knochenfischen ist das Schlüsselbein als Hautverknöcherung bereits angedeutet, bei Amphibien fehlt es.
Inhaltsverzeichnis
Vergleichende Anatomie
Das beim Menschen etwa handlange Schlüsselbein ist bei einigen Säugetieren zurückgebildet (rudimentär). Gut entwickelt ist es beim Menschen, den anderen Primaten, allgemein bei Klettertieren, aber auch bei Nagetieren und Hasenartigen. Es ist in seiner Verbindung zum Brustbein (Sternoklavikulargelenk) und zum Schulterblatt die einzige gelenkige Verbindung der oberen Extremität mit dem Rumpf.
Bei Hauskatzen ist es auf einen in einen Muskel (Musculus cleidocephalicus) eingelagerten Knochen reduziert und steht nicht mehr mit dem Schulterblatt in gelenkiger Verbindung. Bei vielen anderen Säugetieren (z. B. Pferd, Paarhufer, Hund) ist es zu einem in diesen Muskel eingelagerten Sehnenstreifen zurückgebildet.
Bei den Vögeln sind beide Schlüsselbeine zu einem V-förmigen Knochen, dem Gabelbein (Furcula), verwachsen, das als Spannfeder die beiden Schultergelenke beim Fliegen auseinanderhält. Stammesgeschichtlich tritt das Gabelbein erstmals bei theropoden Dinosauriern in Erscheinung[1]. Im englischsprachigen Kulturraum wird dieser Knochen umgangssprachlich auch als „wishbone“ bezeichnet. Diese Bezeichnung kommt von der Tradition, am Thanksgiving-Fest die getrocknete Furcula des Truthahns zwischen die zwei kleinen Finger von zwei gegenübersitzenden Personen zu klemmen und daran zu ziehen. Derjenige, dessen Knochenstück nach dem Bruch das größere ist, hat einen Wunsch (wish) frei.
Neben dem Schlüsselbein gehören das Rabenbein (Coracoid) und das Schulterblatt (Scapula) zum Schultergürtel. Bei den Säugetieren, einschließlich des Menschen, ist das Rabenbein kein eigenständiger Knochen sondern ein Fortsatz des Schulterblatts, der als Rabenschnabelfortsatz (Processus coracoideus) bezeichnet wird.
Anatomie des menschlichen Schlüsselbeins
Das Schlüsselbein des Menschen ist etwa 12–15 cm lang und ist S-förmig gekrümmt. Es besitzt zwei Enden und ein Mittelstück (Corpus claviculae). Das zur Körpermitte gerichtete (mediale) Ende wird als Extremitas sternalis (zum Brustbein hinzeigend) bezeichnet und besitzt eine runde Gelenkfläche, Facies articularis sternalis, die Teil des Gelenks zwischen Brust- und Schlüsselbein, Articulatio sternoclavicularis genannt, ist. Das seitliche Ende, das als Extremitas acromialis (zur Schulterhöhe hinzeigend) bezeichnet wird, bildet ein Gelenk mit der Schulterhöhe (Acromion), das Schultereckgelenk (Articulatio acromioclavicularis), die Teil des Schulterblattes ist. Die entsprechende Gelenkfläche, die sattelförmig abgeflacht ist, wird Facies articularis acromialis genannt.
An der Oberseite des Schlüsselbeins setzt der Deltamuskel (Musculus deltoideus) an. Durch dessen kräftigen Zug ist die Knochenoberfläche aufgeraut. Medial an der Unterseite gibt es eine Vertiefung, Impressio ligamenti costoclaviculare, die durch Zug eines Bandes, des Ligamentum costoclaviculae hervorgerufen wird.
An der Unterseite des Mittelsstücks gibt es lateral eine Rinne, Sulcus musculi subclavii, durch die der Unterschlüsselbeinmuskel (Musculus subclavius) zieht. Ebenfalls an der Unterseite des Mittelstücks befindet sich ein konstant ausgebildetes Loch, Foramen nutricium, durch das ein Blutgefäß zur Versorgung des Knochen mit Sauerstoff und Nährstoffen hindurchtritt. An der Unterseite der Extremitas acromialis befindet sich eine Rauhigkeit, Tuberositas ligamenti coracoclavicularis, die weiter unterteilt werden kann in ein Tuberculum conoideum und eine Linea trapezoidea unterteilt werden. An diesen Strukturen inseriert das Ligamentum coracoclaviculare, das aus zwei Anteilen besteht, dem Ligamentum conoideum und dem Ligamentum trapezoideum.
Erkrankungen
Beim Menschen kann es bei Stürzen auf die Schulter, direkt auf das Schlüsselbein oder selten auch auf den ausgestreckten Arm zu Brüchen des Schlüsselbeins (Klavikulafraktur) kommen. Mit etwa 15 % aller Knochenbrüche bricht die Clavicula am zweithäufigsten. Symptome sind unter anderem eine sicht- und tastbare Stufenbildung, eine scheinbare Verlängerung des Armes und Veränderungen der Kopfhaltung.
Einzelnachweise
- ↑ Nesbitt et al. (2009): „The theropod furcula“. In: Journal of Morphology. doi:10.1002/jmor.10724
Siehe auch
Weblinks
Wikimedia Foundation.