Kleinbahngesellschaft Güdenhagen–Groß Möllen

Kleinbahngesellschaft Güdenhagen–Groß Möllen

In der hinterpommerschen Stadt Köslin und ihrer Umgebung gab es einige Jahrzehnte lang ein elektrisches Bahnnetz, das unter dem Namen Kösliner Stadt- und Strandbahn betrieben wurde. Diese war aus zwei ursprünglich selbständigen Verkehrsunternehmungen entstanden.

Inhaltsverzeichnis

Kleinbahngesellschaft Güdenhagen–Groß Möllen GmbH

Am Anfang stand eine Kleinbahn, die den Zugang der Kösliner Bevölkerung zu den Erholungsorten an der Ostseeküste erleichtern sollte. Zu diesem Zweck gründeten die Stadt und der Kreis Köslin sowie eine Reihe von weiteren Kapitalgebern die Kleinbahngesellschaft Güdenhagen–Groß Möllen GmbH. Sie eröffnete am 15. (18). August 1905 eine 5,1 Kilometer lange normalspurige Bahn, die im Bahnhof Güdenhagen an der Staatsbahnstrecke Köslin–Kolberg ihren Ausgangspunkt hatte und in nördlicher Richtung zu dem Seebad Groß Möllen führte, das zwischen der Ostseeküste und dem Jamunder See liegt.

Die Kleinbahngesellschaft, die auch Güterverkehr bediente, besaß außer einer Dampflokomotive keine weiteren Fahrzeuge; denn die Züge wurden von der Preußischen Staatsbahn gestellt und begannen teilweise ihre Fahrt bereits in Köslin.

Am 22. Juni 1913 stellte die Bahn ihren Betrieb ein, weil sie in die Kösliner Strandbahn einbezogen wurde.

Städtische elektrische Straßenbahn zu Köslin

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann in Köslin die Diskussion über den Bau einer Straßenbahn, wie sie damals in vielen Städten gleicher Größe und Bedeutung – z.B. in der ebenfalls in Hinterpommern gelegenen Stadt Stolp – eingerichtet wurden. Immerhin war Köslin mit etwa 23.000 Einwohnern Sitz des Regierungspräsidenten für den Regierungsbezirk Köslin und weiterer Behörden sowie Mittelpunkt eines großen Landkreises.

Am 21. Dezember 1911 eröffnete die Städtische elektrische Straßenbahn zu Köslin ihre 3,3 Kilometer lange normalspurige Strecke vom Bahnhof durch die Innenstadt nach Gollenwald (Königsthal). Dafür standen sieben Triebwagen und vier Beiwagen zur Verfügung.

Kösliner Stadt- und Strandbahn

Als bald nach der Eröffnung der Städtischen Straßenbahn bei der Kleinbahn Güdenhagen–Groß Möllen GmbH wirtschaftliche Probleme auftraten, deren Lösung im Interesse der Stadt Köslin lag, beschlossen die städtischen Gremien, die elektrische Bahn von der Innenstadt an die Ostseeküste auszudehnen. In diese neue Bahnverbindung sollte die bisherige Kleinbahn einbezogen werden.

So wurde am 1. Juli 1913 die 14,3 Kilometer lange elektrische Strandbahn eröffnet. Vom Staatsbahnhof ausgehend folgte sie rund sieben Kilometer der Landstraße nach Güdenhagen als Straßenbahn, benutzte dann etwa fünf Kilometer die bisherige Kleinbahntrasse über Streitz nach Groß Möllen und verlängerte diese – wieder als Straßenbahn – um 2,5 Kilometer bis zum neuen Endpunkt im Seebad Nest.

Strecke

Köslin–Nest
Streckenlänge: 14,5 km
Legende
0,0 Köslin Bahnhof (Koszalin)
3,3 Buchwald Forsthaus (Buczyska)
Stadthof (Pątnowo)
7,4
0,0
Güdenhagen Dorf
1,0 Güdenhagen Bahnhof (Mścice)
10,2 Streitz (Strzeżenice)
12,2 Groß Möllen (Mielno Koszalińskie)
Strandhof (Prądno)
14,5 Nest (Unieście)

Der neue Name des Unternehmens, das als städtischer Eigenbetrieb geführt wurde, lautete Kösliner Stadt- und Strandbahn. Zusammen mit der bisherigen Straßenbahn umfasste das Schienennetz nunmehr eine Länge von 17,4 Kilometern; darin war auch die jetzt nur noch dem Güterverkehr dienende Verbindung (1 km) vom Bahnhof Güdenhagen zum Dorf Güdenhagen enthalten.

Der Fahrzeugpark bestand 1914 aus einer elektrischen Lokomotive, 15 zweiachsigen und 4 vierachsigen Triebwagen, je 6 zwei- und vierachsigen Beiwagen, 2 Pack-, 5 Güter- und 2 Spezialwagen. Das Depot befand sich nördlich des Bahnhofs auf der Westseite der Staatsbahnstrecke nach Stolp; außerdem gab es eine Wagenhalle in Groß Möllen.

Trotz der schwierigen Nachkriegsverhältnisse wurde am 1. Juni 1926 eine Zweigstrecke der Straßenbahn von der Danziger Straße nach dem Nachbarort Rogzow (2,8 km) eröffnet, deren Wagen aber in der Regel ebenso wie die ältere Linie am Bahnhof begannen. Damit waren zwei Straßenbahnlinien und die Strandbahn vorhanden, auf der vorwiegend die größeren vierachsigen Fahrzeuge eingesetzt wurden. Liniennummern gab es nicht. Die Statistik für 1928 nennt eine Streckenlänge von 20,3 Kilometern.

Während vor dem Ersten Weltkrieg in der Sommersaison der Zugabstand auf einen Zwanzig-Minuten-Takt verdichtet wurde, ist dem Deutschen Kursbuch vom Sommer 1934 (113z) zu entnehmen, dass zu jeder vollen Stunde an den beiden Endstationen abgefahren wurde, sonntags im Juli und August sogar alle halbe Stunde. Die Züge brauchten 50 Minuten für die ganze Strecke und kreuzten beim Stundentakt in Güdenhagen.

1938: Busse ersetzen die Straßenbahn

Als ein erstes Anzeichen des baldigen Endes der Straßenbahn kann man die Eröffnung eines städtischen Omnibusbetriebes am 25. Juni 1934 oder 1. Juni 1935 werten. Anfangs ging es nur um eine ergänzende Omnibuslinie, die eine Nord-Südstrecke in der Innenstadt befuhr. Aber am 1. Februar 1937 wurden die beiden Straßenbahnlinien durch Omnibusse ersetzt. Es gab nun drei städtische Buslinien, auf denen 14 Omnibusse eingesetzt wurden.

Schließlich endete am 30. September 1938 auch der Betrieb auf der Strandbahn. Als Ersatz fuhr dafür eine Kraftpostlinie. Der Fahrplan für den Sommer 1939 enthielt nur noch zehn bis zwölf Buskurse in jeder Richtung. Allerdings brauchten sie nur 26 Minuten für die ganze Strecke.

Seit dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Hinterpommern an den polnischen Staat kam, wurde die Strecke nicht abgebaut. Zunächst unterhielt die Sowjetarmee in dem ehemaligen Fliegerhorst Nest militärische Anlagen, die durch die Strecke an das Bahnnetz angeschlossen waren. Als die Sowjetarmee durch die polnische Luftwaffe abgelöst wurde, diente die Bahnstrecke auch dem zivilen Verkehr.

Um 1992 wurde ein Abschnitt der Strecke elektrifiziert. Doch bereits 1994 wurde der Bahnverkehr zunächst eingestellt.

Im Sommer 2008 wurde ein Saisonverkehr aufgenommen. In der Zeit vom 18. Juli 2008 bis 31. August 2008 verkehrten 16 mal täglich Züge mit Dieselloks.

Literatur

  • Karl-Heinz Drewelow, Wolfgang Krüger: Straßenbahnen in Pommern. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1989, ISBN 3-922138-36-5.
  • Rita Scheller: Wie zu Kaisers Zeiten: Die Strandbahn fährt wieder von Köslin nach Großmöllen. In: Die Pommersche Zeitung. Nr. 41/2008, S. 7.

Siehe auch


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