- Kleinkrieg
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Als kleinen Krieg (auch Kleinkrieg, frz. petite querre, russ. малая / маленькая война) bezeichnet man in der früheren Neuzeit sowie im 19. Jahrhundert die spezifischen (Kampf)handlungen der leichten Truppen. Der „kleine Krieg“ umfasste:
- den Sicherheitskrieg (Feldwachen, Kordone, Defensivposten, Patrouillen, Avantgarde, Arriergarde)
- die Aufrechterhaltung der Nachrichtenverbindungen zwischen den Armeeteilen (Stafetten, Kuriere)
- den Recognoszierungskrieg (Feldnachrichtendienst)
- die Schutzgefechte ( Eskortierung der Kriegsgefangenen, Schutz von Transporten, Magazinen und Depots; Bewachung der Fouragierungen, des Baus; Überfälle auf feindliche Transporte, Magazine, Depots)
- den Vorpostenkrieg bzw. der Detachementenkrieg (Verteidigung einzelner Objekte wie Brücken, Dämme, Furten usw.; Überfälle, Verstecke und Hinterhalte)
Inhaltsverzeichnis
Kleinkrieg und „großer Krieg“
Die verschiedenen Aufgaben des kleinen Krieges löste man durch den Einsatz von speziell ausgebildeten regulären (Husaren, Jäger) und irregulären (z. B. Freikorps) Truppen. Die irregulären Truppen wurden bevorzugt in den Regionen rekrutiert, deren Bewohner im Ruf standen, notwendige kriegerische Qualitäten und Zähigkeit zu besitzen (Kosaken, Kalmyken in Rußland, „Kroaten“ (Grenzer) in Österreich, Zuaven aus Algerien in Frankreich). Im Gegensatz zum „großen Krieg“, der durch die größere Truppenmassen ( Armeen, Korps) geführt wurde, kamen im kleinen Krieg in der Regel zahlenmäßig geringe Einheiten zum Einsatz. Ihre Leistung galt als ein Hilfsbeitrag zur Sicherstellung der Kampfkraft der Armeen im „großen“ Krieg.
Die Kampfhandlungen im kleinen Krieg unterschieden sich von den Schlachten und Gefechten des „großen Krieges“ durch ein hohes Maß an Spontanität. Die typischen Gefechtsformen waren: in der Offensive- Überfall, in der Defensive- ein spontanes kurzes Verteidigungsgefecht, das in der Regel nur dann aufgenommen wurde, wenn die Fluchtwege vom Feind abgeschnitten wurden. Da die leichten Truppen oft tief im feindlichen Hinterland agierten, erwartete man sowohl von Soldaten, als auch von Offizieren im kleinen Krieg besondere individuelle Eigenschaften wie die schnelle Reaktion, Geistesgegenwart, Ausdauer, Flexibilität, selbständiges Handeln. Als Helden des Kleinkrieges taten sich während des Siebenjährigen Krieges u.a. hervor Zieten (Preußen), Hadik und Laudon (Österreich), Tottleben, Berg, Kosakenoberst Krasnoschtschekow (Russland).
Kleinkrieg und Guerilla
Die Kampfweise der leichten Truppen im kleinen Krieg wies viele Gemeinsamkeiten mit der Guerilla-Taktik auf. Auch das Wort „Guerilla“ wird als „der kleine Krieg“ übersetzt. Trotzdem sind beide Begriffe nicht identisch.
- Den „kleinen Krieg“ verstand man in der Neuzeit als Bestandteil des „großen Krieges“. Der kleine Krieg begann und endete mit dem großen Krieg. Ein sich verselbständigender Kleinkrieg war für die Militärtheoretiker jener Zeit nicht vorstellbar. „Bei den Truppen des kleinen Krieges ist […] alles taktisch, nichts strategisch. Sie sind nur um des Ganzen willens da; wo das Ganze zu seyn aufhört, endet auch ihr Dasein. Ein großer Krieg ohne kleinen ist denkbar, ein kleiner ohne großen niemals“, schreibt Karl von Decker, Verfasser des Buches „Der kleine Krieg im Geiste der neueren Kriegsführung“ (Berlin 1826)
- Der Begriff „kleiner Krieg“ bezog sich ausschließlich auf die Kampfhandlungen des Militärs. Die Teilnahme der Zivilisten an den kriegerischen Auseinandersetzungen galt in der Vorstellung der früheren Neuzeit, des Zeitalters der Berufsarmeen, als rechtswidrig (Banditentum). Als sie während der napoleonischen Kriege Anfang des XIX. Jahrhunderts zu einem weit verbreiteten Phänomen wurde, entstanden neue Begriffe - „der Volkskrieg“ und der „Guerilla-Krieg“ zu seiner Bezeichnung. Im Sprachgebrauch dieser Zeit war es üblich z. B. über den Volkskrieg oder den Guerilla-Krieg der griechischen Bevölkerung im Osmanischen Reich zu sprechen, jedoch niemals vom Guerilla-Krieg der Husaren. Die Husaren hatten einen „Kleinkrieg“ zu führen.
Kleinkrieg: Beispiele der Operationen
Beispiele der erfolgreichen Operationen des kleinen Krieges aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges: der Zug des FMI Hadik nach Berlin; die Zerschlagung des preußischen Waffentransports bei Domstädtl 1758 durch die österreichischen Generäle Laudon und Sisskowitz; das Abfangen des preußischen Waffentransports durch die russischen Husaren unter Tekeli während der Belagerung von Kolberg 1761; die Vernichtung der russischen Magazine in Westpolen durch den preußischen Detachement unter Platen in demselben Jahr. Wie diese Beispiele zeigen, konnten die erfolgreichen Operationen des Kleinkrieges in einigen Fällen den Kriegsverlauf wesentlich beeinflussen. So wurde Friedrich II., nachdem er seinen gesamten Nachschub bei Domstädtl verlor, gezwungen, die Belagerung von Olmütz aufzugeben und Mähren zu räumen.
Literatur
- Bismark, General Graf von: Felddienst=Instruction für Schützen und Reuter, in C.F.Müllers Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1821[1]
- Brandt, Heinrich von: Der kleine Krieg in seinen verschiedenen Beziehungen, Verlag von Friedrich August Herbig, Berlin 1850 [2]
- Decker, Karl von: Der kleine Krieg im Geiste der neueren Kriegsführung. Oder: Abhandlung über die Verwendung und den Gebrauch aller drei Waffen im kleinen Kriege, bei Ernst Siegfried Mittler, Berlin, Posen und Bromberg 1828 [3]
- Ehrhardt, Arthur: Kleinkrieg: Geschichtliche Erfahrungen und künftige Möglichkeiten, Voggenreiter-Verlag, 3. Aufl. Potsdam 1944 (Erstausgabe 1935).
- Erlach, Oberstlieutenant Franz von: Die Freiheitskriege kleiner Völker gegen große Heere, Haller´sche Verlagsbuchhandlung, Bern 1867.
- Fiedler, Siegfried: Taktik und Strategie der Kabinettskriege 1650-1792, Bechtermünz, Augsburg 2002
- Grandmaison, Thomas Auguste le Roy de: La petite querre, ou traite du service des troupes legeres en campagne, Erscheinungsort fehlt, Erscheinungsjahr 1756 [4]
- Lühe, Hanns Eggert Willibald von der (hrsg.): Militair Conversations=Lexicon, bearbeitet von mehreren deutschen Officieren, Band IV (J, K und L), Verlag von Otto Wigand, Leipzig 1834
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