Knorr-Bremse AG

Knorr-Bremse AG
Knorr-Bremse AG
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Unternehmensform Aktiengesellschaft
ISIN börsennotiert nicht börsennotiert
Gründung 1905
Unternehmenssitz München, Deutschland
Unternehmensleitung

Vorstand:

  • Dr. Raimund Klinkner (Vorsitzender)
  • Dr. Lorenz Zwingmann
  • Jens Theuerkorn
  • Dr. Dieter Wilhelm
Mitarbeiter > 13.035 (Ende 2006)
Umsatz 3,1 Mrd. EUR (2006)
Branche Automobilzulieferer
Website

www.knorr-bremse.de

Hauptverwaltung der Knorr-Bremse AG, München
Georg Knorr (1859-1911)
Das erste Betriebsgebäude von Knorr-Bremse in Berlin

Die Knorr-Bremse AG mit Sitz in München ist die konzernführende Obergesellschaft des Knorr-Bremse-Konzerns. Knorr-Bremse ist der weltweit führende Hersteller von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Weitere Produktfelder sind On-Board-Systeme für Schienenfahrzeuge wie Türsysteme und Klimaanlagen, außerdem Bahnsteigtürsysteme sowie Drehschwingungsdämpfer für Dieselmotoren.

Weltweit beschäftigt der Knorr-Bremse Konzern mehr als 13.000 Mitarbeiter (Ende 2006). Der Konzernumsatz belief sich im Jahr 2006 auf 3,1 Mrd. EUR (2005: 2,7 Mrd. EUR).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Aufstieg in Berlin (1905–1920)

Im Jahr 1905 gründete der Ingenieur Georg Knorr in Boxhagen-Rummelsburg (heute Berlin-Friedrichshain) die Knorr-Bremse GmbH, in die er einen bereits 1883 gegründeten Betrieb für Eisenbahn-Druckluftbremsen einbrachte. Geschäftliche Grundlage bildete die Einführung der von ihm entwickelten Druckluftbremse K1 bei den Personenzügen der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnverwaltung. Die Knorr-Bremse GmbH wurde 1911 unter Aufnahme der Continentale Bremsen-GmbH in die Knorr-Bremse AG umgewandelt. Umfangreiche Erweiterungsbauten, entworfen von Alfred Grenander, entstanden 1913-1916 neben dem Stammwerk und in den 1920er Jahren jenseits der Ringbahn in der Hirschberger Straße in der Victoriastadt im Bezirk Lichtenberg. Ein Tunnel verband beide Komplexe. Das Gebäude der Knorr-Bremse in der Hirschberger Straße 4, 1922-1927 nach Plänen von Alfred Grenander errichtet, steht unter Denkmalschutz.[1] Es wird seit den 2000er- Jahren aber anderweitig genutzt.

Diversifizierter Konzern (1920–1985)

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde mit der Einführung der Kunze-Knorr-Bremse auch der Güterzugverkehr vom Hand- auf den durchgehenden Druckluftbremsbetrieb umgestellt. 1923 führte Knorr-Bremse erstmals Druckluftbremsen für Nutzfahrzeuge ein. Nach der Weltwirtschaftskrise führte Knorr-Bremse die „Hik-Bremse“ im europäischen Schienenverkehr ein und trieb die Umstellung der deutschen Nutzfahrzeugindustrie auf Druckluftbremsen voran. Ende der 1930er Jahre waren 90 % aller deutschen Lastkraftwagen von 7–16 t mit Knorr-Bremsgeräten ausgerüstet.

Die Knorr-Bremse AG entwickelte sich zwischen den Weltkriegen unter der Leitung von Johannes Philipp Vielmetter zum größten Bremsenbauunternehmen Europas. Durch Angliederung weiterer Unternehmen entstand ein diversifizierter Konzern mit rund 20.000 Beschäftigten.

  • Ab 1920 war die 1917/1918 entstandene (alte) Bayerische Motorenwerke AG (BMW) in München ein Tochterunternehmen der Knorr-Bremse AG und fertigte unter dem neuen Namen Süddeutsche Bremsen-AG Bremsanlagen für die Bayerische Eisenbahn-Verwaltung. (Auf ihrem Betriebsgelände befindet sich heute der Stammsitz der Knorr-Bremse AG.) Die für die Knorr-Bremse AG wenig interessante Motorenabteilung wurde 1922 einschließlich des alten Firmennamens an den Großinvestor Camillo Castiglioni verkauft, der beides zur Bayerische Flugzeugwerke AG (BFW), der „neuen“ BMW, mitnahm.
  • 1926 wurde die Aktienmehrheit an der Motoren-Werke Mannheim AG (MWM) erworben, die aus der Abteilung stationärer Motorenbau der Firma Benz & Cie. des Automobilpioniers Carl Benz hervorgegangen war. Mit dem Verkauf an die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD), heute Deutz AG, im Jahr 1985 trennte sich die Knorr-Bremse AG wieder von der Motorensparte.
  • Die nach langjähriger Kooperation 1938 eingegliederten Eisen- und Stahlwerke Walter Peyinghaus in Egge bei Wetter-Volmarstein an der Ruhr stellten 1997 den Betrieb ein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fiel die Firma in den Sowjetischen Sektor, die Knorr-Erben wurden enteignet. Der Betriebsstandort Neue Bahnhofstraße (zu Rummelsburg gehörend) erhielt den Status einer Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG), die wieder produzierten Bremsen dienten zunächst ausschließlich zu Reparationszwecken. Der Standort in der Hirschberger Straße (zu Berlin-Lichtenberg gehörend) wurde 1954 in den VEB Berliner Bremsenwerk umgewandelt, der bald in der DDR zu einem gefragten Eisenbahn-Bremssystem-Hersteller wurde. – Nachdem in der SAG die Produktion eingestellt worden war, bezog ein neu gegründeter Betrieb (VEB Messelektronik Berlin) diese Gebäude und arbeitete dort bis zur politischen Wende. Das Bremsenwerk zog in Gebäude des 1979 neu gegründeten Berliner Bezirks Marzahn.

Die Süddeutsche Bremsen-AG in München setzte die Produktion in Westdeutschland fort. Entwicklung und Vertrieb von Bremssystemen übernahm die 1946 gegründete und später nach München verlegte Knorr-Bremse GmbH. Die Knorr-Bremse AG wurde 1960 in eine Kommanditgesellschaft (KG) umgewandelt.

Der Wiederaufbau im Westen mündete 1955 in die international erfolgreiche Einführung der Knorr-Einheitsbremse (KE) für Schienenfahrzeuge. Der Bereich Nutzfahrzeugbremsen verlor dagegen nach dem Zweiten Weltkrieg an Boden. Auch das in den 1960er Jahren etablierte Geschäftsfeld Industrie-Pneumatik stagnierte, und der Dieselmotorenbau begann Ende der 1970er Jahre hohe Verluste zu schreiben.

Konzentration und Expansion seit 1985

1985 leitete ein Eigentümerwechsel die Konzentration des angeschlagenen Konzerns auf die Produktbereiche Bremssysteme für Schienen- und Nutzfahrzeuge ein. Die Knorr-Bremse GmbH und die Süddeutsche Bremsen-AG wurden 1985 auf die neu gegründete Knorr-Bremse AG fusioniert. Die Knorr-Bremse KG wurde liquidiert. Veräußert oder eingestellt wurden der Dieselmotoren- und Werkzeugmaschinenbau (beide 1985), die Industrie-Pneumatik (1993) und der Stahlguss (1997).

In Berlin gründete sich 1990 aus dem Berliner Bremsenwerk und der Münchner Knorr-Bremse AG das Gemeinschaftsunternehmen "Berliner Bremsenwerk – Knorr-Bremsen AG". Im Jahre 1993 wurden die Berliner Produktionsstandorte in der Neuen Bahnhofstraße und in der Hirschberger Straße aufgegeben und das Unternehmen bezog die Gebäude einer früheren Werkzeugmaschinenfabrik in der heutigen Georg-Knorr-Straße 4 in Berlin-Marzahn, die Produktion in Berlin wurde schrittweise heruntergefahren.

In München erfolgte 1993 die Divisionalisierung des Konzerns. Die Geschäftsfelder Systeme für Schienen- und Nutzfahrzeuge werden seither von getrennten Gesellschaften wahrgenommen. Der Konzentration auf die Kernbereiche folgte eine starke Expansion in beiden Segmenten. Durch die Übernahme bedeutender Hersteller vor allem in den USA und den Aufbau eines globalen Produktionsverbunds wuchs Knorr-Bremse zum weltweit führenden Anbieter von Bremssystemen sowohl für Schienenfahrzeuge als auch für Nutzfahrzeuge. Der Konzernumsatz stieg zwischen 1987 und 2005 kontinuierlich von 311 Mio. EUR auf 2,7 Mrd. EUR.

Wichtige Schritte der Expansion (S = Schienenfahrzeuge, N = Nutzfahrzeuge):

1990/92 S Übernahme der Eisenbahnbremsensparte von Oerlikon-Bührle, Zürich (Schweiz)
1990/91 N/S Übernahme des VEB Berliner Bremsenwerk, Berlin (Nachfolgeunternehmen von Knorr-Bremse in der DDR)
1991 S Übernahme der New York Air Brake, Watertown (New York, USA)
1993 N Beteiligung an der AlliedSignal Truck Brake Systems Company (Marke Bendix), Elyria (Ohio, USA)
1993 N/S Gründung der Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge GmbH und der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH, beide München
1999 N Übernahme des Nutzfahrzeugbremsen-Bereichs der Robert Bosch GmbH
2000 S Übernahme von Westinghouse Brakes, Chippenham (Großbritannien) und Sydney (Australien)
2002 N Vollständige Übernahme der Bendix Commercial Vehicle Systems, Elyria (Ohio, USA)

Konzernstruktur und Eigentümer

Die Steuerung des Knorr-Bremse Konzerns erfolgt über die drei Regionen Europa, Amerika sowie Asien/Australien. Das operative Geschäft ist divisional gegliedert. Die Knorr-Bremse AG hält 100 % des Kapitals der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH und 80 % des Kapitals der Knorr-Bremse Systeme für Nutzfahrzeuge GmbH. An letzterer ist die Robert Bosch GmbH mit 20 % beteiligt.

Knorr-Bremse ist seit der Gründung im Jahr 1905 ein eigentümergeführtes Unternehmen. Die 1985 neu gegründete Knorr-Bremse AG ist wie die gleichnamige Vorgängergesellschaft nicht börsennotiert. Das Gesellschaftskapital befindet sich im Besitz der Familie des Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Hermann Thiele, der den Konzern 1985 übernommen und bis 2007 als Vorstandsvorsitzender geleitet hat.

Standorte in Deutschland

Hamburg, Berlin-Marzahn, Langenfeld, Schwieberdingen, Aldersbach und München

Produkthistorie und Geschäftsfelder

Einführung wichtiger Produkte für Nutzfahrzeuge (N) und Schienenfahrzeuge (S)

1903 S K1 Druckluftbremse für Personenzüge
1918 S Kunze-Knorr-Bremse (KK) für Personen- und Güterzüge
1923 N Druckluftbremse für Nutzfahrzeuge
1931 S Hildebrand-Knorr-Bremse (Hik) für Personen- und Güterzüge
1955 S Knorr-Einheitsbremse (KE) für Personen- und Güterzüge
1972 N ABS für Nutzfahrzeuge
1985 S Druckluftbremsventil für schwere amerikanische Güterzüge
1992 N Pneumatisch betätigte Scheibenbremse für Nutzfahrzeuge
2002 N Bendix Driver Control Module für Nutzfahrzeuge
2002 S Modulares Bremssystem für Lokomotiven
2004 S Ölfreier Kompressor für Schienenfahrzeuge

Wichtige Geschäftsfelder und Markennamen

Ausblick

Das Firmengelände in München wird in den kommenden Jahren auf 45.000 m² (Technology Center Knorr-Bremse) mit einem Investitionsaufwand von 110 Millionen Euro erweitert. Ein Architektenwettbewerb für ein neues Bürohochhaus, das bis 2010 fertiggestellt werden soll, wurde bereits erfolgreich abgeschlossen.

Literatur

  • Franz Ludwig Neher: Fünfzig Jahre Knorr-Bremse. Knorr-Bremse AG, Berlin/München 1955. 
  • Manfred Barthel: Kraft und Sicherheit – 75 Jahre Knorr-Bremse. Econ, Düsseldorf/Wien 1980, ISBN 3-430-11167-6. 
  • Helmut Engel (Hrsg.): Standort Berlin-Ostkreuz. Historische Knorr-Bremse. Industriekomplex im Wandel. Jovis, Berlin 2000, ISBN 3-931321-22-3. 
  • Helmut Engel (Hrsg.): Standort Berlin-Marzahn. Historische Knorr-Bremse. Industriekomplex im Wandel. Jovis, Berlin 2001, ISBN 3-931321-44-4. 
  • Manfred Pohl: Sicherheit auf Schiene und Straße. Die Geschichte der Knorr-Bremse AG. Piper, München 2005, ISBN 3-492-04747-5. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste

48.187411.54897Koordinaten: 48° 11′ 14,6″ N, 11° 32′ 56″ O


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