Kognitiver Prozess

Kognitiver Prozess

Kognition (lat. cognoscere: „erkennen, erfahren, kennen lernen“) ist die von einem verhaltenssteuernden Subsystem (bei höher entwickelten Lebewesen das Gehirn) ausgeführte Informationsumgestaltung.

Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff, mit dem auf die Informationsverarbeitung von Menschen und anderen Systemen Bezug genommen wird. Oft ist mit „Kognition“ das Denken in einem umfassenden Sinne gemeint. Auch wenn viele kognitive Prozesse im Menschen bewusst sind, haben „Kognition“ und „Bewusstsein“ nicht die gleiche Bedeutung. So können bestimmte Prozesse im Menschen unbewusst und dennoch kognitiv sein, ein Beispiel hierfür ist das unbewusste Lernen.

Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen zum Beispiel die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, das Lernen, die Kreativität, das Planen, die Orientierung, die Imagination, die Argumentation, die Introspektion, der Wille, das Glauben und einige mehr. Kognitive Fähigkeiten werden von verschiedenen Wissenschaften, wie der Psychiatrie, der Psychologie, der Philosophie, den Neurowissenschaften und der künstlichen Intelligenz untersucht. Die wissenschaftliche Erforschung der Kognition wird unter dem Begriff der Kognitionswissenschaft zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Kognition in der Psychologie

In der Psychologie bezeichnet Kognition die mentalen Prozesse und Strukturen eines Individuums wie Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche, Absichten. Kognitionen können auch als Informationsverarbeitungsprozesse verstanden werden, in denen Neues gelernt und Wissen verarbeitet wird, siehe Denken und Problemlösen.

Kognitionen beinhalten, was Individuen über sich selbst, ihre (soziale) Umwelt, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft denken. Kognitionen können Emotionen (Gefühle) beeinflussen und/oder durch sie beeinflusst werden.

Man kann demzufolge festhalten, dass Kognitionen all die internen Vorstellungen sind, die sich ein Individuum von der Welt (subjektive Realität) und sich selbst konstruieren kann (im Sinne des Radikalen Konstruktivismus).

Die Systemtheorie der Kognition (Santiago-Theorie) geht auf Humberto Maturana und Francisco Varela zurück, die in den 1960er Jahren Geist als den eigentlichen Prozess des Lebens definierten. Außenreize werden als Störeinflüsse gesehen, welchen ein Lebewesen entgegensteuert, um seinen Fortbestand zu ermöglichen. Ein Beobachter dieser Reaktion schreibt dem Lebewesen Kognition zu. Maturana fasste seine Theorie unter dem Schlagwort to live is to know zusammen.

Grenzen kognitiver Leistungsfähigkeit

„Bauartbedingt“ weist die kognitive Leistungsfähigkeit einige Schwächen auf[1]:

  • Wahrnehmen (Sinnesorgane) - Nicht alle zur Verfügung stehenden Informationen werden genutzt, sondern massiv gefiltert, integriert und auf viele andere Weisen verändert, bevor sie ins Bewusstsein gelangen.
  • Denken - Das Arbeitsgedächtnis, in dem die geistige Manipulation von Informationen stattfindet, hat eine sehr kleine Kapazität.
  • Lernen - Die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Informationen werden häufig sowohl im Vorhinein (z.B. durch Erwartungen), als auch im Nachhinein (z.B. durch nachfolgende Informationen) verändert.
  • Erinnern - Die im Langzeitgedächtnis „eigentlich“ vorhandenen Informationen sind häufig nicht abrufbar, das sog. Retrieval-Problem.
  • Motivation und Konzentration - Müdigkeit, Lustlosigkeit, Ablenkbarkeit usw. können die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

Siehe auch

Quellenangaben

  1. S. Ian Robertson: Problem Solving. Psychology Press (2001)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Entscheiden — kognitiver Prozess der Wahl zwischen Alternativen; in der Psychologie häufig modelliert über den Nutzen (Utility) einer jeden Alternative multipliziert mit der subjektiven Wahrscheinlichkeit (Expectancy) der Zielerreichung, wobei die Höhe des… …   Lexikon der Economics

  • Extended Mind — Der erweiterte Geist (engl.: Extended Mind) ist die philosophische und kognitionswissenschaftliche These, dass sich kognitive Architekur und somit auch kognitive Prozesse und Zustände über die Körpergrenzen hinaus in die Welt erstrecken. Diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Erweiterter Geist — Der erweiterte Geist (engl.: Extended Mind) ist die philosophische und kognitionswissenschaftliche These, dass sich kognitive Architektur und somit auch kognitive Prozesse und Zustände über die Körpergrenzen hinaus in die Welt erstrecken. Diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Concept-Map — Begriffslandkarte Eine Concept Map ist die Visualisierung eines Konzepts. Sie ist ein Mittel zur graphischen Darstellung von Wissen und damit ein Mittel der Gedankenordnung und reflexion. Zu unterscheiden ist die Concept Map von der Mind Map, die …   Deutsch Wikipedia

  • Karin Knorr-Cetina — (auch Karin Knorr Cetina) (* 19. Juli 1944 in Graz, Österreich) ist eine österreichische Soziologin und Wissenschaftstheoretikerin. Sie arbeitet vornehmlich in den Bereichen Wissenssoziologie und Wissenschaftssoziologie. Knorr Cetina war bis 2001 …   Deutsch Wikipedia

  • Karin Knorr Cetina — (auch Karin Knorr Cetina) (* 19. Juli 1944 in Graz, Österreich) ist eine österreichische Soziologin und Wissenschaftstheoretikerin. Sie arbeitet vornehmlich in den Bereichen Wissenssoziologie und Wissenschaftssoziologie. Knorr Cetina war bis 2001 …   Deutsch Wikipedia

  • Common Ground — und Grounding ist eine Annahme, die einigen Diskursmodellen der Sprachwissenschaft und Kommunikationstheorie unterliegt und die im Wesentlichen von Herbert H. Clark und Edward F. Schaefer (1989) geprägt wurde. Es ist die Annahme über einen… …   Deutsch Wikipedia

  • Habitualisierte Kaufentscheidung — Die habitualisierte Kaufentscheidung ist ein Begriff aus der Betriebswirtschaftslehre und dem Marketing. Einfacher würde man ihn mit Gewohnheitskauf umschreiben: der Konsument kauft aus Gewohnheit immer wieder das gleiche Produkt, meist eines für …   Deutsch Wikipedia

  • Neglect — Klassifikation nach ICD 10 R29.5 Neurologischer Neglect …   Deutsch Wikipedia

  • Neglekt — Klassifikation nach ICD 10 R29.5 Neurologischer Neglect …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”