Kollektive Biografie

Kollektive Biografie

Kollektive Biographie oder Kollektivbiographie ist die Bezeichnung für eine Methode der historischen Sozialforschung,

Wilhelm Heinz Schröder definiert die kollektive Biographie in einer frühen deutschsprachigen Veröffentlichung zum Thema als „die theoretisch und methodisch reflektierte, empirische, besonders auch quantitativ gestützte Erforschung eines historischen Personenkollektivs in seinem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext anhand einer vergleichenden Analyse der individuellen Lebensläufe der Kollektivmitglieder.“[1] Die Zugehörigkeit zum Kollektiv wird dabei durch ein charakteristisches Merkmal, zum Beispiel durch eine erreichte Position, bestimmt.

Wird die Methode im Rahmen einer Forschungsarbeit eingesetzt, so kann davon gesprochen werden, dass dem Forschungsprojekt ein kollektivbiographischer Ansatz zugrunde liegt.

Lawrence Stone (engl.) versuchte bereits seit den 1960er Jahren unter dem im Deutschen missverständlichen Begriff Prosopography die kollektivbiographische Forschung zu erneuern. Als Prosopographie versteht man in der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft jedoch die Erstellung von Personenverzeichnissen, vor allem in der Alten Geschichte (z. B. Prosopographia Imperii Romani oder The Prosopography of the Later Roman Empire).[2]

Literatur

  • Wilhelm Heinz Schröder: Kollektive Biographien in der historischen Sozialforschung: Eine Einführung. In: Wilhelm Heinz Schröder (Hrsg.): Lebenslauf und Gesellschaft. Zum Einsatz von kollektiven Biographien in der historischen Sozialforschung. Klett-Cotta, Stuttgart 1985, ISBN 3-608-91137-5 (= Historisch-sozialwissenschaftliche Forschungen, Bd. 18), S. 7–17.
  • Wilhelm Heinz Schröder: Kollektivbiographie als interdisziplinäre Methode in der Historischen Sozialforschung: Eine persönliche Retrospektive. Köln: Zentrum für Historische Sozialforschung 2011(= HSR-Supplement, Bd. 23).
  • Lawrence Stone: Prosopography. In: Daedalus 100 (1971), S. 46–79.

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Heinz Schröder: Kollektive Biographien in der historischen Sozialforschung: Eine Einführung. In: Wilhelm Heinz Schröder (Hrsg.): Lebenslauf und Gesellschaft. Zum Einsatz von kollektiven Biographien in der historischen Sozialforschung. Klett-Cotta, Stuttgart 1985, ISBN 3-608-91137-5 (= Historisch-sozialwissenschaftliche Forschungen, Bd. 18), S. 7–17, hier S. 8.
  2. „In der Altertumswissenschaft ein aus den Quellen […] erarbeitetes Verzeichnis sämtl. bekannter Personen innerhalb eines Zeitabschnitts.“ Artikel Prosopographie in: Konrad Fuchs/Heribert Raab: Wörterbuch zur Geschichte. 10. Aufl., Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1996, ISBN 3-423-03364-9, S. 643.

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