Kollenburg

Kollenburg
Collenburg
Ruine der Collenburg von Südosten (Mainseite)

Ruine der Collenburg von Südosten (Mainseite)

Alternativname(n): Kollenburg
Entstehungszeit: 1214 erweitert um 1250
Burgentyp: Hangburg
Erhaltungszustand: Ruine
Ständische Stellung: Ministeriale
Bauweise: Quader, Bruchstein
Ort: Collenberg
Geographische Lage 49° 46′ 25,2″ N, 9° 21′ 15,2″ O49.7736666666679.3542222222222195Koordinaten: 49° 46′ 25,2″ N, 9° 21′ 15,2″ O
Höhe: 195 m ü. NHN
Collenburg (Baden-Württemberg)
DEC
Collenburg
Karte der Ruine Collenburg

Die Collenburg, auch Kollenburg geschrieben, ist eine mittelalterliche Burg der Schenken von Limpurg und der Rüdt von Collenberg am rechten Ufer des Mains östlich der Gemeinde Collenberg im Landkreis Miltenberg in Bayern, Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die sich in Ost-West-Lage ausdehnende Ruine der Collenburg befindet sich etwa einen Kilometer östlich von Fechenbach, einem Ortsteil des rechtsmainischen Collenberg, 50 bis 60 Meter über dem Maintal am Westrand des Spessarts auf einem Sporn aus Sandstein des Fechenbergs. Der Sandsteinfelsen wurde zum Teil in den Baukörper mit einbezogen. Die von starkem Bewuchs umgebene Ruine ist nur in den Wintermonaten vom Tal aus sichtbar und schwer zugänglich. Vom Forsthaus Fechenbach aus führt ein schmaler, steiler Serpentinenfußweg hinauf zur Burg. Eine Zufahrt gibt es nicht, jedoch tangiert der mit einem „R“ markierte Maintalhöhenringweg die Ruine. [1]

Geschichte

1201 werden erstmals Reistenhausen, heute ein Ortsteil von Collenberg, und 1214 Fechenbach urkundlich erwähnt. Als Grundherren beider Orte waren die Freiherren von Vechimbach vermerkt, die auf einer Burg nördlich von Fechenbach auf dem Fechenberg residierten. 1315 verließen die Freiherren ihre Burg, die bald darauf zerfiel.

Die Schenken von Limpurg

Im Zusammenhang mit der Ersterwähnung Fechenbachs im Jahr 1214 wurde auch die Collenburg erstmals urkundlich erwähnt. Als Erbauer und Eigentümer wird Walter von Schüpf, auch genannt Walter de Colbo nach seinem Vorfahren Conradus de Colbo, dem Erbauer der nicht weit entfernten Clingenburg in Klingenberg am Main und Henneburg in Stadtprozelten. Walter von Schüpf, der zum Geschlecht der Schenken von Limpurg gehörte und deren Hauptsitz die Burg Limpurg bei Schwäbisch Hall war, gab der Burg nahe Fechenbach den Namen Collenburg in Anlehnung an die Namen seiner Vorfahren.[2] Walter von Schüpf heiratete um 1250 Elisabeth von Königstein Reicheneck und übersiedelte mit ihr in den Raum Nürnberg Hersbruck. Bis zum Tod Walters 1268 blieb er Eigentümer der Collenburg.

Die Rüdt von Collenberg

Walters Witwe übereignete bald nach dem Tode ihres Gatten die Collenburg an den Deutschen Orden, von dem Wipertus Rüde de Rüdenau die Burg zu Lehen und Erbe nahm. Er ist der Erbauer der Bödigheimer Burg nahe Buchen im Odenwald und nennt sich zum Zeitpunkt seines Todes 1306 Wipertus von Bödigheim. Der Stammsitz des weit verzweigten Geschlechts der Rüdt ist bis Ende des 13. Jahrhunderts Amorbach. Der Familienzweig, dem Wipertus abstammte, hatte sich aber bereits in Rüdenau bei Kleinheubach nahe Miltenberg niedergelassen. Wipertus gilt als Stammvater der Rüdt von Bödigheim und der Rüdt von Collenberg. Letztere Bezeichnung setzte sich in der Folgezeit als Name für beide Linien durch.[3]

Wipertus’ Nachfahren auf der Collenburg erwarben 1450 das Allod Fechenbach und Reistenhausen hinzu und wandelten es zur Ritterschaft. Auch wenn um 1500 die Collenburg durch Gebietstausch vom Deutschen Orden an das Erzstift Mainz gelangte, änderte dies nichts an den Lehensverhältnissen und die Ritter von Rüdt blieben auf der Burg. Die Reichsunmittelbarkeit wurde ihnen 1541 bestätigt. Die auf der Collenburg ansässige Linie der Rüdt starb jedoch 1635 in männlicher Erbfolge aus.[4]

Die Grafen von Reigersberg

Nach dem Erlöschen der rüdtschen Erbfolge konnte das Erzstift Mainz frei über die Collenburg verfügen und vergab sie 1648 wiederum zu Lehen und Erbe an den kurmainzischen Kanzler Nikolaus Georg von Reigersberg, dem Mitunterzeichner des Westfälischen Friedens. Seine Frau war eine Enkelin der letzten Rüden von Collenburg. Etwa 100 Jahre residierten die Grafen von Reigersberg auf der Collenburg, bis sie ihnen nicht mehr standesgemäß erschien und sie 1750 ihr neu errichtetes Schloss zwischen dem Ort Fechenbach und dem Main bezogen. Ein kleiner Teilbereich der Burg diente noch einige Jahrzehnte als Amtssitz und Försterwohnung. Die von Kriegseinwirkungen stets verschont gebliebene Anlage begann zu verfallen. [5][6]

Fechenbacher Schloss

Freiherren von Bethmann

Um 1840 siedelte das Forstamt in ein im Talgrund unterhalb der Burg neu erbautes Amtshaus um. Die nun unbewohnte und ruinöse Collenburg wurde zunehmend als Steinbruch benutzt. Der Frankfurter Bankier Karl Freiherr von Bethmann erwarb 1842 den gesamten Besitz der Reigersberger. Während das Fechenbacher Schloss weiterhin bewohnt wurde, verkaufte sein Sohn Freiherr Alexander von Bethmann nach 1918 den größten Teil des Grundbesitzes, einen Teil der zum Schloss gehörenden Gebäude und die Ruine Collenburg an die Gemeinden Fechenbach beziehungsweise Reistenhausen. Nach dem Tod Alexanders 1941 erwarb ein Fabrikant das Schloss und den restlichen Grundbesitz.[7]

Heutige Nutzung

Südgiebel des östlichen Palas mit Treppenturmrest
Außenmauern des westlichen Palas

Nach 1945 blieb das fensterlose Fechenbacher Schloss unbewohnt, nur durch ein Notdach vor dem Verfall geschützt. Ab 2005 wurde das Bauwerk grundlegend nach dem Vorbild des Ursprungsbaus restauriert und erstrahlt seit April 2007 in neuem Glanz.

Der fortschreitende Verfall der Ruine Collenburg konnte durch Sicherungsmaßnahmen in den 1980er Jahren aufgehalten werden. Eine Nutzung ähnlich der ihrer Schwesterburgen in Klingenberg (Theaterfestspiele) und Stadtprozelten (Besucherburg) wurde nicht angestrebt.

Anlage

In der von einer geschlossenen Ringmauer mit quadratischen Türmen aus dem 16. bis 17. Jahrhundert umgebenen Anlage sind in der Vorburg Teile des Wohngebäudes mit Treppentürmen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert ebenso erhalten, wie Reste der Nordfront des Palas und dessen hoch aufragende Ostgiebelwand in der Kernburg. Zugangsbrücke und Torhaus mit Torbögen von 1589 und 1609 sind nahezu vollständig vorhanden. Auch der Tiefbrunnen und eine in den Felsen geschlagene Kammer aus dem 13. Jahrhundert sind erhalten.

Landseitig kann man noch einen tiefen Schutzgraben erkennen, während die steil abfallende Mainseite im unteren Teil 1830 eine Terrassierung als Weinberg erhielt. Nach der Aufgabe des Weinbaues um 1918 wurden die Terrassen zur Obstbaumpflanzung genutzt.[8]

Anmerkung

  1. www.fernwege.de
  2. Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
  3. 'DER ODENWALD', Zeitschrift des Breuberg-Bundes, 40. Jahrg. Heft 2 / Juni 1993, S. 79 ff
  4. Gemeindeporträt Collenberg
  5. www.untermain.de
  6. Gemeindeporträt Collenberg
  7. Gemeindeporträt Collenberg
  8. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Literatur

  • Ursula Pfistermeister: Burgen, Kirchenburgen, Stadtmauern um Würzburg. In: Wehrhaftes Franken. Bd. 2, Ernst Carl, Nürnberg 2001, ISBN 3-418-00386-9. 
  • A. Rahrbach, J. Schöffl, O. Schramm: Schlösser und Burgen in Unterfranken. Edelmann, Nürnberg 2002, ISBN 3-871-91309-X. 
  • Karl Gröber: Unterfränkische Burgen. Dr. B. Filser, Augsburg 1924. 
  • Adam Hessler: 296 Burgen und Schlösser in Unterfranken und den angrenzenden Gebieten von Mittelfranken, Württemberg und Baden - Geschichte und Beschreibung. Nach der vorhandenen Literatur bearbeitet. Perschmann, Würzburg 1909. 

Siehe auch

Weblinks


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