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Kolomyja (Коломия) Basisdaten Oblast: Oblast Iwano-Frankiwsk Rajon: Kreisfreie Stadt Höhe: keine Angabe Fläche: 40,72 km² Einwohner: 61.448 (2004) Bevölkerungsdichte: 1.509 Einwohner je km² Postleitzahlen: 77212 Vorwahl: +380 3433 Geographische Lage: 48° 31′ N, 25° 2′ O48.52472222222225.038333333333Koordinaten: 48° 31′ 29″ N, 25° 2′ 18″ O Verwaltungsgliederung: 1 Stadt Bürgermeister: Jurij Owtscharenko Adresse: пр. Грушевського 1
78200 м. КоломияStatistische Informationen Kolomyja (ukrainisch Коломия; polnisch Kołomyja; russisch Коломыя; deutsch Kolomea) ist eine Stadt in der westukrainischen Oblast Iwano-Frankiwsk am linken Ufer des Flusses Pruth. Die Stadt hat 61.780 Einwohner (Volkszählung 2001).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gegründet wurde die Stadt vermutlich von Koloman, Fürst von Halicz, um 1200. Der Ort wurde erstmals im Jahre 1240 erwähnt.
Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt Teil Polens. Damals gehörte sie zur historischen Region Pokucie, in der Zeit von 1569 bis 1772 Ziemia Halicka (Land von Halicz) genannt, in der Wojewodschaft Ruthenia, einer administrativen Teilungseinheit des Polnisch-Litauischen-Gemeinwesen mit der Hauptstadt Lwów und dem Landtag in Sądowa Wisznia. Während der Teilung Polens im 18. Jahrhundert fiel die Stadt 1772 bis 1918 an Österreich. Im 19. Jahrhundert kamen auch deutsche Siedler in die Stadt und deren Umgebung, diese wurden aber 1940 auf Grund des Hitler-Stalin-Paktes nach Deutschland ausgesiedelt, das nördlich der Innenstadt liegende Dorf Baginsberg ist heute ein Teil der Stadt.
Nach dem Ersten Weltkrieg war die Stadt kurzfristig Teil der Westukrainischen Volksrepublik. Von 1919 bis 1939 war sie unter dem Namen Kołomyja Sitz eines polnischen Powiat. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt am 17. September 1939 von der Sowjetunion besetzt. Im August 1941 wurde die Stadt von der Wehrmacht besetzt. Unter deutscher Besatzung wurde am 25. März 1942 ein Ghetto errichtet, in welchem über 18.000 Juden leben mussten. Im Februar 1943 wurde das Ghetto geschlossen. Über 16.000 Menschen wurden in das Vernichtungslager Belzec deportiert. Am 28. März 1944 wurde die Stadt durch die Rote Armee von der Besetzung durch das Dritte Reich befreit und später besetzt. Im Laufe des Krieges wird die polnischen Bevölkerung größtenteils vertrieben. Nach 1945 wird die Stadt Teil der Sowjetunion. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion 1991 ist sie Teil dieses Staates.
Heute ist die Stadt ein Eisenbahnknotenpunkt und ein Agrarhandelszentrum, auch für den Handel mit Mitteleuropa.
Museen
In Kolomyja gibt es vier Museen, die Geschichte und Kultur der Stadt und der Region widerspiegeln. Im Einzelnen sind dies das J. Kobrynskyj-Museum der Huzulischen Volkskunst (Musej narodnoho mysteztwa Huzulschtschyny ta Pokuttja im. J. Kobrynskoho, wul. Teatralna 25), das Museum der Ostereierbemalung (Musej pysanskoho rospysu, prosp. W. Tschornowola 43b) und das Stadtgeschichtliche Museum Kolomyjas. Das 1986 gegründete Heimatmuseum "Proswita" in der wul. W. Blawazkoho 2 beruht auf einer Privatinitiative des Eigentümers und einzigen Mitarbeiters, des ehemaligen Biologielehrers Roman Jaworskyj (geb. 1927). Das Museum, das laut eigener Werbung rund um die Uhr zugänglich ist (Jaworskyj bewohnt die untere Etage des Gebäudes), stellt in drei völlig überfüllten Räumen Gegenstände aus den verschiedensten Epochen und Regionen aus, darunter eine große Anzahl von Münzen. Die Mehrzahl der durchgängig nicht mit Annotationen versehenen Exponate sind Gegenstände des Alltags aus der Region.
Denkmäler
Wie in vielen anderen westukrainischen Städten, wurden auch in Kolomyja nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Denkmäler entfernt oder umgewidmet sowie neue für Aktivisten der nationalistischer Organisationen errichtet. Anstelle des Lenindenkmals auf dem Platz der Wiedergeburt (pl. Widrodschennja) befindet sich nun ein sitzender Taras Schewtschenko auf dem alten Sockel. Eine Büste des Dichters befindet sich außerdem im Schewtschenko Park, eine Gedenktafel erinnert darüber hinaus auf dem Schewtschenko-Platz an ein 1914 zerstörtes Denkmal für den "ukrainischen Goethe". Die große Anlage für die Gefallenen des "Großen Vaterländischen Krieges ist nun den im Zweiten Weltkrieg "für die Freiheit der Ukraine gefallenen" Kämpfern (Inschrift) gewidmet - man hat es allerdings versäumt auch die Jahresangaben dieser neuen Ausrichtung anzupassen: Nach wie vor stehen die Zahlen 1941 und 1945 am Eingang der Anlage. Auf den maroden Betonsockeln des früheren Revolutionsdenkmals steht nun ein aus Marmor gehauener Kämpfer der Ukrainischen Aufstandsarmee, die im Zweiten Weltkrieg mit den Deutschen kollaborierte. Eine Büste des Führers der OUN-B, Stepan Bandera, ist auf dem Bahnhofsvorplatz aufgestellt. Ein 1967 errichtetes Mahnmal erinnert an die während der deutschen Besatzung ermordeten Menschen, ohne allerdings zu benennen, daß es sich bei den Toten in erster Linie um Juden gehandelt hat. Eine kleine Gedenkstätte ist den in Afghanistan gefallenen Bewohnern Kolomyjas gewidmet, die namentlich aufgeführt sind. Wie in vielen anderen ukrainischen Städten gibt es auch in Kolomyja ein stark religiös gestaltetes Tschernobyl-Denkmal (Ecke wul. Masepy/wul. W. Blawazkoho).[1]
Städtepartnerschaften
- Nysa, Polen
Söhne und Töchter der Stadt
- Jan Ewangelista Nowicki (1894-1973), Bischof von Lemberg
- Emanuel Feuermann (1902-1942), Cellist
- Heinrich Süßkind (1895-1937), kommunistischer Politiker und Journalist
Sonstiges
Die Stadt ist Namensvetter des gleichnamigen ukrainischen Volkstanzes.
Weblinks
- Offizielle Webpage der Stadt (Ukrainisch)
- Historische Informationen über die Stadt (Englisch)
- Historische Karte des Umlands (1662)
- Informationen über das Ghetto (1941-44) (Englisch)
- [1] 224 Original-Seiten, Bericht des Überlebenden Hermann Zenner, im Simon Wiesenthal Center
Anmerkungen
- ↑ Die Veröffentlichung von Photos von Denkmälern ist laut den Bestimmungen des ukrainischen Urheberrechts, das keine Panoramafreiheit kennt, ohne Genehmigung des jeweiligen Künstlers nicht möglich, daher kann der Artikel in diesem Bereich nicht bebildert werden.
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