Komododrache

Komododrache
Komodowaran

Komodowaran (Varanus komodoensis)

Systematik
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Familie: Warane (Varanidae)
Gattung: Warane (Varanus)
Art: Komodowaran
Wissenschaftlicher Name
Varanus komodoensis
Ouwens, 1912
Verbreitungskarte

Der Komodowaran oder Komododrache (Varanus komodoensis) ist eine Echse in der Familie der Warane (Varanidae).

Der Komodowaran ist die größte lebende Art der Echsen (Unterordnung Lacertilia). Er kommt nur auf einigen zu Indonesien gehörenden Inseln vor: Komodo (zirka 1700 Tiere), Rinca (1300), Gili Motang (100) und Flores (etwa 2000). Zum Schutz der Art wurde 1980 der Nationalpark Komodo gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

Der Komodowaran wird bis zu drei Meter lang. Die meisten in freier Wildbahn lebenden Exemplare sind jedoch wesentlich kleiner. Die während einer einjährigen Freilandstudie gemessenen Komodowarane waren im Durchschnitt 1,8 Meter lang.[1][2]

Mit leerem Magen wird der Komodowaran zwar selten schwerer als 50 kg; da er aber in kurzer Zeit bis zu 80 Prozent seines Körpergewichts an Nahrung aufnehmen kann, sind in vollgefressenem Zustand Gewichte um 100 kg möglich. In Ausnahmefällen können sehr gut genährte oder überfütterte Zootiere deutlich schwerer werden. Einige Quellen geben als maximales Körpergewicht sogar 250 kg an, was aber als Übertreibung gelten muss. Er hat einen schweren graubraunen bis olivgrünen Körper, einen langen, dicken Schwanz und gut entwickelte Gliedmaßen mit klauenartigen Nägeln. Die Zähne sind groß und spitz. Sie sind seitlich messerartig abgeflacht. Die Zunge ist gegabelt und kann schnell aus dem Maul herausgestreckt und wieder eingezogen werden. Trotz seiner Größe ist er ein guter Kletterer, der sich sowohl auf dem Land als auch im Wasser, in dessen Nähe er oft lebt, schnell fortbewegen kann. Er kann eine Geschwindigkeit von bis zu rund 30 km/h erreichen. Die Lebenserwartung wird auf 30 bis 50 Jahre geschätzt. Komodowarane haben einen äußerst unangenehmen Eigengeruch, der auf faulende Aasreste in ihrem Maul zurückgeführt wird.

Lebensweise und Gefährlichkeit

Ein junger Komodowaran frißt den Kadaver eines Wasserbüffels

Diese größte lebende Echse ist agil, besitzt ausgezeichnete Sinnesorgane und gilt als eines der intelligentesten Reptilien. Komodowarane sind überwiegend tagaktiv. Die Nacht verbringen sie meist ruhend in einem Bau. Ihr Wärmeverlust ist für ein wechselwarmes Tier dabei gering, da ihre große Körpermasse nur langsam auskühlt. Der nächtliche Wärmeverlust wird außerdem durch den Aufenthalt in Höhlen reduziert.

Er lebt in den Wäldern und Buschländern der Inseln und ernährt sich dort unter anderem von Aas. Allerdings ist ein großer Teil des Aases zuvor an den Folgen von Komodowaranbissen zu Grunde gegangen. Komodowarane schlagen darüber hinaus relativ häufig lebende Beute, angefangen von kleinen Reptilien, Vögeln und Säugern, bis hin zu großen Säugern wie Hirschen, Wildschweinen oder Pferden, die das Gewicht der Warane um ein Vielfaches übersteigen. Selbst vor einem Büffel schreckt er zuweilen nicht zurück, obwohl diese häufig das zehnfache des Körpergewichts eines Komodowarans haben. Die kleineren Beutetiere verspeist der Komodowaran im Ganzen. Früher bestand seine Hauptbeute aus heute ausgestorbenen Zwergelefanten, die damals als einzige große Säugetiere auf Komodo und den umliegenden Inseln vorkamen. Während der Nahrungssuche legen sie weite Strecken zurück. Männchen wandern gelegentlich bis zu 10 Kilometer am Tag umher. Die durchschnittliche Wegstrecke liegt jedoch bei 1,6 Kilometer. Die durchschnittliche Geschwindigkeit beträgt 5 Kilometer pro Stunde. Allerdings können Komodowarane auch eine Geschwindigkeit von 14 bis 18 Kilometern pro Stunde erreichen.[1] Auf der Suche nach Nahrung dringen sie gelegentlich auch in Dörfer vor und fallen dort Ziegen und Rinder an. Als Geruchsorgan zum Aufspüren von Beutetieren und Aas benutzt der Komodowaran seine Zunge.

Komodowaran (Varanus komodoensis)

Komodowarane lauern ihrer Beute in der Regel an Wildwechseln auf. Sie versuchen ein großes Beutetier so nah herankommen zu lassen, dass sie ihm eine Bisswunde zufügen können. Da der zähflüssige Speichel des Komodowarans verschiedene Wundbrand und Blutvergiftung auslösende Bakterien enthält, oder der neuesten Hypothese zufolge (siehe unten) ein Gift ähnlich dem der Gila-Krustenechse, wird diese Wunde gleichzeitig infiziert, so dass der Waran nun nur noch solange das Opfer verfolgen muss, bis es an der Vergiftung zugrundegeht, was in aller Regel nach wenigen Tagen der Fall ist. Der Verwesungsgeruch lockt andere Warane an, da diese Reptilien mit ihrer gespaltenen Zunge Aasgeruch aus einer Entfernung von bis zu 1,6 Kilometer wahrnehmen.[1] Kleinere Beutetiere dagegen werden einfach in typischer Waran-Manier gepackt und gegebenenfalls totgeschüttelt. Auch Jungtiere der eigenen Art werden häufig von den Alttieren gefressen, weshalb sie sich während der ersten Lebensjahre größtenteils auf Bäumen aufhalten, um so den Nachstellungen ihrer Verwandten zu entgehen. Von den Beutetieren bleibt in der Regel nichts übrig. Komodowarane fressen die Knochen, den Schädel und die Hufe. Allerdings ist ihr Verdauungssystem nicht so effizient wie beispielsweise das der Hyänen. Harte Teile des Beutetieres passieren den Darm unverdaut. Jährlich verzehrt ein Komodowaran etwa das drei- bis vierfache seiner Körpermasse. Für ein wechselwarmes Tier ist dies ein verhältnismäßig hoher Nahrungsverbrauch. Verglichen mit den warmblütigen Raubsäugern ist er jedoch gering: Eine Löwin beispielsweise verbraucht jährlich das 20fache ihrer Körpermasse.[3]

Fortpflanzung

Komodowarane paaren sich zwischen Mai und August; die Eiablage erfolgt im September. Das Weibchen legt jeweils etwa 15 Eier, die es im Boden vergräbt. Nach der Fürsorge für das Nest werden die Jungtiere (100 g schwer, 40 cm lang) sich selber überlassen und oft sogar als Beute gefressen. Überlebende Jungtiere wachsen innerhalb von fünf bis sieben Jahren auf eine Länge von etwa 1,50 Meter und sind auch dann erst geschlechtsreif. Bis zu diesem Zeitpunkt leben die Jungtiere ausschließlich auf Bäumen, die ihre älteren Artgenossen auf Grund ihres größeren Gewichtes nicht erklettern können. Damit sind sie gut gegen kannibalische Überfälle gewappnet.

Bei von Männchen der eigenen Gattung isoliert lebenden Zootieren konnten auch Fälle von Selbstbefruchtung (Parthenogenese) durch das Muttertier beobachtet werden.[4]

Erste wissenschaftliche Beschreibung

Die erste wissenschaftliche Beschreibung des Komodowarans stammt aus dem Jahre 1912 von Peter Ouwens, dem Leiter des zoologischen Museums von Bogor auf Java. Bereits in den Jahren zuvor hatten die stattlichen Echsen das Interesse niederländischer Perlentaucher und Soldaten erweckt. Wegen seiner Ähnlichkeit zum „Drachen“ dachte man einige Zeit, der Komodowaran könne Feuer speien.

Neue Hypothese zur Giftigkeit

Forschungen (u. a. DNA-Analyse) der Universität Melbourne legen nahe, dass etliche Echsenarten, einschließlich des Komodowarans, Giftdrüsen besitzen oder zumindest genetische Anlagen hierfür haben und die bisherige Klassifikation in Frage stellen. Eine neu postulierte Abstammungslinie Toxicofera („Giftträger“) innerhalb der Ordnung Squamata geht demnach auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück, der vor 200 Millionen Jahren (Beginn des Jura) lebte und wohl bereits die Gene der Giftigkeit trug. Von diesem sollen die Unterordnungen der Schlangen (Serpentes), Leguane (Iguania) sowie die Familien Warane (Varanidae), Krustenechsen (Helodermatidae) und Schleichen (Anguidae) abstammen.[5]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c Christopher McGowan: The Raptor and the Lamb. Predators and Prey in the Living World. Penguin, London 1998, ISBN 0-14-027264-X, S. 54
  2. Die zitierte Studien stammen von Walter Auffenberg
  3. Christopher McGowan: The Raptor and the Lamb. Predators and Prey in the Living World. Penguin, London 1998, ISBN 0-14-027264-X, S. 84
  4. Stefan Schmitt: Ohne Sex zum Drachenbaby. In: Spiegel Online, abgerufen am 31. Dezember 2008
  5. B. Fry u. a.: Early evolution of the venom system in lizards and snakes. In: Nature. 439, Februar 2006, S. 584–588

Literatur

  • Parthenogenese beim Komodo-Waran. In: Naturwissenschaftliche Rundschau. 60(5), 2007, ISSN 0028-1050, S. 257–258

Weblinks

  • New-Scientist-Artikel zu den Forschungsergebnissen der Universität Melbourne (englisch)
  • Varanus komodoensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. Eingestellt von: World Conservation Monitoring Centre, 1996. Abgerufen am 31. Dezember


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