Konrad von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst

Konrad von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst
Prinz Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Prinz Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst (* 16. Dezember 1863 in Wien; † 21. Dezember 1918 in Kammern im Liesingtal, Steiermark) war ein österreichischer Hocharistokrat und führender Politiker Österreich-Ungarns, 1906 war er kurzzeitig Ministerpräsident.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Konrad war der Sohn von Fürst Konstantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst und der Marie zu Sayn-Wittgenstein und Neffe des deutschen Reichskanzlers Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. 1888 heiratete er Gräfin Franziska von Schönborn-Buchheim (1866-1937). Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.

In den Jahren 1903/04 war er als k.k. Landespräsident der Bukowina der Leiter der Regierung in Czernowitz. 1904 bis 1906 war er zum ersten Mal Statthalter des österreichischen Küstenlandes mit Sitz in Triest. Er gehörte auch zum engeren Berater- und Freundeskreis des Thronfolgers Franz Ferdinand.

Von 2. Mai bis 2. Juni 1906 amtierte Hohenlohe als Ministerpräsident und Innenminister von Cisleithanien, der österreichischen Reichshälfte der Doppelmonarchie. Ernannt worden war er auch wegen seiner Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den Italienern in Triest. Als Ministerpräsident versuchte er eine große Wahlrechtsreform zu verwirklichen, die eine deutsch-romanische Mehrheit gegenüber dem slawischen Block im Wiener Reichsrat garantiert hätte. Aber die deutsch-romanische Allianz war ein Fiktion und daher fand sich für seinen Vorschlag keine Mehrheit. Hohenlohe nutzte daraufhin einen Konflikt über den ungarischen Zolltarif zum Rücktritt und kehrte nach nur einem Monat erfolgloser Regierungstätigkeit nach Triest zurück.[1]

Dort war er bis 1915 wieder Statthalter des Küstenlands. Neben der Statthalterei führte Hohenlohe auch die Aufsicht über die Polizei- und die Finanzdirektion und koordinierte den Bereich der militärischen Sicherheit des Kronlandes. Er versuchte zwar zwischen Wien, Italienern und Slowenen zu vermitteln, dennoch wurde er, für die regierende irredentistische italienische Nationalliberalen Partei in der Hafenstadt, zunehmend zum fleischgewordenen Symbol des verhassten Habsburgerstaates. Denn der städtischen Selbstverwaltung hatte er wichtige Kompetenzen im Bereich Bauwesen, Industrie, Wehrdienst und Bildung zugunsten der Zentralgewalt und der Statthalterei entzogen.[2]

Anschließend an seine Zeit in Triest ging Hohenlohe wieder nach Wien und wurde 1915 Präsident des Obersten Rechnungshofes. Von 30. November 1915 bis 31. Oktober 1916 war er, krankheitsbedingt für 2 Monate unterbrochen, Innenminister.[3]

Als Innenminister entwickelte Hohenlohe im Mai 1916 ein quatralistisches Programm der Umgestaltung der Monarchie in einen vierteiligen Bundesstaat, bestehend aus Österreich, Ungarn, Polen und Illyrien. Letzteres sollte Kroatien und Slawonien, Bosnien-Herzegowina sowie Dalmatien umfassen. Fiume sollte bei Ungarn, Istrien und Triest bei Österreich bleiben. Jeder Staatsteil hätte eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament, gemeinsam wären Heer und Außenpolitik. Österreich und Ungarn hätten aber weiterhin eine gewisse Präponderanz.[4]

Im Dezember 1916 folgte Hohenlohe kurzzeitig Leon Biliński als gemeinsamer k.u.k. Finanzminister. 1916 bis 1918 war er auch Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats. Als Erster Obersthofmeister von Kaiser Karl I. von Februar 1917 bis Mai 1918 drängte er gegen Ende des Ersten Weltkrieges vergebens auf die Föderalisierung Österreich-Ungarns.[5]

Wegen seiner arbeiterfreundlichen Gesinnung wurde er auch als der Rote Prinz bezeichnet. Diese Bezeichnung geht auf seine Zeit als Bezirkshauptmann von Teplitz-Schönau in den 1890er-Jahren zurück, als er sich der Arbeiterbewegung gegenüber immer wieder wohlwollend gezeigt hatte.[6]

Einzelnachweise

  1. Eduard Winkler: Wahlrechtsreformen und Wahlen in Triest 1905-1909. Eine Analyse der politischen Partizipation in einer multinationalen Stadtregion der Habsburgermonarchie. Verlag Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56486-2, S. 74 und 116f. und 213.
  2. Eduard Winkler: Wahlrechtsreformen und Wahlen in Triest 1905-1909. Eine Analyse der politischen Partizipation in einer multinationalen Stadtregion der Habsburgermonarchie. Verlag Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56486-2, S. 50 und 74 und 115f.
  3. Ernst Rutkowski: Briefe und Dokumente zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band 2: Der verfassungstreue Großgrundbesitz 1900-1904. Verlag Oldenbourg, München 1991, ISBN 3-486-52611-1, S. 849.
  4. Hugo Hantsch: Leopold Graf Berchtold. Grandseigneur und Staatsmann. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1963, Band 2: S. 770; und Heinz Lemke: Allianz und Rivalität. Die Mittelmächte und Polen im ersten Weltkrieg. Verlag Böhlau, Wien/Köln/Graz 1977, ISBN 3-205-00527-9, S. 238.
  5. Ernst Rutkowski: Briefe und Dokumente zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band 2: Der verfassungstreue Großgrundbesitz 1900-1904. Verlag Oldenbourg, München 1991, ISBN 3-486-52611-1, S. 849.
  6. Eduard Winkler: Wahlrechtsreformen und Wahlen in Triest 1905-1909. Eine Analyse der politischen Partizipation in einer multinationalen Stadtregion der Habsburgermonarchie. Verlag Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56486-2, S. 74.

Literatur

Weblinks


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