Konsonantenverdoppelung

Konsonantenverdoppelung

Gemination (lateinisch: geminare = verdoppeln, von gemini = Zwillinge) bezeichnet Dopplungen von Buchstaben oder Worten im sprachlichen Bereich, sowie die damit einhergehenden sprachlichen Phänomene, wie z. B. eine gelängte Aussprache.

Inhaltsverzeichnis

Buchstaben und Phoneme

Gemination bezeichnet hier die gelängte Aussprache von Konsonanten; die „Geminaten“ kommen beispielsweise in der italienischen, finnischen, arabischen und japanischen Sprache vor. In der Schrift werden Geminaten meist durch Verdoppelungen der Konsonantenbuchstaben bezeichnet.

Beispiel (finnisch):

  • taka 'zurück
  • takka 'Feuerstelle'

Typisch für viele moderne germanische Sprachen ist es, dass der ursprünglich vorhandene bedeutungsrelevante (phonologische) Unterschied zwischen kurzen und langen Konsonanten nicht mehr existiert (so dass die doppelte Schreibung eines Konsonanten nicht mehr für die Darstellung dieses Unterschieds gebraucht wird), und dass es daneben aber den Unterschied zwischen kurzen (bzw. monophthongischen) und langen (bzw. diphthongischen) Vokalen gibt (der in diesen Sprachen oftmals nur teilweise oder gar nicht mithilfe der Vokalbuchstaben wiedergegeben werden kann).

So kam es dazu, dass im Deutschen, Niederländischen, Dänischen, Norwegischen, Schwedischen und Englischen doppelt dargestellte Konsonanten die Funktion übernehmen konnten, die genannten Vokalunterschiede zu markieren. In allen diesen Sprachen kennzeichnen die doppelten Konsonantenbuchstaben die Kürze des unmittelbar vorausgehenden Vokals (z. T. korrespondierend mit dessen offener Aussprache), sie dienen also als „Kürzezeichen“. Allerdings wird in keiner dieser Sprachen jeder Kurzvokal auf diese Weise gekennzeichnet. Je nach Sprache werden in unterschiedlicher Abhängigkeit von Silben- bzw. Morphemstruktur eines Wortes Konsonanten doppelt geschrieben. Gemeinsam ist diesen Sprachen die Grundregel, dass ein einzelner Konsonant zwischen zwei Vokalen (von denen der erste kurz ist) doppelt dargestellt wird. Der Gebrauch am Wortende und vor anderen Konsonanten ist dagegen unterschiedlich geregelt (vgl. deutsch schwimmen - sie schwimmt mit englisch swimming - she swims, z. T. mit Sonderregeln innerhalb einer Sprache: vgl. deutsch, nach alter Rechtschr. Ritte - Ritt mit Risse - Riß [ß statt ss, wenn kein Vokalbuchstabe folgt], vgl. ähnlich im Schwedischen hotellet - hotell mit blommor - blom [m statt mm wenn kein Vokalbuchstabe folgt]).

Die doppelte Schreibung des Konsonanten (bzw. die Verkürzung der Aussprache des vorangehenden Vokals) hat also in diesen Sprachen eine bedeutungsunterscheidende Funktion. Beispiel fürs Deutsche: Hameln bzw. Hammeln. In Hameln ist das a also lang, in Hammeln ist es kurz; das m wird jedoch gleich ausgesprochen.

Damit einher geht außerdem die Funktion, die Silbengrenze zu markieren. Einer weit verbreiteten Auffassung in der Phonologie zufolge liegt bei Hameln die Silbengrenze vor dem Konsonanten, während sie bei Hammeln auf dem Konsonanten liegt (das [m] ist hier Silbengelenk und gehört damit zu beiden Silben). Damit lässt sich die oben genannte Grundregel erklären.

Da in der deutschen Schrift ein doppelter Konsonantenbuchstabe keinen längeren Konsonanten bezeichnet, sondern im Gegenteil die Verkürzung des davorstehenden Vokals, werden die Geminaten z. B. des Italienischen von Sprechern mit deutscher Muttersprache sehr häufig falsch ausgesprochen. Im Deutschen sind hörbar verlängerte Konsonanten nur manchmal als Ergebnis einer Wortzusammensetzung zu finden, wenn hierdurch zwei gleiche Konsonanten aufeinander folgen; etwa in den Wörtern „Stapellauf“, „Sauerstoffflasche“ oder „Betttuch“.

Dagegen kommen hörbar verlängerte Konsonanten in einigen deutschprachingen Regionen in den Dialekten oder der Regionalsprache vor, so etwa von Luxemburg über die Eifel bis nördlich Kölns, und zwar unabhängig von der Schreibweise, überwiegend hinter kurzen Vokalen, doch bei weitem nicht ausschließlich. In gewissen deutschen Dialekten allerdings symbolisiert die Buchstabenverdoppelung durchaus eine Gemination des Konsonanten und steht nicht im Zusammenhang mit der Länge des vorangehenden Vokals. Zum Beispiel stehen sich in vielen Schweizer Dialekten [ˈhasɛ] Hasen und [ˈhasːɛ] hassen gegenüber. Die Verlängerung geminierter Konsonanten in der Aussprache ist geradezu ein Merkmal der Aussprache des Hochdeutschen durch Schweizer. Umgekehrt ist die unbewusste Auslassung dieser Längung von Deutschen, die Schweizerdialekt sprechen, ein ebenso typisches Merkmal. So enthüllt das häufig zitierte Schweizerdeutsche Wort Chuchichäschtli (nhd. kleiner Küchenschrank) Sprecher aus Deutschland, weil sie das korrekterweise genau einmal lang ausgesprochene ch, nämlich [ˈχuχːiˌχæʃtli], entweder gar nicht ([ˈχuχiˌχæʃtli]) oder dann gleich zwei- oder dreimal lang aussprechen ([ˈχːuχːχːæʃtli]).

Digraphen (z. B. ch) und Trigraphen (z. B. sch) können im Deutschen - weil nach den Regeln im Deutschen nur einzelne Konsonantenbuchstaben geminiert werden können - nicht verdoppelt werden, obschon eine Gemination zur Symbolisierung der Vokallänge eigentlich genau so sinnvoll wäre. Beispielsweise könnte man Sache als Sachche schreiben, während das einfache ch von Suche im Einklang mit dem langen u steht.

Syntaktische Gemination

Auch auf syntaktischer Ebene kommt Gemination vor, zum Beispiel im Mazedonischen: неа ја сакам (ich liebe sie, wörtlich: sie sie liebe-ich, wobei das zweite Pronomen enklitisch ist). Ähnliches kommt in einigen Schweizer und rätoromanischen Dialekten vor.

Gemination in der Wortbildung

In der Wortbildungslehre wird der Begriff Gemination auch für die Verdoppelung von Wörtern oder Silben mit teilweiser Bedeutungsnuancierung verwendet.

Beispielliste (Bitte vervollständigen)

Rhetorik

In der Rhetorik wird der Begriff Gemination auch für die Verdoppelung von Wörtern oder Satzteilen mit teilweiser Bedeutungsnuancierung verwendet.

Beispiel:

siehe auch: Rhetorische Figuren


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