Konstanzer Liga

Konstanzer Liga
In der Konstanzer Liga verbündeten sich die Feinde Ludwigs VII. von Bayern-Ingolstadt.

Die Konstanzer Liga war ein Verteidigungsbündnis der Gegner Herzog Ludwigs des Gebarteten von Bayern-Ingolstadt. Sie wurde am 8. Juli 1415 auf dem Konzil von Konstanz gegründet und geht auf die im Jahr zuvor von Ludwigs Vetter Heinrich dem Reichen von Bayern-Landshut gegründete Sittichgesellschaft zurück.[1]

Die Mitglieder der Konstanzer Liga waren neben Heinrich die Herzöge von Bayern-München, Ernst und Wilhelm, Pfalzgraf Johann von Pfalz-Neumarkt, Burggraf Friedrich von Nürnberg und Kurfürst Ludwig von der Pfalz.[2] Sie verpflichteten sich zu gegenseitiger Hilfeleistung und nutzten ihren Einfluss im Reich, um Ludwig zu schädigen.

Der römisch-deutsche König Sigismund hatte ein offenes Ohr für die Anliegen der Ligamitglieder und ließ jede Klage gegen deren Gegner Ludwig von Bayern-Ingolstadt zu. Es kam sogar vor, dass diese als Beisitzer an Prozessen gegen den Ingolstädter teilnahmen.[3] Die Konstanzer Liga hatte auch maßgeblichen Anteil an der Ausweitung des Bayerischen Krieges im Jahr 1421, der durch das Eingreifen der Herzöge von Bayern-Landshut und Bayern-München nach dem Überfall Ludwigs auf Neustadt an der Donau reichsweite Bedeutung erlangte.[4]

Ein Politikwechsel Sigismunds, der sich mit Friedrich von Nürnberg zerstritten hatte, reduzierte den Einfluss der Konstanzer Liga auf den König. Eine größere Rolle spielte sie erst wieder 1426 mit dem Auslaufen ihres Waffenstillstands mit Ludwig, als Sigismund ihren bayerischen Mitgliedern eine Belehnung mit dem Straubinger Ländchen in Aussicht stellte.[5] Der Ausschuss der Liga regte daraufhin im Mai 1426 in Nürnberg eine Dreiteilung des Straubinger Gebiets an.[6] Am 17. September stellte das Schiedsgericht der Liga eine spätere Vierteilung des Gebiets in Aussicht.

Als auch Ludwig von Bayern-Ingolstadt vom König ein Teil des Straubinger Ländchens in Aussicht gestellt wurde, verlängerte die Liga den Waffenstillstand mit dem Ingolstädter. Im Jahr 1427 kam es zum Streit zwischen den Münchner Herzögen und Heinrich von Bayern-Landshut, der in den Augen seiner Vettern nicht genug gegen Tristram Zenger unternahm. Im Frühsommer kam es zu einer Annäherung zwischen Ernst, Wilhelm und Ludwig, dem Gegner der Liga.[7] Die Konstanzer Liga büßte damit immer mehr an Bedeutung ein und ist schon bald in den Quellen nicht mehr fassbar.

Literatur

  • Michaela Bleicher: Das Herzogtum Niederbayern-Straubing in den Hussitenkriegen. Kriegsalltag und Kriegsführung im Spiegel der Landschreiberrechnungen. Dissertation, Regensburg 2006, S. 43, 54, 62 (online).
  • Bernhard Glasauer: Herzog Heinrich XVI. (1393–1450) der Reiche von Bayern-Landshut. Territorialpolitik zwischen Dynastie und Reich. 1. Auflage. Herbert Utz Verlag, München 2009, ISBN 978-3-8316-0899-7, S. 119 mit Anm. 2, 134–140 (Münchner Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Band 5; zugleich Dissertation, Universität München 2009).
  • Karin Kaltwasser: Herzog und Adel in Bayern-Landshut unter Heinrich XVI. dem Reichen (1393–1450). Dissertation, Regensburg 2004, S. 159, 174, 180, 184 (online).
  • Theodor Straub: Bayern im Zeichen der Teilungen und Teilherzogtümer (1347–1450). In: Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte. 2. Auflage. Band 2, C. H. Beck, München 1988, ISBN 3-406-32320-0, S. 254–259.

Anmerkungen

  1. Vgl. Straub, Teilungen und Teilherzogtümer, S. 254.
  2. Vgl. Kaltwasser, Herzog und Adel in Bayern-Landshut, S. 157, 159.
  3. Vgl. Straub, Teilungen und Teilherzogtümer, S. 262.
  4. Vgl. Straub, Teilungen und Teilherzogtümer, S. 257, 282.
  5. Vgl. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Fürstensachen 1322 1/3, fol. 9v, 25r.
  6. Vgl. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Fürstensachen 1322 1/3, fol. 12v.
  7. Vgl. Straub, Teilungen und Teilherzogtümer, S. 270 und Lerchenfeld, Landständische Freibriefe, S. CCLIX ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liga von Konstanz — In der Konstanzer Liga verbündeten sich die Feinde Ludwigs VII. von Bayern Ingolstadt. Die Konstanzer Liga war ein Verteidigungsbündnis der Gegner Herzog Ludwigs des Gebarteten von Bayern Ingolstadt. Sie wurde am 8. Juli 1415 auf dem Konzil von… …   Deutsch Wikipedia

  • Bayern-Ingolstadt — Das Neue Schloss in Ingolstadt Das wittelsbachische Teilherzogtum Bayern Ingolstadt (auch Oberbayern Ingolstadt) entstand wie Bayern München und Bayern Landshut im Jahr 1392 durch die dritte bayerische Landesteilung und zerfiel in rund ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludwig III. (Pfalz) — Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz, zeitgenössische Darstellung an der Chordecke der Stiftskirche (Neustadt an der Weinstraße) …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Herzog von Bayern — Ernst von Bayern München (* 1373; † 2. Juli 1438 in München) aus dem Haus Wittelsbach war der älteste Sohn von Herzog Johann II., genannt der Gottselige, und dessen zweiter Frau Katharina von Görz, der Tochter von Graf Meinhard VI., Ernst war… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst von Bayern-München — (* 1373; † 2. Juli 1438 in München) aus dem Haus Wittelsbach war der älteste Sohn von Herzog Johann II., genannt der Gottselige, und dessen zweiter Frau Katharina von Görz, der Tochter von Graf Meinhard VI., Ernst war somit ein Urenkel Kaiser… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich VI. (Nürnberg) — Friedrich I. von Brandenburg Friedrich I. von Brandenburg (* 1371 in Nürnberg; † 20. September 1440 auf der Cadolzburg bei Nürnberg) war Kurfürst von Brandenburg (1415 1440). Er stammte aus dem Haus Hohenzollern und war als Friedrich VI. von… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich XVI. — Heinrich XVI. der Reiche von Bayern (* 1386; † 30. Juli 1450 in Landshut) war seit 1393 Herzog von Bayern Landshut. Er war ein Sohn Herzog Friedrichs des Weisen und der Maddalena Visconti. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachkommen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Herzog Ernst von Bayern-München — Ernst von Bayern München (* 1373; † 2. Juli 1438 in München) aus dem Haus Wittelsbach war der älteste Sohn von Herzog Johann II., genannt der Gottselige, und dessen zweiter Frau Katharina von Görz, der Tochter von Graf Meinhard VI., Ernst war… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann von Pfalz-Neumarkt — Johann von Pfalz Neumarkt: Darstellung auf dem Pfalzgrafenbrunnen in Neumarkt Johann von Pfalz Neumarkt, auch Johann, der Oberpfälzer und Johann, die Hussitengeißel (* 1383 in Neunburg vorm Wald; † 14. März 1443 in Kastl) war Pfalzgraf und Herzog …   Deutsch Wikipedia

  • Kelheimer Sittichgesellschaft — Der Sittich (hier ein Halsbandsittich) war das Symbol der Sittichgesellschaft. Die Sittichgesellschaft war eine Vereinigung der Gegner Herzog Ludwigs des Gebarteten von Bayern Ingolstadt. Sie wurde am 17. April 1414 in Kelheim von Ludwigs Vetter… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”