- Konversationsmaxime
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Die Grice’schen Konversationsmaximen sind vier von Paul Grice aufgestellte Grundsätze innerhalb des Kooperationsprinzips, von denen der Hörer in einem rationalen Gespräch annimmt, dass sie befolgt werden (ohne dass das der Fall sein muss). Sie sind in der Linguistik, insbesondere in der Teildisziplin der Pragmatik, von großer Bedeutung und wurden von Grice im Zusammenhang mit der Implikatur beschrieben.
Kooperationsprinzip
- Gestalte deinen Gesprächsbeitrag so, dass er dem anerkannten Zweck dient, den du gerade zusammen mit deinen Kommunikationspartnern verfolgst.
- Maxime der Quantität
- Mache deinen Gesprächsbeitrag so informativ, wie es für den anerkannten Zweck des Gesprächs nötig ist.
- Mache deinen Beitrag nicht informativer, als es für den anerkannten Zweck des Gesprächs nötig ist.
- Maxime der Qualität
- Versuche einen Gesprächsbeitrag zu liefern, der wahr ist.
- Sage nichts, wovon du glaubst, dass es falsch ist.
- Sage nichts, wofür du keine hinreichenden Anhaltspunkte hast.
- Maxime der Relevanz
- Sage nur Relevantes.
- Maxime der Modalität
- Vermeide Unklarheit.
- Vermeide Mehrdeutigkeit.
- Vermeide unnötige Weitschweifigkeit.
- Vermeide Ungeordnetheit
Hinweise
Grice selbst hat die Maximen nicht für eindeutig gehalten (sie sind überlappbar und stehen teilweise in Konkurrenz zueinander); später wurde vor allem versucht, die Maxime der Modalität in den anderen aufgehen zu lassen, indem etwa „Vermeide unnötige Weitschweifigkeit“ als Maxime der Quantität erfasst wurde usw.
Auch beschreiben das Kooperationsprinzip und die Maximen nicht normative Richtlinien, wie ein Gespräch zu führen sei (dieser Eindruck wird allerdings vermittelt durch die Bezeichnung als Maximen und die dabei verwendeten Imperative). Die Maximen werden nämlich vielfach gar nicht eingehalten, ohne dass das die rationale Kommunikation stören würde. Entscheidend ist vielmehr, dass Gesprächspartner einander die Befolgung der Maximen unterstellen. Sowohl Befolgen der Maximen wie deren Missachtung können Schlussfolgerungsprozesse (Inferenzen, z. B. Implikaturen) auslösen, vgl. die Beispiele unten.
Es gibt Anzeichen dafür, dass die Annahme von Kooperationsprinzip und Maximen nicht nur für Gespräche Gültigkeit hat, sondern auch für andere Formen der Interaktion (schon Grice hat von „kooperativer Interaktion“ gesprochen).
Anwendung
Befolgen der Maximen
- Maxime der Quantität: „Hanna hat drei Kinder.“ → Hanna hat nicht mehr als drei Kinder (sonst hätte der Sprecher das gesagt).
- Maxime der Qualität: „Susanne ist zu Hause.“ → Der Sprecher glaubt, dass Susanne zu Hause ist (der Satz: „Susanne ist zu Hause, aber ich glaube das nicht“ wäre paradox).
- Maxime der Relevanz: A: „Ich habe kein Benzin mehr.“ – B: „Um die Ecke ist eine Werkstatt.“ → A kann annehmen, dass B glaubt, dass die Werkstatt offen ist und Benzin ausgeben kann.
- Maxime der Modalität (hier: Vermeide Ungeordnetheit): „Greg startete den Wagen und fuhr los“, und nicht: „Greg fuhr los und startete den Wagen.“ (Die Konjunktion „und“ wird in diesem Fall als „und dann“ verstanden.)
Missachtung der Maximen
- Maxime der Quantität: „Krieg ist Krieg.“ → Im Krieg ist es halt so, dass… (Tautologien sind immer wahr, aber eigentlich uninformativ, der Hörer nimmt deshalb an, dass mehr gesagt werden soll).
- Maxime der Qualität: A: „Die Konkurrenz ist schon ziemlich stark.“ B: „Dabei kontrollieren wir doch die gesamte Weltwirtschaft.“ → Natürlich ist die Konkurrenz stark, wir können ja auch nicht die gesamte Weltwirtschaft kontrollieren. (Ironie)
- Maxime der Relevanz: Telefongespräch: A: „Na, dann sehen wir uns heute Abend?“ – B (im Geschäft): „Einverstanden Herr Müller, dann rufe ich Sie später noch einmal an.“ → B hatte einen Grund, das Gespräch nicht angemessen fortzuführen, z. B. weil der Chef ins Büro kam.
- Maxime der Modalität: „Er brachte eine Reihe von Tönen hervor, die den Noten einer Arie aus Rigoletto nahe kamen.“ → Er tat nicht gerade das, was man als singen bezeichnen könnte (da nicht in der gebotenen Kürze ausgedrückt).
Literatur
- Grice, H. Paul: Logic and Conversation. In: Cole/Morgan (Hg.): Speech acts (=Syntax and Semantics, 3), S. 41–58. Dt.: Logik und Konversation. In: Meggle (Hg.): Handlung, Kommunikation, Bedeutung. Frankfurt a. M. 1993 (stw 1083), S. 243–265.
- Rolf, Eckard: Sagen und Meinen. Paul Grices Theorie der Konversations-Implikaturen. Opladen. Westdeutscher Verlag, 1994.
Siehe auch: Implikatur (mit weiteren Beispielen), Maxime
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