Konzentrationslager Jasenovac

Konzentrationslager Jasenovac
Denkmal für die Opfer des Konzentrationslagers, erbaut von Bogdan Bogdanović

Das Konzentrationslager Jasenovac in Kroatien gilt als das größte Vernichtungslager des zweiten Weltkriegs auf dem Balkan. Das Konzentrationslager wurde im Sommer 1941 vom Ustascha-Regime in Jasenovac, rund 120 Kilometer südöstlich von Zagreb aufgebaut. Das Lager war nach dem Vorbild der Vernichtungslager in Deutschland konzipiert und erhielt wegen seiner Größe bald den Beinamen „Auschwitz des Balkans“. Unter den Opfern befanden sich hauptsächlich orthodoxe Serben, Roma, antifaschistische Kroaten und Juden. Bis Kriegsende stand das Lager unter der Kontrolle des Ustascha-Regimes. Zeitweilig diente es auch als Sammel- und Zwischenlager für Gefangene auf dem Weg in andere Vernichtungslager.

Das Lager bestand aus fünf Teilen: Lager I (Bročice), Lager II (Krapje), Lager III (Ciglana (Ziegelei)), Lager IV (Stara Gradiška) und Lager V (Kožara).

Die Lager I und II wurden vermutlich zur selben Zeit errichtet und im August 1941 wurden die ersten Gefangenen aufgenommen. Kommandanten der beiden Lager waren Ante Marić und Ivan Ranko. Im November 1941 wurde nach Überschwemmungen auf den Gebieten der ersten beiden Lager ein neues Lager formiert. Das neue Lager in der Ziegelei (Ciglana) von Jasenovac war das dritte und größte Lager.

Am 22. April 1945 fand ein Ausbruchsversuch von Gefangenen statt, der jedoch scheiterte. Das Konzentrationslager Jasenovac wurde im Mai 1945 von Jugoslawischen Partisanen befreit und aufgelöst.

Dinko Šakić, der das Lager zeitweise kommandierte, wurde 1998 im Alter von 76 Jahren von Argentinien an Kroatien ausgeliefert. Er wurde 1999 vom Zagreber Kreisgericht der Kriegsverbrechen an Zivilisten im Sinne der Anklage, gemäß Artikel 120 Abs. 1 des kroatischen Strafgesetzbuchs, für schuldig befunden und zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Opfer

Die Zahl der Opfer in Jasenovac war stets Gegenstand von Manipulationsversuchen, gefolgt von heftigen politischen Debatten und Konflikten.

  • Nach Angaben der Holocaust Encyclopedia des staatlichen United States Holocaust Memorial Museum in Washington kamen unter dem Ustascha-Regime von 1941 bis 1945 etwa 100.000 Personen in Jasenovac ums Leben, davon etwa 32.000 Juden, 45.000 bis 52.000 Serben, 8.000 bis 15.000 Roma und 5.000 bis 12.000 Kroaten.
  • Die von der sozialistischen Regierung Jugoslawiens beauftragte Landeskommission von Kroatien untersuchte 1946 die Vorgänge in Jasenovac und schätzte die Zahl der ermordeten Menschen auf 500.000 bis 600.000 Menschen.
  • Nach Angaben im Buch „Bespuća Povjesne Zbiljnosti“ („Irrwege der Geschichtswirklichkeit“) des verstorbenen kroatischen Staatspräsidenten Franjo Tuđman wurden im KZ Jasenovac insgesamt 70.000 bis 80.000 Menschen ermordet, davon 30.000 bis 40.000 Serben und 30.000 Juden, sowie etwa 10.000 kroatische Antifaschisten.
  • Der serbische Historiker und Tito-Biograph Vladimir Dedijer schätzt, dass in Jasenovac "mind. 200.000" Menschen ermordet wurden, darunter ca. 29.000 Juden. Für das gesamte Ustascha-Kroatien spricht er von ca. 800.000 ermordeten orthodoxen Serben.
  • Nach aktuellen Angaben des kroatischen Historikers jüdischer Herkunft, des Antifaschisten und Vizevorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Kroatiens Slavko Goldstein insgesamt zwischen 60.000 und 90.000 Menschen. Zu ähnlichen Opferzahlen kamen der Kroate Vladimir Žerjavić (83.000 Opfer) und der Serbe Dr. Bogoljub Kočović (70.000)
  • Die Auswertung verbliebener Akten des KZ ergab die Anzahl von 50.002 Opfern.

Von 1941 bis 1945 gab es mehr als 25 Konzentrations- und Vernichtungslager in Kroatien.

Literatur

  • Vladimir Dedijer: Jasenovac - das jugoslawische Auschwitz und der Vatikan. 5. Auflage. AHRIMAN-Verlag, Freiburg 2001, ISBN 3-922774-067
  • Nataša Mataušić: Jasenovac 1941.-1945. Logor smrti i radni logor. Spomen-područje Jasenovac, Jasenovac 2003, ISBN 953-99169-0-9
  • Narcisa Lengel-Krizman: Genocid nad Romima. Jasenovac 1942. Spomen-područje Jasenovac, Jasenovac 2003, ISBN 953-99169-1-7

Quellen

  1. www.operationlastchance.org: Beschreibung des Simon-Wiesenthal-Center
  2. www.operationlastchance.org: Zitat der Zahlen, die vom Simon-Wiesenthal-Center veröffentlicht wurden

Weblinks

45.28027777777816.9283333333337Koordinaten: 45° 16′ 49″ N, 16° 55′ 42″ O


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