- 24h du Mans
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Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist ein Langstreckenrennen für Sportwagen, das vom Automobile Club de l’Ouest (ACO) bei der französischen Stadt Le Mans veranstaltet wird.
Die sogenannten 24 Heures du Mans für Automobile werden seit 1923 (damals circa 17,3 km) auf dem ab 1932 etwa 13,5 km langen Circuit des 24 Heures du Mans südlich der Stadt ausgetragen, dessen Abschnitte normalerweise auch als Landstraßen genutzt werden. Motorradfahrer hingegen fahren ihr 24 Heures du Mans moto genanntes Rennen auf der deutlich kürzeren permanenten Strecke Circuit Bugatti.
Der Brite Jackie Oliver absolvierte in den Vortests 1971 die kürzeste Rundenzeit, mit 3:13,6 (250,457 km/h). Als schnellste Rennrunde nennen die Organisatoren jene 3:18,4 Minuten, die der Brite Jackie Oliver während des Rennens 1971 mit einem Porsche 917 Langheck vorlegen konnte und dabei einen Rundenschnitt von 244,387 km/h auf der damals genau 13,469 km langen Bahn erreichte [1]. Jedoch wurde 2008 auf der durch Schikanen 160m längeren Strecke von einem Peugeot mit 246,068 km/h ein höherer Schnitt erzielt.
Die schnellste Qualifikationsrunde konnte 1985 von Hans-Joachim Stuck und Derek Bell auf einem Porsche 962 erreicht werden. Die damals 13,626 km lange Strecke wurde in 3:14,8 Minuten umrundet, was einem Schnitt von 251,815 km/h entspricht. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es zu dieser Zeit auf der langen Geraden namens Ligne Droite des Hunaudières (auch „die Mulsanne“ genannt) noch keine Schikanen gab.
2007, unmittelbar nach der 75. Ausgabe seines 24-Stunden-Rennens für Automobile, bei dem Peugeot gegen Audi antrat, vermeldete der Veranstalter ACO mit fast 251.000 Besuchern einen neuen absoluten Zuschauerrekord [2].
Inhaltsverzeichnis
Überblick
Die 24 Stunden von Le Mans wurden als Langstreckenrennen geplant, bei dem die Automobilhersteller die Zuverlässigkeit und den Entwicklungsstand ihrer Fahrzeuge unter Beweis stellen konnten. In den ersten Jahren war es nur den Fahrern selbst erlaubt, Reparaturen mit Bordwerkzeug durchzuführen. Heute dürfen die Wagen in den Boxen von Mechanikern repariert werden. Bleibt der Wagen allerdings auf der Rennstrecke liegen, darf der Fahrer keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Ziel des Rennens ist es, möglichst viele Runden innerhalb von 24 Stunden zurückzulegen und nach 24 Stunden die Ziellinie zu überqueren. Die traditionelle Startzeit des Rennens ist 16:00; um Terminkollisionen mit anderen Ereignissen zu verhindern, wurde manchmal das Rennen früher (1998: 14:00; 2007: 15:00) oder später (2006: 17:00) gestartet.
Traditionell findet das Rennen jährlich am zweiten Juniwochenende (2007: drittes Juniwochenende) am Stadtrand von Le Mans statt. Die Strecke Circuit de la Sarthe, benannt nach dem Fluss Sarthe, hat eine Länge von 13.880 m und besteht zu einem Teil aus öffentlichen Landstraßen. Seit 1965 kam der permanente Rundkurs Circuit Bugatti hinzu, der Teile der Strecke mitbenutzt. Dazu gehören auch die Boxen und der Start- und Zielraum. Da im Laufe der Jahre die Fahrzeuge immer schneller wurden, musste die Strecke mehrmals aus Sicherheitsgründen überarbeitet und durch Schikanen langsamer gemacht werden.
Das Rennen ist auch bekannt für seine lange Gerade, die Ligne Droite des Hunaudières, oder Mulsanne Straight, wie sie in England genannt wird. Dabei handelt es sich um eine nahezu fünf Kilometer lange Gerade, auf der früher Geschwindigkeiten von über 400 km/h erreicht wurden. 1990 wurden aus Sicherheitsgründen zwei Schikanen eingebaut. Seitdem liegt die Spitzengeschwindigkeit bei etwa 340 km/h. Der Auslöser für diese Maßnahme war unter anderem der tödliche Unfall des Österreichers Jo Gartner am 1. Juni 1986. Sein Porsche 962 kam wegen einer mutmaßlich gebrochenen Hinterradaufhängung mit über 300 km/h von der Strecke ab.
Geschichte
Das erste Rennen wurde vom 26. auf den 27. Mai 1923 ausgetragen. Bis in die 1980er Jahre fand das Rennen in Teams à zwei Mann statt, heute wechseln sich drei Fahrer ab.
Le-Mans-Start
Legendär war der 1925 eingeführte Le-Mans-Start, bei dem die Fahrer über die Fahrbahn zu ihren vor der Boxengasse aufgestellten Fahrzeugen sprinten mussten und stehend starteten. Dieser kam nach Einführung der Sicherheitsgurte 1969 in die Diskussion. Der spätere Sieger Jacky Ickx protestierte durch demonstrativ langsames Gehen gegen diesen Startmodus. Nach einem stehenden Start mit bereits angeschnallten Fahrern im Jahr 1970 wird das Rennen seit 1971 aus Sicherheitsgründen wie in Indianapolis nach einer Einführungsrunde mit einem fliegenden Start begonnen.
Der Unfall im Jahr 1955
Hauptartikel: Unfall beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955
1955 kam es bei diesem Rennen zur größten Katastrophe des Motorsports [3], als Teile des Mercedes-Benz 300 SLR des Franzosen Pierre Levegh [4] nach einer Kollision auf der Zielgeraden in die dortige Zuschauertribüne flogen. Bei diesem Unfall starben einschließlich Levegh selbst insgesamt 84 Menschen [5]. Auslöser war der Jaguar-Pilot Mike Hawthorn, der den langsameren Austin-Healey Lance Macklins links überholte, um dann plötzlich nach rechts zu ziehen und stark zu bremsen, um doch noch einen Boxenstopp zu absolvieren. Der „geschnittene“ Macklin musste nach links ausweichen, wo jedoch Levegh mit hoher Geschwindigkeit nahte und deshalb nicht mehr reagieren konnte. Die verbliebenen Mercedes wurden nachts von Rennleiter Alfred Neubauer nach Rücksprache mit der Firmenleitung als Zeichen des Respekts zurückgezogen. Mike Hawthorn und Jaguar gewannen dieses Rennen später.
Dieser Unfall wird häufig irrtümlich als Auslöser für den kompletten Rückzug von Mercedes-Benz aus dem Motorsport bezeichnet. Die Entscheidung, sich nach Ende der Rennsaison 1955 auf die Serienentwicklung zu konzentrieren, hatte der Vorstand bereits im Frühjahr, also lange vor dem Le-Mans-Unfall, getroffen. Wie geplant wurde danach an allen verbliebenen und nicht aufgrund des Unfalls abgesagten (unter anderem Großer Preis von Deutschland) oder gar verbotenen Rennen (Großer Preis der Schweiz) des Jahres 1955 teilgenommen. Als Mercedes-Benz Ende des Jahres erneut mit Juan Manuel Fangio die Formel-1-Weltmeisterschaft, mit Stirling Moss und Peter Collins mit der Targa Florio die Sportwagen-WM und auch noch die Tourenwagen-EM gewonnen hatte, wurde der Rückzug zudem mit den nicht mehr zu übertreffenden Erfolgen begründet.
Alternative Antriebe
Gasturbinen wurden in den 1960er Jahren von Rover eingesetzt. Mazda gewann 1991 mit einem Wankelmotor.
Das Team Nasamax versuchte sich zwei Mal mit einem Methanol-betriebenen Fahrzeug. Dieser mit Wasser löschbare Treibstoff wird aus Sicherheitsgründen seit Jahrzehnten beim Indy 500 und den verwandten US-Champcar bzw. IndyCar Series verwendet. 2003 trat Nasamax mit einem Champcar-Motor (2,65l-V8-Turbo) an und im folgenden Jahr mit einem 5-Liter-Zehnzylinder von Judd.
2004 trat das Team Taurus mit einem Diesel an. Allerdings war der Einsatz nicht erfolgreich. Gemeldet in der schnellsten Prototypenklasse, qualifizierte Taurus sich für den 41. von 48 Plätzen. Das eingesetzte Fahrzeug war 24 Sekunden langsamer als das baugleiche Schwesterfahrzeug mit Benzin-Motor und 42 Sekunden langsamer als der Trainingsschnellste. Das Rennen wurde nach 35 Runden mit Getriebeschaden beendet.
Im Jahr 2006 gewann erstmals in der Geschichte von Le Mans mit dem Audi R10 TDI ein Diesel-Fahrzeug das Rennen. Dieser Erfolg konnte in den beiden darauffolgenden Jahren wiederholt werden.
Im Zuge der grundlegenden technischen Regeländerungen im Jahr 2011 gibt der Veranstalter ACO den Herstellern größtmöglichen Spielraum bei der Verwendung von KERS.
Fahrzeugklassen
Das Starterfeld bei den 24 Stunden von Le Mans ist in vier Klassen aufgeteilt, je zwei Klassen für Sportprototypen und Gran Turismos. Entsprechen die beiden GT-Klassen weitestgehend der GT1 und GT2 nach FIA-Richtlinien, werden die beiden Kategorien der Le-Mans-Prototypen vom ACO selbst entworfen und ausgeschrieben.
- Le Mans Prototype 1 (LMP1)
- Mindestgewicht: 925 kg; Hubraum: bis 6000 cm³ (Saugmotoren), 4000 cm³ (Turbomotoren) oder 5500 cm³ (Dieselmotoren). Seit 2008 außerdem bis 6000 cm³ GT1 homologierte Motoren, ab 2009 bis 7000 cm³, um die Motoren der Corvette C6.R verwenden zu können.
- Le Mans Prototype 2 (LMP2)
- Mindestgewicht: 775 kg; Hubraum: bis 3400 cm³ (8-Zylinder-Saugmotoren) bzw. 2000 cm³ (6-Zylinder-Turbomotoren; keine Bi- oder Twin-Turbos)
- Le Mans GT1
- Serien-Sportwagen mit Leistungssteigerung und starker Optimierung für Renneinsätze
- Le Mans GT2
- Seriennahe GT-Sportwagen
Le-Mans-Rennserien
Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans war ab 1953 Teil der FIA Sportwagen-Weltmeisterschaft und entwickelte sich zum Höhepunkt der Saison. Mit der Einstellung der Weltmeisterschaft 1992 fehlte dem Rennen eine Begleitserie. Das hatte zur Folge, dass die nach dem Le-Mans-Reglement aufgebauten Fahrzeuge auch nur einmal im Jahr ein Rennen austragen konnten. Dies änderte sich erst 1999, als durch Don Panoz die American Le Mans Series gegründet wurde, die das technische Reglement des 24-Stunden-Rennens übernahm. Nachdem sich die American Le Mans Series erfolgreich etablieren konnte, versuchte Don Panoz 2001 ein europäisches Pendant auf die Beine zu stellen. Die neu geschaffene European Le Mans Series scheiterte trotz Unterstützung der amerikanischen Schwesterserie. Im Jahr 2004 startete der französische Automobilclub ACO einen neuen Versuch und gründete die Le Mans Series (damals unter dem Namen Le Mans Endurance Series). Dort leben die legendären 1000-Kilometer-Rennen der 1970er-Jahre wieder auf. Den jeweiligen Klassensiegern in beiden Rennserien gewährt der ACO eine Einladung zum 24-Stunden-Rennen des darauffolgenden Jahres. Für die Zukunft ist noch eine Le-Mans-Serie in Asien geplant.
Die Le-Mans-Gesamtsieger seit 1923
Der erfolgreichste Le-Mans-Pilot ist der Däne Tom Kristensen mit 8 Gesamtsiegen.
Mediale Verarbeitung
1970 drehte Steve McQueen einen Spielfilm rund um das 24-Stunden-Rennen mit dem Titel Le Mans, der im Oktober 1971 in die Kinos kam. 2002 drehte ein Filmteam um Regisseur Luc Besson Aufnahmen zur Real-Verfilmung von Michel Vaillant. Dazu wurden zwei zusätzliche Boxen gebaut und zwei Wagen des französischen DAMS-Teams eingesetzt: einen in Michel-Vaillant-Farben gehaltenen Lola und einen schwarz-roten Panoz für das Leader-Team. Um den Auflagen der ACO nachzukommen, wurden professionelle Rennfahrer eingesetzt.
Es gibt mehrere Computer- und Arcade-Spiele von diesem Rennen. Das erste war WEC Le Mans 24 von Konami (1986 mit halbrundem, drehbarem Fahrzeugnachbau). Andere waren von Sega. Eine aktuelle Rennspielverarbeitung der Strecke findet sich in Codemasters "Race Driver Grid" wieder.
Weblinks
- Offizielle Webseite des ACO
- Ranglisten und Ergebnisse seit 1923
- Deutsche News und Berichte sowie Bildergalerien zum GT- und Sportwagensport
- Sammlung von Modellen der 24h von Le Mans seit 1970 in 1:43
Quellen
- ↑ ACO – Race Lap Records
- ↑ ACO: „Biggest crowd ever at the 24 hours of Le Mans“
- ↑ Motorsport-Unfall-Statistiken
- ↑ Levegh-Unfall-Quellen
- ↑ Liste aller bisherigen 116 Le-Mans-Todesopfer inkl. der 84 Toten von 1955
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