Kopfjäger

Kopfjäger

Als Kopfjagd bezeichnet man die Tötung eines Menschen, um dessen Schädel als kraftbringende oder magische Siegestrophäe zu erbeuten. Heute gibt es nur noch sehr wenige Naturvölker, die Kopfjagd betreiben.[1] Die Kopfjagd ist nur in wenigen Fällen mit Kannibalismus verbunden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Viele Köpfe wurden zu Schrumpfköpfen verarbeitet

Die Kopfjagd zählt zu den ältesten Ritualen überhaupt und war überall auf der Welt verbreitet. Auch in Europa sind Geschichten überliefert, bei denen man aus Schädeln trank. Die Kopfjagd war eine feste Tradition der keltischen Kriegerkultur, Kopftrophäen waren verbreiteter Bestandteil des Zaumzeuges keltischer Reiter. Ebenso gab es bis ins Mittelalter Kopfjagden in Japan. Die Kopfjagd wurde bis ins 20. Jahrhundert noch bei einigen Völkern in Südostasien, Westafrika, Südamerika, Melanesien und Taiwan betrieben.[2] Zu den bekanntesten Völkern gehören die Dayak (Borneo), Naga (Hinterindien), Garo, Alfuren (Ceram), Ekoi (Westafrika) und Shuar (Südamerika).[3][4] Einige sollen heute noch heimlich Kopfjagden veranstalten.

Südamerikanische Kopfjäger präparierten ihre Trophäen häufig zu Schrumpfköpfen. Eine Sonderform der Kopfjagd ist das Skalpieren (Nordamerika, Europa).

Sinn und Bedeutung

Der Schädel soll in den meisten Fällen eine positive Wirkung auf die entsprechende Person haben. Er gibt der Person auch ein soziales Ansehen und, da im Kopf angeblich die Lebenskraft liegt, soll auch die Eigenschaft des Opfers auf den Kopfjäger übergehen. Der amerikanische Anthropologe Weston La Barre führt den Nachweis, dass Kopfjägern vor allem am Hirn als vermeintlichem Vorrat angestauten Spermas, des primitiven Inbegriffs von Lebens-Mark, lag.[5]

In vielen Völkern musste ein Junge einen Kopf erbeuten, um als Mann zu gelten und in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. Eine Heirat war auch nur gegen Vorzeigen eines oder mehrerer Schädel möglich. Um die Häuptlingswürde zu erlangen, benötigte man bei einigen Völkern eine bestimmte Anzahl an erbeuteten Köpfen.[6]

Siehe auch

Quellen

  1. dtv-Lexikon Band 10, Seite 262, München 1976, ISBN 3423030607
  2. http://www.lard.net/headhunters.html
  3. vgl. Meyers Konversationslexikon von 1888
  4. Artikel auf wissen.de
  5. Muelos: A Stone Age Superstition about Sexuality New York 1984 (Columbia University Press)
  6. vgl. Meyers Konversationslexikon von 1888

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