- Kriegsarchiv Wien
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Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA) Staatliche Ebene Bund Stellung der Behörde nachgeordnete Dienststelle Aufsichtsbehörde(n) Bundeskanzleramt Gegründet 1749 als Geheimes Hausarchiv (Kaiserin Maria Theresia) Hauptsitz in Wien-Landstraße Behördenleitung Hon.-Prof. Dr. Lorenz Mikoletzky Website www.oesta.gv.at Das Österreichische Staatsarchiv (ÖStA) in Wien ist das zentrale Archiv der Republik Österreich. Es verwahrt auf Grundlage des Bundesarchivgesetzes[1] das Archivgut des Bundes. Die Aufgaben des Österreichischen Staatsarchivs sind darin wie folgt beschrieben: Erfassen, Übernehmen, Verwahren, Erhalten, Instandsetzen, Ordnen, Erschließen, Verwerten und Nutzbarmachen von Archivgut des Bundes für die Erforschung der Geschichte und Gegenwart,für sonstige Forschung und Wissenschaft, für die Gesetzgebung, Rechtsprechung, Verwaltung sowie für berechtigte Belange der Bürger.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Ursprung des Österreichischen Staatsarchivs geht auf das Jahr 1749 zurück, als Kaiserin Maria Theresia im Zuge einer Reform der Verwaltung ein Geheimes Hausarchiv einrichtete.[2] Die Gründung stand im Zusammenhang mit der neuen, zentralisierten Verwaltung, die auch ein eigenes Archiv benötigte. Aus anderen Zentren der Verwaltung wie Prag, Graz oder Innsbruck wurden Dokumente nach Wien geschafft.
Bei der geschichtlichen Betrachtung ist zu beachten, dass es schon früher Archive und Dokumentensammlungen gegeben hat, deren Inhalt in das neue Archiv einflossen.
Im 19. Jahrhundert wurde dann der Name Haus-, Hof- und Staatsarchiv üblich.
Die Archivabteilungen
Das moderne Österreichische Staatsarchiv gliedert sich in mehrere Abteilungen:
Archiv der Republik
Das 1983 gegründete Archiv der Republik ist das jüngste der Archive. Es ist Zentrum der zeitgeschichtlichen Forschung in Österreich und archivisch für die Bewertung, Skartierung, Übernahme und Verwahrung, die Sicherung, Erhaltung und Instandsetzung, Erschließung, Erfassung und Nutzbarmachung jener Schriftgutbestände zuständig, die in österreichischen Zentralbehörden (sämtliche Ministerien, zentrale Bundesdienststellen sowie nachgeordnete Dienststellen) seit 1918 produziert wurden.
Allgemeines Verwaltungsarchiv
Das Allgemeine Verwaltungsarchiv verwahrt das Schriftgut der für die innere Verwaltung der Habsburgermonarchie zuständigen Zentralbehörden ab dem 16. Jahrhundert, insgesamt 12.700 Laufmeter, eine bedeutende Karten- und Plansammlung und ca. 5.000 Urkunden. In seinen Ursprüngen geht das Allgemeine Verwaltungsarchiv auf die erstmalige Zusammenfassung der Altregistraturen der Hofkanzleien bei Gründung des „Directorium in publicis et cameralibus“ 1749 zurück. Die Archivbestände des Allgemeinen Verwaltungsarchivs wurden durch den Justizpalastbrand im Juli 1927 erheblich dezimiert.
Die Archivalien, die in dieser Abteilung verwahrt werden, sind in 10 thematische Gruppen (=Bestandsgruppen) aufgeteilt, welche ihrerseits wiederum Akten verschiedener Zentralstellen beinhalten:
- Bestandsgruppe Inneres: Hofkanzlei, Ministerium des Innern, Polizeibehörden, Ministerrat, Niederösterreichisches Landrecht, Stadterweiterungsfonds
- Bestandsgruppe Justiz: Oberste Justizstelle, Justizministerium, Staatsanwaltschaften, Landesgericht Linz, Reichsgericht, Verwaltungsgerichtshof
- Bestandsgruppe Unterricht und Cultus: Studienhofkommission, Unterrichtsministerium, Alter und Neuer Cultus
- Bestandsgruppe Handel: Handelsministerium, Post, Ministerium der Öffentlichen Arbeiten, Ministerium für Öffentliche Arbeiten, Marineministerium, Patentamt
- Bestandsgruppe Landwirtschaft: Ackerbauministerium, Agrarische Operationen, Forst- und Dömänendirektion Wien, Forstlehranstalt Mariabrunn, Lehramtsprüfungs-Kommission, Landwirtschaftsgesellschaft
- Bestandsgruppe Verkehr: Vereinigte Hofkanzlei, Allgemeine Hofkammer, Ministerium für öffentliche Arbeiten, Ministerium für Handel, Gewerbe und öff. Bauten, Finanzministerium, Ministerium für Handel und Volkswirtschaft, Handelsministerium, Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen, Eisenbahnministerium, Eisenbahnbaudirektion, staatliche Eisenbahnverwaltungen, private Eisenbahngesellschaften
- Bestandsgruppe Familienarchive und Nachlässe
- Bestandsgruppe Adel: Reichsadelsakten, Hofadelsakten, Stammbäume
- Bestandsgruppe Audio-Visuelle Sammlung: Politik und öffentliches Leben seit 1945, Österreichische Landschaften und Bauwerke, Brauchtum, Geschichte, Wissenschaft, Technik, Medizin, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Sport
- Bestandsgruppe Plan- und Plakatesammlung: Sammlung von Plänen aus folgenden, Fonds: Hofbauamt, Hofkanzlei, Generalbaudirektion, niederösterreichische Civilbaudirektion, Bausektion des Ministeriums des Innern, Bausektion des Handelsministeriums, Ministerium für Öffentliche Arbeiten, Landesbaudirektionen, Wasserstraßenbaudirektion, Dikasterialgebäudeverwaltung, Ackerbauministerium, Ministerium für Kultus und Unterricht, Studienhofkommission, Stiftungshofbuchhaltung, Justizministerium, Stadterweiterungsfonds
Kriegsarchiv
Das Kriegsarchiv umfasst etwa 180.000 Aktenkartons und 60.000 Geschäftsbücher auf circa 50 Regalfachkilometern. Damit darf das Wiener Kriegsarchiv den Anspruch erheben, das mit Abstand bedeutendste Militärarchiv Mitteleuropas zu sein. Seine Kartensammlung mit über 600.000 Karten und Plänen ist die größte Österreichs. Hinzu kommt eine Sammlung von etwa 400.000 Bildern.Die ehemalige Bibliothek des Kriegsarchivs zählt zu den umfangreichsten Sammlungen älterer militärhistorischer Fachliteratur.
Die Abteilung Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs hat zwei institutionelle Wurzeln: das Hofkriegskanzleiarchiv (gegründet 1711) als Behördenarchiv und das 1801 von Erzherzog Karl geschaffene Kriegsarchiv als Forschungsinstitut der Armee.
Die in 22 Bestandsgruppen zusammengefassten Bestände des Kriegsarchivs, in deren Struktur sich diese beiden grundverschiedenen Archivtraditionen bis heute widerspiegeln, lassen sich grob in fünf große Blöcke gliedern:
- Personalunterlagen zu Offizieren, Unteroffizieren, Mannschaften und Beamten der bewaffneten Macht von etwa 1740 bis 1918; Belohnungsakten (1789–1958), also Unterlagen zu militärischen Auszeichnungen, denen das Archiv des Militär-Maria-Theresienordens angeschlossen ist.
- Feldakten mit Material zu den Operationen der kaiserlichen bzw. k.k. Feldarmeen vom 16. Jahrhundert bis 1882 (Alte Feldakten und Armeeakten) sowie zum Weltkrieg 1914–1918 (Armeeoberkommando, Neue Feldakten).
- Allerhöchster Oberbefehl, Zentral-, Mittel- und Territorialbehörden. Diese Gruppe bündelt das Schriftgut von wichtigen Institutionen in der Umgebung des Kaisers (besonders der Militärkanzlei, der Generaladjutantur und des Generalstabes), der militärischen Zentralstellen (Hofkriegsrat 1557–1848, Kriegsministerium 1848–1918, Ministerium für Landesverteidigung 1868–1918) und einer Reihe anderer Behörden, Anstalten und Territorialkommanden wie zum Beispiel des Invalidenamtes, des Apostolischen Feldvikariats, der obersten Genie- und Artilleriebehörden, der Militärerziehungs- und Bildungsanstalten, der Militärinvalidenhäuser und einzelner General- und Militärkommanden in den Ländern.
- Kriegsmarine und Luftfahrtruppe (19.–20. Jahrhundert)
- Sammlungen, worunter insbesondere die Karten- und Plansammlung, die Bildersammlung, die Manuskripte und eine sehr bedeutende Kollektion militärischer Schriftennachlässe zu nennen sind.
Das Kriegsarchiv ist heute ein „historisches Archiv“. Das hier verwahrte Behördenschriftgut endet im Wesentlichen mit dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie am Ende des Ersten Weltkrieges (1918). Die Sammlungen des Kriegsarchivs erhalten dagegen laufend Zuwachs
Finanz- und Hofkammerarchiv
Das Finanz- und Hofkammerarchiv entstand, als 1945 die bisher getrennt geführten Bestäande des Hofkammerarchivs und des Finanzarchivs zusammengeführt wurden. Die 1527 gegründete Hofkammer war die zentrale Finanzbehörde der Habsburgermonarchie. 1848 übernahm das neu gegründete Finanzministerium seine Aufgaben. Das Archiv enthält Finanzunterlagen, die vor allem für Historiker wichtig sind. Im historischen Archivbau in der Johannesgasse ist noch das Direktionszimmer von Franz Grillparzer erhalten, der hier von 1832 bis 1856 als Direktor wirkte. Mit 1. Dezember 2006 wurde die Abteilung Finanz- und Hofkammerarchiv dem Allgemeinen Verwaltungsarchiv eingegliedert. Der Großteil des Archivgutes wurde in das Zentralarchivgebäude in die Nottendorfergasse übersiedelt.
Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv wurde 1749 von Maria Theresia (1740–1780) als zentrales Archiv des Hauses Habsburg gegründet. Durch die Schaffung eines wohlgeordneten Urkundendepots, das die bis dahin auf mehrere Standorte verstreuten wichtigen Haus- und Staatsdokumente in Wien vereinigte, sollte sichergestellt werden, dass die Rechts- und Herrschaftstitel der Dynastie künftig bei Bedarf rasch greifbar waren.
Inhaltliche Schwerpunkte der heute in 11 Bestandsgruppen gegliederten Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs sind:
- die Geschichte des Hauses Habsburg
- die Tätigkeit der obersten Hofämter und des kaiserlichen Kabinetts
- Diplomatie und Außenpolitik der Donaumonarchie
- oberste Verwaltung und Rechtsprechung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, dessen Kaiserwürde die Habsburger Jahrhunderte lang fast ohne Unterbrechung bis zur Auflösung des Reichsverbandes 1806 innehatten.
Zu nennen sind weiters im Haus-, Hof- und Staatsarchiv deponierte Herrschafts- und Familienarchive, Nachlässe, eine Handschriftensammlung, eine Sammlung von Siegelabgüssen und -stempeln sowie eine Plan- und Kartensammlung.
Glanzstück unter den „Sammlungen“ der Archivabteilung ist aber fraglos die aus verschiedenen Provenienzen gebildete Urkundensammlung.
Insgesamt verwahrt die in einem 1899–1902 erbauten denkmalgeschützten Archivzweckbau am Wiener Minoritenplatz untergebrachte Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv auf 16.000 Laufmetern 130.000 Geschäftsbücher und Aktenkartons, 75.000 Urkunden, 15.000 Karten und Pläne und etwa 3000 Handschriften.
Das älteste Stück ist eine Urkunde, die Kaiser Ludwig der Fromme im Jahr 816 ausgestellt hat. Den zeitlichen Endpunkt setzt das Jahr 1918. Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv gehört damit zu den „historischen“ Abteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, die keinen Zuwachs mehr durch Schriftgutablieferungen aus österreichischen Bundesministerien erhalten.
Der große Stellenwert des Haus-, Hof- und Staatsarchivs für die internationale Forschung beruht auf dem weiten geographischen Einzugsbereich und der Vielfalt seiner Bestände. Durch die territoriale Ausdehnung der habsburgischen Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert und die buchstäblich weltumspannenden Beziehungen der Dynastie umfasst das hier verwahrte Archivgut praktisch alle Kontinente.
Neben dem „klassischen“ Zugang der Diplomatie- und politischen Geschichte bietet das Archiv auch einer sozial- und kulturgeschichtlich orientierten Forschung reiches Material.
Restaurierwerkstätte
Die Restaurierwerkstätte[3] des ÖStA gehört, neben denen der Nationalbibliothek und des Bundesdenkmalamtes zu den wichtigsten Restaurierungsstätten für Papier, Pergament, Siegel und Buchbinderei in Österreich.
Digitale Zukunft
Derzeit erfährt das Archiv eine Ergänzung um die digitalen Akten der Republik, die mit dem System ELAK (‚elektronischer Akt‘) im Rahmen der Initiative eGovernment seit 2004 erstellt werden. Auch diese werden zukünftig in ein digitales Langzeitarchiv eingelagert.[4]
Bedeutende ArchivarInnen
- Ludwig Bittner (1877–1945), Archivar 1904–45[5]
- Walter Goldinger (1910–1990), Generaldirektor 1973[6]
- Lothar Gross
- Hanns-Leo Mikoletzky (1907–1978), Generaldirektor 1968-72[7]
- Lorenz Mikoletzky (*1945), amtierender Generaldirektor seit 1994[8]
- Rudolf Neck
- Gebhard Rath (1902–1979), Generaldirektor 1956–68[9]
- Leo Santifaller (1890–1974), Generaldirektor 1945–54
- Erika Weinzierl (*1925), Archivarin am Haus-, Hof- und Staatsarchiv 1948–64
Veröffentlichungen
Das Österreichische Staatsarchiv gibt die Zeitschrift Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchiv (MÖStA) heraus, die seit 1948 in Jahresbänden erscheint. Darüber hinaus werden Archivinventare, Ergänzungsbände zu den Mitteilungen und Ausstellungskataloge publiziert.
Weblinks
- Website des Österreichischen Staatsarchivs
- Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchiv (MÖStA)
- Online Recherche im Österreichischen Staatsarchiv
Einzelnachweise
- ↑ Bundesarchivgesetz (pdf)
- ↑ Michael Hochedlinger: Geschichte des Geheimen Hausarchivs (pdf)
- ↑ Restaurierwerkstätte Zentralarchivgebäude
- ↑ Digitales Langzeitarchiv des Österr. Staatsarchivs
- ↑ Thomas Just: Ludwig Bittner (1877–1945). Ein politischer Archivar. In: unbek.. S. 283–305 (pdf, oesta.gv.at).
- ↑ Artikel Goldinger, Walter im Österreich-Lexikon von aeiou
- ↑ Artikel Mikoletzky, Hanns Leo im Österreich-Lexikon von aeiou
- ↑ Artikel Mikoletzky, Lorenz im Österreich-Lexikon von aeiou
- ↑ Nachlass Gebhard Rath. In: Archivplan-Kontext. Österreichisches Staatsarchiv. Abgerufen am aktuell.
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