- Anglerlatein
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Unter Jägerlatein versteht man die mehr oder weniger wahren Erzählungen von Jägern, die die Zahl und besonders die Größe der erlegten Tiere übertreiben. Dies ist Grundlage vieler Witze und wird auch umgangssprachlich für das Fabulieren benutzt. Bismarck sagte dazu:
- „Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.“
Analoge Übertreibungen im Umfeld der Sportfischerei werden Anglerlatein genannt, in der Christlichen Seefahrt Seemannsgarn. Abzugrenzen ist der Begriff Jägerlatein von Jägersprache, der Bezeichnung für den Jargon der Jäger.
Beispiele in der Populärkultur
Ein bekannter Witz zum Thema Jägerlatein:
- Drei Jäger sitzen im Wirtshaus und erzählen von ihren Jagden. Der erste: „Ich hab mal ein Wildschwein geschossen, das war so schwer, dass drei Traktoren nötig waren, es wegzuschaffen.“ Da sagt der zweite: „Ich habe einmal einen so großen Hirsch erschossen, dass die Bäume um ihn herum geschlagen werden mussten, bevor man ihn bergen konnte.“ Darauf der dritte: „Das ist noch gar nichts! Ich habe mal einen Silberreiher erlegt, und auf einmal stiegen 150 Leute aus!“
Anglerlatein wurde auch zu einem Lateral verarbeitet:
- In der Telefonzelle ist ein Toter. Die Scheiben sind eingeschlagen. Vor der Telefonzelle steht ein großer Behälter. Was ist passiert?
Lösung: Der Mann hatte einen großen Fisch gefangen. Bei der telefonischen Weitergabe der Neuigkeit ging das Anglerlatein mit ihm durch. Mit den Worten „Ich habe sooooo einen Fisch gefangen!“ riss er die Arme auseinander, durchschlug die Scheiben und verblutete.
Literatur
- Rüdiger F. Wieland: Jägerlatein, Englisch Verlag, Wiesbaden, 1980, ISBN 3881400613
- Norman Thelwell: Thelwells Jägerlatein, Heyne, 1988, ISBN 3453007603
- Michael Hlatky: Jägerlatein!? Die besten Geschichten, Stocker, 2005, ISBN 3702009078
- Wolfgang Seefeld: Anglerlatein: Geflunkert wird überall. Auf den Spuren einer weit verbreiteten Fremdsprache, Books on Demand GmbH, 2007, ISBN 3833496916
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