Kristnihald undir Jökli

Kristnihald undir Jökli

Am Gletscher (eigentlich: Seelsorge am Gletscher, isländisch: Kristnihald undir Jökli) ist ein Roman des isländischen Schriftstellers Halldór Laxness. Er wurde 1968 geschrieben[1]. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1974 im Aufbau-Verlag in der DDR unter dem Titel Seelsorge am Gletscher.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Der Roman umfasst etwa 250 Seiten, die in 45 Kapitel unterteilt sind. Jedes Kapitel trägt eine eigene, teils längere Überschrift. Es gibt einen Ich-Erzähler, einen Theologen, der sich aber fast immer in der 3. Person bezeichnet.

Handlung

Ein 25-jähriger Theologe und Lehrer soll auf Wunsch des Bischofs von Island die Zustände in einer evangelischen Gemeinde im Westen Islands untersuchen. Die Gemeinde befindet sich am Snæfellsjökull, einem Gletscher.

Der dortige Pfarrer heißt Sira Jon Jonsson, genannt Sira Jon Primus. Die Kirche ist verschlossen; Gottesdienste werden nicht abgehalten. Auch Taufen oder Beerdigungsfeiern finden dort nicht statt. Seit 20 Jahren hat Sira Jon sein Gehalt nicht mehr abgeholt. Stattdessen verfügt er über handwerkliche Fähigkeiten. Er repariert in seiner Gemeinde zahlreiche Gegenstände und kennt sich mit der Haltung von Nutztieren aus. So ist er bei seinen Gemeindegliedern sehr beliebt und kann sich so seinen Lebensunterhalt verdienen. Seine Frau ist verschollen; stattdessen lebt eine Frau namens „Stößeldora“ bei ihm.

Während seines Aufenthaltes am Gletscher wird der Vertreter des Bischofs, kurz „Vebi“ genannt, in eine Reihe ungewöhnlicher Ereignisse hineingezogen.

So treten einige bizarre Personen auf. Dazu gehört Professor Dr. Godman Syngmann alias Gudmundur Sigmundsson, der einst einen etwa einen Meter langen Holzkasten auf den Gletscher bringen ließ. Er hat drei Assistenten, „Hirten“ genannt, die offensichtlich aus entfernten Ländern stammen und obskure Studien betreiben.

Der Vebi wollte nur drei Tage in der Gemeinde bleiben, verschiebt aber seine Abreise mehrfach aufgrund einer Reihe von Zwischenfällen.

Der Professor stirbt unvermittelt, so dass eine Trauerfeier abgehalten werden muss. Der Pfarrer ringt sich auf Drängen des Vebi mühsam zu einer Feier in der provisorisch hergerichteten Kirche durch.

Später wird der Holzkasten vom Gletscher geholt und feierlich geöffnet. Ein tiefgefrorener Lachs befindet sich darin, der alsbald von Vögeln gefressen wird. In der Folge erscheint Ua, auch Gudrun oder Ursula, bei der es sich offenbar um die verschollene, angeblich verstorbene Pfarrfrau handelt. Auch sie erscheint obskur: so hat sie unter anderem als Nonne, als Leiterin eines Freudenhauses in Buenos Aires und als Handschuhstrickerin in Peru gearbeitet. Da Sira Jon zu einer Reparatur eines Schnellgefrierhauses gerufen wird, nimmt er kaum wahr, dass Ua wieder da ist. Stattdessen bietet er dem Vebi seine Frau an. Ua verführt den Vebi und fährt ihn in ihrem Auto zu einem Haus „am Ende der Welt“. Das Auto bleibt in einem Sumpfloch stecken. Nachdem sie das Haus erreicht haben und Ua dort verschwunden ist, flieht der Vebi.

Kurze Interpretation

Laxness schrieb den Roman 1968, 13 Jahre nach Erhalt des Literaturnobelpreises, im Alter von 66 Jahren. Zwar spielt der Roman in der isländischen Provinz, doch ist durch zahlreiche ironisch-lustige Referenzen an philosophische Strömungen sowie eine Vielzahl von fremdsprachigen Stellen gezeigt, dass die isländische Provinz als Pars pro toto steht. Darüber hinaus wird die teils bauernschlaue, teils philosophisch fundierte Haltung des Sira Jon und seiner Umgebung mit der des dogmatischen, aber auch zum Staunen fähigen Vebi kontrastiert.

Adaptionen des Romans

  • Der Roman wurde 1989 in Island unter dem Titel Kristnihald undir Jökli verfilmt. Die Produktionsfirma hieß Umbi-Films. umbi ist die isländische Entsprechung zu Vebi. Eine deutsche Synchronfassung mit dem Titel Am Gletscher liegt vor.
  • Nach dem Roman wurden in Deutschland zwei Hörspiele produziert. Der WDR sendete 1982 Christentum am Gletscher. Der MDR produzierte 1992 Am Gletscher.

Textausgaben [2]

  • 1968: Kristnihald undir Jökli, Helgafell, Reykjavik
  • 1974: Seelsorge am Gletscher, Aufbau, Ost-Berlin
  • 1982: Seelsorge am Gletscher, Frauenfeld, Stuttgart
  • 1989: Am Gletscher, Steidl, Göttingen
  • weitere Ausgaben von Am Gletscher, Steidl, Göttingen

Allen deutschsprachigen Ausgaben liegt die Übersetzung von Bruno Kress von 1974 zugrunde.

Einzelnachweise

  1. Suchergebnis vom Südwestverbund
  2. Suchergebnis vom Südwestverbund

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