Kupfertreibarbeit

Kupfertreibarbeit
Treibarbeit an der Einfriedung einer Villa in Wiesbaden (um 1910)

Treiben (auch Treibarbeit) ist ein Verfahren der Metallbearbeitung, bei dem ein Blech oder Vollmaterial, eventuell nachdem es zuvor durch Wärmen weichgeglüht wurde, in kaltem Zustand verformt wird.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Treibarbeit während der Bearbeitung im Ziselierkitt

Das Blech wird durch Hämmern von der Rückseite her bearbeitet, und dehnt sich an dieser Stelle aus. Es ist auch ein Stauchen des Bleches möglich, dies ist aber sehr schwierig in Handarbeit zu erreichen und bedarf großer Erfahrung.

Arbeitstechnisch wird zwischen Aufziehen, Tiefziehen und Prellen unterschieden:

  • Aufziehen geschieht durch kreisförmiges Hämmern von der Mitte des Werkstücks aus, wobei spiralförmig zum Rand hin gearbeitet wird.
  • Tiefziehen ist das Eindellen eines unten hohlliegendes Bleches, wobei es das Einfalten des Materials zu verhindern gilt.
  • Prellen wird verwendet, um Hohlgefäße auszudellen.

Die Bearbeitung geschieht mit Hilfe verschieden geformter Treibhämmer und Punzen in einer passenden Anke, die aus Holz oder aus gehärteten Stahl sein kann. Als Unterlage für freies Arbeiten dient ein Treibsack, das ist ein mit Sand oder ähnlichem Material gefüllter Lederbeutel. Feinere Arbeiten werden durch Einbetten des Bleches in Treibkitt und anschließendes Treiben und Ziselieren erreicht.

Die am besten geeigneten Metalle sind Kupfer und bestimmte Kupferlegierungen, so genannte Knetlegierungen, Silber und (wegen des Preises selten) Gold. Diese Technik wurde früher vor allem bei der Herstellung von Gefäßen und antiken Helmen angewendet.

Bei diesem Vorgang wird das Kristallitgefüge des Metalls stark gestört, da Versetzungen durchlaufen und die bei weiterem Verformen nachfolgende Versetzungen behindern. Dabei wird das Metall zunehmend härter und spröder, man spricht von Verfestigung. Ein Ausglühen des Metalls und anschließend langsames Abkühlen in Wasser zwischen den einzelnen Phasen des Werkvorgangs stellt die ursprüngliche Plastizität wieder her; dadurch kann wiederholt getrieben werden.

Verwendung

Durch Treiben entsteht ein Relief. Diese Art der Metallbearbeitung wird häufig im Kunsthandwerk angewendet. So können Ornamente oder grafische Darstellungen geschaffen werden oder auch Schüsseln und Vasen getrieben werden.

Nachdem die Autohersteller zunehmend den Anspruch haben, alle je hergestellten Modelle im Museum zeigen zu können, werden vermehrt auch ganze Fahrzeugkarosserien durch Treiben rekonstruiert. Es sind oft Spezialisten mit jahrzehntelanger Erfahrung, die solche Arbeiten durchführen. Schon ein geschwungener Kotflügel kann mehrere tausend Hammerschläge benötigen und ist dementsprechend extrem teuer.

Ein vielgesehenes Beispiel von getriebenem Metall ist der Rahmen des goldenen M im McDonalds-Leuchtzeichen. Es wird aus einer geraden L-förmigen Stahlleiste getrieben.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Dieter Dobler, Werner Doll, Ulrich Fischer - Metalltechnik. Grundbildung, Europa-Fachbuchreihe für Metallberufe von Europa-Lehrmittel, Januar 2007, ISBN 3-808-51111-7
  • Erhard Brepohl - Theorie und Praxis des Goldschmieds, Hanser Fachbuchverlag, 2003, ISBN 3-343-00004-3

Weblinks


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