Kurzbold

Kurzbold

Konrad (* ca. 885–890; † vermutlich 30. Juni 948), zur Unterscheidung von anderen Konraden aus dem Geschlecht der Konradiner meist Konrad Kurzbold genannt, war Graf des unteren Niederlahngaus (Limburger Becken und Umgebung) und ein Gefolgsmann der Könige und Kaiser Ludwig des Kindes, Heinrichs I. und Ottos I.. Er war ein Vetter von König Konrad I. und gründete das Stift St. Georg in Limburg, um das sich die Stadt Limburg an der Lahn entwickelte.

Leben

Konrad Kurzbold, der seinen Beinamen entweder seiner geringen Körpergröße verdankte oder ihn als Spitznamen wegen seiner Frauenverachtung erhielt (Kurzebold: mittelalterlicher Überrock), wird erstmals im Februar 910 erwähnt; in diesem Jahr übereignete ihm Ludwig das Kind einen Hof mit der Erlaubnis, diesen für eine Kirche zu verwenden, die Konrad auf einem Berg namens Lintburk erbauen wollte.

Konrads Eltern waren Eberhard, Graf des Niederlahngaus, und dessen Gattin Wiltrud. Vermutlich wuchs er in Franken auf. Nach dem Tod ihres Mannes 902 floh Wiltrud mit ihren Söhnen in das Herrschaftsgebiet von Eberhards Brüdern am Unterlauf der Lahn. Im Niederlahngau trat Konrad das Erbe seines Vaters an, konnte wohl aber nur einen Teil von dessen Herrschaftsrechten in den umliegenden Regionen übernehmen.

Nach dem Ende von Konrads I. Herrschaft scheint Konrad Kurzbold ein gutes Verhältnis zum dem ab 919 herrschenden Heinrich I. gehabt zu haben, wenn er auch anders als bei seinem Vetter nicht mehr mit Hofdiensten verbürgt war.

Konrads geschichtlich bedeutendste Leistung war sein Sieg in der Schlacht von Andernach am 2. Oktober 939, den er zusammen mit seinem Vetter Udo, Graf der Wetterau, gegen die Herzöge Eberhard von Franken, einen Vetter Konrads und Udos, und Giselbert von Lothringen errang, die sich im Aufstand gegen Otto I. befanden. Die beiden Herzöge waren plündernd in die Grafschaften der beiden königstreuen Konradiner eingefallen, die sie mit einer eigenen Streitmacht verfolgten und angriffen, als der Großteil von deren Heer bereits bei Andernach über den Rhein gesetzt war, die Anführer aber noch nicht. Eberhard fiel in der Schlacht, Giselbert ertrank im Rhein bei dem Versuch zu fliehen. Für diesen Sieg, der den Aufstand gegen ihn beendete, schenkte Otto I. Konrad Kurzbold ein Gut für das von diesem gegründete Stift St. Georg zu Limburg. Zudem sind mehrere Hofdienste Konrads für Otto überliefert, einige davon auch schon vor 939.

Aufgrund seiner militärischen Leistungen und seiner geringen Größe wurde Konrad Kurzbold zur Sagenfigur, von der Ekkehard IV. von St. Gallen berichtet, Kurzbold habe als neuer David einen riesigen, prahlerischen Slawen erschlagen und habe bei einer anderen Gelegenheit, als Kurzbold mit Otto I. unterwegs gewesen sei, einen angreifenden Löwen getötet, eher der König überhaupt sein Schwert gezogen habe. Angst habe Kurzbold nur vor Äpfeln und Frauen gehabt; diese habe er immer gemieden. Letztere Anmerkung kann als Verweis auf eine mönchische Lebensweise verstanden werden.

Konrad Kurzbold blieb unverheiratet. Er starb 948 und wurde von seinem Bruder beerbt. Er wurde im von ihm gestifteten Georgsdom in Limburg bestattet. Nach mehreren Verschiebungen des 1235 errichteten Hochgrabes befinden es sich mit den darunter ruhenden Gebeine Konrads heute im nördlichen Querhaus des Domes.

Weblinks

Literatur

  • Marie Luise Crome: „Konrad Kurzbold“, in: Nassauische Annalen 98, 1987.
  • Wolf-Heino Struck: „Nachträge zu Konrad Kurzbold, Gaugraf des Niederlahngaues und Gründer des Stiftes St. Georg zu Limburg an der Lahn († 948)“, in: Nassauische Annalen 101, 1990

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