Käthe Fürst

Käthe Fürst

Käthe Popall (gebürtig Käthe Fürst, in erster Ehe Käthe Lübeck; * 15. Februar 1907 in Bremen; † 23. Mai 1984 ebenda) war eine bremische Politikerin der KPD und das erste weibliche Mitglied im Bremer Senat.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Weimarer Republik, Nationalsozialismus

1907 wurde Käthe Fürst als Tochter eines Handwerkers geboren. Sie legte eine Lehre beim Konsumentenverein Vorwärts ab und war zunächst Angestellte des Vereins. 1922 trat sie in die Sozialistische Arbeiterjugend und schließlich in die SPD ein. 1928/29 trat sie dann dem Kommunistischen Jugendverband KJVD bei und 1932 zur KPD über. Nachdem sie 1929 arbeitslos geworden war, wurde sie Angestellte und 1930 Betriebsrätin bei der Bremer Jutespinnerei. Nach der Heirat mit Hans Lübeck wurde sie Ende 1930 unter dem Namen Käthe Lübeck für die KPD in die Bremer Bürgerschaft gewählt,[1] sie legte ihr Mandat aber bereits am 20. März 1931 nieder, da sie von ihrer Partei außerhalb Bremens eingesetzt wurde.[2]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten tauchte sie in Berlin unter, arbeitete in der Illegalität und wurde 1935 festgenommen. 1937 verurteilte sie der Volksgerichtshof zu zwölf Jahren Zuchthaus. Die Zeit des Nationalsozialismus verbrachte sie in unterschiedlichen Zuchthäusern, zuletzt im KZ Ravensbrück. Nach ihrer Befreiung kehrte sie im Juni 1945 zu Fuß nach Bremen zurück. Anfang 1946 heiratete sie den Kommunisten Reinhold Popall.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach ihrer Rückkehr schloss sie sich in Bremen der Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus in Bremen an. Diese stark von Sozialisten und Kommunisten dominierte Organisation war zu diesem Zeitpunkt die einzige, wenn auch nicht offiziell anerkannte so doch von den britischen Besatzungsbehörden geduldete, parteiähnliche Organisation in Bremen. Am 17. April 1946 wurde Käthe Popall Mitglied der ernannten Bürgerschaft und bei der Wahl vom 13. Oktober 1946 in die Bremer Bürgerschaft gewählt, wo sie als Mitglied der KPD-Fraktion Vizepräsidentin wurde.

Bereits ab dem 23. Juli 1945 war Käthe Popall durch die Militärregierung zur ersten Senatorin in der bremischen Geschichte ernannt worden. Sie gehörte dem Senat Vagts als Gesundheitssenatorin an. Nach dem Rücktritt von Erich Vagts war sie ab dem 1. August im Senat Kaisen I. Am 28. November 1946 wurde sie in den Senat Kaisen II gewählt. Auch unter Wilhelm Kaisen war sie Gesundheitssenatorin und später auch für das Wohlfahrtswesen zuständig. Am 27. März 1947 trat Popall als Senatorin zurück. Nachfolger in ihrem Ressort wurde Adolf Ehlers (SPD). Sie blieb bis 1959 Abgeordnete der Bremer Bürgerschaft und gehörte bis zum Verbot der KPD 1956 der KPD-Fraktion an.

Nachdem die westdeutsche KPD immer stärker unter den Einfluss des Stalinismus geraten war, wurde gegen Käthe und Reinhold Popall 1952 ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet. Reinhold Popall trat deshalb Ende 1952 aus der Partei aus. Käthe Popall wurde aufgefordert, sich von ihm zu trennen. Das Auschlussverfahren wurde wegen des Widerstandes an der Parteibasis gegen sie 1953 nicht weitergeführt. Ihre Mitgliedschaft endete 1956 mit dem Verbot der KPD.[3][4]

Das Ehepaar zog nach Ottweiler, wo Käthe Popall noch in der Arbeiterwohlfahrt und den Naturfreunden aktiv war. Nachdem ihr Mann 1981 gestorben war, kehrte sie 1984 nach Bremen zurück und starb dort.

Im Stadtteil Bremen Neustadt wurde die Käthe-Popall-Straße 1993 nach ihr benannt.

Siehe auch

Literatur

  • Horst Adamietz: Das erste Kapitel. Bremer Parlamentarier 1945–1950. Bremische Bürgerschaft, Bremen 1975
  • Peter Alheit & Jörg Wollenberg (Bearb.): Käthe Popall - ein schwieriges politisches Leben. Erzählte Geschichte. Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1985, ISBN 3-88132-064-4
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2002, ISBN 3-86108-616-6

Fußnoten

  1. Lübeck, Käthe. In: Hermann Weber & Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Dietz, Berlin 2004, ISBN 3-320-02044-7, S. 469 f.
  2. Arne Andersen: „Lieber im Feuer der Revolution sterben, als auf dem Misthaufen der Demokratie verrecken!“ Die KPD in Bremen von 1928-1933. Ein Beitrag zur Bremer Sozialgeschichte. Minerva-Publikation, München 1987, ISBN 3-597-10263-8, S. 347
  3. Rezension des Buches von Peter Alheit und Jörg Wollenberg: Käthe Popall. Ein schwieriges politisches Leben. In Bremisches Jahrbuch der Historischen Gesellschaft. Band 65. Hauschild, Bremen, 1987, S. 161 ff.
  4. Hendrik Bunke: Die KPD in Bremen. 1945-1968. Papyrossa-Verlag, Köln 2001, ISBN 3-89438-230-9, S. 137–148 (PDF; 3,77 KB)

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