König Tomislav

König Tomislav

Tomislav († 11. März 928) war von 925 bis 928 der erste kroatische König.

König-Tomislav-Platz in der kroatischen Hauptstadt Zagreb

Tomislav wurde um das Jahr 910 Nachfolger des Fürsten der dalmatinischen Kroaten Muncimir. Im Jahr 924 wurde er in Duvno, dem heutigen Tomislavgrad, von einem Legaten des Papstes Johannes X. zum ersten König von Kroatien gekrönt. Papst Johannes X. sprach Tomislav in einem Brief als rex croatorum, König der Kroaten an.

Unter der Herrschaft von König Tomislav wurden die Gebiete der ehemaligen römischen Provinzen pannonischen Kroatiens und Dalmatias erstmals zu einem Staat vereinigt. Das Slawentum hatte in Tomislavs Regierungszeit durch den Einbruch der Ungarn in Pannonien eine für die europäische Geschichte höchst bedeutsame Teilung erfahren: War vordem der gesamte Raum zwischen der Ostsee und der Ägäis von slawischen Stämmen bewohnt, so wurden durch die Festsetzung der Ungarn die Südslawen von den West- und Ostslawen getrennt.

Tomislav konnte sein Land, das Slawonien, große Teile Bosniens, Kernkroatien und Teile der dalmatinischen Küste umfasste, erfolgreich gegen magyarische Angriffe verteidigen. Seine politischen Pläne aber hatten noch weitere Ziele. Er baute eine Streitmacht auf, die nach Angaben des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. 100.000 Mann Fußvolk, 60.000 Reiter und 180 Kriegsschiffe zählte.

Den Byzantinern war Tomislav als Bundesgenosse willkommen, denn sie konnten dadurch Bulgarien in die Zange nehmen. Die Bulgaren ihrerseits hatten die noch nicht in einem Staat geeinten Serben unterworfen, was zur ersten serbischen Massenflucht (wie später vor den Türken) nach Kroatien führte.

Der Bündnisvertrag mit Byzanz unterstellte Tomislav die gesamte dalmatinische Küste, also auch die bis dahin formell byzantinischen Hafenstädte Split, Trogir und Zadar sowie die Adria-Inseln. Bis auf das zwischen dem Frankenreich und Venedig geteilte Istrien waren nun alle Kroaten im Königreich Tomislavs vereint. Im Jahr 927 sandte der bulgarische König Simeon I. eine seinerzeit mächtige Streitmacht aus, um die Kroaten zu unterwerfen. Dieser Angriff wurde jedoch erfolgreich abgewehrt und die Bulgaren besiegt.

927 unterstützte er die vom Papsttum geduldeten Versuche des in Nin residierenden Bischofs Gregor (Grgur), in Unabhängigkeit vom Erzbistum Split eine volksnähere römisch-katholische Kirche mit kroatischem Ritus zu etablieren.

Im Jahr 928 – etwa zu der Zeit, als der neue Papst Leo VI. diesen Bestrebungen ein Ende setzte – verschwand Tomislav auf rätselhafte Weise und wurde nach einiger Zeit für tot erklärt.

Als Nachfolger von König Tomislav, der bei den Kroaten zu den größten Persönlichkeiten der Geschichte zählt, bestieg im Jahre 928 sein jüngerer Bruder Trpimir II. den kroatischen Thron.

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