LG Heilbronn

LG Heilbronn
Das Landgerichtsgebäude an der Wilhelmstraße 8 in Heilbronn

Das Landgericht Heilbronn ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in Heilbronn. Es ist zuständig für Prozesse auf dem Gebiet des Strafrechts und des Zivilrechts.

Inhaltsverzeichnis

Über- und untergeordnete Gerichte

Dem Landgericht in Heilbronn ist das Oberlandesgericht Stuttgart übergeordnet, diesem wiederum der Bundesgerichtshof.

Untergeordnet sind dem Gericht die Amtsgerichte Besigheim, Marbach am Neckar, Vaihingen an der Enz, Brackenheim, Heilbronn, Künzelsau, Öhringen und das Amtsgericht Schwäbisch Hall.

Geschichte

Der Kreisgerichtshof und nach 1879 das Landgericht Heilbronn hatten ihren Sitz zunächst im Deutschhof (Stich von 1843)

Zunächst gab es in Heilbronn ein württembergisches Oberamtsgericht, im Rahmen einer Gerichtsreform wurde Heilbronn dann Sitz eines Kreisgerichtshofes. 1879 wurde bei der Umsetzung des Reichsgerichtsverfassungsgesetzes aus dem Kreisgerichtshof das „Königliche Landgericht Heilbronn“. Das Personal bestand damals aus dreizehn Richtern, dem Präsidenten des Gerichtes Gottlieb Karl von Huber und neunzehn Kanzleikräften. Am Gericht waren damals sieben Rechtsanwälte zugelassen. Der Bezirk des Gerichtes umfasste neun Oberämter mit den zugehörigen Amtsgerichten. Das Gericht saß wie zuvor schon der Kreisgerichtshof im Deutschhof, bis dieser 1944 nach Bombenangriffen ausbrannte.

1924 wurde das Amtsgericht Backnang aus dem Gerichtsbezirk ausgegliedert und dem Bezirk des Landgericht Stuttgart eingegliedert, das Amtsgericht Weinsberg wurde 1926 aufgelöst. Als 1932 das Landgericht Hall aufgelöst wurde, dehnte sich der Gerichtsbezirk auf die Amtsgerichte Gaildorf, Schwäbisch Hall, Künzelsau und Öhringen aus. Von den dreißig am Landgericht zugelassenen Rechtsanwälten mussten sechs während der NS-Zeit ihre Arbeit aufgeben, da sie Juden waren. Der Rechtsanwalt Siegfried Gumbel starb schließlich im Konzentrationslager, die anderen Anwälte konnten auswandern. 1943 wurden die dem Landgericht Heilbronn unterstellten Amtsgerichte Gaildorf und Neckarsulm faktisch aufgelöst.

Das Landgericht wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst auf verschiedene Gebäude verteilt und zog 1947 in die Villa Frau Alfred Knorr in die Bismarckstraße 50. Aus Platzmangel wurden aber auch Gerichtssitzungen im damaligen Gebäude des Amtsgerichtes Heilbronn in der Bismarckstraße 63 abgehalten. 1955 verlor das Landgericht das Amtsgericht Maulbronn an das Landgericht Karlsruhe. 1951 wurde mit dem Bau eines neuen Landgerichtsgebäudes in der Wilhelmstraße 8 begonnen, welches 1958 dann bezogen wurde und in dem sich bis 2002 auch die Staatsanwaltschaft Heilbronn befand.

Prozesse

Portal des neuen Landgerichtsgebäudes von 1951

An bedeutenden Prozessen, die am Landgericht Heilbronn stattfanden, ist zunächst ein Mordprozess von 1961 zu erwähnen. Der Angeklagte hatte seine Frau erwürgt, zerstückelt und die Leichenteile dann in den Neckar geworfen. Die Leiche war in der Folge nicht auffindbar. Da ihm eine Tötungsabsicht nicht nachzuweisen war, wurde er wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt.

1965 kam es zum Heilbronner Sittenprozess, in dem es um pornografische Aufnahmen eines Kaufmannes ging, die dieser verschickt hatte, sowie um Partnertausch. Der Mann wurde wegen fünfmaliger schwerer Kuppelei in Tateinheit mit eigennütziger Kuppelei und Verbreitung unzüchtiger Bilder und Schriften verurteilt.

1977 fand erneut ein Mordprozess um eine verschwundene Leiche statt. Der Täter wurde auf Grund von Blutspuren an seinem Auto überführt.

Mediales Aufsehen erregte außerdem im April 2006 ein Freispruch in erster Instanz vor dem Landgericht Heilbronn gegen den als „Bäcker von Siegelsbach“ bekannt gewordenen Tatverdächtigen eines bewaffneten Raubüberfalls.

Präsidenten

  • Gottlieb Karl von Huber 1879–1882
  • von Speidel 1885–1893
  • von Hauff 1894–1905
  • Friedrich von Korn 1906–1915
  • Karl von Mayer 1915–1924
  • Dr. Ensinger 1924–1933
  • Linder 1933–1937
  • Richard Kautter 1938–1945
  • Fritz Eppinger 1945–1951
  • Edgar Zais 1951–1956
  • Adolf Wingler 1956–1963
  • Karl Maier 1963–1975
  • Werner Lindenmaier 1976–1984
  • Jörg Bauser 1984–1993
  • Peter Wunderlich 1993–1995
  • Kurt Breucker 1996–1999
  • Gerhard Harriehausen 2000-2007
  • Wolfgang Görlich (seit 14. Dezember 2007)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heilbronn Hauptbahnhof — Stadtseite des dritten Empfangsgebäudes (1970) Daten Kategorie 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Heilbronn Güterbahnhof — 2007 Daten Betriebsart Güterbahnhof …   Deutsch Wikipedia

  • Heilbronn Rangierbahnhof — Heilbronn Güterbahnhof Heilbronn Güterbahnhof 2007 Bahnhofsdaten Art …   Deutsch Wikipedia

  • Heilbronn — Heilbronn …   Wikipédia en Français

  • HEILBRONN — HEILBRONN, city in Baden Wuerttemberg, Germany. There apparently were Jews living in Heilbronn in the second half of the 11th century, as attested by an inscription found in an old synagogue mentioning Nathan ha Parnas. By the end of the 13th… …   Encyclopedia of Judaism

  • Heilbronn — Heilbronn …   Wikipedia Español

  • Heilbronn (disambiguation) — Heilbronn is a city in Germany but may also refer to: * Heilbronn (district), surrounding the city of Heilbronn, Germany * FC Heilbronn, a German football club based in Heilbronn, GermanyHeilbronn is a variation of the Jewish surname Heilprin and …   Wikipedia

  • Heilbronn (Begriffsklärung) — Heilbronn steht für: Heilbronn, kreisfreie Stadt in Baden Württemberg, Deutschland Landkreis Heilbronn, einen Landkreis in Baden Württemberg, Deutschland Heilbronn, Ortsteil von Feuchtwangen Wallfahrtskirche Maria Heilbronn in Luthern Bad,… …   Deutsch Wikipedia

  • Heilbronn — Heilbronn, Oberamtsstadt im württemberg. Neckarkreis, einst berühmte Reichsstadt, am Neckar und am Fuß des Wartbergs, 160 m ü. M., hat im Innern noch immer einen ganz mittelalterlichen Charakter, während außerhalb neue und elegante Stadtteile… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • HEILBRONN, JACOB BEN ELHANAN — (16th century), rabbi and mathematician. Born in Italy, Heilbronn studied in Prague and traveled through various German and Italian cities, earning his livelihood from teaching. For some time he was employed as a tutor to the children of Nehemiah …   Encyclopedia of Judaism

  • HEILBRONN, JOSEPH BEN DAVID OF ESCHWEGE — (d. 1771), masoretic scholar. He was a private tutor in Frankfurt and later moved to The Hague. He is the author of Mevin Ḥidot (Amsterdam, 1765), on the masorah. It contains a lengthy four part prologue and is arranged according to the weekly… …   Encyclopedia of Judaism

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”