La Battiglia di Algeri

La Battiglia di Algeri
Filmdaten
Deutscher Titel: Schlacht um Algier
Originaltitel: La Battiglia di Algeri
Produktionsland: Italien,
Algerien
Erscheinungsjahr: 1966
Länge: 117 Minuten
Originalsprache: Französisch, Englisch, Arabisch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Gillo Pontecorvo
Drehbuch: Gillo Pontecorvo, Franco Solinas
Produktion: Antonio Musu, Saadi Yacef
Musik: Ennio Morricone, Gillo Pontecorvo
Kamera: Marcello Gatti
Schnitt: Mario Morra, Mario Serandei
Besetzung
  • Brahim Hadjadj: Ali La Pointe
  • Jean Martin: Col. Mathieu
  • Yacef Saadi: Djafar
  • Samia Kerbash: Mädchen
  • Ugo Paletti: Captain
  • Fusia El Kader: Halima

Schlacht um Algier (Originaltitel: La Battiglia di Algeri) ist ein Film des italienischen Regisseurs und Journalisten Gillo Pontecorvo, einem Mitglied der kommunistischen Partei Italiens. Der 1966 gedrehte Schwarzweißfilm thematisiert eine Episode des algerischen Unabhängigkeitskampfs von Frankreich 1954 bis 1962, dem Algerienkrieg. Als Schlacht von Algier gelten die Ereignisse zwischen Januar und Oktober 1957, als die französische Armee und die algerisch-nationalistische Rebellenorganisation FLN in der Hauptstadt Algier aufeinander trafen. In seiner realistischen Darstellung steht der Film in der Tradition des italienischen Neorealismus.

Pontecorvo hatte zuvor als Journalist zusammen mit Solinas Recherchen in Algier durchgeführt. Schon damals schwebte ihm ein Filmprojekt Paras (die Abkürzung für französische Fallschirmjäger, Parachutists) vor. Als der algerische Produzent Yacef ihn und andere italienische Regisseure wie Francesco Rosi kontaktierte, sagte er unter der Bedingung einer strikt objektiven Schilderung zu.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Handlung spielt in Algier im Jahr 1957. Die Einheiten der französischen Armee werden von Colonel Mathieu befehligt, der in der verwinkelten Altstadt, der Kasbah, nach den Drahtziehern für immer neue Bombenanschläge der FLN sucht, die sich zunehmend auch gegen Zivilisten richten. Die Aufständischen werden von Ali La Pointe befehligt, der als Attentäter vom Kleinkriminellen zum Leiter des Widerstands aufsteigt. Die Grausamkeiten beider Seiten wie die Folter von Verdächtigen durch die Franzosen und die Morde der FLN an „Verrätern“ werden ungeschönt dargestellt.

Hintergrund

Der Film basiert auf historischen Ereignissen aus der Anfangszeit des Algerienkrieges. 1957 versuchte die 10. französische Fallschirmjägerdivision unter General Jacques Massu, die Kasbah von Algier (den verwinkelten Altstadtbereich) von Aufständischen der algerischen Befreiungsfront FLN zu „säubern“, die von Ali La Pointe geführt wurden. Zuvor hatte die FLN im September 1956 mit mehreren Bombenattentaten, darunter auf ein Air France-Büro, damit begonnen, ihre Hauptaktivität nach Algier zu verlagern, weil sie sich von Anschlägen dort eine größere politische Wirkung erwartete. Die Taktik der Franzosen war geprägt von rücksichtslosem Vorgehen gegen die arabische Zivilbevölkerung, dem massiven Einsatz von schwerster Folter und extralegalen Hinrichtungen von FLN-Verdächtigen. Sie führte zu internationalen Protesten und zu schweren innenpolitischen Konflikten in Frankreich. Prominente Intellektuelle wie Jean-Paul Sartre äußerten öffentlich, dass die Methoden der französischen Demokratie unwürdig seien. Als Französische Doktrin, die von dem Offizier Roger Trinquier in seinem militärtheoretischen Buch „La Guerre moderne“ zusammengefasst wurde, bilden diese Maßnahmen jedoch bis heute eine Vorlage für die Bekämpfung von Aufständischen durch Sicherheitskräfte und Militär und wurden in vielen Ländern kopiert. Insbesondere die schmutzigen Kriege im Lateinamerika der 1970er und 1980er Jahre wurden bewusst nach dem Muster der „Schlacht um Algier“ geführt, wobei auch der Film als Lehrmittel zum Einsatz kam (siehe unten).

Gillo Pontecorvo, der vorher in Algier ein halbes Jahr intensiv recherchierte, drehte den Film an Originalschauplätzen zwei Jahre nach der Unabhängigkeit Algeriens und besetzte die meisten Rollen mit Laiendarstellern. So ist der Hauptdarsteller Brahim Haggiag ein analphabetischer Bauer, den Pontecorvo auf dem Markt entdeckte. In den engen Gassen der Kasbah konnte nur eine tragbare Kamera eingesetzt werden, was dem Film zusätzlich Authentizität verleiht. Das Budget betrug etwa 800.000 US-Dollar, ein Großteil der Crew bestand aus unerfahrenen Einheimischen. Die algerische Regierung förderte die Produktion finanziell. Der Ko-Produzent Yasef Saadi (der 1964 Casbah Films gründete) war an den Kampfhandlungen 1957 auf Seiten der FLN beteiligt und spielt sich im Film selbst.

Einer der wenigen regulären Schauspieler ist der französische Theaterschauspieler Jean Martin (* 1922). Wegen seiner offenen Opposition gegen den Algerienkrieg (er unterschrieb 1960 den „Appell der 121“, der zur Verweigerung des Wehrdienstes in Algerien aufrief) hatte er in Frankreich zeitweise keine Rollen bekommen.[1]

Schlacht um Algier feierte seine Premiere im September 1966 bei den Filmfestspielen von Venedig. In Frankreich und England war er bis 1971 verboten. Auch in anderen Ländern versuchten Organisationen wie die Organisation de l'armée secrète (OAS), Aufführungen zu verhindern und zu sabotieren. Teilweise kam es sogar zu gewalttätigen Übergriffen.

In lateinamerikanischen Regimen wurde der Film in den 1970er Jahren zur Unterweisung in Foltermethoden benutzt.[2] Wie die Journalistin Marie-Monique Robin aufdeckte, bildeten französische Offiziere mit Algerienerfahrung die lateinamerikanischen Sicherheitskräfte auch direkt in den entsprechenden Foltertechniken aus. In der US-Armee, die sich im Irak ähnlichen Problemen gegenübersah, wurde der Film bis in die Gegenwart wegen seiner realistischen Darstellung des Kampfes einer regulären westlichen Besatzungs-Armee gegen die Guerillataktik von (islamischen) Freiheitskämpfern gezeigt.[3] 2004 wurde er in den USA auch in den Kinos gezeigt und nach einer Aufführung auf dem Festival in Cannes auch wieder in den französischen Kinos.

Kritiken

„Der Film macht keinen Hehl aus seiner antikolonialistischen Überzeugung; aber furchtbare und herzzerreißende Szenen von Gräueltaten und Vergeltungsmaßnahmen sind lobenswert ausgewogen und zeigen beide Seiten des Konflikts und seinen schrecklichen menschlichen Preis. Der Film ist packend von Anfang bis Ende. […] Er hat nichts von seiner leidenschaftlichen Kraft verloren.“

Angela Errigo

Ann Hornaday bezeichnete den auf den DVDs neu veröffentlichten Film in der Washington Post vom 9. Januar 2004 als „genauso dringlich, weise, intensiv und vorausahnend wie am Tag der Erstveröffentlichung“ [4]

Auszeichnungen (Auswahl)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview Jean Martin bei Arte [1]
  2. Arte [2]
  3. In Le Monde wurde am 8. September 2003 von einer Aufführung im Pentagon im August 2003 berichtet ([3]). Der Film wurde aber auch schon lange davor zu Ausbildungszwecken gezeigt.
  4. Filmkritik von Ann Hornaday, zitiert auf www.rialtopictures.com

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