- La Distinction
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Die feinen Unterschiede : Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft (im Original: La distinction. Critique sociale du jugement) ist der Titel des Hauptwerkes des französischen Soziologen Pierre Bourdieu. Es beschreibt die kulturellen Abgrenzungsmechanismen zwischen den gesellschaftlichen Schichten.
Inhalt
Bourdieu geht davon aus, dass Geschmack nichts Individuelles darstellt, sondern dass dieser immer etwas von der Gesellschaft Geprägtes ist. Er stellt also keine Eigenheiten des Menschen dar, welche von Natur aus jeder hat, sondern der Geschmack rührt immer von der Art her, wie jemand sozialisiert wurde und wie und in welchem sozialen Umfeld er sich bewegt. Daher ist die soziale Herkunft, zu der immer ein bestimmter Habitus gehört, das Entscheidende. So entsteht auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Feld. Bourdieu entwickelte diese Annahme aufgrund vieler Beobachtungen, die er im Rahmen seiner Studie durchführte.
Dabei unterscheidet er drei Dimensionen des Geschmacks:
- die Dimension des legitimen Geschmacks,
- die Dimension des mittleren Geschmacks,
- die Dimension des populären Geschmacks.
Die Unterschiede dieser drei Dimensionen zeigt Bourdieu unter anderem anhand der kulturellen Praxis des Musikhörens. Das Kulturelle ist demzufolge nichts Autonomes oder Spontanes, sondern immer Ergebnis der jeweiligen Sozialisation, welches er anhand zahlreicher Alltagshandlungen belegt. Unter anderem geht er auch auf spezifische Verhaltensweisen bzw. Geschmacksrichtungen in den Bereichen Essen und Trinken, Kleidungsstil oder Wohnungseinrichtung ein. Durch diese erfolgt eine Stabilisierung sowie Manifestierung sozialer Unterschiede in einer Gesellschaft. Die verschiedenen "Geschmacksklassen" reproduzieren sich demnach auch selbst. Mit dieser Anschauung überwindet Bourdieu die klassische Unterscheidung von Mikrotheorie und Makrotheorie, indem er versucht zu beweisen, dass objektive Strukturen und subjektive Orientierungen eng miteinander verbunden sind. Das Individuum kann ihm zufolge ausschließlich als Repräsentant einer mit bestimmten sozioökonomischen Merkmalen versehene Gruppierung gesehen werden.
Somit lässt sich laut Bourdieu eine erweiterte Klassentheorie begründen, da der Begriff der Klasse nun nicht mehr an die ökonomische Position geknüpft bleibt, sondern nun erweitert wurde durch den Bereich des Kulturellen.
Entstehung
Das Werk stellt die schriftliche Ausarbeitung einer umfassenden Studie dar, die Bourdieu von 1963 bis 1979 durchgeführt hat. Das Werk ist geprägt von zahlreichen Details, die durch eine Fülle von verwendetem Material belegt werden. Weiterhin ist festzustellen, dass sich hier die meisten Aspekte und Themen, mit denen sich Bourdieu zeitlebens beschäftigt hat, theoretisch und empirisch zusammenlaufen. Bourdieu setzt sich in "Die feinen Unterschiede" auch mit der bürgerlichen Ideologie von Immanuel Kant kritisch auseinander.
Literatur
- Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede : Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1982 ISBN 3-51828-258-1 (franz. La distinction. Critique sociale du jugement. Paris 1979).
- Annette Treibel: Einführung in soziologische Theorien der Gegenwart. UTB für Wissenschaft, Leske und Budrich, Opladen 1993 ISBN 3-8252-8070-5.
- Christian Schilcher: Der Beitrag von Pierre Bourdieu zur Sozialstrukturanalyse der gegenwärtigen Gesellschaften., bei Sic et Non
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