Anna Bolena

Anna Bolena
Werkdaten
Titel: Anna Boleyn
Originaltitel: Anna Bolena
Form: Durchkomponiert
Originalsprache: Italienisch
Musik: Gaetano Donizetti
Libretto: Felice Romani
Literarische Vorlage: „Henri VIII.“ von Marie-Joseph de Chénier und „Anna Bolena“ von Alessandro Ercole Graf Pepoli
Uraufführung: 26. Dezember 1830
Ort der Uraufführung: Mailand
Spieldauer: ca. 3 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: England 1536
Personen
  • Anna Boleyn (Sopran)
  • Heinrich VIII., König von England (Bass)
  • Johanna von Seymour, Annas Hofdame (Mezzosopran)
  • Lord Rochefort, Annas Bruder (Bass)
  • Lord Richard Percy (Tenor)
  • Smeton, Page und Spielmann der Königin (Alt)
  • Sir Hervey, Offizier des Königs (Tenor)
  • Hofleute, Offiziere, Lords, Soldaten (Chor und Komparsen)
Die historische Anne Boleyn

Anna Bolena (in der deutschen Fassung „Anna Boleyn“) ist eine Oper – lyrische Tragödie – in zwei Akten von Gaetano Donizetti. Das Libretto verfasste Felice Romani. Als literarische Vorlagen dienten ihm die Dramen „Henri VIII.“ von Marie-Joseph de Chénier und „Anna Bolena“ von Alessandro Ercole Graf Pepoli. Uraufführung war am 26. Dezember 1830 im Teatro Carcano in Mailand mit Giuditta Pasta in der Titelrolle. Im deutschen Sprachraum ging das Werk zum ersten Mal am 26. Februar 1833 am k. k. Hoftheater in Wien über die Bühne.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

1822 hatte Donizetti mit seiner Oper „Chiara e Serafina“ an der Mailänder Scala ein wahres Fiasko erlitten. Um diese Schmach nicht zu wiederholen, sammelte er all seine Kräfte, als er 1830 von einer Gruppe reicher Adliger und Kaufleute den Auftrag erhielt, für das kleine Teatro Carcano eine Oper zu schreiben. Die Mühe hatte sich gelohnt: Mit „Anna Bolena“, seiner 35. Oper, schaffte er in Mailand endlich den Durchbruch. Die Uraufführung am 26. Dezember 1830 bescherte ihm einen Triumph und machte ihn zum führenden Komponisten des italienischen Musiktheaters.

Handlung

Die Oper spielt 1536 in England, der erste Akt in Windsor, der zweite in London.

Erster Akt

Heinrich VIII. ist leidenschaftlich in Johanna von Seymour verliebt, die Hofdame und Vertraute seiner Gattin Anna Boleyn. Diese selbst weiß, dass ihr Ehemann eine Geliebte hat, ahnt aber nicht, wer es ist. Im Gespräch mit Johanna lässt sie einen Teil ihres Lebens Revue passieren und erzählt, wie sie einst ihre innig empfundene Liebe zu Lord Percy aufgab, weil sie sich nach Ehrgeiz und Ruhm an der Seite des Herrschers von England sehnte. Lord Percy wurde daraufhin vom König aus seinem Heimatland verbannt. Anna beschwört ihre Hofdame, sich nie vom Glanz des königlichen Throns verführen zu lassen.

Johanna plagt ein schlechtes Gewissen. Sie hat Angst, die Königin könnte bald Wind davon bekommen, dass sie deren Nebenbuhlerin ist. Sie bittet deshalb Heinrich, das Verhältnis mit ihr zu lösen. Dieser aber interpretiert den Wunsch seiner Geliebten völlig falsch. Er glaubt, Johanna wolle Königin werden. Deshalb beschließt er, sich so bald wie möglich von seiner verhassten Frau zu trennen.

Der König betreibt ein schändliches Spiel. Um seine Gattin des Ehebruchs zu überführen, holt er den verbannten Lord Percy aus seinem Exil in die Heimat zurück. Im Schlosspark trifft er auf Lord Rochefort, Annas Bruder. Dieser sorgt dafür, dass sich Percy und seine unglückliche Schwester heimlich treffen können.

Der Page Smeton ist ein glühender Verehrer der Königin. Um wenigstens ihren Mund auf einem Bild küssen zu können, hat er Anna vor kurzem eine Miniatur entwendet. Jetzt aber plagen ihn Gewissensbisse, und er will das Bild an seinen ursprünglichen Platz zurückbringen. Dabei wird er von Anna und Percy überrascht. Schnell flüchtet er hinter einen Vorhang, von wo aus er das weitere Geschehen verfolgen kann.

Anna gesteht Percy, dass die Glut ihrer Liebe zu ihm immer noch nicht erloschen sei, sie aber nicht zu ihm zurückkehren könne. Percy ist nach diesem Geständnis so verzweifelt, dass er sich mit dem Schwert töten will. Smeton hinter dem Vorhang missversteht die Lage. Er glaubt, Percy wolle Anna umbringen. Schnell tritt er aus seinem Versteck hervor, um die Königin vor dem vermeintlichen Angriff zu schützen. Just in diesem Moment rückt der König auf den Plan. Zitternd lässt der Page Annas Bild aus seinem Wams fallen. Dies ist für den König der Beweis, dass ihn seine Frau nicht nur mit Percy, sondern auch noch mit ihrem Pagen betrügt. Flugs lässt er alle drei festnehmen.

Zweiter Akt

Johanna besucht Anna in dem Raum, in dem sie gefangen gehalten wird. Um sie vor der Hinrichtung zu bewahren, empfiehlt sie ihrer Herrin, sich schuldig zu bekennen. Einen anderen Ausweg gebe es nicht. Im Laufe des Gesprächs wird Anna bewusst, dass Johanna ihre Rivalin ist. Zuerst empfindet sie Wut, Schmerz und Abscheu; aber nach und nach weicht ihr Empfinden einem vergebenden Mitleid, worauf Johanna zusammenbricht.

Im Ratssaal der Peers tagt das Tribunal. Um die von ihm Angebetete zu retten, sagt der Page – die Lage völlig falsch einschätzend – die Unwahrheit und bekennt sich schuldig. Anschließend erhebt der König Klage gegen seine Frau und gegen Lord Percy. Die beiden sind so verzweifelt und zugleich trotzig, dass sie sich gegenseitig zu ihrer immerwährenden Liebe bekennen.

Johanna unternimmt einen letzten Versuch, Annas Leben zu retten. Inbrünstig bittet sie den König, seine Frau zu schonen; aber dieser bleibt hart.

Anna ist einstimmig zum Tode verurteilt worden. Von Fieberträumen heimgesucht, erinnert sie sich im Kerker des Towers an die Zeit ihrer ersten großen Liebe. Laute Böllerschüsse sind für sie das Zeichen, dass Heinrich soeben mit Johanna getraut worden ist. Sie fleht zu Gott, er möge dem sündigen Paar vergeben.

Am Ende werden alle Verurteilten dem Henker zugeführt.

Literatur

  • Philip Gossett: Anna Bolena and the artistic maturity of Gaetano Donizetti. Clarendon Press, Oxford 1985, ISBN 0-19-313205-2.
  • Richard Hauser: Felice Romani, Gaetano Donizetti, „Anna Bolena“ : zur Ästhetik politischer Oper in Italien zwischen 1826 und 1831. Freiburg i.Br. 1980. (Dissertation an der Universität Freiburg von 1979)

Weblinks

 Commons: Anna Bolena – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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