Ladislaus von Schlesien

Ladislaus von Schlesien

Wladislaw von Schlesien, (auch: Ladislaus von Schlesien; Wlodizlaus von Salzburg; * 1237; † 27. April 1270 vermutlich in Salzburg) war Kanzler des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl, gewählter Bischof von Bamberg und Passau, Erzbischof von Salzburg und Administrator von Breslau.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Wladislaw war der jüngste Sohn des Herzogs Heinrich des Frommen aus der schlesischen Linie der Piasten und seiner Gemahlin Anna von Böhmen, Tochter des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl. Seine Geschwister waren:

  • Boleslaw († 1278), Herzog von Liegnitz
  • Mieszko († 1242), Herzog von Lebus
  • Heinrich III. († 1266), Herzog von Breslau
  • Konrad II., erwählter Bischof von Passau (resignierte 1249), Herzog von Schlesien, ab 1251 Herzog von Glogau
  • Elisabeth, verheiratet mit dem großpolnischen Herzog Przemysław I.

Biographie

Nach dem Tod Heinrichs II. wurde dessen Herrschaftsgebiet zur Vermeidung einer weiteren Zersplitterung nur an die älteren Söhne Heinrich und Boleslaw übertragen. Sie wurden verpflichtet, je einen ihrer jüngeren Brüder Konrad und Wladislaw, die für den geistlichen Stand bestimmt waren, aus ihren Teilgebieten auszustatten. Heinrich wählte den jüngsten Bruder Wladislaw. Deren gemeinsames mittelschlesisches Gebiet blieb ungeteilt.

1255 wurde Wladislaw Propst des Kollegiatkapitels am Vyšehrad und kurze Zeit später Kanzler des böhmischen Königs Ottokar II. Durch die kirchlich-politische Stellung Wladislaws und die nahe Verwandtschaft mit Ottokar II. wurden die bestehenden Beziehungen Schlesiens mit Böhmen vertieft. Obwohl Wladislaw überwiegend außer Landes war, beurkundete er ab 1257 mehrfach gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich. Beide verliehen 1261 ihrer Hauptstadt Breslau das Magdeburger Recht.

Wladislaw bekleidete das Amt eines päpstlichen Kaplans und war seit 1256 Domherr von Bamberg. 1258 wählte ihn ein Teil des dortigen Domkapitels zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Heinrich I. von Bilversheim. Dieses Amt konnte er nicht antreten, da er erst 20 Jahre alt war und ihm der Papst deshalb die erforderliche Dispens verweigerte. 1262 wurde er Scholaster des Breslauer Domkapitels. Dessen Domherr Magister Peter war Wladislaws Hofmeister und begleitete diesen 1265 nach Padua, wo Wladislaw ein Studium aufnahm. Auf Betreiben des böhmischen Königs Ottokar II. wählte das Passauer Domkapitel am 22. April d. J. Wladislaw zum Bischof, und schon am 6. Oktober d. J. erfolgte die Wahl zum Erzbischof von Salzburg. Papst Klemens IV. erteilte am 20. November d. J. seine Zustimmung für die Ernennung zum Erzbischof von Salzburg und gleichzeitig die Dispens wegen des noch nicht erreichten kanonischen Alters sowie der fehlenden höheren Weihen des Kandidaten. Zum Bischof von Passau ernannte der Papst am 24. November d. J. Wladislaws Hofmeister Peter.

Wladislaw kam erstmals im Frühjahr 1266 nach Salzburg. Da er Mitregent seines älteren Bruders Heinrich III. war, musste er nochmals nach Schlesien zurückkehren. Nach Heinrichs Tod am 3. Dezember 1266 übernahm Wladislaw die vormundschaftliche Regierung für seinen Neffen Heinrich IV., wodurch sich Wladislaws Rückkehr nach Salzburg verzögerte. Auf sein Erzbistum verzichtete er nicht.

Am 11. Juni 1267 wurde er in Salzburg durch seinen früheren Hofmeister und nunmehrigen Passauer Bischof Petrus zum Priester geweiht. Am nächsten Tag erfolgte die Bischofsweihe unter Assistenz der Bischöfe Konrad II. von Freising, Leo Thundorfer von Regensburg und Heinrich von Lützelburg von Chiemsee. Während seiner kurzen Amtszeit in Salzburg gelang es ihm, die verworrene Lage des Bistums zu stabilisieren und die unter seinem Vorgänger geschmälerten Rechte wieder herzustellen. Bei seinen Vorhaben unterstützte ihn vor allem sein späterer Nachfolger, Dompropst Friedrich von Walchen. Wladislaw visitierte Teile seiner Diözese und deren Eigenbistümer. Mit einem „Schiffsherrenprivileg“ regelte er die Rechte der Laufener Schiffer, mit einer Münzvereinbarung die Prägung von Münzen. In Kärnten erwarb er für sein Bistum umfangreiche Besitzungen. Wiederholt wirkte er als Schiedsrichter in Streitsachen.

Großen Einfluss übte Wladislaw auf die Heiligsprechung seiner 1243 verstorbenen Großmutter Hedwig von Andechs. Sie wurde am 26. März 1267 durch Papst Clemens IV. kanonisiert.

Nach dem Tod des Breslauer Bischofs Thomas I. 1268 wurde Wladislaw vom Domkapitel zu dessen Nachfolger gewählt. Da er nicht auf sein Salzburger Erzbistum verzichtet hatte, verweigerte der Papst seine Zustimmung, so dass er nur zum Administrator von Breslau ernannt wurde. Den Titel eines Erzbischofs von Salzburg behielt er weiterhin.

Er starb vermutlich in Salzburg und wurde vor dem Marienaltar des Doms beigesetzt. Zu seinem Alleinerben bestimmte er testamentarisch seinen Neffen Heinrich IV. Dieser musste 1277 auf ein Drittel seines Erbes zugunsten seines Onkels Boleslaw II. verzichten.

Verweise

Literatur

  • Historische Kommission für Schlesien (Hg.): Geschichte Schlesiens, Bd. 1, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-6341-5, S. 113–128
  • Heinz Dopsch, Hans Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburgs, Stadt und Land. Salzburg 1988, ISBN 3-7025-0243-2

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wlodizlaus von Schlesien — Wladislaw von Schlesien, (auch: Ladislaus von Schlesien; Wlodizlaus von Salzburg; * 1237; † 27. April 1270 vermutlich in Salzburg) war Kanzler des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl, gewählter Bischof von Bamberg und Passau, Erzbischof von… …   Deutsch Wikipedia

  • Wladislaw von Schlesien — Wladislaw von Schlesien, (auch: Ladislaus von Schlesien; Wlodizlaus von Salzburg; * 1237; † 27. April 1270 vermutlich in Salzburg) war Kanzler des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl, gewählter Bischof von Bamberg und Passau, Erzbischof von… …   Deutsch Wikipedia

  • Ladislaus von Oppeln — Herzog Władysław von Oppeln Władysław von Oppeln[1](polnisch Władysław Opolczyk, lateinisch Ladislaus; * zwischen 1326 und 1332; † 18. Mai 1401 in Oppeln, Königreich Böhmen) war ab 1356 böhmischer Lehns und Erbherzog von …   Deutsch Wikipedia

  • Schlesien — Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Wladislaw von Salzburg — Wladislaw von Schlesien, (auch: Ladislaus von Schlesien; Wlodizlaus von Salzburg; * 1237; † 27. April 1270 vermutlich in Salzburg) war Kanzler des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl, gewählter Bischof von Bamberg und Passau, Erzbischof von… …   Deutsch Wikipedia

  • Wladyslaw von Salzburg — Wladislaw von Schlesien, (auch: Ladislaus von Schlesien; Wlodizlaus von Salzburg; * 1237; † 27. April 1270 vermutlich in Salzburg) war Kanzler des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl, gewählter Bischof von Bamberg und Passau, Erzbischof von… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Grabstätten europäischer Monarchen — Diese Liste enthält eine Übersicht über die Grabstätten europäischer Kaiser, Könige und Regenten und deren Gemahlinnen sowie bedeutender Thronfolger seit dem Mittelalter. Die einzelnen Tabellen beginnen entweder mit der Ausrufung zum Königreich… …   Deutsch Wikipedia

  • Giesdorf (Schlesien) — Namysłów …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV. von Rosenberg — (tschechisch Jindřich IV. z Rožmberka; * 1427; † 25. Januar 1457 in Wien) war ein böhmischer Adliger und von 1454 bis 1457 Landeshauptmann von Schlesien sowie Landvogt der Oberlausitz. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie …   Deutsch Wikipedia

  • Marie von Radziwill — Fürstin Marie Radziwiłł Marie Dorothea Fürstin von Radziwiłł, geb. Comtesse de Castellane (* 19. Februar 1840 in Paris; † 10. Juli 1915 in Kleinitz/Schlesien) war eine Berliner Salonière und …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”