Ladislaus von Rabcewicz

Ladislaus von Rabcewicz

Ladislaus von Rabcewicz (* 12. Juni 1893 in St. Kunigund bei Maribor (deutsch: Marburg an der Drau), damals Österreich-Ungarn, heute Slowenien ; † 19. Dezember 1975) war ein österreichischer Hochschullehrer und Pionier des Tunnelbaus. Er wirkte maßgeblich bei der Entwicklung der Neuen Österreichische Tunnelbauweise mit, einer heute weit verbreiteten Tunnelbaumethode.

Inhaltsverzeichnis

Leben und beruflicher Werdegang

Ladislaus von Rabcewicz, der als Sohn eines Gutsbesitzers aufwuchs, maturierte am Gymnasium in Graz. Anschließend studierte er an der Technischen Hochschule ebenfalls in Graz und Wien Bauingenieurwesen. Das Studium wurde allerdings durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, wo er bei einem Sappeur-Bataillon einrücken musste. Er wurde im Laufe des Krieges Offiziersanwärter und später Militärbeamter in Polen.

Im Juni 1918 konnte er sein Studium beenden. Im selben Jahr heiratete er Elisabeth Wurmb, die Tochter von Karl Wurmb, dem Erbauer der Tauernbahn.

Beruflich begann er in der Steiermark mit Bahntrassierungen und Hochwasserschutzbauten. Die folgenden Jahre verbrachte er auf Java, wo er für die Niederländisch-Indischen Staatseisenbahnen arbeitete. 1924 kam er wieder in seine Heimat, wo er an der Pinkatalbahn und an der Tiroler Zugspitzbahn mitarbeitete. Seine Feuertaufe im Stollenbau, der später sein Hauptgebiet werden sollte, erlebte er bei Arbeiten am Kraftwerk bei Reutte, das sich in einem geologisch schwierigen Gebiet befindet.

In den Jahren 1928 bis 1931 war er Bauleiter einer Eisenbahn in Südanatolien. Anschließend wirkte er beim Bau der Großglockner-Hochalpenstraße mit.

Die folgenden Jahre war er wieder im Ausland, diesmal im Iran. In dem Baulos, das 120 km umfasste, waren 75 Tunnels mit 20 km Gesamtlänge in teilweise schwierigen Gelände zu errichten. So arbeitete er sich bis zum Chef der Bahnerhaltung der Persischen Staatseisenbahnen empor.

In dieser Zeit erkannte er, wie weit die Theorie und die Praxis im Tunnelbau auseinanderklaffte. Er hielt auch ständig Kontakt mit dem in Wien Bodenmechanik unterrichtenden Karl von Terzaghi.

1938 wurde er Oberingenieur in einer deutschen Baufirma und wurde mit Planungen für einen Rheintunnel in Köln, sowie einem Tunnel der Reichsautobahn bei Swinemünde betraut. Auch der Schleusenbau des Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug fiel in seine Tätigkeit.

Ab 1940 war er bis Kriegsende ordentlicher Professor für Eisenbahnwesen an der Technischen Hochschule in Wien. Daneben war er Berater für Tunnelbauten der Organisation Todt. Dabei ist vor allem der Bau der Bahn von Fauske nach Kirkenes in Norwegen zu erwähnen. Das Projekt blieb allerdings in der Planungsphase stecken. Auch der Bau des Loibltunnels zwischen Kärnten und Slowenien wurde damals begonnen, aber ebenfalls mit Kriegsende eingestellt.

In der Nachkriegszeit war er sowohl als selbstständiger Konsulent als auch als Berater von großen Untertagebauunternehmen tätig. Als Beispiele können hier in seiner Heimat der Umbau des Semmeringtunnels oder die Rekonstruktion des Präbichltunnels, aber auch im Ausland die zweitgrößte Kaverne der Welt, der Forcacava oder der Abwasserkanal des Kraftwerks Assuan aufgeführt werden.

Im Jahr 1951 promoviert er an der Technischen Hochschule Graz zum Doktor der Technischen Wissenschaften.

In der Zeit von 1956 bis 1958 war er als UNO-Berater für Tunnelbau in Venezuela tätig. Bei verschiedenen Tunnelbauten im Zuge des Autobahn- und Eisenbahnbaues wendete er erstmals die von ihm erforschten Erkenntnisse konsequent an, so dass man diese Tunnels als die ersten nach der neuen Tunnelbaumethode errichteten bezeichnen kann.

Seit 1958 war er als freischaffender Ziviltechniker weltweit tätig. Nach der Rückkehr aus Venezuela wird er auch vermehrt im damals noch kleinen Salzburger Kreis, dem auch beispielsweise Leopold Müller oder Franz Pacher angehört, tätig. Mit diesen beiden verhalf er auch der Neuen Österreichische Tunnelbauweise zu einem heute oftmals verwendeten Baustandard.

Diese Tunnelbauweise hat er bereits 1948 zum Patent angemeldet, das 1949 angenommen wurde. Mit der Erfahrung, dass die Entwicklung rasant weiter gehen würde, gab er das Patent aber bald wieder auf. Sein Bestreben war es stets, sein Wissen umfassend weiterzugeben.

Sieben Tage nach der Ehrung mit der Wilhelm Exner Medaille verstarb er plötzlich am 19. Dezember 1975. Begraben ist er in seiner letzten engeren Heimat am Waldfriedhof von St. Gertrauden bei Mauterndorf in Salzburg.

In seinem Leben war er an mehr als 200 km Tunnelbauten weltweit maßgeblich beteiligt. Zwei seiner Enkel sind ebenfalls Tunnelbauingeneure, einer davon ist Ordinarius in Graz.

Werke

  • Gebirgsdruck und Tunnelbau, 1944
  • insgesamt 49 Veröffentlichungen

Auszeichnungen

Literatur

  • Dipl.Ing. Erich Hackl, Ladislaus von Rabcewicz in Felsbau 11 (1993), Nr. 5, 220ff

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rabcewicz — Ladislaus von Rabcewicz (* 12. Juni 1893 in St. Kunigund bei Marburg; † 19. Dezember 1975) war ein österreichischer Hochschullehrer und Pionier des Tunnelbaus. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und beruflicher Werdegang 2 Werke 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Maribor — Die folgende Liste enthält die in Maribor geborenen, zeitweise lebenden sowie zu Ehrenbürgern ernannten Persönlichkeiten, jeweils chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Joseph Ritter von Prechtl-Medaille — Die Johann Joseph Ritter von Prechtl Medaille ist eine Medaille, die im Jahr 1950 durch das Professorenkollegium der Technischen Universität Wien gestiftet wurde. Namensgeber ist der Gründer und langjährige Leiter des Politechnikums, dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Neue Österreichische Tunnelbaumethode — NÖT – Bohren der Sprenglöcher NÖT – E …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Wurmb — Denkmal für Karl Wurmb in der Salzburger Schwarzstraße Karl Wurmb (* 18. November 1850 in Neumarkt im Hausruckkreis; † 30. Jänner 1907 in Wien) war ein österreichischer Ingenieur, der maßgeblich für die Planung und Realisierung mehrerer… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Ingenieure — Siehe auch: Liste von Erfindern, Liste der Biographien, Kategorie:Ingenieur, Erfinder, Konstrukteur, Liste Persönlichkeiten der Elektrotechnik A Ingenieur Lebensdaten Erfindungen, Leistungen, ingenieurwissenschaftliche Tätigkeiten Roman Abt… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ra–Rad — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Leopold Müller-Salzburg — Leopold Müller beim Geomechanik Kolloquium 1966 in Salzburg Leopold Müller (* 9. Jänner 1908 in Salzburg, † 1. August 1988 ebenda) war ein Hochschullehrer in Karlsruhe, sowie ein österreichischer Pionier der Felsmechanik, des Tunnelbaus und der… …   Deutsch Wikipedia

  • Marburg/Drau — Maribor Marburg …   Deutsch Wikipedia

  • Marburg an der Drau — Maribor Marburg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”