Lagenaria siceraria

Lagenaria siceraria
Flaschenkürbis

Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria)

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Ordnung: Kürbisartige (Cucurbitales)
Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Gattung: Lagenaria
Art: Flaschenkürbis
Wissenschaftlicher Name
Lagenaria siceraria
(Molina) Standl.

Der Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria) gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und wurde 2002 zum Gemüse des Jahres gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der Flaschenkürbis ist eine einjährige Kletterpflanze. Die Spross werden über 10 Meter lang. Die Sprossachse ist kantig. Die Ranken sind zweiteilig. Die Blätter sind groß, herzförmig und auf beiden Seiten dicht behaart. Ihr Geruch wird als unangenehm bezeichnet. An der Übergangsstelle vom Stiel in die Blattspreite sitzen zwei Sekretdrüsen.

Der Flaschenkürbis ist eine einhäusig getrenntgeschlechtige Art (monözisch). Die kultivierten Sorten haben große, weiße einzeln stehende Blüten mit langen Blütenstielen. Die Blüten öffnen sich während der Nacht und werden wahrscheinlich durch Motten bestäubt, möglicherweise auch durch Gurkenkäfer (Diabrotica, Acalymma) und andere Insekten.

Früchte

Die Früchte besitzen eine große Vielfalt an Formen und Größe: die Form reicht von breit, kugelig, birnförmig, keulenförmig, kellenförmig bis zylindrisch. Die kleinsten Sorten haben einen Durchmesser von fünf Zentimeter, die größten können drei Meter lang werden. Die Farbe reicht von hellgrün mit weißen Sprenkeln bis zu weiß, wobei die Rinde im Alter hellbraun wird. Junge Früchte sind behaart, zur Reife werden sie kahl. Die Rinde ist sehr dicht und verholzt, sie ist sehr haltbar und wasserdicht. Das Fruchtfleisch ist in unreifen Früchten weiß und wässrig, zur Reife papieren. Die Samen sind groß, braun, korkig und von eigentümlicher, gefurchter Gestalt.

Inhaltsstoffe

Die Zusammensetzung des essbaren Anteils der Frucht ist durchschnittlich: 96,1 % Wasser, 0,6 % Fasern, 0,2 % Protein, 0,1 % Fett, 2,5 % Kohlenhydrate, 0,5 % Mineralstoffe.[1]

Verbreitung

Das Ursprungsgebiet der Art wird in Afrika vermutet, wo auch die anderen Arten der Gattung Lagenaria vorkommen. Der Flaschenkürbis ist pantropisch verbreitet. Dazu haben wahrscheinlich seine Früchte beigetragen, die ein Jahr lang in Salzwasser schwimmen können, ohne dass die Samen an Keimfähigkeit einbüßen.

Systematik

Innerhalb der Art werden zwei Unterarten unterschieden:

  • subsp. lagenaria umfasst die afrikanischen und amerikanischen Sorten und Landrassen.
  • subsp. asiatica (Kobiakova) Heiser umfasst die asiatischen Formen.

Geschichte

Der Flaschenkürbis ist mehrfach unabhängig voneinander domestiziert worden. In Amerika wurde er bereits 7000 v.Chr. genutzt, ob wilde Vorkommen oder bereits domestiziert, ist nicht geklärt.

In Ägypten wurde er spätestens 2500 v.Chr. genutzt, in anderen Gebieten Afrikas stammen die ältesten Funde von 1000 v.Chr. Von Afrika aus kam der Flaschenkürbis auch ins europäische Mittelmeergebiet. Der Flaschenkürbis wurde von den Römern „cucurbita“ genannt, ein Name, der später auf die Gattung der Kürbisse übergehen sollte. Plinius der Ältere nennt vor allem die Nutzung als Gefäß. Im Mittelalter wurde er in weiten Teilen Europas als Gemüse gezogen, wurde jedoch später von den Kürbissen verdrängt.

In Thailand ist seine Nutzung aus 7000 v.Chr. bekannt, aus China von 2000 v.Chr.

Anbau

Der Flaschenkürbis wird vorwiegend in sonnigen, halbtrockenen Tieflagen angebaut, kann aber auch in den feuchten Tropen auf gut entwässernden Böden gezogen werden. Sorten mit langen, dünnen Früchten werden auf Spalieren gezogen, nicht jedoch solche mit schweren Früchten. In Trockenperioden muss bewässert werden.

Junge Früchte können in bestimmte Formen gezogen werden, auch Knoten sind möglich. Unreife Früchte werden 60 bis 90 Tage nach der Aussaat geerntet. Sollen die Früchte ausreifen, bleiben sie mindestens ein Monat länger an der Pflanze. Durchschnittliche Erträge liegen bei rund 25 Tonnen pro Hektar.

Krankheiten und Schädlinge sind meist wenig bedeutend. Viren und Echter Mehltau können eine Rolle spielen, Anthraknose ist besonders in Indien von Bedeutung.

In Österreich wird bzw. wurde er in den Weinbaugebieten angebaut, wo die getrockneten reifen Früchte als Weinheber benutzt wurden.[2]

Nutzung

Verwendung als Musikinstrument.

Die unreifen Früchte werden vielfach gekocht als Sommergemüse verwendet, beispielsweise in Indien, Italien und China. Sie werden auch in Curries verwendet. In Japan wird das Fruchtfleisch der Sorte 'Yûgao' in Streifen geschnitten, getrocknet und als essbare Hülle für kleine Essensportionen verwendet. Sprossspitzen werden etwa in China und Italien verwendet. Die Samen werden gemahlen zu einer Art vegetabilem Topfen verarbeitet.

Die reifen Früchte wurden und werden als Gefäße zum Aufbewahren von Nahrung verwendet (Kalebasse). Da sie wasserdicht sind, werden auch Flüssigkeiten darin aufbewahrt. In Kenia werden sie von den Massai als Melkeimer verwendet. In China wurden früher kleine Flaschenkürbisse als „Terrarien“ für Grillen genutzt, weiter verbreitet war die Nutzung als Vogelhaus. In Neuguinea, Südamerika und Afrika wurden Flaschenkürbisse als Penisfutterale verwendet. In mehreren Gebieten unabhängig entstand die Tradition, Flaschenkürbisse mit Schnitzereien zu verzieren. Die Tradition der Inka wird heute noch in Peru fortgeführt: die Kürbisoberfläche wird mit glühenden Holzstäben unterschiedlich stark gebräunt. Helle Töne werden durch Ausschnitzen erreicht.

Der Flaschenkürbis wird verbreitet auch zum Bau von Musikinstrumenten genutzt. Dazu gehören Rasseln, aber auch Saiteninstrumente wie Sitar/Berimbau und Trommeln (Maracas). Mehr als 60 verschiedene Blas-, Zupf- und Schlaginstrumente werden aus dem Flaschenkürbis hergestellt.[3] In West-Ungarn wurde ein oboenartiges Instrument (regössíp) von dudelsackartigem Klang teilweise aus dem Flaschenkürbis gebaut[4].

Die ausgekochten und mit Zucker vermischten Blätter werden in Indien gegen Gelbsucht verwendet.

Der Flaschenkürbis hatte lange eine wichtige Bedeutung in der Kräutermedizin, besonders in Asien. Die reifen Früchte werden als Diuretikum, Emetikum und Antipyretikum verwendet. Blätter, Samen und Blüten wurden in den ganzen Tropen zu verschiedensten Heilzwecken eingesetzt.[5] Guha und Sen nennen darüber hinaus folgende Anwendungsgebiete: Verbrennungen, Gelbsucht und als Abführmittel.[1]

Die gelegentlich anzutreffende Meinung, dass der Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria) empfängnisverhütend sei, trifft nicht zu. Die Meinung beruht auf einer Verwechslung mit der verwandten Art Lagenaria breviflora. Für letztere wurde in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, dass sie die Einnistung der befruchteten Eizelle hemmt.[6]

Belege

  • R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997, S. 60. ISBN 0-85199-133-5 (Merkmale, Anbau)
  • M. Pitrat, M. Chauvet, C. Foury: Diversity, history and production of cultivated cucurbits. In: K. Abak, S. Büyükalaca: Proceedings of the First International Symposium on Cucurbits. Acta Horticultae, Band 492, 1999, S. 21-29. ISSN 0567-7572 (Geschichte)

Einzelnachweise

  1. a b J. Guha, S.P. Sen: Physiology, biochemistry and medicinal importance. In: N.M. Nayar, T.A. More: Cucurbits. Science Publishers, Enfield 1998, S. 97-127. ISBN 1-57808-003-7
  2. M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
  3. Summit , G. & Widess, J. 1999. Making gourd musical instruments : over 60 string, wind and percussion instruments, and how to play them . Sterling Publishing, New York.
  4. Magyar Néprajzi Lexikon – Ungarisches Lexikon der Volkskunde (ung.)
  5. R. W. Robinson, D. S. Decker-Walters: Cucurbits. CAB International, Wallingford 1997, S. 91. ISBN 0-85199-133-5
  6. AA Elujoba, SO Olagbende, SK Adesina: Anti-implantation activity of the fruit of Lagenaria breviflora Robert. J Ethnopharmacol. 1985, Band 13, S. 281-8. (Abstract)

Weiterführende Literatur

  • C.B. Heiser Jr.: The Gourd Book. University of Oklahomy Press, Norman, Oklahoma, 1979.

Weblinks


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