- Lamellen
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Der Ausdruck Lamelle (von spätlat. lamella für „dünne Scheibe“, „Blättchen“, Diminutiv v. lamina, lamna, „Platte“, „Blatt“, „Scheibe“) bezeichnet dünne, lange Scheiben, Blätter oder Klingen, besonders wenn sie zu mehreren mit ihren Flächen parallel oder annähernd parallel zueinander angeordnet sind und nur ihre Kanten nach außen weisen. Solche verbundenen Lamellenstrukturen verfügen über eine am Materialaufwand gemessen sehr große Oberfläche und Stabilität. Die den Lamellen eng verwandte Struktur der Bienenwaben verbindet minimalen Materialeinsatz mit nahezu maximaler Stabilität.
Man unterscheidet
Natürliche Lamellen
- Lamelle (Mykologie): Das in der Natur bekannteste Vorkommen von Lamellen sind die blättrigen, sporentragenden Schichten an den Fruchtkörpern von Basidienpilzen – speziell den Blätterpilzen. Bei ihnen dienen die Lamellen vor allem der Oberflächenvergrößerung, wodurch eine große Anzahl von Basidien Platz findet, die ihre Sporen direkt nach außen abgeben.
- Haftlamelle: Sehr feine Lamellen bilden die Grundstruktur der Haftfüße von Geckos und verschiedenen Insekten. Hier dienen die (elastischen) Lamellen ebenfalls der Oberflächenvergrößerung, die in Verbindung mit weiteren, mikroskopisch kleinen Strukturen durch die Van-der-Waals-Bindung und möglicherweise auch Kapillarität die Haftung an glatten Oberflächen ermöglicht.
- Lamellenknochen: Die Knochen des Menschen bestehen überwiegend aus ringförmig um einen blutführenden Versorgungskanal angeordnetem Knochengewebe. Eine Einheit an Ringen wird als Lamelle bezeichnet.
Künstliche Lamellen
- Kühllamelle: In der Technik werden Lamellen ebenfalls zur Oberflächenvergrößerung genutzt, vor allem mit dem Ziel schnellen Temperaturausgleichs. Beispiele sind die Rippen von Kühlern oder Motorgehäusen bei Verbrennungsmotoren und bei Heizkörpern oder Kühlaggregaten. Stegplatten, Wellpappe und vergleichbare Materialien verbinden geringen Materialaufwand und damit geringes Gewicht mit hoher Stabilität durch Lamellenstrukturen oder lamellenähnliche Strukturen. Offene, verstellbare Lamellen werden z. B. bei Jalousien und in Lüftungsanlagen verwendet, um Lichteinfall bzw. Luftstrom zu steuern.
- Lamellenfilter zur Luftfilterung in Lüftungsanlagen, für die Reinigung der Zuluft. Abluftreinigung in Staubsaugern zum Auffangen der Schmutzteile, ebenso in Kraftstoffleitungen bzw Ölheizungen.
- Lamellenbilder werden in der bildenden Kunst seit der Renaissance gefertigt. Durch die vergrößerte Oberfläche gegenüber einem zweidimensionalen Bild und deren Anordnung in der Lamellenstruktur erlauben sie die effektvoll wechselnde Darstellung von zwei oder drei verschiedenen bzw. variierenden Motiven in einem Bild. Beim Vorübergehen an diesem Bild sieht man zuerst die eine Seite der senkrechten Lamellen, deren Bemalung sich zu einem Motiv zusammensetzt, dann das auf der Grundfläche gemalte Motiv und schließlich die andere Seite der Lamellen mit einem dritten Motiv.
- Zungenlamellen bei Musikinstrumenten sind einzelne, durch einen Luftstrom in Schwingungen versetzte Metallstreifen, die bei Instrumenten wie Mundharmonika, Harmonium und den Lingualpfeifen von Orgeln Verwendung finden.
- In der Architektur werden Lamellen aus allen möglichen Baustoffen als Sonnen- und Sichtschutz eingesetzt. Sie können sowohl feststehend sein als auch beweglich. Für außenliegende Lamellen siehe Lamellenfassade, für den Sonnenschutz in Innenraum siehe Lamellenanlage.
- Als Glaslamellen werden in der Architektur Lamellen aus Glas bezeichnet. Feststehende Glaslamellen dienen als Sonnenschutz und Gestaltungsmittel. Bewegliche Glaslamellen werden zur Regelung der Belüftung eingesetzt. Sie werden als Lamellenfenster oder großflächige Lamellenfassade ausgeführt. Auch als zweite Haut einer Doppelfassade werden Glaslamellen eingesetzt.
- In der Archäologie werden als Lamellen sehr kleine "Klingen" bezeichnet. Klingen sind Steinartefakte, die in einer bestimmten Technik (Klingentechnologie) hergestellt wurden, die für das Mesolithikum, also für das Mitteleuropa vor etwa 12000 Jahren typisch ist.
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