- Langspielplatte
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Eine Schallplatte ist eine kreisrunde, in der Regel schwarze, Scheibe, auf der analog Töne aufgezeichnet sind.
Die Schallsignale sind in einer vom Rand der Platte zum Mittelpunkt verlaufenden spiralförmigen Rille gespeichert, deren Wände analog zu Frequenz und Amplitude des Schalls verlaufen. Bei der Wiedergabe wird die Abtastspitze eines Tonabnehmers entsprechend ausgelenkt. Die Rückverwandlung in hörbare Schallsignale kann rein mechanisch über eine Membran und einen Schalltrichter (frühe Grammophone) oder – so das heute übliche Verfahren – auf elektromechanischem Wege mit anschließender elektronischer Verstärkung erfolgen.
Geschichte
Vorgeschichte
Im März 1857 meldete der Franzose Édouard-Léon Scott de Martinville den Phonautograph als Patent (Nummer 17,897/31,470) an. Ihm gelang es 1860, das französische Kinderlied „Au Clair de la Lune“ mit Hilfe eines großen Trichters einzufangen und mit einer Membran, die die Schwingungen auf eine Schweineborste übertrug, auf eine rußgeschwärzte Walze zu kratzen. Allerdings war sein Phonoautograph nicht dazu gedacht, den aufgezeichneten Schall auch wiederzugeben. Das schaffte erst die Erfindung des Amerikaners Thomas Alva Edison 1877, gebaut vom Appenzeller John Kruesi, der mit dem ebenfalls patentierten Phonograph weltberühmt wurde. Auch dessen erste Aufzeichnung war ein Kinderlied („Mary had a little lamb…“). Die Töne wurden zunächst in eine Zinnfolie geritzt, später auf einer Wachswalze mit wendelförmiger Tonspur in Höhenschrift gespeichert, wobei das Prinzip der Amplitudenauslenkung auch hier unmittelbar akustisch (Membran/Trichter) genutzt wurde. Wichtige theoretische Grundlagen entwickelte auch der Franzose Charles Cros, der seine Arbeiten ebenfalls 1877 bei der Naturwissenschaftlichen Akademie in Paris einreichte.
Charles Sumner Tainter
Bereits im Jahre 1880 machte der US-amerikanische Physiker Charles Sumner Tainter (Columbia Graphophone Company) die Entdeckung, dass viele technische Nachteile der Edisonischen Walzen (umständliche Handhabung und aufwändige Vervielfältigung) beseitigt werden könnten, wenn man die Tonspur spiralförmig in die Oberfläche einer flachen, runden Scheibe eingraviert. Tainter entwickelte den Prototypen eines entsprechenden Aufnahmeapparats und stellte einige bespielte Wachsplatten her, gab die Versuche aber infolge technischer Probleme nach kurzer Zeit wieder auf. Tainters Wachsplatten befinden sich heute im Smithsonian Institute in Washington. Sie gelten als die ersten Schallplatten der Welt.
Emil Berliner
Vom Wachszylinder zur Schallplatte
Unabhängig von Tainter, der seine Ideen nicht publiziert hatte, gelangte im Jahre 1887 der deutsche Erfinder und Industrielle Emil Berliner bei seinen Versuchen mit dem Edison-Phonographen zu einem ähnlichen Verbesserungskonzept. Er hatte sich mehrere Jahre lang mit dem Edison-Phonographen befasst und früher als Edison erkannt, dass die Zukunft der Tonaufzeichnung in erster Linie im Unterhaltungsbereich lag. Als Geschäftsmann sah auch er in der umständlichen – und damit teuren – Vervielfältigung der Walzen den entscheidenden Schwachpunkt des Phonographen und verwendete seine Zeit und Mühe vorrangig auf die Lösung dieses Problems.
1887 gelang ihm der entscheidende Durchbruch seines Erfinderdaseins: Er konstruierte ein Gerät, das die Schallwellen nicht wie bei Edisons Höhenschrift-Phonographen in vertikaler, durch Auf-und-Ab-Bewegung des Schneidstichels entstehender Modulation speicherte, sondern die Rille horizontal auslenkte; die mechanischen Schwingungen ließ er eine Stahlnadel schneckenförmig in eine dick mit Ruß überzogene Glasplatte einritzen. Nach chemischer Härtung des Rußes war er in der Lage, auf galvanoplastischem Wege ein Zink-Positiv und von diesem ein Negativ der Platte anzufertigen, das als Stempel zur Pressung beliebig vieler Positive genutzt werden konnte – die Schallplatte war erfunden. Am 4. Mai 1887 wurde Berliner für seine Idee das US-Patent No. 372,786 erteilt; kurioserweise fast zeitgleich mit der Erteilung des Patents für Edisons Phonographen.
Die älteste bis heute erhaltene Berliner-Schallplatte ist ein am 25. Oktober 1887 von Berliner selbst angefertigtes Zink-Positiv.
Der Öffentlichkeit wurde das neue Aufzeichnungsverfahren erstmals in einem Bericht der Zeitschrift Electrical World vom 12. November 1887 vorgestellt; die frühesten zu Demonstrationszwecken angefertigten Zinkplatten hatten einen Durchmesser von 28 cm und bei etwa 30 UpM eine Spieldauer von vier Minuten.
In den folgenden Monaten entwickelte Berliner in Zusammenarbeit mit dem Techniker Werner Suess sein Verfahren weiter, indem er das rußbeschichtete Glas durch eine mit Wachs überzogene Zink- oder Kupferplatte ersetzte. Nach der Gravur der Schallrille in die Wachsschicht wurde die Platte einem Säurebad ausgesetzt, das die noch mit Wachs bedeckten Teile der Platte nicht angriff, die freigelegten Rillen aber in das Metall einätzte, so dass nach Entfernung des Wachses eine haltbare metallene Urplatte entstand, die zur Herstellung der Pressmatrizen verwendet werden konnte.
Am 16. Mai 1888 präsentierte Berliner ein erstes funktionsfähiges Gerät den Wissenschaftlern des Franklin Institute in Philadelphia. Der zeittypischen Vorliebe für Gräzismen folgend nannte er es Grammophon (sinngemäß: „Laut-Schrift“).
Im August 1888 begann er erstmals, die eigentlich von Anfang an vorgesehene Vervielfältigung seiner Zinkplatten durch Pressen der Negative in weiches Material zu erproben. Zunächst verwendete er als Pressmasse Zelluloid, das er unmittelbar vom Erfinder dieses Werkstoffs, John W. Hyatt, bezog und das sich bald als technisch ungeeignet erwies. Von diesen als Hyatt Disks bekannten ersten experimentellen Zelluloidplatten sind nur sehr wenige Exemplare erhalten geblieben.
Im Juli 1889 kam Berliner aufgrund materialkundlicher Versuche zu dem Schluss, dass vulkanisiertes Hartgummi als Pressmaterial die günstigsten Eigenschaften aufweise, und erachtete seine Erfindung für ausgereift genug, um den Beginn der Serienproduktion einzuleiten.
Erste Serienfertigung
Er ging auf Investorensuche, stieß aber bei der US-amerikanischen Industrie auf wenig Resonanz. Daher reiste er im August 1889 nach Deutschland, um das Grammophon potentiellen Interessenten vorzuführen. Am 26. November 1889 demonstrierte er das Gerät den staunenden Experten der Berliner Elektrotechnischen Gesellschaft, die ihn sofort als Mitglied aufnahm.
Von diesem Erfolg ermutigt entschloss er sich Ende 1889, die Serienfertigung der Platten zunächst auf eigene Rechnung in die Wege zu leiten. Die renommierte Spielwarenfabrik Kämmer & Reinhardt (andere Quellen: „Kämmerer & Reinhardt“) in Waltershausen (Thüringen), fertigte für ihn – vermutlich ab Juli 1890 – sehr einfache Grammophone mit Handkurbelantrieb und entwickelte auch eine sprechende Puppe mit Miniatur-Grammophon im Rumpf. Die passenden Platten wurden bei zwei deutschen Firmen in Auftrag gegeben. Einer der beiden Hersteller war die Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik Mannheim, (daraus wurde später die Firma Schildkröt-Puppen). Ein weiterer Hersteller war die Grammophon-Fabrik Kämmer&Co, Firmenkürzel „G-F-K-C“. Hergestellt wurden Platten mit 8 cm Durchmesser für die Sprechpuppe und 12,5 cm Durchmesser für das Grammophon; zumindest teilweise kamen dabei wohl in den USA entstandene Matrizen zur Verwendung. Die Pressungen waren in Gummi-, Zelluloid- und Zink-Ausführung erhältlich, wobei nicht bekannt ist, inwieweit Zelluloid und Gummi zueinander in zeitlicher Abfolge standen; die Zinkplatten wurden offenbar gegen Aufpreis verkauft.
Diese ersten Serienschallplatten der Welt waren von so minderwertiger Klangqualität, dass Zettel mit dem vollständigen Text der jeweiligen Aufnahme auf die Plattenrückseite geklebt wurden, damit der Käufer den Inhalt der Platte nachvollziehen konnte. Insgesamt wurden 1889–90 in Deutschland etwa 25.000 Platten gepresst, von denen heute weltweit nur noch sehr wenige Exemplare bekannt sind. Die einzige erhaltene Berliner-Sprechpuppe befindet sich im Puppenmuseum der Stadt Waltershausen. Kurzzeitig wurden die deutschen Berliner-Produkte auch nach England exportiert; das Geschäft mit dem unausgereiften System erwies sich aber als wenig lukrativ, weshalb Berliner 1891 die Fertigung einstellen ließ und in die USA zurückkehrte.
Am 23. April 1889 gründete er die American Gramophone Co., die die Verwertung seiner Erfindung übernehmen sollte, aber nach kurzer Zeit zusammenbrach. Die folgenden zwei Jahre verbrachte Berliner damit, das Grammophon technisch zu verbessern. Er ließ von einem New-Yorker Uhrmacher einen Federantrieb entwickeln, der sich allerdings als nicht praxistauglich erwies, und engagierte einen Techniker namens Edward L. Wilson, der für ihn ein Grammophon mit Münzmechanik konstruierte.
Geschäftsausweitung
Erst im April 1893 wagte Berliner zusammen mit den Brüdern Fred und Will Gaisberg, die zuvor schon bei der Columbia Graphophone Company tätig gewesen waren, eine neue Firmengründung. Es entstand die United States Gramophone Company mit Sitz in Washington (1205 G Street NW), die die Erfindung kommerziell verwerten sollte und an die er seine Patente abtreten musste. Die Firma produzierte einige wenige Grammophone und Schallplatten aus Vulcanite beziehungsweise Hartgummi, geriet allerdings bald in finanzielle Schwierigkeiten.
1895 gelang es Berliner, eine Gruppe von Investoren aus Philadelphia für seine Erfindung zu begeistern. Es kam zur Gründung der Berliner Gramophone Company, deren Anteile allerdings nur zum kleineren Teil Berliner selbst gehörten. Die United States Gramophone Co. bestand allerdings parallel dazu als Inhaberin der Patente weiter. Das neue Unternehmen eröffnete in Baltimore (109 North Charles Street) eine Fabrik nebst show room und begann mit der Fertigung von Geräten und Tonträgern.
Der Durchmesser der Platten wurde 1894 auf 10 Zoll (25,4 cm) festgelegt. Bis zum Herbst 1894 verließen etwa 1.000 Grammophone und 25.000 Platten die Fabrik. Berliner veröffentlichte die erste gedruckte Bestellliste der verfügbaren Aufnahmen. Das Unternehmen bot neben den handbetriebenen Grammophonen auch zwei Luxusmodelle mit Elektromotoren an. 1895 änderte man den Plattendurchmesser auf 17,5 cm; im gleichen Jahr erhielt Berliner nach langen juristischen Auseinandersetzungen jenes US-Patent für sein Horizontalschrift-Aufnahmeverfahren, dessen Existenz später die jahrzehntelange monopolartige Position des Unternehmens Victor (später Teil von RCA) auf dem nordamerikanischen Plattenmarkt begründen sollte.
Durchbruch mit Federbetrieb und Schellack
Die Umsätze der Firma waren zunächst bescheiden, da die potentiellen Kunden in Berliners primitivem, handkurbelbetriebenem Grammophon noch immer eher ein Kinderspielzeug als ein ernstzunehmendes Unterhaltungsgerät sahen. Angeregt durch entsprechende Entwicklungen auf dem Phonographen-Sektor beschäftigte sich Berliner erneut mit dem Gedanken, seine Geräte mit Federmotoren auszustatten. Er beauftragte den Mechaniker Eldridge R. Johnson aus Camden City, mit der Entwicklung und Serienfertigung eines passenden Federwerk-Motors, dessen Markteinführung 1896 erfolgte und dem Produkt tatsächlich zu einer enormen Umsatzsteigerung verhalf.
Im Oktober 1896 gab Berliner die Verwendung von Hartgummi als Plattenmaterial auf und ersetzte die Substanz durch eine von der Duranoid Co., Newark, New Jersey, hergestellte Pressmasse, die im Wesentlichen aus Schieferpulver, Baumwollflock und Schelllack bestand, das sich beim - heißen - Pressvorgang kurz verflüssigte, sich auch an die Oberfläche der Scheibe drückte und damit ein strapazierfähiges Material für die Rillen bildete. Das verbesserte die Klangqualität und Haltbarkeit der Platten enorm. Die Schellackplatte war geboren.
Vertrieb über Seaman
Im selben Jahr engagierte Berliner den Werbefachmann Frank Seaman, dessen Aufgabe es sein sollte, den Vertrieb der Berliner-Produkte zu übernehmen. Seaman gründete unter dem Namen National Gramophone Company ein eigenes Unternehmen und schloss mit der Berliner Gramophone Company einen auf fünfzehn Jahre Laufzeit ausgelegten Vertrag, der ihm die Exklusivrechte am Vertrieb aller Berliner-Erzeugnisse sicherte. Seamans brillante Werbekampagnen machten das Grammophon binnen kürzester Zeit weltweit bekannt und ließen die Verkaufszahlen der Platten und Geräte förmlich explodieren – im Geschäftsjahr 1898 konnte Berliner bereits 713.753 Schellackplatten absetzen. Berliners Erfindung lag nun in den Händen dreier von einander unabhängiger Firmen. Die United States Gramophone Company hielt noch immer die Patente, die Berliner Gramophone Company produzierte Platten und Abspielgeräte, die National Gramophone Company beherrschte die Vermarktung.
Berliner expandierte durch Gründung ausländischer Tochtergesellschaften, als deren wichtigste im Jahre 1898 die britische Gramophone Company entstand. Diese gründete ihrerseits als Tochter-Tochterunternehmen die Deutsche Grammophon-Gesellschaft mit Sitz in Hannover, geleitet erneut von Berliners Bruder Joseph.
Bruch mit Seaman
Das zunächst sehr erfolgreiche unternehmerische Konzept sollte sich für Berliner bald als fatal erweisen, denn Seaman, der als wenig vertrauenswürdiger Charakter galt, war angesichts der enormen Gewinne, die in Berliners Kassen flossen, mit seinem langfristigen Vertrag unzufrieden. Er begann 1898 heimlich mit der Herstellung seiner Zonophone, die technisch lediglich Plagiate der Berliner-Geräte darstellten. Seaman bot Berliner an, er möge künftig die Zonophone kaufen und unter seinem Namen vertreiben lassen. Berliner lehnte das empört ab, zumal er den Vertrag mit Johnson nicht gefährden wollte und Seaman allgemein misstraute; überdies waren die Zonophone von schlechterer Qualität als die bisherigen Berliner-Erzeugnisse.
Seaman wertete die Ablehnung Berliners als Aufhebung seines Vertrags, benannte seine Firma in United Talking Machine Company (UTMC) um und begann auf eigene Rechnung Platten und Zonophone zu fertigen. Berliner verklagte Seaman wegen Vertragsbruchs. Seaman nahm daraufhin vertrauliche Verhandlungen mit dem Walzenhersteller Columbia auf, der die Patente an den Erfindungen von Chichester Bell und Charles Sumner Tainter hielt. 1899 erhob Columbia auf Seamans Betreiben Klage gegen Berliner mit der Begründung, die Berliner-Patente von 1887 wären unter Verletzung älterer Bell- und Tainter-Patente erteilt worden und damit nichtig.
Die komplizierten juristischen Auseinandersetzungen, in die auch Eldridge Johnson verwickelt war und in denen der von Columbia engagierte Star-Anwalt Philipp Mauro eine entscheidende Rolle spielte, endeten für Seaman erfolgreich.
Dies führte dazu, dass Berliner ab dem 25. Juni 1900 die Verwendung des Namens Gramophone in den USA verboten war und er auch sonst für sein amerikanisches Unternehmen keine Zukunft mehr sah. Er löste seine Firmen auf, verkaufte alle seine US-amerikanischen Patente an Eldridge Johnson, mit dem er sich wieder versöhnt hatte, und siedelte nach Montreal über.
Weiteres Wirken
In den folgenden Jahrzehnten leitete er sehr erfolgreich die kanadische Niederlassung seines Imperiums und nahm auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der aus seiner britischen Filiale entstandenen Gramophone Company. Nebenbei beschäftigte er sich mit aeronautischen Problemen und war an der Entwicklung eines der ersten brauchbaren Hubschrauber beteiligt.
Entstehung der Schallplattenindustrie ab 1900
Der große kommerzielle Erfolg der Berliner-Schallplatte und der relativ schlechte patentrechtliche Schutz der Erfindung ermunterten ab etwa 1900 vor allem in Europa zahlreiche Unternehmer, die Produktion eigener Schallplatten und Abspielgeräte aufzunehmen. Binnen weniger Jahre entwickelte sich so ein äußerst innovativer, schnelllebiger Industriezweig, als dessen Zentren London, Paris, Hannover, Berlin und Wien galten.
Zum damaligen Zeitpunkt konkurrierten noch einige Systeme, die untereinander oft nicht kompatibel waren. Vor dem Ersten Weltkrieg war beispielsweise die französische Firma Pathé sehr dominant am Weltmarkt. Ihre Platten konnten nur mit einer abgerundeten Saphirnadel bei 90 bis 100 min−1 abgespielt werden, liefen immer von innen nach außen und waren mit der sog. Tiefenschrift aufgenommen worden. Da Pathé zum Zeitpunkt des Aufkommens der Schellackplatten bereits über einen großen Fundus älterer Walzenaufnahmen verfügte, deren Grundlage ebenfalls die Tiefenschrift war, konnte die Firma mit einem für damalige Zeit unerwartet großen Sortiment an Musiktiteln ins Geschäft einsteigen. Die mit Tiefenschrift aufgenommenen Platten durften niemals mit einer Grammophonnadel abgespielt werden, da diese die Platte sofort zerstörten. Für diese Platten gab es das Pathéphone oder als Adapter für Grammophone eine Pathé-Schalldose, welche jedoch nur mit Fachkenntnis installiert werden durfte.
Eine weitere frühe Variante stellte die nordamerikanische Edison-Diamond-Disc dar, welche jedoch nicht aus Schellack gefertigt wurde und sechs Millimeter dick war. Auch diese sensiblen Platten, welche in Europa sehr selten sind, dürfen nicht mit dem Grammophon abgespielt werden.
Letztendlich setzte sich die Schellackplatte mit einer Geschwindigkeit von 78 Umdrehungen pro Minute durch, für welche es spezielle Nadeln zu kaufen gab, die nach verschiedenen damaligen Empfehlungen nach jeder Platte ausgewechselt werden sollten.
Preiswerte Grammophone einfacher Bauart kamen in vielfältigen Formen auf den Markt und ließen die Schallplatte zu einem auch für die Unterschicht erschwinglichen Unterhaltungsmedium werden. Bis 1914 entstanden alleine in Deutschland etwa 500 konkurrierende Schallplattenmarken.
Technische Verbesserungen ließen die Klangqualität stetig steigen. Allmählich begannen sich auch große Musiker wie Enrico Caruso, Nellie Melba und Hermann Jadlowker für das Medium Schallplatte zu interessieren und verhalfen mit ihren Einspielungen den Plattenkonzernen zu beträchtlichen Gewinnen.
Besonders das zunächst eigenständige, später vom Konzern des schwedischen Schallplattenkönigs Carl Lindström übernommene Label Odeon tat sich mit technischen Innovationen hervor und brachte die ersten großformatigen Platten (25, 27 und 30 cm Durchmesser) sowie die ersten doppelseitigen Pressungen auf den Markt.
1918 – 1930
Der Erste Weltkrieg ließ die Schallplattenproduktion weltweit stark zurückgehen, was primär durch den vorübergehenden Zusammenbruch des internationalen Handelsnetzes für Rohschellack bedingt war. Nach Kriegsende erholte sich die Schallplattenindustrie zunächst nur langsam. Die Wirtschaftskrisen der 20er Jahre und auch die Entstehung der ersten Rundfunksender beeinträchtigten die Plattenabsätze weltweit erheblich. Ins Gegenteil verkehrte sich diese Entwicklung allerdings, als ab 1925 mehrere US-amerikanische, holländische und deutsche Firmen annähernd gleichzeitig elektrische Aufnahmeverfahren präsentierten, die die alten akustisch-mechanischen Aufnahmeapparate binnen kurzer Zeit völlig verdrängten, die Kosten der Schallplattenaufnahme dramatisch reduzierten und die Klangqualität enorm verbesserten. Die Einführung der elektrischen Aufnahme ließ in Deutschland erneut eine große Zahl kurzlebiger kleiner Plattenfirmen entstehen, die technisch und musikalisch oft sehr experimentierfreudig waren. Das 1928 von dem Erfinderkollektiv Tri Ergon entwickelte Lichttonverfahren erlaubte erstmals das Schneiden und Nachbearbeiten von Aufnahmen. Erste elektrische Plattenspieler kamen auf den Markt. Die Musikbegeisterung der späten 20er Jahre garantierte den Schallplattenkonzernen ausgezeichnete Umsätze.
1930 – 1945
Ein technischer Fortschritt in den frühen Dreißigern war die Einführung des Selbstschneidens von Grammophonplatten. Anfangs schnitt man in weiche Folien ohne Nachbehandlung, später in Decelith-Rohlinge mit den üblichen 78 min−1 .[1] Die Haltbarkeit der geschnittenen Decelithscheibe wurde durch eine härtende Nachbehandlung der Oberflächenschicht verbessert, die aber ein nachträgliches Einsenden der fertigen Platte an den Hersteller der Rohlinge erforderte. Dieses Aufzeichnungsverfahren war noch bis zur Serienreife des Magnetophons in den frühen fünfziger Jahren auch in professionellen Rundfunkstudios in Gebrauch.
Das Jahr 1933 brachte für die deutsche Schallplattenindustrie dramatische Veränderungen: Zahlreiche bis dahin in jüdischem Besitz gewesene Unternehmen wurden in den ersten Jahren der NS-Diktatur enteignet und aufgelöst. Gegen viele prominente Plattenkünstler, wie z. B. die Comedian Harmonists, ergingen aus rassistischen und politischen Gründen Berufsverbote. Die Einfuhr ausländischer Platten nach Deutschland war kaum noch möglich. Bis 1939 reduzierte sich die Zahl der auf dem deutschen Markt präsenten Schallplattenmarken daher beträchtlich. Da deutsche Plattenfirmen jedoch im Ausland Aufnahmen mit bekannten Künstlern machten, waren diese am Inlandsmarkt durchaus bekannt. Gerade die in den späten 1930er Jahren in Deutschland populär werdende Swing-Musik profitierte von dieser Praxis. Unabhängig von den Maßregelungen der Reichsmusikkammer gegen ausländische Musikströmungen leistete sich beispielsweise Telefunken mit Heinz Wehners „Telefunken-Swing-Orchester“ eine Swing-Kapelle amerikanischer Prägung. In der Ausgabe 12/1937 bezeichnete das amerikanische Jazz-Magazin „Down Beat“ das Telefunken-Swing-Orchester „als beste Band im Nazireich“. Auch internationale Swing-Bands wie die von Teddy Stauffer und Fud Candrix wurden zunächst über ihre Platten bekannt, bevor sie beispielsweise Arrangements im damals bekanntesten deutschen Jazz-Club, dem Berliner Delphi-Palast, bekamen.
Während des Zweiten Weltkriegs sollte ein groß angelegtes Altplatten-Verwertungssystem sichergestellt werden, tatsächlich brach ab etwa 1943 die deutsche Schallplattenproduktion trotzdem weitgehend zusammen. Nur für den Bedarf von Rundfunk und Kinos wurde bis zum Kriegsende weiter produziert.
1946 – 1961
Nach 1945 nahmen die Schallplattenfabriken, soweit unzerstört geblieben, ihre Arbeit recht bald wieder auf, wobei zunächst die Schellack-Technik beibehalten wurde. Im Westen Deutschlands entstanden viele neue Plattenmarken, die besonders den neu entstandenen Bedarf nach US-amerikanisch geprägtem Swing und Jazz zu decken versuchten. In der sowjetischen Besatzungszone wurde die Schallplattenfabrikation dagegen als einer der ersten Industriezweige komplett verstaatlicht. Es verblieb als einziger Schallplattenhersteller der VEB Lied der Zeit, später VEB Deutsche Schallplatten, mit den Labels Amiga, Eterna, Litera, Nova, Aurora und Schola.
In der Bundesrepublik und den meisten anderen westlichen Ländern wurde die Fertigung von Schellackplatten im Juli 1958 aufgegeben. Die DDR vollzog diesen Schritt im Jahre 1961.
Technische Fortschritte nach der Schellack-Ära
Vinylschallplatten
Bereits in den Anfängen der Schallplattenherstellung hatte es – etwa in Großbritannien durch Nicole Records – erfolglose Versuche gegeben, das teure Naturprodukt Schellack durch preiswertere synthetische Kunststoffe zu ersetzen. Größere weltweite Verbreitung bekamen Schallplatten aus Polyvinylchlorid (PVC) erst ab 1948.
Es gab schon seit längerem Versuche, preisgünstigere Kunststoffe statt Schellack zu verwenden. 1930 brachte RCA Victor die erste langspielende Vinylschallplatte heraus, vermarktet als "Program Transcription Discs". Diese revolutionäre Platte war gedacht für 33⅓ rpm und hatte einen Durchmesser von 30 cm und war unzerbrechlich. Roland Gelatt stellte in seinem Buch "The Fabulous Phonograph" fest, dass RCA Victors frühe Einführung einer Langspielplatte ein kommerzieller Fehler war, vor allem wegen des Mangels an geeigneten Wiedergabegeräten .[2]
Man begann aber Ende der 1930er Jahre in den USA, voraufgezeichnete Radio-Programme und Werbespots in Vinyl zu pressen, da diese dann beim Versand nicht zerbrechen. Dieser Vorteil führte auch dazu, dass in den USA Schallplatten für Kinder in Vinyl gepresst wurden.
Mit der Schellackverknappung während des zweiten Weltkrieges wurde die Verwendung von Vinyl forciert. So auch die V-Discs der US-Armee. Das Material ermöglichte deutlich schmalere Rillen (Mikroschrift) als in der Schellack-Ära. Dadurch wurden zwar kleinere Abtastnadeln erforderlich, aber dafür kam es zu einer deutlichen Steigerung sowohl der Tonqualität als auch der Spieldauer. Man verwendete meist 33⅓ rpm, nur für kürzere Aufnahmen 78 rpm. Somit hatte das Radio bereits ein der Vinyl-LP ähnliches Schallplattenformat in Verwendung, lange bevor die "Mikrorillenschallplatte" der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Geschwindigkeiten und Formate
Auch wenn Vinylschallplatten bisher keinen kommerziellen Erfolg hatten, hatte man deren Vorteile (geringere Störgeräusche, bessere Haltbarkeit, längere Laufzeit) nicht aus den Augen verloren.
Ende der 1940er Jahre brachten zwei Elektrogerätehersteller zunächst abweichende Formate heraus: Am 21. Juni 1948[3] stellte Columbia Records die 12-Zoll-(30 cm)-Langspielplatte mit 331/3 Umdrehungen pro Minute und kleinem Mittelloch vor, die von Peter Carl Goldmark seit 1939 entwickelt worden war.
1949 folgte RCA Victor mit der 7-Zoll-(18 cm)-Schallplatte mit 45 Umdrehungen pro Minute (min−1) und großem Mittelloch. Die Entscheidung für dieses Format rührte von der Überlegung her, dass sich fast alle Musikstücke sinnvoll in Sätze von ungefähr 5 Minuten unterteilen lassen. Um mit der LP vergleichbare Gesamtspielzeiten zu erreichen, wurden für dieses Format automatische Plattenwechsler angeboten. Der Verkauf sollte in einer buchartigen Verpackung mit mehreren Einzelschallplatten erfolgen, daher stammt die heute noch übliche Bezeichnung „Album“. Gemeinsam war beiden Formaten die Verwendung von PVC als Plattenmaterial und die Mikrorille. Beide Formate wurden zunächst in Konkurrenz zueinander vermarktet. Damalige Plattenspieler beherrschten jeweils nur eines der beiden Formate, so dass Konsumenten sich entscheiden mussten, was zu Unsicherheit unter den Kunden führte. Es handelte sich um ein klassisches Beispiel für einen Formatkrieg, auch bekannt als „Battle of the Speeds“.
Erst seit etwa Mitte der 1950er Jahre wurden Plattenspieler üblich, die die drei wesentlichen bis dahin üblichen Geschwindigkeiten (33⅓, 45 und 78 min−1) beherrschten, und mit Hilfe von Adaptern Platten beider oben erwähnter Mittellochgrößen abspielen konnten. Etliche Plattenspieler besaßen noch die Geschwindigkeit 16⅔ min−1, das ist die Hälfte von 33⅓ min−1, welche Mitte der 1950er Jahre aufkam und für Sprachschallplatten Verwendung fand. Letztlich fand dieses Format kaum Verbreitung, es brachte gegenüber den Schallplatten, die für 33⅓ min−1 ausgelegt waren, kaum Kostenersparnis und der Vorteil der längeren Laufzeit ging zu Lasten der Tonqualität. Anfang der 1970er Jahre konnte man davon ausgehen, dass nur eine verschwindend kleine Minderheit Bedarf für die Geschwindigkeiten 16⅔ und 78 min−1 hatte und ab da kamen auch verstärkt Plattenspieler auf den Markt, welche diese Geschwindigkeiten nicht mehr boten.
Der einzige Bereich, in dem eine mit 16⅔ min−1 laufende Schallplatte erhebliche Vorteile bringen könnte, sind in PKWs eingebaute Plattenspieler, bei denen die Verwendung von Schallplatten mit 30 cm Durchmesser aus verständlichen Gründen nicht möglich ist, dagegen 17 cm große Schallplatten maximal 8 Minuten laufen (mit 33⅓ min−1). Peter Carl Goldmark entwickelte für Chrysler Automobile die Highway Hi-Fi 16⅔ rpm Schallplatte, aber auch dies konnte der Geschwindigkeit 16⅔ min−1 nicht zum Erfolg verhelfen.
Columbias 33-min−1-Platten wurden für Langspielplatten verwendet, während sich die 45-min−1-Platten als Singles einen eigenen Markt eröffneten. So wurden die ursprünglich absichtlich inkompatibel gestalteten Konkurrenzformate zu Varianten ein und desselben Formats, als das sie heute noch wahrgenommen werden. Mischformate in vielen Varianten sind seitdem dazugekommen. Die Entzerrung nach RIAA wurde ebenfalls erst Mitte der 1950er Jahre standardisiert.
Nach diesen hauptsächlich in den USA stattgefundenen Formatbereinigungen war die Vinylplatte bereit, den Schallplatten-Weltmarkt zu erobern. Schellackplatten wurden parallel dazu allmählich aus dem Angebot genommen. 1958 gingen in Westdeutschland die Restbestände an Schellackplatten zu Schleuderpreisen weg. In Westeuropa und Nordamerika waren sie von etwa 1960 an aus den Läden verschwunden. Bis Ende der 1960er Jahre wurden sie aber in manchen Ländern noch produziert. Bekannt sind z. B. Schellack-Pressungen von Beatles-Platten aus Indien aus dieser Zeit.
Zweikanaltechnik
Bereits am 14. Dezember 1931 erfand der Ingenieur Alan Dower Blumlein das bis heute benutzte Verfahren für die Aufnahme und Wiedergabe von zwei Kanälen in einer Rille. Die kommerzielle Einführung der Stereo-Schallplatte fand allerdings erst 1958 durch Mercury Records statt.[4] Anfangs konkurrierten für kurze Zeit zwei Systeme miteinander. Statt nur die reine Seitwärtsbewegung auszuwerten, setzte das „+“-System die Information des zweiten Kanals zusätzlich in eine Tiefenbewegung um, was eine Vereinigung der Patente von Berliner und Edison bedeutete. Das „ד-System, nach dem Blumlein-Verfahren, setzte dagegen die Tonsignale beider Kanäle in jeweils 45° gegen die Senkrechte geneigte Schwingungen um. Damit war es im Gegensatz zum Konkurrenz-System vollkompatibel zur Monoaufzeichnung.
Die Kanaltrennung erfolgt beim Blumlein-Verfahren durch die 90-Grad-Anordnung der einzelnen, jeweils unter 45° zur Rille ausgerichteten Bewegungsmöglichkeiten der Nadel. Dadurch ist es möglich, im Tonabnehmer induktiv die Projektion dieser Bewegungen im Bezug auf die jeweilige Achse in getrennten Magnetsystemen zu erfassen. Da die Nadelbewegungen der einzelnen Kanäle um 90° versetzt sind, sind diese aufgrund der unterschiedlichen Induktion der einzelnen Bewegungsgrade voneinander entkoppelt.
Die Vinylplatte seit den 1980er-Jahren
CX-Kodierung erweitert den Dynamikumfang
Um 1980 stellte CBS Laboratories ein Kompandersystem für Langspielplatten vor, das den nutzbaren Dynamikbereich auf etwa 85 dB (Praxiswert) bzw. 100 dB (unter Laborbedingungen) erweiterte. In Deutschland wurde das CX-System vor allem von Telefunken vermarktet. Der Name stand für „Compatible Expansion“; das Adjektiv „kompatibel“ wies darauf hin, dass ein Abspielen auch ohne Dekoder grundsätzlich möglich war.
Nadelgeräusche wie Knistern und Rumpeln wurden von dem System wirkungsvoll unterdrückt, während andererseits Kratzer infolge der Kontrastwirkung überdeutlich hervortraten.
Um die klanglichen Vorteile ausspielen zu können, erforderten CX-kodierte Schallplatten entweder einen externen CX-Dekoder zwischen Plattenspieler und Audioverstärker oder einen der angebotenen Plattenspieler mit eingebautem CX-Dekoder. Elektronikzeitschriften veröffentlichten auch Anleitungen zum Selbstbau von Dekodern.
Ein bedeutender Nachteil des CX-Systems lag darin, dass der Dekoder auf das jeweilige Abtastsystem genau abgestimmt sein musste, um optimal arbeiten zu können. Der durchschnittliche Anwender musste diese Arbeit einer Fachwerkstatt überlassen. Schon eine Verstellung der Auflagekraft des Tonabnehmers erforderte einen erneuten Abgleich des Dekoders. Ein weiterer Nachteil lag darin, dass der CX-Dekoder bereits einen Entzerrer-Vorverstärker enthielt und ein Anschluss an den Phono-Eingang des Verstärkers nicht mehr sinnvoll war, der damit ungenutzt bleiben musste.
Aufgrund der systembedingten Umständlichkeiten und des zeitgleichen Aufkommens digitaler Tonträger (besonders der Audio-CD) konnte sich das CX-System trotz seiner klanglichen Vorteile nicht am Markt durchsetzen.
Das Label CBS brachte von 1980 bis 1982 etwa 50 CX-kodierte LPs auf den Markt.
Vinylplatte versus Audio-CD
Mit der Einführung der digitalen Compact Disc (CD), die sich in der Fachsprache Audio-CD nennt, gingen ab 1983 die Verkäufe und Produktionszahlen von Schallplatten immer rascher zurück. 1990 wurden doppelt so viele CD verkauft wie LP. Anfang der 1990er verkündeten die wichtigsten Konzerne der Phonoindustrie gemeinsam den „Tod der Schallplatte“. Fortan wurde nur noch auf die Audio-CD gesetzt, beziehungsweise später auf Weiterentwicklungen wie SACD und DVD-Audio, welche sich jedoch bisher nicht durchsetzen konnten.
Dabei hält eine kleine Verbrauchergruppe der Schallplatte nach wie vor die Treue. Hierbei spielen unter anderem nostalgische Aspekte, aber auch individuelle ästhetische Vorteile der Schallplatte gegenüber der CD eine Rolle. Einige Musikliebhaber bevorzugen die Schallplatte wegen ihres ihrer Meinung nach „lebendigeren“, „natürlicheren“ oder „wärmeren“ Klanges. Schallplattenliebhaber erklären diese Vorliebe häufig mit vorgeblichen Unzulänglichkeiten digitaler Aufzeichnungen, wie etwa Quantisierungsfehlern.
Es wird heftig darüber gestritten, welche die Vorteile der Schallplatte sein sollen:
- Analoge Tonaufzeichnungen, insbesondere bei mechanischer Abtastung, sollen Klangverfälschungen mit sich bringen, die subjektiv von manchen Menschen dem verzerrungsärmeren Klang der CD vorgezogen werden (dazu zählen insbesondere harmonische Verzerrungen, sanfteres Clipping-Verhalten der Schallplatte bei übersteuerten Aufnahmen, geringere Übersprech-Dämpfung analoger Tonaufzeichnung u. a. m.);
- Die analoge Aufzeichnungs- und Wiedergabetechnik habe tatsächlich klangliche Vorteile gegenüber dem CD-Standard. Wissenschaftlich und messtechnisch ist dieser Punkt an keiner Stelle belegt – es handelt sich dabei ausschließlich um subjektive Behauptungen bzw. Empfindungen von Vinyl-Liebhabern.
Tatsache ist, dass ein recht großer Aufwand bezüglich der Wiedergabekette vonnöten ist, um die Unzulänglichkeiten der analogen LP möglichst klein halten zu können: Laufwerk, Kombination Tonabnehmer-Tonarm, Abtastnadelschliff und Phonovorstufe sind hierbei nur die markantesten Komponenten, die die Klangqualität beeinflussen. Messtechnisch bewiesen liegt die Wiedergabequalität des digitalen Compact-Disc-Verfahrens eindeutig über dem analogen Nadeltonverfahren. Die Abtastung unterliegt z. B. keinerlei Limitierungen bezüglich geometrischer Unzulänglichkeiten und den daraus bei einer LP resultierenden nichtlinearen Verzerrungen und Gleichlauffehlern. Ebenfalls entfällt unter anderem das bei der Schallplatte unvermeidliche Rillen-Grundgeräusch, welches vor allem bei klassischer Musik größere Einbußen in der Dynamik verursacht.
Im Vergleich mit dem kleineren CD-Booklet bringt die Plattenhülle die Gestaltung der Hülle deutlicher zum Ausdruck, zudem liegen beispielsweise Gesamtaufnahmen von Opern usw. oft regelrechte Bücher als „Beiheft“ bei.
Auch unter den DJs, insbesondere in den Bereichen House, Techno, Hip Hop, Drum ’n’ Bass usw. ist die Schallplatte nach wie vor nicht nur aus ästhetischen Gründen beliebt, sondern auch weil sie sich aufgrund ihrer Technik zum Zusammenführen einzelner Tracks (Musikstücke) am besten eignet. Die Schallplatte wird dabei mittels zweier spezieller Plattenspieler mit stufenlos einstellbarer Abspielgeschwindigkeit in die anderen Tracks gemischt (mixen) oder zur Erzeugung spezieller Klangeffekte von Hand abwechselnd in und gegen die Abspielrichtung bewegt (scratchen).
Diese Vorliebe der DJs für die auch kurz „Vinyl“ genannten Schallplatten gegenüber CD hat sogar zur Entwicklung von Systemen („Final Scratch“, „Rane Serato Scratch Live“) geführt, mit denen MP3 und andere digitale Aufzeichnungen mit gewöhnlichen Plattenspielern gemischt werden können. Dazu werden spezielle Schallplatten benutzt, auf denen statt des Tonsignals ein Timecode aufgezeichnet wurde. Eine spezielle Hardware rechnet diesen Timecode in Signale um, mit denen dann eine Software die Abspielgeschwindigkeit und -richtung eines digitalen Musikstücks steuert.
Auch im Bereich von Metal, Punk und Independent spielt die Schallplatte weiterhin eine bedeutende Rolle.
In den letzten Jahren ist die Zahl sowohl der verkauften als auch der neu veröffentlichten Langspielplatten und Singles, ausgehend von einer niedrigen Bezugsgröße, stark gestiegen. In Europa werden heute jährlich wieder rund 15.000.000 Schallplatten gefertigt. Einige Unternehmen stellen neuerdings auf Kundenwunsch auch individuell eingespielte Platten in Kleinstauflage her, wobei in der Regel keine Plattenpressung erfolgt, sondern die Tonspur mittels eines speziellen Schneidegeräts direkt in einen Vinylrohling graviert wird.
Technische Daten
Die Schallspeicherung erfolgt mechanisch durch Aufzeichnen des Schalls in einer spiralförmigen Rille und gehört zu den Nadeltonverfahren. Zur Wiedergabe können unterschiedliche mechanische oder elektrische Tonabnehmersysteme verwendet werden. Die technischen Eigenschaften der Schallplatte in der heute verwendeten Form sind in der DIN-Norm DIN IEC 98 festgelegt (frühere Normen: DIN 45536, DIN 45537, DIN 45546 und DIN 45547).
Formate
Die technische Ausführung der Schallplatte ist während ihrer Entwicklung ständig verändert worden, um Spieldauer, Frequenzgang und Haltbarkeit weiter zu verbessern. Neben diversen Sonderformaten haben sich einige Formate als Standard etablieren können. Die folgenden Formate sind bei gegenwärtigen Veröffentlichungen anzutreffen:
- 3"-Single: Durchmesser: 3"; Wurde nur von The White Stripes als Merchandising für die Tournee Get Behind Me Satan 2005-2006 verkauft[5].
- Single: Durchmesser: 7" (17,78 cm); Mittelloch 1½" bzw. 38,1 mm, auch 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 45 Umdrehungen je Minute (min−1), selten auch 331/3 min−1; Spieldauer (bei 45 min−1) etwa 4 bis 5 Minuten pro Seite.
- 10"-Single: Durchmesser: 10" (25,4 cm); Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: meistens 45 min−1, in den 60er bis 70er Jahren häufig auch 331/3 min−1 oder 78 min−1 (Schellackplatte, etwa 3 Minuten pro Seite). Das 10"-Singleformat wird nur noch sehr selten für neue Veröffentlichungen gewählt.
- Maxi-Single (Twelve-Inch): Durchmesser: 12" (30,48 cm); Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: meist 45 min−1, weniger auch mit 331/3 min−1, sehr selten Kombinationen beider Geschwindigkeiten auf einer Schallplatte (A- und B-Seite, z.B. "Yello"); Spieldauer bis etwa 16 min/Seite. Schellackplatten mit 78 min−1 dieses Durchmessers hatten etwa 5 Minuten Spieldauer pro Seite.
- Extended Play (EP): Durchmesser: 7" (17,78 cm) oder 12" (30,48 cm); Mittelöcher wie Single oder Maxi-Single; Abspieldrehzahl: 45 min−1 oder 331/3 min−1; Spieldauer 5 bis 8 (12": bis 15) Minuten pro Seite. Die EP stellt ein Zwischenformat zwischen Single und Langspielplatte dar.
- Langspielplatte (LP): Durchmesser: 12" (30,48 cm), früher auch 10" (25,4 cm); Mittelloch: 7 mm; Abspieldrehzahl: 331/3 min−1, selten auch 45 min−1; Spieldauer etwa 20 bis 25 Minuten pro Seite. Kurzzeitig wurden auch Langspielplatten mit 162/3 min−1 hergestellt, die bis zu 60 Minuten Spielzeit pro Seite erreichten. Diese Platten waren aufgrund ihrer eingeschränkten Tonqualität nur für Sprachaufnahmen, etwa Hörspiele gedacht, konnten sich aber nicht durchsetzen, da nur wenige Plattenspieler die zugehörige Einstellung aufwiesen. Ihre Herstellung endete rasch, so dass sie sehr selten sind. Langspielplatten für besondere Verwendungszwecke (Wiedergabe von vorproduzierten Rundfunksendungen usw.) wurden, insbesondere in den USA, auch mit einem Durchmesser von 16" (etwa 40,6 cm) und einer Drehzahl von 331/3 min−1 hergestellt, ihre Spieldauer betrug um 30 Minuten pro Seite. Die Abtastgeschwindigkeit einer 12"-Langspielplatte beträgt am Anfang der modulierten Rille 50,6 cm/s, am Ende der Rille ca. 20,7 cm/s.
- Zwischenformate: Durchmesser: 4", 5", 6", 8", 9", 11" sind bekannt, jedoch sehr selten.
Die angegebenen Spielzeiten sind lediglich grobe Richtwerte, da die tatsächliche Spielzeit unter anderem von der Aussteuerung des Schneidstichels und den tieffrequenten Anteilen, besonders im S-Signal (Tiefenschrift), bei der Plattenherstellung abhängt, welche die Packungsdichte der Abspielrille beeinflussen.
Plattenschriftarten
Es gibt drei wesentliche Gravurverfahren, von denen zwei noch heute verwendet werden. Die Größe der Rille ist im Laufe der Jahre immer weiter verringert worden. Hatten Schellackplatten eine Rillenbreite von 120 µm (Normalrille), ist die heute allgemein verwendete Mikrorille unmoduliert 40 µm breit; der Rillengrund ist dabei mit einem Radius von 8 µm verrundet. Der Rillenabstand beträgt hier bei linearem Vorschub ohne Verwendung von Füllschrift etwa 70 µm.
Tiefenschrift (Vertikalschrift)
Bei der von Edison und Pathé verwendeten Tiefenschrift wird die Information durch die Eintauchtiefe des Schneidstichels in die Schallplatte eingeprägt. Die Tiefe ist direkt proportional zur Amplitude des aufgezeichneten Signales. Die maximale aufzuzeichnende Amplitude ist gering, da die Eintauchtiefe nicht beliebig groß werden kann. Um hohe Frequenzen wiedergeben zu können, muss die Nadel den Vertiefungen der Rille zudem sehr schnell folgen. Um dieses zu erreichen, muss die Auflagekraft des Tonabnehmers vergrößert werden, was jedoch zu einem erhöhten Plattenverschleiß führt.
Seitenschrift
Bei der 1888 von Emil Berliner eingeführten Seitenschrift ist die Information in der horizontalen Auslenkung der Rille eingeprägt. Der Vorteil gegenüber der Tiefenschrift ist ein größerer Dynamikbereich und die einfachere Herstellung von Kopien. Auch ist im Gegensatz zur Tiefenschrift das Knistern deutlich reduziert. Die Seitenschrift wurde bei Grammophonen und frühen Plattenspielern verwendet. Sie ist nur für einen Kanal geeignet und lenkte bei Grammophonen über eine Stahlnadel direkt eine in einen Trichter mündende Membran aus. Beim Abspielen einer Mono-Schallplatte in Seitenschrift mit einem Stereo-Tonabnehmer wird auf beiden Wiedergabekanälen das Monosignal wiedergegeben.
Flankenschrift
Die von Alan Blumlein bereits um 1930 entwickelte, aber erst 1957 von der EMI vermarktete Flankenschrift ermöglichte erstmals monokompatible Stereo-Aufzeichnungen. Die Schallinformation für den linken und rechten Kanal wird dabei in die 45°-Flanken der Rille eingeprägt. In der innenliegenden Flanke wird dabei der linke Kanal, in der außenliegenden Rillenflanke der rechte Kanal abgespeichert. Die Richtung der Auslenkung des Schneidstichels ist dabei so gewählt, dass ein Monosignal, das mit einem Stereoschneidkopf aufgezeichnet wird, eine Seitenschrift erzeugt. Hierdurch ist Abwärtskompatibilität zu Mono-Systemen gewährleistet: Wenn eine Stereo-Schallplatte auf einem Mono-Abspielgerät wiedergegeben wird, wird lediglich die horizontale Auslenkung der Rille wiedergegeben. Diese entspricht der Summe (L + R) beider Kanäle.
Rheinsches Füllschriftverfahren
Die Füllschrift wurde 1950 von Eduard Rhein erfunden und ist keine eigene neue Plattenschriftart, sondern bezeichnet vielmehr die aussteuerungsabhängige Steuerung des Rillenabstandes auf dem Tonträger. Sie wurde entwickelt, um die Spieldauer weiter zu erhöhen. Da die seitliche Auslenkung der aufgezeichneten Rille von der Lautstärke des Tonmaterials abhängt, kann der Rillenabstand bei leisen Passagen verringert werden. In der Praxis wird hierzu das aufzuzeichnende Material zeitlich vor dem Schneidkopf abgehört. Der Rillenvorschub wird dann durch die Lautstärke beeinflusst. Die durch die Verwendung der Füllschrift anstelle des konstanten Rillenabstandes gewonnene zusätzliche Spieldauer ist programmabhängig. Bei Sprache ist sie am größten, bei Musik kann die Spieldauer bis zum 1,7-fachen betragen. Das Wort „Füllschrift“ war sehr werbewirksam, weil es auch einen „volleren“ Klang suggerierte.
Spieldauer
Die Spieldauer einer LP-Seite mit 331/3 min−1 ist durch die technischen Vorgaben und die gewünschte Klangqualität begrenzt. Ohne Klangverlust sind Spielzeiten bis zu 25 Minuten möglich. Spielzeiten bis zu etwa 28 Minuten je Seite kommen im Pop- und Rockbereich jedoch durchaus vor, in Einzelfällen auch Spielzeiten über 30 Minuten. Je „lauter“ man den Inhalt eingraviert, desto weniger Spielzeit steht zur Verfügung. Auch ein hoher Bassanteil wirkt sich hier nachteilig aus, da er größere Auslenkungen beansprucht. Um eine möglichst hohe Tonqualität zu erreichen, vermeidet man es, zu weit nach innen zu schneiden. Insbesondere bei Klassikplatten ist dieses auffällig. Letztlich ist es so möglich, sehr unterschiedliche Schwerpunkte bei der Optimierung zu setzen bzw. entsprechende technische „Philosophien“ zu vertreten. Den Lautstärkeunterschied nimmt man besonders gut zwischen Hit-Samplern und Alben wahr. Derselbe Musiktitel auf einem Album ist erheblich lauter bei unveränderter Lautstärkeeinstellung des Verstärkers als dieser Titel auf einer Hit-Compilation, auf die pro Seite 10 Titel gepresst werden. Noch größer ist der Dynamikunterschied bei zeitgenössischen Techno-, Bigbeat-, Trance- und Goa-Schallplatten, die grundsätzlich in LP-Größe gepresst werden, aber nur einen Titel pro Seite enthalten. Diese nur für die DJs produzierten Clubtitel sind besonders laut aufgenommen, weil entsprechend viel Platz für die Rille auf der Schallplatte zur Verfügung steht.
Der französische Hersteller Trimicron trieb das Ganze 1974 allerdings auf die Spitze und brachte unter diesem Namen LP heraus, die eine Spieldauer von über 53 Minuten pro Seite aufwiesen. Die Qualität war entsprechend minderwertig, denn diese Spielzeit ließ sich nur durch extrem engen Rillenabstand und niedrigen Pegel erreichen.
Herstellung
Industrielle Pressung
Für die Herstellung einer Schallplatte in großer Stückzahl wird das gemasterte Programmmaterial zunächst mit einem beheizten Schneidstichel in den Lack einer beschichteten Folie geschnitten. Dabei werden nach einer genormten Kennlinie die höherfrequenten Schallanteile angehoben (Preemphasis) und die tieferen abgeschwächt; bei der Wiedergabe wird der Frequenzgang umgekehrt entzerrt. Diese Lackplatte wird zunächst mit Silber beschichtet, damit sie elektrisch leitend ist, und dann galvanisch verkupfert oder vernickelt. Diese Metallschicht bildet ein etwa 0,5 mm dickes Negativ, den „Vater“. Von diesem werden in einem weiteren galvanischen Verfahren mehrere Positive, „Mütter“, abgezogen. Diese können zur Kontrolle der Aufnahme abgespielt werden. Die eigentlichen Pressmatrizen („Söhne“) werden wiederum durch einen galvanischen Prozess aus den Mutterplatten gefertigt. Um die Haltbarkeit der Pressmatrizen für größere Stückzahlen zu erhöhen, werden diese verchromt. Dieser Vorgang muss für beide Seiten der Schallplatte wiederholt werden.
Um dem Umweg über „Väter“ und „Mütter“ zu entgehen, wurde zu Beginn der 1980er Jahre von Telefunken das sogenannte DMM-Verfahren („Direct Metal Mastering“) ersonnen. Hierbei erfolgt der Schnitt direkt in eine auf einer Edelstahlplatte aufgebrachte Kupferschicht, von welcher dann unmittelbar die „Söhne“ erstellt werden. Dem Vorteil geringerer Verzerrungen stehen hier die Nachteile geringerer Rillentiefe (Haltbarkeit) und -auslenkung (Wiedergabepegel) gegenüber.
Als Rohstoff für die gepressten Schallplatten wird Polyvinylchlorid (PVC) verwendet, dem etwa 20 % Polyvinylacetat (PVAc) und weitere Additive zugesetzt werden. Der eigentliche Rohstoff ist milchig-transparent und kann durch Zusatz von Farbstoffen eingefärbt werden. Die früher notwendige Beimischung von Ruß ist heute nicht mehr erforderlich. Es gibt generell erhebliche qualitative Unterschiede zwischen schwarzen und farbigen Pressungen, auch variiert die genaue Zusammensetzung des Materials zwischen unterschiedlichen Presswerken.
Der Pressvorgang einer Schallplatte dauert etwa 30 Sekunden. Eine dosierte Menge Rohmaterial (150 bis 180 g) wird zusammen mit den Etiketten zwischen die beiden Pressmatrizen gebracht und bei einem Druck von etwa 8·106 Pa (etwa 80 kg/cm2) und einer Temperatur von etwa 150 °C gepresst. Nach einer kurzen Abkühlphase, in der die Matrizen mit Wasser gekühlt werden, wird die Presse geöffnet und die Schallplatte entnommen. Die Fertigung kann auch teilautomatisiert erfolgen: Nach dem Öffnen der Presse wird die Schallplatte mittels eines Halterings und eines Stanztellers auf den Schneideteller gelegt. Dieser erzeugt zur Fixierung ein Vakuum und wird danach in Rotation versetzt. Ein am Außenrand des Schneidetellers angebrachtes Messer trennt dabei den beim Pressvorgang entstandenen Quetschgrat ab. Anschließend wird die Schallplatte mittels eines Transportarms vom Teller entnommen und bis zum Verpacken auf einer Spindel zwischengelagert, dabei wird die Schallplatte etwa 10 Sekunden von der Umgebungsluft gekühlt. Währenddessen produziert der Extruder wiederum einen Presskuchen, und der Vorgang beginnt von neuem. Bei der Schallplattenproduktion darf man kein Hightech erwarten, da die neuesten Maschinen aus dem Jahre 1983 stammen. Entsprechend personalaufwändig ist der Betrieb dieser Anlagen.
Der Basispreis einer Vinylschallplatte beträgt 1,50 Euro bei Abnahme von mindestens 500 Stück.
Spritzguss
Für die Herstellung von kleinen Formaten (7"-Singles und kleineren Sonderformaten) in großer Auflage kann auch ein Spritzgussverfahren angewendet werden. Hierzu wird heißes Kunststoffmaterial in flüssiger Form zwischen die Matrizen gebracht. Das Material kühlt in der Hohlform ab und erstarrt.
Diese Platten haben kein Papieretikett, stattdessen enthält die Matrize die Beschriftung in erhabener Form, so dass auf der Platte die Beschriftung etwas vertieft ist. In einem weiteren Vorgang wird der Mittelteil der Platte eingefärbt, damit er sich von den vertieften schwarzen Schriftzeichen optisch abhebt. Zumindest ein Teil dieser Platten ist leichter zerbrechlich als übliche gepresste Vinylplatten.
Eine Weiterentwicklung des Spritzgusses ist der Pressspritzguss, der auch in der CD-Herstellung verwendet wird.
Einzelschnitt
Für sehr kleine Stückzahlen wird das Tonmaterial direkt mit einem Schneidstichel in einen Rohling (Dubplate) eingeschnitten. Ursprünglich gab es nur Lack-Dubplates; diese bestehen aus einer dünnen Aluminiumplatte, die mit Polyvinylacetat (PVAc) beschichtet ist, in welches das Audiomaterial geschnitten wird. Lack-Dubplates haben nur eine begrenzte Lebensdauer.
Mittlerweile gibt es auch Vinyl-Dubplates, hierbei werden Rohlinge aus einem PVC-PVAc-Gemisch auf einem sogenannten Vinyl-Cutter geschnitten. Das Ergebnis ist eine echte langlebige Vinyl-Schallplatte, die sich bei fachgerechter Herstellung nicht von gepresstem, handelsüblichen Vinyl unterscheidet. Die Herstellung solcher Einzelstücke ist insbesondere für Produzenten und DJs interessant, die selbstproduzierte Stücke schnellstmöglich auf Veranstaltungen ausprobieren möchten oder nicht auf Schallplatte erschienene Titel entsprechend verwenden wollen.
Sonderformen
Vertikalschriftplatten
Ab etwa 1900 nutzten verschiedene Hersteller, darunter vor allem der französische Konzern Pathé, das sogenannte Vertikalschriftformat. Die Aufzeichnung erfolgte hier nicht durch seitliche Ausschläge, sondern durch eine Auf-und-Ab-Bewegung. Als Tonabnehmer fungierte keine Nadel, die die Tiefenunterschiede der Rille schnell zerstört hätte, sondern eine winzige, beweglich gelagerte Saphirkugel, die sich rollend durch die Rille bewegte. Systeme dieser Art blieben besonders in Frankreich und den USA bis in die 1920er Jahre populär.
Ungewöhnliche Plattendurchmesser
Neben den Standard-Plattenformaten mit 25 und 30 cm Durchmesser gab es in der Schellack-Ära eine Vielzahl anderer kommerziell verwendeter Plattendurchmesser. Die kleinsten Serienplatten der Schelllack-Ära waren, sieht man von Werbe- und Spielzeugplatten ab, die amerikanischen Durium-Junior-Pressungen aus dem Jahre 1930 mit einem Durchmesser von 10,2 cm (4"). Als die größten Serienplatten gelten die gewaltigen Pathé Concert-Pressungen aus der Zeit vor 1914, die einen Durchmesser von 50 cm aufwiesen. In Amerika wurden während und nach dem Zweiten Weltkrieg Rundfunksendungen auf Schallplatten mit 16" (40 cm) [seltener 12" (30 cm)] aufgezeichnet und zu den in aller Welt stationierten Truppen geschickt. Anfangs aus Schellack, hatten diese so genannten V-Disc eine für damalige Verhältnisse erstaunlich hohe Tonqualität; sie sind heute gesuchte Sammlerstücke. Rundfunkanstalten verwendeten auch in den 1960er und 1970er Jahren noch zum Teil Platten mit 16" (40 cm) Durchmesser, die auch entsprechend dimensionierte Abspielgeräte erforderten.
Ungewöhnliche Materialien
Im Verlauf der ersten siebzig Jahre der Schallplattenherstellung gab es immer wieder Versuche, den teuren, schwer zu beschaffenden Rohstoff Schellack durch andere, billigere Materialien zu ersetzen. Die britische Firma Nicole Records präsentierte kurz nach 1900 Schallplatten aus einem mit Zelluloid beschichteten Fasermaterial. Wenig später erschienen bei Zonophone in Berlin die ersten „klingenden Postkarten“ mit aufgeklebten Schallfolien aus Zelluloid. Die Stahlnadeln der Grammophone zerstörten diese Tonträger allerdings sehr schnell, weil dem verwendeten Zelluloid die nötige Abriebfestigkeit fehlte. Später, nachdem sich die Mikrorille allgemein durchgesetzt hatte, vertrieb Qualiton "klingende" Postkarten, sogenannte Tonpostkarten für 45 U/min (oder 33 U/min), im Umschlag, um Beschädigungen beim Versand und Staubeinwirkung bei der Lagerung zu vermeiden.
Der britische Neophone-Konzern fertigte um 1906 vorübergehend Platten aus Pappe, die mit einem wachsartigen Trägermaterial überzogen waren und gewisse Probleme in Sachen Hitzebeständigkeit aufwiesen. In den 1920er Jahren produzierte das in Berlin ansässige Unternehmen Metallophon Schallplatten aus lackiertem Stahlblech – die Vorzüge dieses Konzepts waren eher begrenzt, die Umsätze offenbar auch. Vor allem in der Studiotechnik wurden in den 1940er Jahren Schallplatten aus beschichtetem Glas eingesetzt. Das kurioseste jemals zur Plattenherstellung verwendete Material dürfte allerdings Schokolade gewesen sein: Um 1910 präsentierte der Süßwarenhersteller Stollwerck seine Schallplatten, die tatsächlich aus Schokolade gepresst waren, bekannte Kinderlieder enthielten und nach dem – nur wenige Male möglichen – Abspielen aufgegessen werden konnten.
Ungewöhnliche Formen und Farben
Vor allem im Bereich der Rockmusik, dem Rap, und der elektronischen Musik werden Schallplatten angefertigt, die sich durch ihr Aussehen von der Standardplatte abheben. So sind z. B. die so genannte Picture discs recht verbreitet, bei denen transparentes Material um ein gedrucktes Bild herum gepresst wird. Ebenfalls gebräuchlich ist gefärbtes und oder transparentes PVC. Diese Platten erscheinen oft in einer limitierten Auflage und können einen großen Sammlerwert haben. Eine weitere Variante sind die so genannten Shape vinyls. Anders als gewöhnliche Schallplatten sind diese nicht rund, sondern können die ausgefallensten Formen haben (was sich jedoch nur auf den äußeren Umriss bezieht – die Schallaufzeichnung erfolgt in der üblichen Spiralform). Genutzt wird diese Ausgefallenheit als Kombination von Foto und Form: Ein Foto (Konterfei des Stars, Gitarre, Herz, Ganzkörper- oder Bandfotos usw.) wird nicht auf die runde Schallplattenform verkleinert, sondern das Foto sozusagen aus der Schallplatte ausgesägt. Die Umrisse bilden das Abspielmedium, der Maximalbereich im Inkreis der Platte enthält die Rillen.
Frühe Langspielformate
Die ersten Versuche mit Mikrorillen-Formaten, die eine längere Spieldauer der Schallplatte ermöglichen sollten, unternahm der britische Tontechnik-Pionier Michaelis bereits im Jahre 1906. Sein Unternehmen Neophone produzierte 25-cm-Platten mit einer Laufzeit von etwa 12 Minuten. 1929 präsentierte Thomas Alva Edison als eine seiner letzten Erfindungen eine Langspielplatte mit extremer Mikrorille (siehe Diamond Disc), die bei 80 min−1 und 24 cm Durchmesser eine Laufzeit von mehr als 20 Minuten pro Seite aufwies. Die Platte konnte nur mit einem speziellen Diamant-Abnehmer wiedergegeben werden und war einen halben Zentimeter dick, um jegliche Flexibilität zu beseitigen. Die Empfindlichkeit der Mikrorillen, deren Wände schon durch normales Berühren der Platte beschädigt werden konnten, verhinderte jeden kommerziellen Erfolg des Systems, das nur einige Monate lang auf dem Markt blieb.
Platten mit atypischen Mittellöchern
Ein besonders in den USA vor 1914 verbreitetes Phänomen waren Schallplatten mit besonders großen Mittellöchern. Plattenhersteller wie Aretino und Busy Bee versuchten auf diesem Gebiet eigene Standards zu setzen. Hintergrund waren keine technischen Überlegungen, sondern bloße Vermarktungsstrategien. Ungewöhnlich kleine Mittellöcher, die aus einer vom westlichen Standard abweichenden Industrienorm resultierten, waren dagegen ein Merkmal sowjetischer Schallplatten aus den 20er und 30er Jahren.
Ende der 1950er Jahre brachte Seeburg, ein US-Amerikanischer Hersteller von Musikboxen einen speziellen Plattenwechsler heraus und ein Schallplattenformat, welches 22 cm Durchmesser, Mittellöcher von 5 cm und eine Geschwindigkeit von 16⅔ U/min hat. Dieser war für Untermalungsmusik gedacht.
Platten mit konstanter Abtastgeschwindigkeit
Der Weg, den die Nadel beim Abspielvorgang auf der Platte pro Umdrehung zurücklegt, wird durch den schneckenförmigen Verlauf der Schallrille mit zunehmender Abspieldauer kleiner. Da bei konventionellen Platten die Drehzahl des Plattentellers konstant bleibt, sinkt so die Geschwindigkeit der Nadel relativ zur Plattenoberfläche vom äußeren Rand der Platte bis zum inneren kontinuierlich ab. Diese Veränderung ist unter bestimmten Umständen akustisch wahrnehmbar. Um das Phänomen zu beseitigen, wurde seit den 1920er Jahren mit Platten experimentiert, die durch permanente Anpassung der Drehzahl eine konstante Lineargeschwindigkeit aufwiesen. Jedoch musste jedes Abspielgerät mit einer speziellen Vorrichtung ausgerüstet und justiert werden. Eine dieser Vorrichtungen war in den USA der sogenannte World Disc Record Controller. Durchgesetzt haben sich solche Systeme nicht.
Erst mit der Einführung von optischen Medien wie der mit Puls-Pausen-Längen codierten Laserdisc und später auch der voll digitalen Compact Disc sowie deren Nachfolgern gingen entsprechende Techniken in Serie. Siehe hierzu CLV.
Platten mit 4 Rillen
In den frühen 30er Jahren gab es Schallplatten mit vier Rillen: "Die Serie für die gute Hausmusik". Am Anfang jeder Seite befand sich eine Rille mit dem Kammerton A, nach dem man seine eigenen Instrumente stimmen konnte, erst nach erneutem Aufsetzen des Tonabnehmerarmes begann mit der zweiten Rille der Titel zum Mitspielen und -singen.
Schallplatten als digitale Datenträger
Jeder Audio-Träger kann nach Modulation (digital-analoge Umwandlung) auch zur Speicherung digitaler Inhalte "missbraucht" werden. Zur Rückgewinnung der Daten benötigt man einen Demodulator. Diese Verfahren fanden besonders in der Ära der Kleincomputer großen Anklang, wobei hierfür selten eine Schallplatte genutzt wurde. Man wich schon früh auf Magnetbandkassetten (sogenannte Datasette) aus, weil diese dem Nutzer zugleich eine private Datenspeicherung ermöglichten.
Die einzige in größerer Stückzahl produzierte Datenschallplatte war eine Pressung des DDR-Jugendradios DT64, die Software für den Kleincomputer HC 900 enthielt.
Auch die deutsche Band Welle:Erdball hat 2005 auf ihrer erste Vinyl-Veröffentlichung „Horizonterweiterungen“ ein Programm für den Heimcomputer Commodore 64 gepresst. Dieses Computerprogramm konnte man nach Umkopieren auf eine Magnetbandkassette über eine Datasette auf dem C64 ausführen.
Ein weiteres Beispiel liefert die Synthpop-Band Information Society mit ihrem Album "Love & Peace Inc." , welche aus Spaß auf diese Weise einen kurzen Text hinterlegte. Dessen Decodierung wurde allerdings dem Anwender überlassen.
Flexible Disc (Flexidisc)
Die flexible Disc (Flexidisc, Schallfolie oder Flexi) ist eine Schallplatte aus sehr biegsamem Material. Zumeist sind es Folien aus Polyethylen oder ähnlichen Kunststoffen. Flexi werden zum Beispiel als Beilage in Fanzine oder Kinderzeitschriften verwendet. Zum Abspielen ist als Unterlage eine normale Platte mit kleinem Mittelloch notwendig. Aus technischen Gründen sind sie oft nur einseitig bespielt. Die Tonqualität ist schlechter als bei Vinyl-Schallplatten.
Vinyl Disc
Eine Kombination aus analoger Schallplatte und CD bzw. DVD wird seit Herbst 2007 von der deutschen Firma optimal media production GmbH gefertigt. Die Vinyl Disc hat die Größe einer CD und enthält auf der silbernen Unterseite digitale Informationen sowie auf der schwarzen Oberseite eine Schallplattenrille für die Wiedergabe auf analogen Plattenspielern mit einer Spielzeit von bis zu 4 Minuten bei 33 UpM. Die Zentrierung auf dem Plattenteller erfolgt mittels eines beigefügten Adapters. Die Vinylseite kann mit bis zu 3 Farben im CD-Siebdruck bedruckt werden. Dabei wird die Oberfläche zusätzlich mattiert, um das Aussehen eines herkömmlichen Schallplatten-Etiketts zu simulieren. Hauptverwendungszweck ist die Promotion neuer Musiktitel (analoger Part), wobei auf dem digitalen Part zusätzlich Informationen, Videoclips oder Computerspiele untergebracht werden können.
Die Vinyl Disc ist ein patentrechtlich geschütztes Format, das exklusiv von der optimal media production GmbH produziert und vermarktet wird. Die eigentliche Idee stammt allerdings von dem kleinen Label Squoodge-Records aus Österreich. Dieses veröffentlichte bereits im Januar 2007 die erste Kleinserie einer Vinyl Disc im sogenannten DigitalVinylTrash-Club, jedoch ohne sich das Format rechtlich schützen zu lassen.
Virgin Vinyl
Bei der Herstellung einer Schallplatte (sogenannte audiophile Pressung) kann kein wiederaufbereitetes Vinyl, sondern nur reines frisches PVC-Rohmaterial (Virgin Vinyl) verwendet werden, da beim Recycling das Labelpapier nicht völlig entfernt werden kann und diese Papierreste zu Pressfehlern oder erhöhtem Knistern führen können.
Sprechpuppen
In Sprechpuppen für Kinder wurden sehr kleine auswechselbare Schallplatten eingesetzt, die nach dem Grammophon-Prinzip abgespielt wurden. Auch in andere Spielzeuge wurden kleine Schallplatten zur Tonwiedergabe eingebaut („Lachsack“).
Siehe auch
- Deutscher Schallplattenpreis
- Schallplattencover
- Preis der deutschen Schallplattenkritik
- Plattenspieler
- Tonträgerunternehmen
- Plattenlabel
- Vinylrecorder
- Endlosrille
- Tefifon (Schallband)
- Bildplatte
Literatur
- Frank Wonneberg: Vinyl-Lexikon – Wahrheit und Legende der Schallplatte. Fachbegriffe, Sammlerlatein und Praxistipps. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89602-226-1.
- Fritz Bergtold: Moderne Schallplattentechnik. Taschen-Lehrbuch der Schallplatten Wiedergabe, Franzis-Verlag, München, 1959.
- Rainer Haarmann: LONGPLAY- Die Geschichte der Schallplatte. jazzpresso 2008
Weblinks
- Sammlung von Grammophonen und Phonographen
- Artikel aus der Zeitschrift Schalltrichter über die allererste Schallplatte der Welt
- Verzeichnis von Vinylschallplatten im Internet
- Schallplattenherstellung "How Vinyl Record are made part 1" / You Tube
- Schallplattenherstellung "How Vinyl Record are made part 2" /You Tube
- Ralf Klee: Töne aus der Vergangenheit: Gedächtnis in Gelatine. in: Zeitgeschichten auf Spiegel-Online, 7. Januar 2008 (mit Hörbeispielen)
- Schallplatte contra CD - Besinnung auf den Ursprung
Einzelnachweise
- ↑ Der Plattenschneider: Schneid- und Abspielkoffer, Typ: Ela A 107/1, Telefunken Berlin 1932.
- ↑ Penndorf, Ron. Early Development of the LP. Abgerufen am 4 October 2006.
- ↑ netzeitung.de: Herzlichen Glückwunsch, Schallplatte, Zugriff am 22. Juni 2008
- ↑ Geschichte der Tonaufzeichnung
- ↑ [1]
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