Latsang Khan

Latsang Khan
Lhabzang, Wandbild aus dem Sera-Kloster

König Lhabzang (auch: Latsang Khan) war ein mongolischer Mitregent des 6. Dalai Lama in Tibet. Er regierte von 1700 bis 1717, sein Tod löste den Einmarsch der Chinesen des Qing-Kaisers Kangxi (reg. 1661-1722) aus.

Lhabzangs Urgroßvater Guschri Khan (gest. 1655/56) von den Khoshuud (einer Untergruppe der Oiraten) hatte sich in Tibet zum König proklamiert, als er vom 5. Dalai Lama, Ngawang Losang Gyamtsho (1617-1682) zu Hilfe gerufen wurde um die Gelugpa zu unterstützen. In der Folge hatten die Khoshuud-Führer aber kein nennenswertes politisches Interesse gezeigt, so dass der 5. Dalai Lama erstarkte und 1679 einen eigenen Regenten einsetzte.

Nach dem Tod seines Vaters Dalai Khan (reg. 1668-1697) und der Vergiftung seines Bruders Tenzin Wangchuk Khan übernahm Lhabzang die Kontrolle über die Khoshuud. Er bemühte sich um Unabhängigkeit von den restlichen Oiraten unter Führung der Jüün Ghar (d.h. Dschungaren) und richtete sein Augenmerk auf die Vorgänge in Lhasa.

Der 6. Dalai Lama Tshangyang Gyamtsho (1683-1706) führte ein Leben mit Tantra-Praktiken, Wein und Frauen und sein Regent, der Desi Sangye Gyamtsho -der angebliche Sohn des 5. Dalai Lama- versuchte den König Lhabzang mit zwei Giftmordanschlägen loszuwerden. Lhabzang reagierte, konnte den Regenten 1705/06 beseitigen, den 6. Dalai Lama absetzen und auf eine Reise nach Peking schicken. Unterwegs fand der 6. Dalai Lama ein gewaltsames Ende (November 1706).

König Lhabzang zog sich mit dem Mord aber einen tiefsitzenden Unwillen der Tibeter zu. Schon bei der Verhaftung des 6. Dalai Lama war es zu einem Tumult gekommen. Lhabzang proklamierte zwar einen neuen 6. Dalai Lama (der Mönch war angeblich sein natürlicher Sohn) mit der Begründung, Tshangyang Gyamtsho wäre der falsche gewesen. Aber die Tibeter erkannten den nicht an und suchten die Wiedergeburt, den 7. Dalai Lama: Kesang Gyamtsho (1708-1758).

Dann nahm die Gelbe Kirche Kontakt zu dem Fürsten Tsewangrabtan auf, um den neuen Dalai Lama einzusetzen. Tsewangrabtan (reg. 1697-1727) war der Khan der Jüün Ghar (d.h. Dschungaren) und bestrebt, die Unabhängigkeit der verwandten Khoshuud zu beenden. Lhabzang suchte dagegen Rückendeckung beim chinesischen Qing-Kaiser Kangxi (reg. 1661-1722), der ihm einen Berater schickte.

Tsewangrabtan verheiratete zunächst seine Tochter mit einem Sohn Lhabzangs (1714) und tarnte den Feldzug nach Lhasa als Rückführung der Eheleute. Lhabzang erkannte den Trick zu spät (er ging lieber auf die Jagd) und konnte mit den feindlichen Gelgupa im Rücken keine Gegenwehr organisieren. Sogar ein tibetisches Kontingent stellte sich an die Seite der Dschungaren. So zog sich Lhabzang nach Lhasa zurück und wurde getötet (1717).

Doch die Dschungaren plünderten Lhasa und entweihten den Potala-Palast, dazu gab es weitere Gewalttaten gegen Klöster, von denen sie auch der Befehlshaber Tsereng Dondub, ehemals ein Klosterschüler in Tashilhunpo, nicht abhalten konnte oder wollte.

Tsewangrabtan zeigte auch kein Interesse, den 7. Dalai Lama zurückzuführen, stattdessen bekamen ihn die Chinesen in die Hand. Der Qing-Kaiser Kangxi sah seine Chance, die Vereinigung Tibetes mit Tsewangrabtans Dschungarenreich zu verhindern und schickte seine Armee. Ein erstes Unternehmen schlug 1718 fehl, ein zweites brachte im September 1720 die Einnahme Lhasas durch die Qing. Bei der Armee befand sich der 7. Dalai Lama Kesang Gyamtsho, der nun in sein Amt eingesetzt wurde.

Literatur

  • Qingying Chen: Tibetan History. China Intercontinental Press 2003, ISBN 7508502345

Weblinks


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