Lebenshaltungspreisindex

Lebenshaltungspreisindex

Unter einem sogenannten repräsentativen Warenkorb versteht man auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften die Zusammenstellung einer möglichst repräsentativen Anzahl verschiedener Güter zur Ermittlung des Preisindex und der Inflation. Die Preisentwicklung der enthaltenen Güter wird dabei über eine bestimmte Zeit (z. B. 4 Jahre) mit konstanter Gewichtung der einzelnen Positionen ermittelt.

Üblicherweise versteht man unter dem Warenkorb den, der für die Berechnung des Verbraucherpreisindex (VPI) verwendet wird. Dieser berücksichtigt die anteiligen Ausgaben der privaten Haushalte für die entsprechenden Güterkategorien.

Daneben gibt es auch Warenkörbe für die Berechnung anderer Preisindizes wie etwa Erzeugerpreisindex, Großhandelspreisindex oder Baupreisindex.

Inhaltsverzeichnis

Warenkorb in Deutschland

Verbraucherpreisindex in Deutschland, 1991 bis 2008, Jahr 2005=100
Zusammensetzung des deutschen Warenkorbes
Bestandteil 1995 2000 2005
01 Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 13,1 % 10,3 % 10,4 %
02 Tabakwaren, alkoholische Getränke 4,2 % 3,7 % 3,9 %
03 Bekleidung, Schuhe 6,9 % 5,5 % 4,9 %
04 Wohnung, Wasser, Gas, Brennstoffe 27,5 % 30,2 % 30,8 %
05 Einrichtungsgegenstände 7,1 % 6,9 % 5,6 %
06 Gesundheit, Pflege 3,4 % 3,5 % 4,0 %
07 Verkehr 13,9 % 13,9 % 13,2 %
08 Nachrichtenübermittlung 2,3 % 2,5 % 3,1 %
09 Freizeit, Kultur, Unterhaltung 10,4 % 11,0 % 11,6 %
10 Bildungswesen 0,7 % 0,7 % 0,7 %
11 Hotel, Restaurants 4,1 % 4,7 % 4,4 %
12 Andere Waren und Dienstleistungen 6,1 % 7,0 % 7,4 %
Quelle: Statistisches Bundesamt

In Deutschland wird der Warenkorb, bzw. der Gesamtindex aller 12 Abteilungen, für den Verbraucherpreisindex vom Statistischen Bundesamt erstellt und enthält etwa 750 Güter (Stand: 2004). Im Februar 2003 erfolgte eine Umstellung des Preisindex auf einen neuen Warenkorb mit dem Basisjahr 2000. Im neuen Warenkorb wurden u. a. Disketten durch CD-Rohlinge ersetzt, Schreibmaschinen entfernt und Laserdrucker sowie „Essen auf Rädern“ hinzugefügt. Darüber hinaus wurde die Gewichtung neu bestimmt und – mehr als zehn Jahre nach der Wiedervereinigung – ein einheitliches Wägungsschema für ganz Deutschland eingeführt, welches nun die Unterschiede der Verbrauchsgewohnheiten in Ost und West nicht mehr getrennt berücksichtigt.

Im März 2008 wurde der Warenkorb auf das Basisjahr 2005 umgestellt.

Die Datenbasis zur Ermittlung des Verbraucherpreisindex wird durch monatlich durchgeführte Erhebungen erstellt: Jeweils zur Monatsmitte führen im Auftrag der Statistischen Landesämter etwa 560 und im Auftrag des Statistischen Bundesamtes weitere 15 Mitarbeiter Preiserhebungen zu den im Warenkorb enthaltenen Gütern und Dienstleistungen durch. Die Preise werden in rund 40.000 so genannten Berichtsstellen erfragt (z. B. Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleistungsbüros usw.), die in 190 Gemeinden über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Insgesamt setzt sich die Datenbasis aus etwa 350.000 Einzelpreisen pro Monat zusammen.

Das Wägungsschema, welches die einzelnen Positionen und Preise entsprechend ihrem Anteil an den Haushaltsausgaben gewichtet, wird in Deutschland alle fünf Jahre aktualisiert.

Warenkorb in Österreich

In Österreich wird der Warenkorb für den Verbraucherpreisindex von der Statistik Austria erstellt. Von 1966 bis 1996 wurde der Warenkorb alle 10 Jahre aktualisiert (VPI 66 bis VPI 96). Aufgrund von Vorgaben von EUROSTAT findet die Anpassung des Warenkorbes nun alle 5 Jahre statt. Aktuell ist der VPI 2005, die nächste Aktualisierung wird im Jahr 2010 stattfinden, die neue Indexreihe ab Januar 2011 veröffentlicht. Der Warenkorb umfasst unter anderem Getreideprodukte, Fleischwaren, Fisch, Milch, Käse, Eier, Fette, Öle, Obst und Gemüse einschließlich Kartoffeln.

Warenkorb in der Schweiz

In der Schweiz führt das Bundesamt für Statistik den Landesindex der Konsumentenpreise (LIK). Die prozentuale Zusammensetzung der im Warenkorb enthaltenen Güter wird seit 2000 jährlich durch die Einkommens- und Verbrauchserhebung (EVE) bei den einzelnen Haushaltungen nachgeführt. Der Warenkorb enthält nicht nur Lebensmittel, sondern sämtliche Haushaltsausgaben wie Miete, Energiekosten, Versicherungsprämien usw.

Aspekte des Warenkorbmodells

Es gibt beim Warenkorbmodell diverse Probleme, die zu einer Abweichung der berechneten Teuerungsrate, die irreführend „Inflationsrate“ genannt wird, führen können.

Mehr Leistung im Warenkorb

Produkte werden im Laufe der Zeit aufgrund des Technischen Fortschritts verbessert. Beispiel Auto: Einfach ausgestattete Automodelle verschwinden vom Markt. Neue Modelle haben Dinge eingebaut, die noch vor 20 Jahren den teuersten Oberklasse-Modellen vorbehalten waren: ABS, Airbag, ESP, Klimaautomatik. Insgesamt gesehen sind in weiten Lebensbereichen Teuerungen durch Entwicklung und Fortschritt zu erklären. Es wird somit eine Teuerung beobachtet, die teilweise auf einem gestiegenen Lebensstandard, gestiegenen Ansprüchen oder gestiegenen gesetzlichen Anforderungen beruht.

Um diesen Effekt zu berücksichtigen, wird die Inflationsrate in manchen Staaten mit der hedonischen Methode ermittelt. Die Inflationsrate wird hierbei um einen Faktor reduziert, der den Qualitätszuwachs der Produkte repräsentieren soll. Der Warenkorb selbst wird hierdurch nicht geändert.

Anpassungen des Warenkorbs

Da sich die Konsumgewohnheiten im Zeitablauf ändern, ist regelmäßig eine Anpassung des Warenkorbes vorzunehmen. Diese Gewichtung muss die tatsächlichen Verbrauchsmengen der Bewohner widerspiegeln.

Verschiedene Warenkörbe für unterschiedliche Zwecke

Für unterschiedliche Zwecke müssen verschiedene Warenkörbe definiert werden. Während für die Messung der Inflation ein möglichst repräsentativer Warenkorb gewählt wird, ist für die Analyse der Ursachen häufig sinnvoll, mit speziellen Warenkörben zu arbeiten. So wird eine Kerninflationsrate ermittelt, in dem Lebensmittel und Energiepreise aus dem Warenkorb entfernt werden.

Die Konsumgewohnheiten unterscheiden sich nach Alter, Haushaltsgröße, Region und Lebensstil. Aus diesem Grund spiegelt die mit Hilfe eines Warenkorbes ermittelte Änderung des Preisniveaus nicht die individuelle Ausgabensituation wieder. Aus diesem Grund werden Warenkörbe für unterschiedliche Haushaltsgrößen ermittelt, um die Auswirkungen der Teuerung für einzelne Bevölkerungsgruppen zu messen.

Die Wahrnehmung der Teuerung durch die Bürger wird nicht durch die Preissteigerungen aller Güter gleichermaßen geprägt. Preisänderungen häufig gekaufter Güter werden von den Käufern stärker wahrgenommen. Daher entstand der Begriff „gefühlte Inflation“. Um diese zu messen, wird ein Warenkorb definiert, der häufig gekaufte Güter des täglichen Bedarfs (z. B. Lebensmittel) höher gewichtet.

Siehe auch

Weblinks


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