Lehzen

Lehzen

Baronin Louise Lehzen (* 3. Oktober 1784 in Coburg; † 9. September 1870) war die Gouvernante, Erzieherin und später Begleiterin der englischen Königin Victoria.

Leben

Louise Lehzen wurde als Tochter eines protestantischen Pfarrers geboren. Sie war Mitglied des Haushalts der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld und die Erzieherin deren erster Tochter Feodora zu Leiningen aus der Ehe mit dem Fürsten von Leiningen. Nach seinem Tode heiratete die Fürstin von Leiningen den englischen Herzog von Kent, den viertgeborenen Sohn des Königs Georg III.. Louise Lehzen zog mit der Herzogin von Kent nach London und wurde zur Erzieherin der Prinzessin Victoria ernannt, die 1819 zur Welt kam. Acht Monate nach der Geburt der Prinzessin verstarb der Herzog von Kent und hinterließ seiner Witwe einen solchen Schuldenberg, dass diese das Erbe ausschlagen musste.

Prinzessin Victoria im Alter von vier Jahren

Louise Lehzen wurde für die heranwachsende Prinzessin Victoria zur Vertrauensperson, da es zwischen der Herzogin von Kent und ihrer Tochter zunehmend zu Spannungen kam. John Conroy, vom Herzog von Kent zum Nachlassverwalter ernannt, dominierte zunehmend den Haushalt der Herzogin. Er hielt es zunehmend für wahrscheinlich, dass aus den Ehen der älteren Herzogsbrüder keine Nachkommen hervorgehen würden und Prinzessin Victoria damit die einzige legitime Thronfolgerin des englischen Königsthrones bleiben würde. Die Prinzessin würde angesichts des hohen Alters von Wilhelm IV. zu einem Zeitpunkt den englischen Thron besteigen, zu dem sie noch unmündig sein würde. Die Herzogin von Kent würde in diesem Fall sehr wahrscheinlich an Stelle der noch unmündigen Königin zur Regentin ernannt werden und für John Conroy bestand damit die Möglichkeit, zu Macht und Einfluss zu gelangen. Dazu war es aber notwendig, dass die Prinzessin und ihre Mutter weitgehend vom königlichen Hof isoliert blieben (sogenanntes Kensington-System). Das führte auch dazu, dass die mittlerweile zur Baronin ernannte Louise Lehzen weiterhin für die Ausbildung der Prinzessin zuständig war, obwohl sie nur unzureichend qualifiziert war, diese auf die Rolle einer Monarchin vorzubereiten. Der Unterricht Louise Lehzens beschränkte sich daher auch auf eine Unterweisung in Sprachen. Die für Prinzessin Victoria wichtiger gewesenen Fächer wie Staatsrecht und Wirtschaftspolitik unterblieben weitestgehend. Die Machtsicherungsversuche von John Conroy gipfelten in dem Versuch, sich von der 17-jährigen Prinzessin schriftlich bestätigen zu lassen, dass sie ihn nach ihrer Thronbesteigung zum Privatsekretär ernennen werde. Als Prinzessin Victoria ihm diese Unterschrift verweigerte, übten sowohl ihre Mutter als auch John Conroy erheblichen Druck auf die Prinzessin aus. In dieser Zeit fand die Prinzessin vor allem Rückhalt bei ihrer Gouvernante.

1837 folgte Prinzessin Victoria ihrem Onkel auf dem englischen Thron nach. Louise Lehzen als engste Vertrauensperson übernahm die Rolle einer Privatsekretärin für die englische Königin. Ihr Einfluss auf die Königin war größer als der der Herzogin von Kent. Dieser Einfluss änderte sich erst mit der Heirat der englischen Königin mit Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Albert von Sachsen-Coburg und Gotha war durch seinen Onkel, Leopold I. umfassend auf die Rolle eines Monarchen vorbereitet worden. Zwischen der Baronin Lehzen und Prinz Albert kam es wiederholt zu Spannungen, da die Baronin Lehzen nicht bereit war, ihren Einflussbereich an den Königsgemahl abzutreten. Erst nach der Geburt der Princess Royal Victoria konnte Prinz Albert seiner Ehefrau deutlich machen, dass die Baronin von der ihr anvertrauten Aufgaben überfordert war. Baronin Lehzen wurde der Rückzug ins Privatleben nahegelegt. Sie kehrte nach Deutschland zurück und ließ sich in Bückeburg nieder. Sie starb im Jahre 1870.

Literatur

  • Carolly Erickson: Königin Victoria. Eine Biographie Piper, München 2001 ISBN 3-492-23286-8
  • Karl Heinz Wocker: Königin Victoria. Die Geschichte eines Zeitalters Heyne, München 1989 ISBN 3-453-55072-2
  • Jürgen Lotz: Victoria. Rowohlt Verlag, Reinbek 2000 ISBN 3-499-50627-0

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