- Leninplatz (Berlin)
-
Der Platz der Vereinten Nationen ist ein städtischer Platz im Berliner Ortsteil Friedrichshain. Über ihn verläuft in Ost-West-Richtung die Achse Mollstraße / Landsberger Allee. Am nördlichen und östlichen Ende wird der Platz durch die Friedenstraße begrenzt, während im Süden der Platz bis zur Lichtenberger Straße / Palisadenstraße verläuft. Benannt ist er nach der Weltorganisation UNO.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Seinen Ursprung hat der Platz in dem bis 1863 dort existierenden Landsberger Tor am Ende der Landsberger Straße. Nach der Demontage des Tores erhielt der Platz 1864 den Namen Landsberger Platz. 1950 wurde er in Leninplatz umbenannt. Durch Abriss und Umbau aller Stadtquartiere zwischen Alexanderplatz und Leninplatz erstreckte sich dieser nun vom ehemaligen Büschingplatz über einen Teil der Landsberger Straße bis zum Landsberger Platz. Der Platz erhielt eine Rahmung aus geschwungenen Plattenbauten. Auf dem Platz entstand eines der höchsten Wohnhäuser Ost-Berlins. Blickfang war zu DDR-Zeiten das überdimensionale Lenindenkmal aus poliertem roten Granit vor dem Turm-Hochhaus.
Übersicht der Platzbenennungen:
- Landsberger Platz: 1864 bis 1950
- Leninplatz: 6. April 1950 bis 13. März 1992
- Platz der Vereinten Nationen: seit 1992
Umgestaltung in der DDR
Am 31. Januar 1967 schrieb das Politbüro der DDR einen Wettbewerb für die Neugestaltung des Platzes aus. Die Umgestaltung wurde vom Kollektiv um Hermann Henselmann und Heinz Mehlan vorgenommen. Die Grundsteinlegung erfolgte unter Anwesenheit von Walter Ulbricht und des (Ost-) Berliner Oberbürgermeisters Herbert Fechner am 17. November 1968.
Mit dem Umbau des Platzes sollte nicht nur ein neuer Teil des sozialistischen Stadtzentrums entstehen. Ebenso sollte gezeigt werden, dass auch Typenbau- bzw. Fertigteilbau zu individuellen Ausdrucksformen fähig sein können. Die Architektur des Platzes ist so unterschiedlich wie ungewöhnlich. Insgesamt entstanden ca. 1.250 Wohnungen. Der Platz gehört zu den herausragenden Beispielen für den sozialistischen Städtebau der DDR und symbolisiert den Übergang der historischen Stadt mit den Altbauten an der unteren Landsberger Allee mit dem Krankenhaus Friedrichshain zum modernen Stadtzentrum um den Alexanderplatz. Der sogenannte „Wohnkomplex Leninplatz“ steht unter Denkmalschutz und ist in der Berliner Landesdenkmalliste eingetragen. Die Platz-Anlage steht (ohne die Süd-West-Seite) unter Ensembleschutz. Der Platz besitzt keine Hausnummer 13.
1991 überklebten Aktivisten die Straßenschilder „Leninplatz“ und ersetzten sie durch die Bezeichnung „Ritter-Runkel-Platz“. Ritter Runkel ist eine von Hannes Hegen geschaffene Figur aus dem Comic-Heft Mosaik, welches zu DDR-Zeiten sehr populär war. Die „Umbenennung“ blieb einige Tage vom Bezirksamt unbemerkt.
Wohnbauten
Hochhausturm (Hausnummern 1-2)
Das von Heinz Mehlan entworfene Bauwerk an der nordöstlichen Ecke des Platzes misst 77 Meter und stuft sich von Nord nach Süd dreifach: Von 24 auf 21 auf 17 Geschosse. Es handelt sich bei dem Hochhaus in Großplattenbauweise um eine Weiterentwicklung des Typs WHH GT. Einige Wohnungen besitzen einen Balkon. Das Erdgeschoss des Turmbaus bildet ein geschwungener Anbau für Geschäfte des täglichen Bedarfs (Gaststätte, Blumenladen etc.). Der Eingangsbereich des Wohnturms ist sehenswert gestaltet. Das Haus steht unter Denkmalschutz und wurde entsprechend saniert.
Bumerang, auch U-Block genannt (Hausnummern 3-12)
Das Haus besitzt zehn Obergeschosse und ist eine Abwandlung des Fertigbautyps P2/11 mit Verlängerungen des Typs WBS 70 (Hausnummern 11 und 12, die sich durch ihre Fassadengestaltung deutlich abheben und 1987 bezugsfertig wurden). Die Hausnummern 6 bis 8 besitzen Winkel-Elemente, sodass die Hauseinheiten abgeknickt werden können, ohne dass eine Lücke dabei entsteht. Daher gibt es einige Wohnungen mit trapez-förmigen Zimmern. Durch seine Form erhielt der Block an der süd-östlichen Ecke des Platzes im Volksmund den Namen „Bumerang“. Alle Wohnungen besitzen einen Balkon zum Platz. In den Obergeschossen befinden sich Atelier-Wohnungen mit einem Glaswürfel (Atelier) und Terrasse auf dem Dach. Hervorzuheben ist die für Plattenbauten schon damals ungewöhnliche Farbgestaltung. Die Wände und Brüstungen der Loggien aus Waschbeton besaßen einen weißen Grundton und Seitenteile aus blau emailliertem Blech. In jedem dritten Stockwerk wurden die Loggien verglast (4. Etage, 7. Etage und 10. Etage). Die Außenwände der Kurven (Trapez-Elemente) erhielten eine gelbe Keramikverkleidung. Ebenfalls in den Kurven schmückte man die verglasten Loggien mit roten Brüstungen. Das Haus steht unter Denkmalschutz und wurde von 1994 bis 1997 entsprechend saniert.
Grüner Block (Hausnummern 15-22)
Das Haus besitzt zehn Obergeschosse und liegt an der Süd-West-Ecke des Platzes. Es handelt sich um einen Block des Typs QP. Nur wenige Wohnungen besitzen einen Balkon (Südausrichtung), dafür jedoch sehr große Fenster in den Wohnbereichen. Ursprünglich besaß das Gebäude eine grüne Keramik-Verkleidung – die jetzige Gestaltung lehnt sich daran an.
Schlange, auch S-Block genannt (Hausnummern 23-32)
Das Haus besitzt zehn Obergeschosse und liegt an der Nord-West-Ecke des Platzes. Es handelt sich um den gleichen Bautyp wie beim „Bumerang“. Allerdings besitzt dieses Haus zwei Knicke, sodass es – wie der volkmündliche Name verrät – eine Schlangen- oder S-Form erhielt. In der Mitte der Kurve, die an den Straßenrand grenzt, befindet sich ein Durchgang für Fußgänger. Das Haus ist 300 Meter lang. Alle Wohnungen besitzen einen Balkon zum Platz. Auch hier gibt es wie beim „Bumerang“ Atelier-Wohnungen in den Dachgeschossen. Das Haus steht unter Denkmalschutz und wurde entsprechend saniert. Die Eingangsbereiche dieses Hauses sind original erhalten. Die ursprüngliche Fassadengestaltung entspricht der des Hauses „Bumerang“.
Kaufhalle (Hausnummer 14)
Direkt an der süd-westlichen Straßenkreuzung wurde für die vielen neuen Anwohner eine Kaufhalle errichtet. Sie steht als eingeschossiger Solitär in der Grünfläche und galt bei ihrer Erbauung als eine der modernsten der DDR. Mehrere Szenen des DEFA-Filmes Die Legende von Paul und Paula wurden in diesem Gebäude aufgenommen.
Infrastruktur
Nahverkehr
Verkehrstechnisch ist der Platz sehr gut an den Rest der Stadt angebunden ist, wofür vor allem die sehr zentrale Lage verantwortlich ist. Der Alexanderplatz liegt in unmittelbarer Nachbarschaft. So kreuzen viele Straßenbahn-Linien den Platz. Langfristig ist ein Haltepunkt der noch nicht realisierten U-Bahnlinie 11 vorgesehen. Aus finanziellen Gründen ist dies jedoch auf absehbare Zeit sehr unwahrscheinlich.
Sonstiges
In der ehemaligen Kaufhalle in der Platzmitte befinden sich ein Supermarkt und eine Filiale der Post sowie ein Backwarengeschäft. Im Turmhochhaus befinden sich gastronomische Einrichtungen und ein Frisör.
Lenindenkmal
Das Lenindenkmal wurde von Nikolai Tomski, dem damaligen Präsidenten der Akademie der Künste der Sowjetunion, entworfen. Es wurde am 19. April 1970 - am Vortag des 100. Geburtstags von Lenin - eingeweiht. Es stand auf einem runden Sockel, der 26 m im Durchmesser maß. Darauf stand die 19 Meter hohe Figur Lenins. Das Monument wurde aus rotem, ukrainischem Granit hergestellt. Tomski versprach sich einen guten Kontrast zu den grünen Hügeln des Volksparks Friedrichshain, der sich auf der Nordseite des Platzes befindet. Ursprünglich war von Hermann Henselmann an dieser Stelle ein Bibliotheks-Pavillon in Form einer sich spiralförmig nach oben aufrollenden roten Fahne vorgesehen. Damit wollte er die Ehrung Lenins symbolisch erfahrbar machen und gleichzeitig ein kulturell nutzbares (Bildungs-) Gebäude schaffen.
Der Berliner Bezirk Friedrichshain beschloss 1991 den Abriss des Denkmals. 40 Abgeordnete stimmten dafür und 13 dagegen. Das Lenin-Monument stand seit 1979 auf der Denkmalliste der DDR. Stadtentwicklungssenator Hassemer (CDU) ließ es nach dem Friedrichhainer Beschluss von der Denkmalliste streichen. Aus Protest gründeten Anwohner die Bürgerinitiative „Lenindenkmal“ und protestierten gegen den Abriss, weil es zum Ensemble des Platzes gehöre. Der Protest wurde von Künstlern und Politikern unterstützt. Die Enkel von Prof. Tomski, der das Denkmal entworfen hatte, wie auch Anwohner klagten gegen den Abriss – ohne Erfolg.
Der Abriss erfolgte ab dem 8. November 1991. Am 13. November geschah der wohl symbolträchtigste Teil der Arbeiten: der 3,5 Tonnen schwere Kopf wurde abgehoben. Dies ist zum Beispiel in dem Film Good Bye, Lenin! thematisiert. Der Abriss des gesamtem Denkmals dauerte mehrere Monate bis zum Februar 1992. Viele Menschen versuchten, die Abrissarbeiten zu verhindern oder zumindest zu blockieren, letzteres gelang ihnen. Insgesamt kostete der Abriss mehr als 100.000 D-Mark.
Die 129 Teile des Denkmals wurden in der Sandgrube am Seddinberg bei Berlin-Müggelheim vergraben. Was in der Zukunft mit den Resten des Denkmals geschehen soll, ist unklar.
Heute steht an dieser Stelle ein Springbrunnen. Dieser wurde von Adalbert Maria Klees entworfen und 1994 eingeweiht. Auf einer Naturstein-Fläche wurden insgesamt 14 große Findlinge platziert, der schwerste von ihnen wiegt 24 Tonnen. In der Mitte des Ensembles befinden sich fünf Findlinge mit Wassersprudlern. Diese sollen die fünf bewohnten Erdteile darstellen. Die Steine sind nach den Kontinenten, auf denen sie gefunden wurden, benannt.
Weblinks
52.52305555555613.429722222222Koordinaten: 52° 31′ 23″ N, 13° 25′ 47″ O
Wikimedia Foundation.